APV-Treffen in der Kalkeifel

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 1.784 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sebastian_RLP.

  • Hallo zusammen,


    gestern ging es in die Kalkeifel zum APV-Treffen. Es gab wieder zahlreiches (weit über 120 Arten, die Gesamtliste wird noch sortiert).


    Ich möchte nur ein paar Funde zeigen, die ich mir als "Hausaufgabe" mitgenommen habe bzw. die auch tolle Neufunde für mich darstellten.


    Beginnen will ich mal mit ein paar interessanten Täublingen. Bei der Exkursion gabs einen regen Austausch und viele Diskussionen. Da vergisst man schonmal vernünftige Bilder anzufertigen. Daher muss ich mich schonmal vorab für die (teils schlechten) Studioaufnahmen der Täublinge entschuldigen, ich gelobe Besserung (vielleicht kann ich noch was nachreichen von anderen Teilnehmern):


    01 Russula pelargonia - der Espentäubling für mich ein ganz toller Erstfund, konnte ich im Feld weder ansprechen noch würdigen :) (Ich hoffe, ich kann noch ein paar Standortfotos von einer Teilnehmerin bekommen - grubilein hat vielleicht noch Bilder vom Pilz am Standort)


    gefunden, oh wunder unter Espe (Buchen weit entfernt).

    Deutlicher Pelargoniengeruch.

    Lilaliche Hutfarben und geriefter Hutrand.

    SPP IIb

    Geschmack scharf

    Guajak negativ bzw. erst nach langer Zeit langsam hellgrün

    FeSO4 siehe Bild.



    Guajakreaktion nach 10sek quasi nicht vorhanden


    FeSO4 orange/lachsfarben (Guajak hier nach Minuten)


    Sporen länglich oval mit hohen isolierten oder oft auch über feine Grate verbundenen Warzen:

    8,2-9,0 µm (av. 8,5 µm, SD 0,3 µm) x 6,0-7,5 µm (av. 6,8 µm, SD 0,5 µm); Q = 1,2-1,4 (av. 1,3, SD 0,1)(n = 6)


    HDS mit zahlreichen Pileozystiden, hier bei 100fach in Sulfovanilin:


    Hier bei 400-fach:



    Dann hatte uns ein weiterer Täubling genarrt, ich halte das nach Mikroskopie für: 02 Russula exalbicans - der verblassende Täubling


    Wohl bei der Birke (da standen halt neben der Birke noch zahlreiche andere Bäume wie z.B. Fichte, Hainbuche usw.).

    Im Feld nur weiße, zum Zentrum olivliche Farben, erst beim Trocknen tauchten interessanterweise wieder rosaliche Farben auf. Habt ihr diese Erfahrung auch schon gemacht? Das der wieder Farbe bekommt beim Trocknen? Fand ich spannend.

    Geschmack, schnell scharf

    SPP IIIa-b

    Guajak negativ

    FeSO4 eigentlich langsam schmutzig-orange (ein erst grau-grün, wie MXM es beschreibt, konnte ich nicht feststellen)


    Hier Hutfarben wie an Fundstelle:


    nach längerer Liegezeit dann so:



    Sporen: 8,0-8,6 µm (av. 8,3 µm, SD 0,2 µm) x 6,5-6,8 µm (av. 6,7 µm, SD 0,1 µm); Q = 1,2-1,3 (av. 1,2, SD 0,0)(n = 5)

    Auch hier teils isolierte, teils gratig verbundene Warzen, diese aber nicht ganz so prominent.


    HDS 400fach - Pileozystiden in SV:


    Desweiteren hoffe ich richtig bestimmt zu haben 03 Russula sanguinaria - der Bluttäubling


    Es passt eigentlich alles zusammen, außer dass er auf saurem Boden vorkommen soll, waren wir doch in einem ausgewiesenen Kalkgebiet. Vielleicht Oberflächenversauerung, oder ich vertue mich bei der Bestimmung. In der Nähe gabs auch Körnchenröhrlinge, die ja gerne unter Kiefer auf Kalk vorkommen.


    Jedenfalls unter Kiefer (sehr entfernt Birke), Hut eher heller rot, wirkte körnig (siehe Bild) und wird auch so beschrieben. Stiel ebenfalls hellrot, bei jüngeren Exemplaren stark ausgeprägt (siehe unten).

    Geschmack scharf

    SPP IIIa (-b)

    Guajak prompt blaugrün (hier beschreibt MXM nach 20sec. umschlagend, solange hat es nicht gedauert, färbte sich wie gesagt sofort um)

    FeSO4 eher blass


    Sporen weitestgehend isoliert, nur vereinzelt gratig verbunden: 7,8-8,4 µm (av. 8,0 µm, SD 0,2 µm) x 5,9-6,9 µm (av. 6,4 µm, SD 0,4 µm); Q = 1,2-1,3 (av. 1,2, SD 0,1)(n = 4)


    HDS in Kongorot (Pileos waren gut zu erkennen, wie ich meine, daher nicht mehr in SV angeschaut):


    Es fanden sich weitere (rotstielige) scharfe Russula. Hier ein Bild von einem anderen Teilnehmer: der gar nicht so seltene 04 Russula queletii - Stachelbeertäubling (links unten, absolut eindeutig vom Geruch unter Fichte) neben weiteren Arten. Den mittleren scharfen Täubling bekomme ich nicht eingeordnet, er liegt mir selbst nicht zur Untersuchung vor. Der hellrote rechts hingegen war glaube ich wieder unsere Russula sanguinaria (?, siehe oben) in klein.


    Ansonsten Russula integra als häufiger Pilz unter Fichten, erspare ich euch jetzt mal.



    Lieber zeige ich euch noch einen weiteren tollen Erstfund für mich: 05 Entoloma sinuatum - der Riesenrötling


    stand bei Eichen in großen Hexenringen und war dort bereits dank seiner stattlichen Größe, den gelben Lamellen, dem Sporenpulver (auf Hut kleinerer Fruchtkörper) und seinem mehligen Geruch einwandfrei ansprechbar.


    Mit der Sporenmessung (H2O) tue ich mich hier etwas schwer. Meine Messungen passen aber zu den Angaben im Ludwig:

    Sporen nahezu isodiametrisch: 7,9-9,1 µm (av. 8,4 µm, SD 0,4 µm) x 7,2-8,5 µm (av. 7,9 µm, SD 0,5 µm); Q = 1,0-1,2 (av. 1,1, SD 0,1)(n = 7)



    Überhaupt noch nicht weit gekommen bin ich bei den Cortinarien:

    Unter Fichten und eindeutig 06 Cortinarius meinhardii - der Dottergelbe Klumpfuss






    07 dürfte dann wieder Cortinarius trivialis-der natternstielige Schleimfuss sein, der in diesem Gebiet sehr häufig vorkommt. Interessanterweise mal mit eher braunen und mal (auch direkt nebenan) mit eher gelben Hutfarben. Kann der scheinbar beides, oder vertue ich mich da:


    Braunhütig hatte ich den neulich schonmal vorgestellt: Aus der Eifel die Zweite: Cortinarien

    Oder habe ich hier unterschiedliche Arten?


    08 Vermutlich Cortinarius largus: Kalk, Buche, typische Farben und entsprechende KOH-Reaktion (20% - gelber Rand)


    Zahlreiche Telamonien haben wir (noch) gar nicht genauer angeschaut. Hier mal eine Auswahl:

    08 Cortinarius spec.




    09 Cortinarius spec. (Dachte hier erst kurz an hinnuleus, den hatten wir an anderer Stelle, allerdings mit dunkelbraunen Hutfarben, dass scheint mit hier doch nicht gut zu passen)


    In einem weiteren Gebiet auf Kalkmagerrasen, welches von vereinzelten Kiefern durchzogen wird UNMENGEN 11 Ringloser Butterpilz - Suillus collinitus


    Dazwischen dann UNMENGEN 12 Kupferroter Gelbfuß - Chroogomphus rutilans (die wachsen ja glaube ich auch miteinander bzw. aufeinander, ich weiß gar nicht genau, ob partnerschaftlich oder parasitierend).

    Ganz tolle, stattliche und frische Fruchtkörper, die ich in solchen Mengen auch noch nicht gesehen habe.





    Neben dem ringlosen (hier unterhalb nochmal links im Bild) auch noch der 13 Körnchenröhrling - Suillus granulatus (rechts im Bild). Ebenfalls unter Kiefer.

    (danke Rudi, fürs Vergleichbild)


    Auch die 14 Espenrotkappe durfte nicht fehlen


    Außerdem musste noch ein brauner Ritterling geklärt werden. Ich meine es handelt sich hier jeweils um

    15 Tricholoma batschii, den fastberingten, Tricholoma imbricatum, der feinschuppige Ritterling (danke Pablo)

    auf Kalk, unter Kiefer (auch nix anderes in der Nähe) und mit scharfrandig weiß abgesetzter Stielspitze


    Standort 1:


    Standort 2:



    Außerdem hatten wir noch drei verschiedene Reizkerarten. Neben L.deterrimus (den ich hier nicht zeigen möchte) noch

    16 L. deliciosus unter Kiefer



    17 L. semisanguifluus (mehrere Standorte):

    (danke für das Schnittbildfoto an Rudi)


    Tja, man müsste wohl immer so weitermachen, aber jetzt ist es doch schon spät geworden.


    LG Sebastian

  • Servus!


    Ui, das ist aber eine Pracht. :thumbup:


    Kleine Anmerkung zu Nr. 15: Das sieht für mich viel eher aus wie Tricholoma imbricatum (Feinschuppiger Ritterling). Der kann auch eine scharf abgesetzte, weiße Stielspitze haben, aber Tricholoma batschii hätte schon eine richtige Ringzone, also aus erkennbaren Velumresten aufgebaut. Die fehlt hier, auch die Struktur der Hutoberfläche passt besser zu T. imbricatum.



    Lg; pablo.

  • Hallo Pablo, lieben Dank ...


    Tricholoma imbricatum passt in der Tat sehr gut, den hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Hatte irgendwie nur in der Vergleichstabelle von Ustale bei Ludwig geschaut, aber da steht ja auch unberingte, braune, GLATTHÜTIGE Tricholomaarten. Wieder gefangen in den eigenen Vorannahmen.


    Das ist dann auch eine neue Art für mich. Die schlanken, langen Stiele sind mir eigentlich auch sofort ins Auge gefallen. Sehr schöne Fruchtkörper.


    Danke für den Schubs in die richtige Richtung.


    LG Sebastian

  • Hallo Karl,


    tatsächlich ist mir der ganze Komplex unbekannt. Von daher danke ich dir für den Hinweis. Ich werde mich da morgen mal verstärkt mit auseinandersetzen. Einen kleineren Fruchtkörper habe ich noch, der war aber wiederum nicht von dieser Wahnsinnswiese. Insofern wäre es spannend gewesen zu schauen, ob wir ggf. sogar unterschiedliche Arten an unterschiedlichen Standorten hatten und wie diese sich dann darstellen. Mal sehen ob ich morgen noch einige Tests am getrockneten Fruchtkörper machen kann.


    Ich freue mich auch, dass die Eifel nun doch wieder einiges bietet. Nur die Wiesenpilze waren bislang der Totalausfall. Wir waren auf ausgesprochen gut und für ihre Vielfalt bekannten Flächen unterwegs, aber dahingehend war es leider enttäuschend. Auch Rubroboleten, wie z.B. den Satanspilz und andere habe ich noch nicht finden können. Da hatte ich ein wenig drauf gehofft. Nun ja, wird sicher auch irgendwann noch klappen.


    LG Sebastian

  • Hallo nochmal,


    also, ich habe mir den Chroogomphus nochmal angeschaut. Wir hatten ja Funde an zwei Standorten, leider hatte ich nur noch einen FK von der ersten Fundstelle. Dieser wirkt tatsächlich etwas kräftiger lila/purpur von seinen Farben und insgesamt waren die Fruchtkörper auch schlankstieliger als der oben gezeigte Fund des zweiten Standortes (vgl. oben Nr. 12):



    Die Lamellentrama diese Fundes ist deutlich bzw. kräftig amyloid:


    Die Zystiden sind eher dünnwandig (bis max. um die 1µm):


    Die Sporen liegen etwa bei (Quick and Dirtymessung auf den Lamellen!):

    18,2-20,0 µm (av. 19,0 µm, SD 0,7 µm) x 5,9-6,7 µm (av. 6,3 µm, SD 0,3 µm); Q = 2,9-3,2 (av. 3,0, SD 0,1)(n = 4)



    Insofern könnte es sich nach dem übersetzten Schlüssel von Hahn tatsächlich um Chroogomphus purpurascens handeln. Und die Wahrscheinlichkeit, dass diese stämmige, mehr ins gelb-rote gehende Art von der Wiese (Nr. 12 oben) etwas anderes war, ist durchaus denkbar (vielleicht dann rutilans s.str.). Das kann ich nun nicht mehr rausfinden leider.

    Interessant vielleicht noch:

    • Der hier gezeigte Fund in Nähe von Suillus granulatus und Kiefer
    • Nr. 12 oben bei Suillus collinitus und Kiefer

    Keine Ahnung, ob dieser Aspekt ggf. auch eine Rolle spielt.


    LG Sebastian

  • Hallo Sebastian,


    tolle Funde habt ihr gemacht - danke, dass du sie hier so schön präsentierst!

    Ich wäre gerne dabei gewesen, bin aber erst am Samstag abend aus dem Urlaub zurückgekommen.

    Vielleicht beim nächsten Mal ...

    Viele Grüße

    Gerd