unbekannte Pilze auf Holz

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 2.078 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Chorknabe.

  • Hallo,


    heute fand ich an einen stark bemoosten Baumstamm ein kleine Gruppe Pilze, die ich so gar nicht einsortieren kann. Grundsätzlicher Habitus ritterlingsartig; der größte Fruchtkörper hat einen Hutdurchmesser von ca 5cm. Auffällig ist vor allem der geradezu fellige Hut. Auf den Bildern sieht man offensichtlich verfärbte Bereite Die Lamellen sind düster bräunlich, die Lamellenscheiden deutlich heller (Cheilos?). Der Stiel war kräftig verwurmt, dennoch meine ich zu erkennen, dass er hohl sein könnte. Geruch muffig mit unangenehmer Komponente, Geschmack nicht getestet. Spp-Abdruck ist gerade in Arbeit, erste zarte Spuren weisen auf ein sehr kaltes dunkles braun hin, vielleicht sogar eine lilalicher Stich. Ich habe so gar keine Idee, in welche Richtung es gehen könnte. Ideen?



  • Spannend, kannst du den mal noch komplett von unten samt Lamellenansatz fotografieren, oder sind die FK im Wald geblieben?


    Ich glaube hier noch nicht an Cortinarius, so direkt auf Holz?


    LG Sebastian

  • Andererseits fällt mir akut auch nichts anderes ein. Das Velum erinnert schon stark an Cortinarius/Telamonie und sehr selten können die ja wohl auch an morschem Holz vorkommen. Aber so eine Gruppe Telamonien(?) habe ich auf Holz noch nicht gesehen. Bin gespannt, was noch diskutiert wird. Ein Sporenmikro wäre natürlich toll :)


    LG Sebastian

  • Hallo,


    es gibt Neuigkeiten. Die Hüte haben nur mäßig abgesport, aber man erkennt ein ockerliches braun - ich würde die Farbe am ehesten als tabakbraun bezeichnen. Die Sporen habe ich mikroskopiert; siehe Bild. Cortinariussporen sind schon mal nicht. Sporenmaße sind ca 10 x 5..6 µm.



    Die Lamellenhaltung ist ritterlingsartig: Burggraben, mit Zahn herablaufend.


    Die Lamellenscheide ist definitiv merklich heller als der Rest der Lamelle. Also habe ich versucht, ein paar Cheilozystiden zu mikroskopieren; leider ist mir das nur mäßig gelungen.




    Kommt man mit diesen Informationen jetzt weiter?

  • Hallo Thomas,


    danke für das Nachreichen der Sporen und Cheilozystiden. Die Sporenoberfläche ist wohl eher glatt und nicht warzig (vermute ich anhand der Bilder, die Oberfläche der Sporen ist aber so aus der Ferne schwer zu beurteilen, ein auch zartes Sporenornament wird man ggf. nur bei 1000fach Ölimmersion in der Abrasterung der Oberfläche sehen). Glatte Sporen würden gegen Cortinarius sprechen ähnlich wie das büschelige Wachstum auf (Nadel??)holz. Cortinarien hätten zudem eher rostbraunes SPP, ich verstehe dich so, dass dies hier eher hellbraun ist. Tabakbraun oder Schokoladenbraun sind für mich schwierige Begriffe.


    Aber was dann. Also, ich lande sowohl in Makro- als auch in Mikroschlüsseln im Nirgendwo.

    Hatte an etwas Richtung Gymnopilus gedacht, dazu könnten auch die Cheilos und die auf den Bildern etwas gelblichen Lamellen passen, sowie das Wachstum auf Holz. Aber auch Gymnopilus hat regelhaft zumindest leicht warzige Sporen. Auch makroskopisch mag da nichts passen.


    Andere Gattungen scheinen noch weiter weg. Also, ich tue mich leider trotz deiner gelieferten Bilder und Daten sehr schwer mit dem Fund.


    Vielleicht hat hier sonst noch jemand eine Idee. Würde mich schon interessieren. Vielleicht liege ich auch mit bestimmten Schlüssen neben der Spur, lerne gerne dazu.


    LG Sebastian

  • Hallo Thomas


    Die Sporen und Zystiden erinnern an einen Risspilz aus der Gattung Mallocybe.

    Der Standort passt aber nicht. Man sieht ja immer wieder bodenbewohnende Pilze auf stark überwachsenem Holz (z.B. Täublinge).

    Ich würde deshalb nicht zwingend nur bei Holzpilzen suchen.

    Aber die meisten Mallocybe-Arten wachsen in Pioniervegetation, nicht im Moos.


    Kriegst du noch ein besseres Bild der Zystiden hin? In KOH, nach und nach etwas mehr quetschen bis sie einzeln rumschwimmen.

    Ich kann so nicht erkennen ob die Zystiden septiert sind oder nicht, und was die dominante Zystidenform ist.


    Gruss Raphael

  • Hallo,


    ich danke Euch für Eure Ideen! Wenn unter Berücksichtigung aller meiner Angaben nichts passt, muss man eventuell einige meine Angaben in Zweifel ziehen. X/ Ich war mir ziemlich sicher, dass mein Fund auf Holz wuchs, weil unter dem Moos eine sehr fest kompakte Struktur war, und ich die Pilze nur mit viel Kraft und einem Messer vom Substrat lösen konnte. Es ist aber gut möglich, dass es doch kein Holz war - oder das Holz so sehr mit anderem Substrat überdeckt, dass der der "Holzaspekt" unwichtig ist.


    Zum braun: wegen des spärlichen Sporenabwurfs lässt sich die Farbe nur schwer einschätzen. In jedem Fall ist es aber ein kaltes (also kaum Rottöne), nicht sehr dunkles Braun. Da wären Risspilze/Mallocybe durchaus in Schlagdistanz.


    Ein Quetschpräparat in KOH (3%?) werde ich wohl heute Abend hinbekommen. Sehen wir dann weiter.


    Anbei noch ein Detailbild vom Fund.


  • Bei Hebeloma und Mallocybe war ich auch schon unterwegs. Hebeloma halte ich aus den genannten Gründen ebenfalls für sehr unwahrscheinlich.

    Für Mallocybe könnten die septierten Cheilos sprechen. Die sind ja durchaus zu sehen, wie ich meine. Aber so kopfige Cheilos? Die sind ja dann oft auch eher keulig, blasig oder zylindrisch. Und welche Art? Es scheint solche Aggregate wie leucoloma/hebelomoides (womit wir wieder beim Thema Hebeloma wären :) zu geben, aber da kenne ich mich zu wenig aus.


    Vielleicht Mallocybe leucoblema: Einzeln bis büschelig in Nadelwäldern, auch in Sphagnum-Niedermooren möglich (nach Ludwig selten und bisher nur südlich der Mainlinie gefunden). Sporen würden durchaus passen. Cheilos so naja, die zu sehenden (auch mehrfach) septierten schon. Die kopfigen, nichtseptierten? ... Puuh


    Ggf. nicht holzbewohnende Arten zu berücksichtigen, finde ich aber insgesamt einen guten Hinweis, habe da auch schon vereinzelt das ein oder andere gefunden, was da nicht hingehört. Obwohl dann eigentlich auch nicht in solchen Gruppen. Aber wenn Thomas dass jetzt auch nochmal ein Stück relativiert ...


    Ein tolles Rätsel.


    LG Sebastian

  • Hallo,


    Mallocybe leucoblema schaut gut aus - das kommt meinem Fund makroskopisch durchaus sehr nahe. Klasse! Das Risspilze auch so stämmig "dürfen", war mir neu. Aber die ganze Gattung Risspilze (bzw. jetzt Gattungen) ist noch ein riesiger weißer Fleck auf meiner mykologischen Landkarte, deswegen hatte ich überhaupt nicht in diese Richtung gedacht.


    Ich habe vorhin einige Mikrofotos gemacht. Ich hoffe ich habe es geschafft, relevante Details ausreichend darzustellen?








    Ich verlinke auch mal an unsere Risspilz-Freunde Ditte und Climbingfreak im Forum.


    Kann ich den jetzt als Mallocybe leucoblema abheften?

  • Hi,


    bei Mallocyben bin ich raus. Ich traue mich derzeit "nur" M. terrigena auf Artniveau anzusprechen. ;)


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo,


    mag noch jemand zum Abschluss etwas zu dem Fund schreiben? Die Sporen habe ich noch mit Melzer traktiert (mit H2O mikroskopiert, dann Melzer seitlich eingeleitet), konnte aber keine merkliche Farbveränderung feststellen. Bei braunen Sporen ist das vielleicht auch schwer zu erkennen?