Tricholoma album?

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 2.289 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schupfnudel.

  • Hi.


    Diese ekligen Stinker habe ich heute auf lehmigem Boden im Auwald gefunden. An Bäumen habe ich Linde, Eiche, Hasel und Hainbuche notiert. Keine Buche und keine Birke vor Ort gesehen.

    Sie wachsen gesellig und sind zugegebenermaßen nicht mehr die frischesten.


    Geruch von den alten ist bereits fischig, mittelalte mit unangenehmer undefinierbarer Komponente. Lediglich der jüngste hat einen süßlichen Geruch nach Kunsthonig.

    Geschmack ziemlich eklig mit mehliger Beinote.


    Die Bilder sind nicht so dolle, es war arg dunkel im Wald:


    Lamellen sehr entfernt stehend. Die Stiele bräunen deutlich.



    Jüngeres Exemplar. Auffallend viele Rhizomorphen. Hüte im Alter mit blass strohfarben vom Zentrum her.



    Würde die gerne Tricholoma album nennen, wenn keine Einwände sind. Wäre mein Erstfund.


    LG,

    Schupfi

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  • Hi,


    die weißen Stinker bekommst du am besten raus, wenn du dem Geruch von allen kennst. Für mich hat Tr. album eine leichte süßliche Komponente aber auch mit stechendem Gasgeruch, welcher bei Tr. lascivum fehlt.


    Makroskopisch passt dein Fund zu Tr. album.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hi Stefan,


    ja ist beides vorhanden, aber das Spektrum der Geruchsbeschreibungen ist schon recht weit bei der Art. Von den weißen Stinkritterlingen hatte ich bisher nur Tricholoma inamoenum, von den anderen kenne ich die genauen Gerüche nicht.


    Denke aber schon, dass es Tricholoma album ist. Freut mich, RL1 in Sachsen, wie ich eben gelesen habe und müsste ein neuer Quadrant sein.


    LG,

    Schupfi

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  • Hallo Eric,


    kennst Du noch die weißen Stinker aus dem Jenaer Forst und hast den Geruch in der Nase? Eine Mischung aus ranzig süßlich mit einer widerlichen stechenden Unternote. Mal überwiegt der süßliche Anteil, mal der stechende chemische Geruch. Unter Buchen+Eichen. Demzufolge T.album?

  • Hi Thomas,


    nein, habe ich nicht mehr parat. Habe auch keine Bilder von weißen Ritterlingen aus Jena auf der Platte. Hatten wir da mal welche gefunden? Müsstest du mal Bilder einstellen.

    Bei meinen gehe ich wegen der fehlenden Buche, dem Geruch, den entfernt stehenden Lamellen, dem Bräunen und dem Vorkommen auf lehmigem Boden im Auwald von T. album aus. Kalk hat's hier beispielsweise gar keinen, da schaut's in Jena ja schon bissl anders aus.


    Bin aber wie man ja sieht auch nicht gerade der Experte für weiße Stinkritterlinge. Da gibt's hier im Forum bestimmt viele mit besserer Artenkenntnis.


    LG.

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  • Hallo zusammen,

    laut der Angabe in Großpilze BW Band 3 soll Tricholoma album ziemlich geruchslos sein und allenfalls leicht nach Mehl riechen. Der schlimmste Übelstinker im Laubwald auf basischem Boden wäre dagegen Tricholoma lascivum mit einem "dezenten" Geruch nach Bahnhofsklo. Bevor der Fund als T. album und als persönlicher Erstfund eingetütet wird, sollte man das vielleicht noch einmal prüfen.

    FG

    Oehrling

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  • Hi Oehrling,


    Danke für den Hinweis.

    Ich habe einen hier liegen zum Aussporen und checke morgen noch den Sporenquotienten, der dann unter 1,6 liegen sollte im Idealfall.

    Die Geruchsangaben sind wie gesagt sehr breit gefächert. Hier meine Liste an Geruchsangaben, die ich bei der Recherche gefunden habe:

    "aromatisch-süßlich", "Kunsthonig", "unangenehm ranzig", "sauerkrautartig", "mehlartig", "obstartig", "Hyazinthen", "Irisblüten", "gasartige Komponente".


    Geruchlos war nicht dabei, aber wenn das in den Großpilzen dabei steht, können wir den noch dazu nehmen. Wir können ja mal unsere anderen Ritterlings-Spezis fragen, wie sie selbst den Geruch von T. album in Abgrenzung zu Tricholoma lascivum wahrnehmen: Beorn  ingosixecho  Werner Edelmann


    Basische Böden habe ich hier nicht, die waren vorher in Jena am Start. Im Auwald habe ich Gley aus lehmigen bis tonigen Auensedimenten mit neutralen bis schwach sauren Böden.


    LG,

    Schupfi

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  • Hi.


    Hier die Sporen:


    Meistens deutlich kürzer als 6um, Qav unter 1,6. Da bleiben T. stiparophyllum und T. album. T. stiparophyllum laut Beschreibung oft mit geripptem Hutrand, kräftigeren Fruchtkörpern und unter Birke, das passt nicht zu meinen. T. lascivum laut Heilmann-Clausen unter Buche mit Qav über 1,6.


    Letztlich passt T. album da in der Summe der Merkmale für mich am besten.


    LG,

    Schupfi

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  • Geruchlos war nicht dabei, aber wenn das in den Großpilzen dabei steht, können wir den noch dazu nehmen. Wir können ja mal unsere anderen Ritterlings-Spezis fragen, wie sie selbst den Geruch von T. album in Abgrenzung zu Tricholoma lascivum wahrnehmen:

    Hallo Schupfnudel,

    wenn das gefundene Exemplar nicht stinkt und nur leicht honigartig riecht, landen die Tricholoma-Makroskopierer immer bei T. album (vgl. FNE4, S. 184), wenn das gefundene Exemplar nach Bahnhofsklo stinkt, immer bei T. lascivum, wenn es nach Scheunenstaub stinkt, immer bei T. stiparophyllum, wenn es nach Schwefelritterling stinkt, immer bei T. inamoenum. Man ist da irgendwo schon gezwungen, nach der Literatur zu gehen. Ich selber finde übrigens immer nur stinkende Weiße, dagegen habe ich einen Pilz, der der Beschreibung von T. album entspricht, noch nie gesehen (gerochen), das müsste also was ziemlich Seltenes sein.

    FG

    Oehrling

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    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Servus beinand',

    ich trenne T. lascivum, T. album und T. stiparophyllum nach FNE4, wobei mir das Abtrennen von T. lascivum am leichtesten fällt.

    T. lascivum ist nicht weiß, sondern, wie in der Monografie beschrieben, grau und finde sie, wie in der Monografie beschrieben, nur bei Buche.

    Hier ein Bild von Anfang Oktober aus einem kleinen Buchenhain inmitten eines Fichtenforstes:



    Deutlich sind die grauen Hüte zu sehen, die die anderen Stinker bei Eiche und Birke nicht haben, egal in welchem Entwicklungsstadium.

    Hier noch ein paar Beispiele:





    Tricholoma inamoenum ist die einzige Nadelwaldart und sieht aus wie ein grauweißer Schwefelritterling und riecht auch genau so.



    Wenn Birke und Eiche als Partner infrage kommt, ist die Abgrenzung von T. album und T. stiparophyllum schwierig, da sie sich in den Hutfarben sehr ähnlich sind.

    Die Fruchtkörper werden bei T. stiparophyllum aber deutlich größer bei auffallend engeren Lamellen.

    Ein paar Funde aus Sukzessionswäldern, wo nur Birke als Partner infrage kommt:





    Die Lamellen sind auffällig engstehend.

    Grad hab ich festgestellt, dass ich von T. album noch gar kein Foto hab.

    Meiner Erfahrung nach sind die Fruchtkörper aber meist deutlich schmächtiger mit Lamellen, die deutlich weiter und auch unregelmäßiger sind.

    Obwohl ich meine einige Pilzarten allein am Geruch erkennen zu können, tu ich mich mit den Geruchsunterschieden bei den weißen Stinkern sehr schwer.

    Schupfi's Fund halte ich auch für T. album.


    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Wie gesagt...T. lascivum und T. album sind auch makroskopisch allein schon farblich zwei verschiedene Schwammerl.

    Bei T. album und T. stiparophyllum ist das schwieriger. Da macht's dann im Zweifel tatsächlich die Lamellendichte.

    Nach FNE4 sind die drei ja auch strikt navh Wirtsbaum getrennt. Das würd ich für T. stiparophyllum an Birke und T. lascivum an Buche bestätigen wollen. Bei Buche find ich aber auch Ritterlinge, die keine klaren T. lascivum sind. Ich denke entgegen FNE4, dass T. album nicht strikt an Eiche gebunden ist.

    An liabn Gruaß

    Werner

  • Servus!


    Den bisherigen Ausführungen ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
    Allenfalls, daß ich persönlich bei etlichen Kollektionen wirklich Schwierigkeiten habe mit den Gerüchen, weil mindestens eine der Arten auch jung mehlartig riechen kann, sich bei alten fruchtkörpern dagegen die Gerüche der drei aneinander annähern.

    Tricholoma stiparophyllum ist allerdings eine Art, die ich meistens auch ohne Geruchsprobe makroskopisch recht sicher anzusprechen glaube.
    Eben wegen den großen Fruchtkörpern mit stärker gedrängten Lamellen sowie den im Alter oft (nicht immer) gerippten Huträndern.

    Zudem hat T. stiparophyllum eine positive Guajak - Reaktion (Stielspitze + Stielbasis = in <1min türkis):



    Tricholoma lascivum dagegen negativ:


    sowie das, was ich für Tricholoma album halte, an der Stielspitze negativ, aber positiv an der Stielbasis:


    Das mit dem Guajak könnte man in der Gruppe mal noch weiter verfolgen, eventuell versteckt sich da auch noch ein bestimmungstechnisch verwertbares Detail.



    LG; Pablo.

  • Hi.


    Vielen Dank an alle! Den Thread kann man eigentlich direkt verlinken wenn mal wieder weiße Ritterlinge angefragt werden, da hier ja doch einiges an sehr guten Infos zusammengekommen ist!


    Lamellen zählen war schwierig bei meinen, da bei allen Exemplaren einige Teile der Lamellen abgefressen waren. Bei dem vollständigsten kam ich auf +-38.

    Dass die Gerüche eher komplex und wandelbar sind, sehe ich ja bei meinen. Der süßliche Geruch ist nur bei einem FK da, dort aber deutlich.


    Ich habe mal noch 2 FK mit Guajak beschmiert. Bei mir hat es 2 Minuten gedauert eh die Stielbasis deutlich blau wurde. Die Stielspitze reagiert schwächer, bzw. bei dem alten Stiel gar nicht.


    Geht also schon auch in die Richtung von Pablos Versuch.


    LG,

    Schupfi

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  • Moin!


    Das mit der Guajak - Reaktion ist auch nur im Beobachtungs - Stadium. Ob und wenn ja wie zuverlässig das ist, kann ich nicht abschätzen, bei so einer handvoll durchgetesteten Kollektionen. Man muss das halt bei jeder Kollektion auch abgleichen mit den gängigen Merkmalen (Lamellenanzahl, Hutfärbung, Geruch, Mykorrhiza).
    Auch der Geschmack könnte wohl eine Rolle spielen. Tricholoma lascivum war's glaube ich, die definitiv unangenehm scharf schmeckt (virgatum - artig).
    T. stiparophyllum ist dagegen mild (wenn ich das gerade richtig im Kopf habe), und T. album müsste man mal testen.



    Lg; Pablo.

  • Hi Pablo,


    ich hatte meine ja gekostet, aber nicht allzu lange im Mund, weil die schon unangenehm mehlig/ranzig geschmeckt haben. Da war jedenfalls keine Schärfe dabei, aber unter Vorbehalt, weil eben nur ein paar Sekunden drauf rumgekaut.


    LG,

    Schupfi

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