Einige Flechten von gestern

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 892 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von KaMaMa.

  • Moin,

    aus einem luftfeuchten Kerbtal mit altem Waldbestand an den Hängen bis zum einigermaßen breiten und sonnigen Flusstal gibt es einiges an Flechten. Keine der Bestimmungen beansprucht Korrektheit ...


    1) zunächst Opegrapha rufescens (cf.)

    2) immer wieder anzutreffen Peltigera praetextata, leider die einzige Peltigera vor Ort

    3) Biotop

    4) Das halte ich für Multiclavula mucida, die allerdings meistens nicht verzweigt, somndern keulig gezeigt wird, so erst kürzlich RE: weißes Fadenförmigers/ Keulenförmiges Pilzchen auf Holz auf Esche, die unten quer über dem Bach lag

    5) irgendwas aus der Ecke um Alyxaria varia an Rinde von Laubbaum

    6) Anaptychia ciliaris oben am Tal am Übergang zur Agrarwüste

    7) an alten Eichen, vermutlich Chaenotheca brunneala

    8) an einem sonnenexponierten Grantitstein am Hang in nicht mehr bewirtschaftetem Magerrasen, mein Verdacht geht zu Rhizinocarpon ... und bei dem gelben hab ich nicht die Spur von einer Ahnung

    LG, Bernd

  • Hallo Bernd,


    die sterile, wuschelige Flechte (Anaptychia) ist spannend.

    Kann man da Heterodermien ausschließen?

    Ich habe beide Gattungen noch nicht gefunden, also finde ich deinen Fund auf jeden Fall sehr interessant!


    Flechten und Pilzen mit Lirellen finde ich makroskopisch immer noch sehr ähnlich und ich tue mich damit schwer.

    Ähnliches finde ich, gilt bei Nadelflechten, von denen ich einige Arten im vergangenen Sommer zum ersten Mal gefunden habe.

    Bis dahin bin ich an ihnen vorbeigelaufen, weil sie noch viel winziger sind, als von mir ursprünglich erwartet.

    Meistens konnte ich erst am Mikroskop eine Zuordnung wagen, denn der Schlüssel verlangt meist eine Sporenkontrolle.

    Chaenotheca brunneola hat keinen sichtbaren Thallus, das scheint bei deinem Fund ebenso zu sein, und damit kommt sie bestimmt in die engste Auswahl!


    Bei graubraunen Krustenflechten mit schwarzen, lecideinen Apothecien fürchte ich, kommt man rein makroskopisch nicht weiter.

    Über eine ähnliche Flechte hatte ich auch schon mal als vermeintliche Rhizocarpon gefreut, um später am Mikroskop festzustellen, es war viel unexotischer und einfacher - eine Lecidea (s.lat), dann u.a. waren die Sporen einzellig und nicht mehrzellig!

    Das Problem hier ist, man muss nicht nur mikroskopieren, sondern zuvor auch noch verwendbares Probenmaterial der Flechte vom Stein lösen. :gkopfkratz:

    Auch die Farbe mancher Krustenflechten wird nicht unerheblich durch das Substrat und die Aufnahme von Metallverbindungen beeinflusst.

    Ich habe mal am Neckar auf der Uferbefestigung eine ganze Reihe von Krustenflechten gefunden, bei denen der jeweilige Thallus eine für diese Flechtengattungen eigenartige beige-graubraune Färbung angenommen hatte:


    Ich vermute, dass hier besonders viele wasserlösliche Schwermetalle (wie z.B. Fe, Mn, etc) in den Thallus eingelagert werden und die Farbe beeinflusst.

    Aber das ist nur eine Vermutung...


    LG, Martin

  • Hallo Martin,


    bzgl. der Anaptychia ciliaris würde ich ich Heterodermia ausschließen, aus dem einfachen Grund, weil die Gattung gar nicht in der litauischen Checklist enthalten ist. Hingegen gilt A. ciliaris als "sehr häufig". Der Botaniker, mit dem ich unterwegs war, und der sich schon etwas länger auch mit Flechten beschäftigt, sprach die gleich entsprechend an, als typisch für Waldrand und Einzelbäume. Noch ein Bild von Nahem, schwer da was zu fokussieren in dem Gewusel

    6)

    8) der Stein war komplett bedeckt mit Flechten, in großen Stücken mit dieser. Bei Einzelstücken kann man immer mit untypischen Formen argumentieren. In dem Fall fand ich die Ausprägung aber über große Bereiche konstant

    die Checkliste (2017) gibt zu der Gattung Rhizocarpon Ramond ex DC. folgende Arten mit Häufigkeit

    • badioatrum (Flörke ex Spreng.) Th.Fr. – vr
    • distinctum Th.Fr. – r
    • eupetraeum (Nyl.) Arnold – r
    • geographicum (L.) DC. ssp. geographicum – vr
    • lecanorinum Anders – r
    • petraeum (Wulfen) A.Massal.
    • reductum Th.Fr. – c
    • viridiatrum (Wulfen) Körb. – vr


    Es gibt hier keine Felsen und abgesehen von ganz wenigen Aufschlüssen an Flüssen mit Sedimentgestein sonst nur Findlinge.


    LG, Bernd

  • Hallo Bernd,


    bitte nicht falsch verstehen!

    ICH kann viele der Flechten makroskopisch nicht unterscheiden, nicht mal auf Gattungsebene und muss mich deshalb durchschlüsseln.

    Wenn du da einen flechtenkundigen Botaniker dabei hast, ist das sicher klasse und sehr lehrreich.

    Auf solchen "Luxus" muss ich leider verzichten und mir anders behelfen. :gzwinkern:


    Der Anaptychiafund gefällt mir!

    LG, Martin