Alyxoria varia an Laubbaum (Veränderliche Zeichenflechte)

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  • Hallo Flechtenfreunde,


    letztes Wochenende war ich mit der Familie auf der Schwäbischen Alb und dort im Lautertal unterwegs.

    Wirklich hübsch dort, bis auf die Radfahrer.

    Bild 1 Im Lautertal


    An einem der Laubbäume am Wegesrand neben dem Flüsschen fallen mit viele schwarze, fast lirellenförmige Apothecien auf.

    Da die Borke schuppt, nehme ich eine der Schuppen mit, das tut dem Baum nicht weh. :grolleyes:

    Bild 2 Laubbaum mit Borkenflechten


    Die Flechte hat einen dünnen, grünlichen Thallus und viele, schwarz-glänzende Apothecien.

    Die Apothecien sind meist länglich, kleinere auch kreisrund, wenige verzweigt in Form eines Y, immer mit breiten, runden Enden.

    Bild 3a Detail des Flechtenfundes


    Ein Teil der Apothecien wirkt grünlich bereift - ob das ausgebüxte Algen sind, kann ich nicht ausschließen.

    Bild 3b grünlich bereifte Apothecien


    Farbreaktionen bleiben makroskopisch aus: R- (K-, C- P- geprüft).


    Ein Querschnitt durch Apothecium zeigt schwach bräunliche, 6-8-zellige Sporen mit dicker (Schleim?)Hülle.

    Die Sporenabmessungen liegen bei (23-32) x (5-8) µm.

    Epi- und Subhymenium sind hellbraun, der Hypothallus dunkelbraun.

    Hymeniumdicke um 80-100µm

    Asci etwa 80 x 18 µm (l x b), zylindrisch, Wand schwach amyloid

    Bild 4 Querschnitt durch Apothecium


    In Lugol reagiert die Hymenialgallerte K/J+ blau, das Ascoplasma tiefgelb, die Wand bereichsweise bläulich, ein winziger Apikalapparat scheint erkennbar.

    Die Sporen färben sich in Lugol nicht ein, erweisen sich aber als cyanophil.

    Bild 5 Hymenium nach Lugoleinwirkung (J+), gelbe Schläuche und blaue Gallerte mischen sich zu einem grünem Gesamteindruck.


    Die Paraphysen sind miteinander vernetzt.


    Freie cyanophile, mehrzellige Sporen (BWB gefärbt), typisch 20-30µm lang, um 7µm breit (über alles)

    Bilder 6 Sporen in BWB gefärbt, 6-8 zellig mit dicker (Schleim)Hülle


    Der Algenpartner ist Trentepohlia, im Ritztest schwach orange, unter dem Mikroskop eindeutig durch eingelagert, karotinoidhaltige Tröpchen erkennbar.


    Nach einigen Irrläufen im Schlüssel, lande ich endlich bei Alyxoria varia, womit ich endlich zufrieden bin. Zurecht?

    Eigenschaften lt. Schlüssel:

    - Algenpartner Trentepohlia
    - Unbereift oder grüngelb bereifte, weit geöffnete, lirellate Apothecienscheiben

    - Spindelförmige, querseptierte Sporen

    - Asci apikal mit kleinem K/J+ blauem Ring

    - Spindelförmige Sporen mit Schleimhülle

    - Excipulum deutlich unten geschlossen, Ap. sitzend

    - Hymenium J+ (orangerot bis) gelblich

    - Sporengröße 20-37 x 5-9, gerundete Endzellen, vergrößerte Mittelzelle(n)

    - Vorkommen auf Laubbäumen, in luftfeuchter Lage

    - im schwäbischen Jura nachgewiesen

    Eigentlich passt von der Beschreibung im Schlüssel alles, wie ich finde. :gpfeiffen:


    Vielleicht kennt jemand diese Flechte und kann die Zuordnung bestätigen oder Einwände erheben.

    Mich würde alles davon freuen, weil lehrreich!

    Danke für euer Interesse!


    LG, Martin

  • KaMaMa

    Hat den Titel des Themas von „Alyxoria varia an Laubbaum?“ zu „Alyxoria varia an Laubbaum (Veränderliche Zeichenflechte)“ geändert.
  • Hallo Patrick,


    vielen Dank für deine Reaktion und Bestätigung!

    Es freut mich, das ich richtig lag.


    LG, Martin