Pflaumen-Feuerschwamm

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 6.522 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Fredy.

  • Guten Abend liebe Pilzfreunde!


    An einem alten Kirschbaum mit einem mächtigen Stamm habe ich heute diesen Pilz abgelichtet, dessen Breite ca. 16 cm betrug:



    Mir liegt die Vermutung nahe, dass es sich um einen Pflaumen-Feuerschwamm (Phellinus tuberculosus) handeln könnte.


    Hier noch die Bilder eines kleineren Fruchtkörpers (Breite 10 cm), der sich etwas weiter unten in Bodennähe befand:



    In einer Schrecksekunde dachte ich zuerst noch, an einen Flachen Lackporling geraten zu sein (Braun-Weiß-Kombination der Unterseite und die Möglichkeit, zu "malen"), aber die auffällige Form der Poren sowie der gesamte Habitus (beispielswiese Knubbelbildungen am Ansatz, Abstufungen auf der Unterseite und die Größe der Poren) zeigten doch klar einen Unterschied zum Flachen Lackporling.
    Kann es übrigens sein, dass ich diese Form der Poren noch bei keinem anderen Phellinus entdeckt habe? Außerdem habe ich bei genauem Hinsehen erkennen können, dass sie nicht glatt, sondern wie Watte waren, mit aufgelösten Rändern. Ist das ein Merkmal oder ein saisonbedingter Umstand?


    Wer kann mir Auskunft erteilen?


    Grüße Euch, Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

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  • Mir liegt die Vermutung nahe, dass es sich um einen Pflaumen-Feuerschwamm (Phellinus tuberculosus) handeln könnte.


    Moin Fredy,


    der bildet aber nicht so schöne Hüte aus und ist somit - denke ich - auszuschließen.


    Gruß Harald

  • Hallo Harald!


    Nachdem was ich mittlerweile "erforscht" habe, hast Du mit Sicherheit Recht! Die Poren sollten beim Pflaumen-Feuerschwamm wohl auch eher in Richtung rötlich gehen.
    Hoffentlich hilft mir die etwas ungewöhnliche labyrinthische Form der Poren weiter!


    Vielen Dank! Fredy

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  • Hallo,
    tja, wenn die Poren rundlich wären, hätte ich hier Ganoderma adspersum (australe) vermutet. Der kleine rotbraume frische Zipfel erinnert schon sehr an Ganoderma, auch die doch sehr helle Unterseite lässt mich daran denken.
    Grüße
    hübchen

  • Guten Morgen Hübchen!


    Es tut mir Leid, dass ich jetzt erst antworte, aber nachdem der Regen doch einmal wieder aufgehört hat, war ich oft unterwegs, um zu sehen, was sich so tut im Walde... (und vielleicht hatte ich ja auch gehofft, dass in der Zwischenzeit jemand eine konkrete Vermutung äussert...:))


    Wie ich anfangs bereits erwähnt habe, hatte ich auf den ersten Blick ebenfalls einen Ganoderma nicht ausgeschlossen. Ich glaube aber nicht wirklich daran, weil ich Ganoderma (applanatum) bis jetzt noch nie an einem einzelstehenden, lebenden Kirschbaum auf freiem Feld (nicht im Wald!) in sonnenexponierter Lage gefunden habe (hiermit liefere ich eine Beschreibung der Umgebung nach, in der ich den Pilz gefunden habe). Der gesamte Habitus lässt mich doch viel eher an einen Feuerschwamm denken.
    Als Merkmal könnte sich auch die feine Vergrünung der Oberfläche herausstellen, die bei beiden Fruchtkörpern vorhanden ist und ich in dieser Art noch nie bei einem Pilz gesehen habe, schon gar nicht bei einem Pilz, der an trockener, warmer Lage gedeiht.


    Wir werden sehen: zusammen mit der besonderen Form der Poren wird sich bestimmt ein Kenner finden, der diesen Pilz einordenen kann.


    Bis dann! Fredy

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  • Hallo Fredy,
    ich denke ja nicht an den Flachen Lackporling, sondern an den Wulstigen Lackporling (adspersum,australe). Und für den Wulstigen Lackporling ist Kirsche kein ungewöhnlicher Standort, auch kommt er vor allem außerhalb des Waldes vor, in Gärten, Parks, Alleen, in Ortschaften usw.


    Grüße
    hübchen

  • Hallo Hübchen!


    Zugegebenermaßen habe ich beim Schreiben "applanatum" gedacht, aber "adspersum" eingegeben (ist korrigiert...
    Jedenfalls hatte ich von "australe" noch nie etwas gehört und deswegen etwas nachgeforscht: Der Wulstige Lackporling, an den Du gedacht hast, das ist der "Ganoderma adspersum", für den auch "Ganoderma europaeum" durchgeht (nicht "australe"!). Ein "Ganoderma australe" ist mit diesem nicht identisch, sondern wird allenfalls als Unterart des Ganoderma applanatum (!) geführt und heißt dementsprechend (u. a.) "Ganoderma applanatum subsp. australe".
    Leider bringt mich das mit der Bestimmung "meines" Pilzes nicht weiter, aber immerhin habe ich schon wieder etwas dazugelernt!


    Viele Grüße, Fredy

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  • Kommt ganz darauf an, welches Buch man gerade aufgeschlagen hat. In Krieglsteiners Großpilze Baden-Württembergs heißt die Art australe, und adspersum und europaeum werden als synomym angegeben (übrigens mit 6 Funden an Prunus avium).

  • Hallo Hübchen!


    Ich habe gerade in den Pilzbriefen einiges über die verschiedenen Ganoderma-Arten gelesen und finde die Idee, dass es sich um einen Wulstigen Lackporling handelt immer besser: Das bevorzugte Wachstum außerhalb des Waldes, die Position am Stamm, die Form, die Verfärbung. Ich glaube natürlich nicht, dass sich das Grün auf dem Hut jemals von selbst entfernen wird, aber die ursprüngliche Farbe / bzw. die Originalfarbe wird besonders beim kleineren Hut deutlich (Bild 5 und 6). Ausserdem spricht die (sofortige) bräunliche Verfärbung der Unterseite bei Druck oder beim "Malen" ebenfalls für diese Art (zu sehen bei Bild 5, wo zwei Striche zu erkennen sind, die von mir stammen, weil ich den "Mal-Test" bei dieser Art von Pilzen eigentlich immer mache). Was bleibt, sind die Poren. Ich konnte bis jetzt nirgends eine Bemerkung über diese einzigartige geformten Poren finden und schon gar nicht eine Détail-Aufnahme derselbigen finden, die einen Vergleich zulassen würde.
    Vielleicht sollte ich mir die Poren noch einmal ansehen, womöglich ist es ein perspektivisches Problem, was ich mir aber nicht wirklich vorstellen kann. Offen bleibt auch meine Frage, warum die Porenöffnungen offensichtlich wie "wattiert" sind. Befindet sich der Pilz vielleicht in einer speziellen Phase (Wachstumsphase, Sporulieren etc.)? Leider kann ich diese Fragen als Laie nicht selbst beantworten und auch nicht, ob dies vielleicht etwas mit der Porenform zu tun haben könnte. Aber ich hoffe immer noch, dass sich vielleicht jemand zu diesem Thema äußerst, der schon einmal einen solchen Porling "auf dem Tisch" hatte.
    Selbstverständlich könnte ich auch weitere Informationen liefern oder auch einen Schnitt machen, wobei ich dazusagen muss, dass ich meine Fotomotive immer äußerst ungern zerstöre...


    Viele Grüße! Fredy

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  • Hallo,
    ganz wichtig wäre es in diesem Fall, wo nicht mikroskopiert werden kann, die Farbe des Sporenpulvers zu ermitteln. Um den Fruchtkörper nicht zu zerstören, vielleicht sogar am Standort, indem man auf der Unterseite ein weißes Blatt Papier anbringt. Ein so kräftig braunes oder rotbraunes (adspersum) Sporenpulver wie bei Ganoderma haben die Feuerschwämme nie, höchstens mal gelbbräunlich. Mal davon ausgehend, dass der Pilz einer dieser beiden Gattungen angehört (wovon ich stark ausgehe), wäre dann die Gattung bestimmt. Man könnte dann noch hingehen und den Fruchtkörper aufschneiden und nach den weißlichen Einschlüssen suchen, wie sie bei applanatum vorkommen (um ganz sicher zu gehen). Und wenn diese fehlen sollten, könnte man den Fall mit einigermaßen ruhigem Gewíssen als adspersum ablegen. - Ist halt viel Rätselraterei dabei, so ganz ohne Mikromerkmale. Aber letztlich ist nichts vergebens, auch wenn man so einen Fund vielleicht erst sehr viel später sicher bestimmen kann :)
    Grüße
    hübchen

  • Salut Hübchen!


    Die "Sporenfalle" ist angebracht!


    Ich habe nochmals ein besonderes Augenmerk auf die Poren gelegt und festgestellt, dass die Porenform ist mit bloßem Auge nicht zu erkennen ist. Die Poren sind sehr fein und sehen somit (ohne Hilfsmittel) wie bei G. applanatum aus. Ob die Form, wie sie auf meiner Nahaufnahme zu erkennen ist, typisch ist oder nicht, wird nur der Fachmann erklären können (selbstverständlich werde ich beim nächsten G. applanatum aber die Poren zum Vergleich heranziehen und etwas näher betrachen!).

    Die Unterseite bräunt ebenfalls typisch schon bei leichtem Druck und das recht intensiv!


    Wir sind bestimmt auf dem richtigen Weg!


    Wenn ich die Sporen "gefangen" habe, melde ich mich nochmals!


    Viele Grüße wünsche ich Dir und unserer Mannschaft viel Erfolg gegen England!


    Bis dann, Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

  • Der Sporenabdruck ist da :)!


    Anbei kann ich Euch den Sporenabdruck des Pilzes zeigen! Er ist leider nicht so "ordentlich" geraten, weil ich die Probe vom lebenden Pilz am Baum genommen habe, aber man kann die Farbe schon sehr gut erkennen:



    Die Farbe sollte also zumindest einmal deutlich für einen Lackporling sprechen, oder nicht?


    Und hier noch die versprochene Abbildung der Poren eines Ganoderma applanatum:



    Im Unterschied zu den Poren des zu bestimmenden Pilzes sind sie ganz klar rund, nur wenige länglich, aber auf keinen Fall labyrintisch!


    Sind wir doch auf einer falschen Fährte?


    Als Zugabe noch einen Schnitt von G. applanatum, zu dem ich keine Vergleichsmöglichkeit habe, weil ich den mysteriösen Pilz nicht zerschneiden mag.
    Vielleicht ist aber der eine oder andere dennoch interessiert:



    Deutlich ist die typische weiße Mycel-Aderung zu erkennen, an der man den G. applanatum vom G. adspersum unterscheiden könnte.


    Kommen wir so ein Stück weiter? Kann jemand das "Geheimnis" der verschiedenen Porenformem lüften?


    Viele Grüße, Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

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  • Hallo,
    durch die Farbe des Sporenpulvers ist die Gattung geklärt: Ganoderma. Es gibt bei uns sonst keine Gattung, die solche Fruchtkörper bildet und gleichzeitig ein so dunkles Sporenpulver hat. Da mögen die Poren aussehen, wie sie wollen. An dieser Merkmalskombination gibt es keinen Weg vorbei.
    Grüße
    hübchen

  • Hallo Hübchen!


    Dann belasse ich es guten Gewissens bei "Ganoderma adspersum" und halte aber weiterhin die Augen offen, um dieses Poren-Mysterium vielleicht doch irgendwann einmal klären zu können!


    Herzlichen Dank für Deine Unterstützung, ich habe wieder einiges gelernt!


    Grüße aus Südbaden, Fredy

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