Tubifera ferruginosa?

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 4.468 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Fredy.

  • Hallo zusammen!


    Hier also die in meinem Beitrag Ceratiomyxa fruticulosa versprochenen Bilder eines Schleimpilzes, den ich als Tubifera ferruginosa betiteln würde:



    Es wäre ganz toll, wenn vielleicht jemand die leichten Bedenken betreffend der richtigen Bezeichnung ausräumen könnte:


    Ist Tubifera ferruginosa das Gleiche wie Tubifera ferruginea und Tubulifera arachnoidea?


    Ich hoffe, ich kann beim einen oder anderen etwas Intereresse für dieses Thema erwecken, denn ich bin hier einmal mehr auf Eure Mithilfe angewiesen!


    Gruß, Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

  • Hallo Fredy!


    Ich weiß nicht, ob T. f. so eine glatte Oberfläche entwickeln kann. Sonst käme vielleicht Tubifera dictyoderma in Frage. Auf dieser Seite ist ein Stäublingsschleimpilz (Enteridium lycoperdon) abgebildet, der deinem auch recht ähnlich sieht. Allerdings ist fragwürdig, ob er so stark ins Rot gehen kann. Ich kenne beide leider nicht in natura. Beobachte den Pilz am besten mal weiter, wenn du kannst. Vielleicht kann auch jemand anderes jetzt schon helfen.


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo Toffel!


    Vielen Dank für Deine Mühe! Ich werde den Pilz weiter beobachten! Vielleicht kommen wir doch noch selbst zu einem Ergebnis,
    denn ich befürchte leider, dass es in diesem Forum nicht wirklich einen Kenner der Schleimpilze gibt!


    Nochmal vielen Dank für Deine Unterstützung und bis dann! Fredy


    P. S.: Enteridium lycoperdon sieht auch nicht schlecht aus!

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

  • Hallo Fredy,
    Ich halte das ebenfalls für Tubifera ferruginosa in einem sehr frühen Ausdifferenzierungsstadium des Plasmodiums. Dieses ist laut Neubert/Nowottny/Baumann anfangs weiß, bald orangerot bis scharlachrot oder tief rosa, vor der Reife dunkelbraun. Dabei differenzieren sich die zylindrischen Sporocarpien stärker aus, bleiben aber in einem Pseudoaethalium zusammen.
    (Mein Bild ist nicht so toll, aber so sollte Dein Fund in 1-2 Tagen aussehen)


    Die Deckel der sich bildenden Sporocarpien sind als sechseckige Strukturen auf dem Plasmodium zu erkennen.
    Für T. ferruginosa spricht auch die Farbe des Hypothallus der bei dem keinen Bild 2 als weißlicher Saum zu sehen ist. Bei T. dictyoderma ist dies eher rötlich-gelb; diese Art ist selten und die Farbe des Plasmodiums noch nicht bekannt.
    Gegen Enteridium lycoperdon spricht die Farbe des Plasmodiums, die dort weiß ist, sowie die wabige Oberflächenstruktur.
    Zu den verschiedenen Namen, die Du gefunden hast: Die Systematik der Myxomyceten ist noch nicht völlig abgeschlossen und allgemein anerkannt. Dahe kommt es immer wieder zu Namensänderungen. Martin / Alexopouluos listen alle bisherigen Namen mit dem jeweiligen Autor auf:
    Tubifera ferruginosa (Batsch 1791); T. arachnoidea (Jacq. 1778), Stemonitis ferruginosa (Batsch 1786); Lycoperdon favaceum, Sphaerocarpus cylindricus, S. fragiformis, T. cylindrica, Tubulina fragiformis, Tubulina coccinea, Licea tubulina, L. clavata, Tubulina fallax, Tubulina fragifera, Licea fragiformis, L. fallax, L. effusa, L. cylindica, L. iricolor, Tubulina conglobata, L. rubiformis, Tubulina nitidissima, Tubulina speciosa
    Allgemein wird heutzutage die Namensgebung bei Neubert/Nowottny/Baumann oder Nannenga-Bremekamp anerkannt.
    Myxomyceten sind ein sehr interessantes und übersichtliches Gebiet (ca. 1500 Arten). Obwohl sie eher zu den amöbenartigen Lebewesen gehören werden sie i.A. von Mycologen untersuch, obwohl die Pilze ja eher mit den Tieren verwandt sind ....
    Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend,
    Bernd

  • Guten Abend Bernd!


    Erstmal vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar! Ich versichere Dir, dass ich Deine Mühe sehr zu schätzen weiß! Ich habe schon mehrmals Deine Kommentare zu Schleimpilz-Beiträgen gelesen und es freut mich sehr, dass Du Dich für meinen Beitrag interessierst! Ich selbst bin (schon aus Gründen des Aussehens dieser hochinteressanten Lebewesen) ein kleiner Schleimpilz-Fan, aber natürlich habe ich als Laie sehr mit der Bestimmung zu kämpfen.
    Nachdem nun schon mehr als 2 Tage vergangen sind, hoffe ich, morgen neue Bilder liefern zu können, um auch ein Nachfolgestadium des Tubifera ferruginosa dokumentieren und Deine Bestimmung erhärten zu können.


    Bis dann und nochmals vielen Dank!


    Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

  • Hallo Bernd, hallo Fredy!



    Erstmal vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar! Ich versichere Dir, dass ich Deine Mühe sehr zu schätzen weiß! Ich habe schon mehrmals Deine Kommentare zu Schleimpilz-Beiträgen gelesen und es freut mich sehr, dass Du Dich für meinen Beitrag interessierst! Ich selbst bin (schon aus Gründen des Aussehens dieser hochinteressanten Lebewesen) ein kleiner Schleimpilz-Fan, aber natürlich habe ich als Laie sehr mit der Bestimmung zu kämpfen.


    Dem kann ich mich nur anschließen. Wobei ich noch hinzufügen muss, dass du mich noch ein Stück mehr motiviert hast, Bernd. 1.500 Arten... Das ist zwar nicht wenig, aber im Gegensatz zu den Pilzen wirklich nicht viel. Immerhin gibt es allein in Europa mindestens genauso viele Arten allein von der Gattung der Schleierlinge.


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo Bernd, hallo Toffel!


    Heute habe ich den Pilz noch einmal fotografiert und ich muß sagen, wenn man so eine Verwandlung noch nie (bewußt) wahrgenommen hat, dann ist das schon eine eher verblüffende Sache:



    Vom linken Fruchtkörper ist nach 4 Tagen gerade mal ein esslöffelgroßer brauner Sporenteppich übriggeblieben, die anderen zwei bestehen mehr oder weniger nur noch aus Teilen einer zerbrechlichen braunen Hülle...


    Interessant finde ich auch, dass der Reifegrad nicht an die Größe des Fruchtkörpers gekoppelt zu sein scheint, sondern dass sich alle im gleichen Stadium zu befinden scheinen. Ist dies eines der ungeklärten Phänomene bei Schleimpilzen oder handelt es sich bei den abgebildeten Pilzen vielleicht um eine Einheit?


    Wie heißt diese Phase jetzt und wo genau ist die Phase "Fruktifikation" anzusiedeln (die erste Phase war ja das "Plasmodium")?


    Vielen Dank für Eure Antworten!


    Grüße, Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

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  • Hallo Fredy!


    Zitat


    Vom linken Fruchtkörper ist nach 4 Tagen gerade mal ein esslöffelgroßer brauner Sporenteppich übriggeblieben, die anderen zwei bestehen mehr oder weniger nur noch aus Teilen einer zerbrechlichen braunen Hülle...


    Das Aussehen verwirrt mich. Ich dachte T. ferruginosa hätte zusammengesetzte Fruchtkörper.


    Zitat


    Interessant finde ich auch, dass der Reifegrad nicht an die Größe des Fruchtkörpers gekoppelt zu sein scheint, sondern dass sich alle im gleichen Stadium zu befinden scheinen. Ist dies eines der ungeklärten Phänomene bei Schleimpilzen oder handelt es sich bei den abgebildeten Pilzen vielleicht um eine Einheit?


    Letzteres ist der Fall. Ich denke, die Fruchtkörper sind aus ein und demselben Plasmodium entstanden. Eigentlich bin ich mir sicher, denn das wäre sonst ein zu großer Zufall. Dieses Plasmodium besteht übrigens aus nur einer Zelle.


    Zitat


    Wie heißt diese Phase jetzt und wo genau ist die Phase "Fruktifikation" anzusiedeln (die erste Phase war ja das "Plasmodium")?


    Diese Phase wird Sporulation oder Sporulationsphase genannt, denke ich. Das sollte die Folge der Fruktifikation sein, oder Teil davon. ;) Fruktifikation heißt Fruchtbildung. Dazu würde ich die Ausbildung der Fortpflanzungsorgane zählen, aber ob die Ausbreitung der Sporen und damit die Zerstörung der Fruchtkörper dazu zählt, weiß ich nicht.


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo Toffel!


    Vielleicht ist er schon ein, zwei Tage über Bernd's gezeigtem Stadium hinweg? Schade, da habe ich bestimmt die Fruktifikationsphase verpasst, die man dann wohl auf Bernd's Bild erkennen kann.
    Mal sehen, was Bernd dazu meint (ich hoffe nicht, dass er uns mit den braunen Überresten alleine läßt...:D)!


    Grüß Dich und bis dann! Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

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  • Hallo Fredy,
    das ist spannend. Zunächst einmal nehme ich die Bestimmung T. ferruginosa zurück, der zerfällt nicht so.
    Hier haben wir ein echtes Aethalium, also eine Fruktifikation, die durch das Veschmelzen der Einzelfruktifikationen unter kompletter Auflösung derer Zellwände entsteht), während bei einem Pseudoaethalium wie bei Tubifera die Zwischenwände +- bestehen bleiben.
    Daher kann man Dictydiaethalium plumbum auch ausschließen, obwohl das ein rosa Plasmodium hat.
    Vom Ergebnis her sieht das schon nach Enteridium lycoperdon aus, man müsste die Masse mal unterm Bino und Mikroskop legen. Es sollte ein feines Gespinst aus Pseudocapillitium (Pseudo- da es die Wandresten der Einzelfruktifikationen sind) zu sehen sein (s. Anhang). Mich störte da halt die Plasmodiumfarbe ...
    Eine genaue Analyse kann nur eine mikroskopische Untersuchung u.a. der Sporen bringen.


    Sonnige Grüße aus der Pfalz,
    Bernd

  • Guten Abend Bernd!


    Wenn man's weiß und darauf achtet, dann deuten die Bilder im Internet (speziell aber die, welche das Aethalium zeigen) bei meiner Abbildung auch für mich auf E. lycoperdon hin.
    Ich würde mal sagen, dass ein D. plumbum in dieser Phase eher flach und wie mit Linien versehen aussieht und die entsprechende Phase bei T. ferruginosa so wie Deine Abbildung, wo noch deutlich die einzelnen Komponenten zu erkennen sind.
    Wie Toffel schon bemerkt hat, fehlt eben stets die direkte Vergleichsmöglichkeit. Eine Internetseite, welche die einzelnen Arten aufgeteilt in die einzelnen Phasen zeigen würde, wäre sicherlich ein Erfolg für den Betreiber!


    Ich bleibe dran und hoffe, noch viele andere Schleimpilze und ihre Phasen ablichten zu können, damit ich genügend Eckdaten habe, um ein bisschen "druus" zu kommen (Dialekt für "verstehen" :))!


    Gibt es übrigens ein gescheites Buch über Schleimpilze... ...also eins für Anfänger mit vielen Bildern und obendrein mit etwas mehr als nur einem Dutzend Arten drin?


    Gruß, Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

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