Ein Wochenende im Elsass

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 1.837 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Loona.

  • Hallo zusammen


    Vergangenes Wochenende war ich mit unserem Verein im Elsass. Es war die weite Reise wert...


    Bitte korrigiert mich wenn ich irgendwo falsch liege, viele von euch kennen diese Wälder und Pilzarten viel besser als ich.


    Am ersten Tag gab es einen ausgedehnten Spaziergang durch einen Wald mit verschiedenen Bäumen. Buchen, Kastanien, Eichen, Hainbuchen, Fichten.

    Ich habe viel Standard-Zeug mitgenommen was ich in "meinen" Wäldern hier nicht finde, damit langweile ich euch nicht.

    Deshalb nur diese zwei:


    1: Ein wunderschöner Schirmling

    Lepiota ignivolvata


    Sporen in Melzer...


    Cheilozystiden keulig...


    HDS aus sehr langen Elementen, dazwischen kürzere keulige.



    2: Ein Langfüsser

    Helvella macropus


    Sporen in Wasser



    Am zweiten Tag war es dann viel interessanter, wir waren auf einem ausgedehnten Trockenrasen.


    3: Ein Traum?

    Floccularia straminea


    Was soll ich sagen... da stand ein riesiger Hexenring von denen, sicher über 50 Stück, alle waren schon reif und hatten gründlich abgesport.

    Deshalb haben wir uns erlaubt, einige für ein hübsches Foto zusammenzustellen.



    4: Ein merkwürdiger Helmling

    Wir hatten alle keine Ahnung was das sein könnte und es gab die wildesten Theorien.

    Einige Meter entfernt standen diese hier:


    Mycena pseudopicta


    Mikroskopisch stellte sich dann heraus, dass beide Kollektionen Mycena pseudopicta sind.


    Sporen fast zylindrisch


    Zystiden koralloid



    5: Eine Infundibulicybe

    Das war ein Massenpilz. Mit diesen rotbraunen Farben halte ich es für Infundibulicybe glareosa.


    Sporen tropfenförmig


    HDS deutlich inkrustiert pigmentiert.



    6: Spodocybe die erste

    +

    Chinesische Mykologen haben die Gattung Spodocybe letztes Jahr von Clitocybe getrennt.

    Das hier müsste wohl Spodocybe collina sein.


    Die Sporen sind sehr klein, selten über 5 µm lang.


    Die HDS ist braun pigmentiert, mit vielen halb aufgerichteten, keuligen Endzellen.



    7: Spodocybe die zweite


    Ich dachte erst das sind einfach kleinere Exemplare von der anderen Spodocybe.

    Zum Glück habe ich sie mitgenommen, ich denke nämlich das ist die ähnliche Spodocybe herbarum.


    Die Sporen sind viel schlanker, bis über 6.5µm lang, und mehr zylindrisch geformt.


    Auch die HDS hat eine völlig andere Struktur.



    8: Kein Trichterling

    Viele dieser braunen Pilze sind seitlich gestielt, und die braunen Lamellen verraten ihn auch: Pleurotus nebrodensis.


    Sporen in Wasser


    HDS intrazellulär pigmentiert.


    Danke fürs Mitlesen.


    Lg, Raphael

  • Hallo, einen sehr schönen Ausflug zeigst Du uns da, danke!

    Dieser Traumpilz Nummer 3, - auf dem Umschlagbild eines italienischen Pilzbuches - war vor etwas mehr 30 Jahren der Grund, dass ich anfing stundenlang in dem Buch zu blättern, und einer dafür dass ich jetzt Bio- und wohl auch Mykologe bin ...auch wenn ich immer noch drauf warte, ihn selber mal zu finden. :)


    Schöne Grüße

    Eberhard

    Chiprechnerei:

    284 (goldene Zeit < APR 2020), dann viele Min-, wenige Plusse, APR 21 + andere Rätsel: 272. Nach -20 Startgeld APR22: Tiefpunkt bei 252.

    Dort: nach Wetten, Abrackern, Platz 1 und Prozenten f. GI warens: 300. Dann APR '23-Startgebühr: =>280. Dort: 5 (Platz 7) + 6 (Platzwette) + 3 (500. Beitrag Rätsel) + 5 (Jokerschnellstrauswurf) + 3 (Frühjoker) + 3 (Kurzphal) + 3 (Teamphal) + 3 (Kreativ-Bonus) - 5 (Gewinnsteuer-GI) + 4 (get. viertbester Phal ) = 310

    Einmal editiert, zuletzt von eberhardS ()

  • Salve!


    Ach ja... Nummer Drei wär' auch für mich ein Traumpilz. :thumbup:
    Offenbar sollte ich in den Vogesen auch mal mehr auf die Wiesen gehen. Sieht schon spektakulär aus,
    Allerdings kann ich mir wirklich nicht vorstellen, wie die beiden unter (4) gelisteten Kollektionen zur gleichen Art gehören sollen. Das wäre selbst dann eine arg extreme Variationsbreite, wenn man von unterschiedlichen Entwicklungsstadien der Fruchtkörper ausgeht. :gskeptisch:



    LG; Pablo.

  • Allerdings kann ich mir wirklich nicht vorstellen, wie die beiden unter (4) gelisteten Kollektionen zur gleichen Art gehören sollen. Das wäre selbst dann eine arg extreme Variationsbreite, wenn man von unterschiedlichen Entwicklungsstadien der Fruchtkörper ausgeht.

    Hallo Pablo


    Wem sagst du das... drei von uns haben Material heim genommen und alle kamen unabhängig voneinander zum gleichen verwirrenden Ergebnis.

    In FNE5 wird eine Kollektion dargestellt, die farblich zumindest in die Nähe kommt. Ohne das wäre ich hoffnungslos in der Sackgasse gelandet.

    Es gab auch noch eine dritte Übergangskollektion mit dunklen Farben aber kaum bereiftem Stiel:



    Gruss Raphael

  • Hallo, Raphael!


    Ui. Enorme Variationsbreite... Oder noch eine unbeschriebene Art, mit gleichen Mikromerkmalen, aber unteschiedlichem Äußeren?
    Spannend, egal wie es sich letztlich verhält. Wenn man das bestimmungstechnisch so einordnen muss, anhand der Makro- und Mikromerkmale, dann ist es eben so. :thumbup:



    Lg; pablo.

  • Hallo Raphael, nach einer kleinen Odysse mit dem C-Wort, Computerklau und gecrashter Festplatte bin ich jetzt wieder da. In der Schweiz war ich nicht und musste meinen Urlaub wegen C absagen, dazu aber direkt in einer E-Mail in den nächsten Tagen mehr. Zu Deinen beiden Spodocyben: Die erste, von der Du annimmst, es sei Spodocybe collina ist Clitocybe cyanolens. Die kommt im Elsass tatsächlich vor und ist schon oft z. B. vom Bollenberg berichtet worden. Der zweite gezeigte Pilz von den beiden ist dann Spodocybe collina.

  • Hallo Peter


    Schön von dir zu hören, ich hatte mir schon Sorgen gemacht.

    Clitocybe cyanolens hatte ich nicht auf dem Radar, danke für den Hinweis. Der Standort passt recht gut, wie es der Zufall will war ich auf dem Bollenberg.

    Allerdings hatte die Kollektion (wie auch die andere Spodocybe) einen stark mehligen Geruch, nicht zyanidisch, obwohl auch recht alte Fruchtkörper dabei waren.

    Auch nach einem Tag im Kühlschrank war der Geruch noch konstant mehlig.


    Bei der zweiten Spodocybe bist du ganz sicher? Ich habe neuere Literatur hier ausser Acht gelassen und mich nach Clémençon 1984 orientiert, später wurde ja C. herbarum meistens als Synonym von collina gesehen.

    Mit diesem Sporenmassen, der HDS-Struktur und sogar den Basidienmassen passt das eher zu S. herbarum.

    Leider habe ich keine anderen vertrauenswürdigen Beschreibungen von der Art.


    Gruss Raphael

  • Leider nicht, aber Clémençon hat ja keine eigene Beschreibung verfasst sondern sich an die OB gehalten und diese lediglich kommentiert.

    Andererseits ist die OB zu collina von Velenovsky so dürftig, dass man nicht sicher sein kann was er wirklich in der Hand hatte. Die spätere ausführliche Beschreibung von Klan könnte demnach auch etwas anderes sein. Ich weiss nicht ob der Typusbeleg noch existiert und bereits nachuntersucht oder sequenziert wurde.


    Gruss Raphael

  • Métrod hatte wegen des Mehlgeruchs C. cyanolens ja zunächst als Clitocybe ditopoda (Fr.) var. longispora beschrieben. Der riecht schon deutlich nach ranzigem Mehl und ich habe auf dem einzigen Standort in D, den ich kenne, öfter vergeblich den Blausäuregeruch gesucht.


    Lt. Romagnesi hat Klán, der C. collina umkombiniert und ausführlicher beschrieben hatte, eine Verschiedenheit von C. herbarum und C. collina bestätigt. Die Chinesen, die Spodocybe beschrieben hatten, hatten ja auch zwei Belege von C.trulliformis aus Europa sequenziert und mitgeteilt dass die wohl auch zu Spodocybe gehören. Da Vizzini dann zusammen mit Alvarado ud Dima sowohl Spodocybe collina als auch herbarum neben trulliformis und fontqueri umkombiniert hatten, gehe ich davon aus, dass ihnen entsprechende Sequenzen vorlagen, auch wenn diese wohl noch nicht in einer Datenbank erfasst sind. Ich hoffe da kommt bald mal eine ausführlichere Arbeit. Ich denke, dass Alvarado schon vor den Chinesen gesehen hatte, dass diese mehlig riechenden Pilze mit den weit herablaufenden Lamellen nicht zu Clitocybe gehören und als die Arbeit der Chinesen draußen war, hat man sich erst mal lediglich die neuen Umkombinationen gesichert.Allerdings kenne ich die Originalarbeit von Vizzini et al. nicht, weil die Zeitschrift fast niemand hat.