Schnecklinge und anderes

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 1.699 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schrumz.

  • Hallo zusammen,

    Nach Werner Edelmann s Kommentar über die Schnecklinge unter Tannen habe ich die Stelle nochmal besucht und ein bisschen was über die Mykorrhizapartner der Weißtanne gelesen. Kalk ist dort definitiv im Boden, die Tanne ist hier der dominierende Baum, Fichte und Buche kommen aber auch vor.

    1. Bei diesem Pilz bin ich mir jetzt recht sicher, dass es sich um Hygrophorus capreolarius handelt, die Hutoberfläche war zwar nur ganz leicht wachsartig, aber es ist ein Weißsporer. Der Geruch war leicht chemisch parfürmiert, für mich ganz schwer zu beschreiben, hatte ein bisschen was von Lepista nuda und ganz jungen Clitocybe nebularis, wenn man bei beiden den kräftigen Geruch ein bisschen ausblendet bleibt da für mich noch etwas schwer zu beschreibendes im Hintergrund.

    2. Die hier waren schon deutlich schleimiger auf der Hutoberfläche. Für viele wird das unvorstellbar sein, aber ich kann mir ehrlich gesagt recht wenig unter Terpentingeruch vorstellen, für mich rochen die am ehesten nach nivea Handcreme, ganz kommt das allerdings auch nicht hin. Bei 123 wird die Geschmacksprobe als „sofort als unangenehm warnehmbar“ beschrieben, das kann ich zwar überhaupt nicht unterschreiben, trotzdem tendiere ich hier zum Terpentinschneckling.



    3. Der hier wuchs glaube ich unter Fichte, könnte das der Schwarzpunktierte Schneckling sein? Fühlte sich nur leicht wachsartig an, bin mir hier auch nicht 100% sicher mit Schneckling.





    4. Der hier stellt mich ehrlich gesagt ein bisschen vor ein Rätsel. Er wuchs in naher Nähe zum vermuteten Terpentinschneckling, direkt am Fuß einer Tanne. Der Hut war leicht wachsartig, aber die Lamellen stehen recht eng. Ich bilde mir ein, Seife gerochen zu haben, aber gebt da nicht allzu viel darauf. Die Verfärbungen im Schnittbild traten erst nach einer gewissen Zeit ein und hatten auch einen eindeutigen rosaton, den man auf den Fotos hier leider überhaupt nicht sieht und der inzwischen wieder weg ist. Es ist ein weißsporer, ich habe bei den ersten 4 von allen Sporenabdrücke und könnte auch die Sporen noch durchs mikrookular mit dem Handy fotografieren, falls das hilft. Hat bei dem wer eine Idee?



    5. Auf diesen Milchling hatte ich relativ wenig geachtet und gestern standen nur noch diese riesigen alten rum, daher leider nur das eine schlechte Foto, aber der ist hier absolut Massenpilz. Ich habe mal bei einem anderen als den fotografierten die Verfärbung der Milch beobachtet und die wurde an der Luft schnell gelb, den Geschmack habe ich nicht getestet. Könnte das der grubige Weißtannenmilchling sein, der soll ja RL2 sein, aber hier wäre er ein regelrechter Massenpilz?

    Bin für jede Hilfe dankbar.

    Viele Grüße

    Christian





  • GriasDi Christian,

    gratuliere zu dieser schönen Kollektion von Hygrophorus capreolarius!

    Ich hab an Deinen Bestimmungen nichts auszusetzen. H. abieticola, T. saponaceum und auch L. intermedius.

    Schöne Funde...die Tanne macht's möglich.

    Der Seifenritterling ist natürlich nicht tannengebunden.

    An liabn Gruaß

    Werner

  • Ja, L. intermedius ist eine Rote Liste Art. Das liegt aber am Vorkommen der Weißtanne, die in weiten Landstrichen komplett fehlt.. In den tannenreichen Wäldern südlich Münchens ist die Art nicht selten. Da die Wälder trotzdem meist fichtendominiert sind, wächst er da zusammen mit L. scrobiculatus. Da kann man die Unterschiede schön studieren.

    An liabn Gruaß

    Werner

  • Ich muss dazu sagen, die Tanne ist hier natürlich auch nur in manchen Waldabschnitten der dominierende Baum, sonst auch eher die Fichte, ich kann mir gut vorstellen, dass auch hier die beiden gelben grubigen Milchlinge durcheinanderwachsen, das muss ich mir dann nächstes Jahr anschaun. Die Tanne scheint sich allerdings hier auf der Ostalb gut zu verjüngen und kommt auch gar nicht so selten in manchen buchendominierten Wäldern vor.

    Viele Grüße

  • Hallo Schrumz,

    meiner Meinung nach ist der Seifenritterling die Nr. 3. Nr. 4 scheint mir dagegen was anderes zu sein. Leider sind die Fotos von Nr. 4 unscharf und überstrahlt. So rein dem Aussehen nach könnte das der Salzige Ritterling (Tricholoma sulfurescens) sein, vergleiche doch mal damit..

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Ja die Fotos von 4 sind ziemlich Mist, da war ich in Eile und nach dem Transport war der schon nicht mehr richtig fotogen. An den salzigen Ritterling glaube ich aufgrund des Standorts nicht so richtig, ist aber im Endeffekt nicht so wichtig. Bei 3 glaubst du an Seifenritterling? Ich habe am schwarzpunktierten Schneckling auch so meine Zweifel gehabt, aber nach Seife roch der nicht. Ich werf morgen nochmal einen Blick durch die Linse, Ritterlings- und Schnecklingssporen kann ich hoffentlich auch als blutiger Anfänger halbwegs unterscheiden. Ich kann die auch morgen nochmal fotografieren, sind jetzt halt schon ziemlich trocken.

    Viele Grüße

  • Servus!


    Starke Funde! :thumbup:
    Hygrophorus capreolarius ist sensationell, den hätte ich im Feld vermutlich erstmal garnicht als Schneckling erkannt. Gut zu wissen, daß es sowas gibt.


    Der Fund Nümmero vier: Wunderlich. Sehr wunderlich.

    Aber die Idee von Stephan dürfte schon in die richtige Richtung gehen. Nur, so derbe gilbend kenne ich den eher nicht, zudem wäre das ja eine Art der thermophilen Laubwälder. hygrophorus pudorinus deutet doch eher ein anderes Habitat an. Aber: Wenn man in FNE4 Tricholoma sulphurescens vergleicht, dann mal noch eine Seite umblättert: Aha. Könnte das nicht auch hinkommen? Trennbar wären die beiden allerdings lediglich anhand der ökologischen Fundbedingungen und der ITS.



    LG; pablo.

  • Bei 3 glaubst du an Seifenritterling? Ich habe am schwarzpunktierten Schneckling auch so meine Zweifel gehabt, aber nach Seife roch der nicht.

    Hallo Schrumz,

    aber immerhin hatte er einen rosafarbenen Fuß. Und dann noch einen Burggraben. Für den Schwarzpunktierten Schneckling stimmt die Lamellenhaltung halt gar nicht.

    Hallo Pablo,

    die Habitatangaben in FNE4 betrachte ich als etwas kritisch. Die ökologische Amplitude der Arten scheint doch weiter zu sein als das in diesem Werk rüberkommt. Die Autoren haben auch ausweislich der im Buch angegebenen Fundstellen wohl einen großen Bogen um Deutschland gemacht und kennen möglicherweise die Verhältnisse in Deutschland nicht wirklich gut. Aber was soll bei Nr. 4 denn sonst noch in Frage kommen? Dass es ein Ritterling ist, darauf würde ich aufgrund des überdeutlichen Burggrabens wetten. Und T. sulfurescens ist nun mal der am stärksten und auffallendsten gilbende Ritterling. Und dass sich ein subarktisch-boreales Fungaelement in den Schwäbischen Wald verirrt, halte ich für unwahrscheinlicher, als dass sich ein Laubwaldpilz in eine Nadelwaldparzelle verirrt. Zumal im Schwäbischen Wald zwischen all den Fichten und Tannen auch mal eine Buche eingestreut ist.

    FG

    Oehrling

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  • Danke euch erstmal,

    Falls es euch interessiert, Pilz Nr4 wuchs mitten unter Terpentinschnecklingen wirklich direkt am Fuß einer Tanne (vielleicht 30cm vom Stamm entfernt). Eine Buche stand dort tatsächlich aber auch, aber in einem guten Stückchen Entfernung und recht jung. Das gilben war auch wirklich eindeutig rosa, das sieht man hier nur leider überhaupt gar nicht und als ich daheim bessere Fotos hätte machen können, war es komplett weg. Ich habe den Pilz noch, kann ihn nachher nochmal fotografieren und kann auch die Sporen noch durchs Mikrookular fotografieren wenns euch interessiert.

    Viele Grüße

  • Servus!


    Mir fiel das eben auf, beim Nachlesen zu Tricholoma sulphurescens, daß es eben noch diese "boreosulphurescens" gibt.
    Klar, Stephan hat völlig recht, daß die Wahrscheinlichkeit halt recht gering ist, für eine "boreal - alpine" Art. Die Frage die sich mir stellt ist nur die: Die beiden Arten scheinen sich morphologisch sehr ähnlich zu sein. Wie ausführlich wurden denn mitteleuropäische sulphurescens - Funde aus Nadelwäldern durchleuchtet? Gerade weil die Autoren ziemlcih wenig mitteleuropäische Kollektionen untersucht haben, würde ich es eben nicht ausschließen, daß die verbreitungsgebiete der einzelnen Arten erheblich weiter gefasst sein könnten, als vermutet.



    Lg; Pablo.

  • Das gilben war auch wirklich eindeutig rosa,

    ?? Dunkel ist der Rede Sinn.

    FG

    Oehrling

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