Harziger Sägeblättling (Neoflavus adhaerens)

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.628 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von KaMaMa.

  • Hallo Pilz-Freunde!


    Ich war heute im Mischwald in der Nähe zu einem Bachlauf unterwegs und stieß an einem weißfaulen Stubben auf einen cremefarbenen Lamellenpilz, der direkt aus dem Holz wuchs.

    Interessanterweise verströmt der Pilz einen eigenartigen Duft mit starker Kopfnote (Zitrus / Anis / ev. leicht süsslich ?).


    Leider hatte ich meine Kamera vergessen, was mich sehr bedauere. Also konnte ich nur mit dem Handy fotografieren.

    Bei dem Regenwetter heute wurden die Aufnahmen vor Ort leider entsprechend schlecht!

    Bild 1 Baumstubben mit weißlichem Holzbewohner


    Der Hut ist 4-5 cm breit.

    Der Stiel setzt asymmetrisch am Hut an und verschwindet seitlich im Holz.

    Die weitstehenden Lamellen wirken etwas gesägt, der Stiel ist auffällig längsriefig (Schildkrötenhals).

    Die Riefen gehen direkt in die Lamellen über, welche herablaufend mit Graben sind.

    Bild 2 Zwei Fruchtkörper mit Lamellen und faltig wirkendem, seitlichem Stiel.

    Bild 3 Fruchtkörper (Kunstlicht!) von oben, leider stark verschmutzt


    Der Stiel erweist sich bei genauerer Betrachtung im oberen Bereich zwischen den verlängerten Lamellen als sehr feinfilzig (Kaulozystiden)?.

    Diese Strukturen sind im Bild unten erkennbar.

    (Die dunklen Verfärbungen könnten eventuell von anderen Pilzen stammen, die mit im Korb lagen - z.B. Russula nigricans)

    Bild 4 Fruchtkörper von unten (Kunstlicht)


    Das Stielfleisch ist deutlich gelblich.

    Zwischen den Lamellen erkennt man viele feine Strukturen, die ich erst für Pleurozystiden hielt, die sich aber mikroskopisch nur als Hyphenenden herausstellten.

    Bild 5 Blick durch Lupe zwischen die Lamellen


    Das Sporenpulver ist weiß und inamyloid.

    Die Sporen sind glatt, leicht zylindrisch/elliptisch, dünnwandig.

    Die Sporenmaße liegen bei 6,0-8,0 x 3,0-3,5 µm.

    Bild 6 Sporen in Lugol


    Hut und Lamellen erweisen sich als überaus zäh und elastisch.

    Unter dem Deckglas schnurrt das Lamellenstück nach dem Quetschen, was überhaupt erst in KOH möglich wird, wieder zusammen.

    Ich finde viele dickwandige Hyphen in dern Lamellen.

    An der Lamellenkante sind dickwandige Zystiden mit runden Ballonenden zu erkennen.

    Bild 7 Dickwandige Hyphen und Zystiden an Lamellekante


    Ich stöße beim Stöbern auf den Anis-Sägeblättling (Neoflavus suavissimus), das könnte ganz gut passen.

    Nur die Sporen dürften eine Tick größer und breiter sein.

    Was meint ihr dazu?


    LG, Martin

  • Hallo Martin!


    Rein makroskopisch ist dein Fund der Harzige Sägeblättling (Neolentinus adhaerens).

    Guck mal, ob dessen Mikromerkmale vielleicht besser passen.

    Harziger Sägeblättling, Harziger Sägling, Klebriger Sägling = NEOLENTINUS ADHAERENS (SYN. LENTINUS ADHAERENS, PANUS ADHAERENS, POCILLARIA ADHAERENS, NEOLENTINUS ADHAERENS VAR. INADHAERENS, LENTINUS ADHAERENS VAR. INADHAERENS)


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

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  • Hallo Ingo,


    vielen Dank für die Anregung.

    Ich prüfe das morgen.


    Übrigens waren die Lamellen tatsächlich sehr harzig, falls das was aussagt


    LG, Martin

  • Guten Morgen Ingo,


    ich denke, du hast völlig Recht mit der Zuordnung zu N. adhaerens.

    Knapp daneben ist auch daneben. :gzwinkern:

    Ich hatte die vielleicht wichtigste Eigenschaft, die Klebrigkeit des Pilzes, seinem vermeintlichen Alter und ev. Hinterlassenschaften von Kleingetier zugeschrieben und deshalb unterschlagen.

    Er passt makroskopisch sehr gut.

    Auch mikroskopisch passt alles zum Pilz.

    Zudem ist er wohl auch erheblich häufiger als N.suavissimus anzutreffen.


    Alleine die blasigen Strukturen die ich als Zystiden versucht habe einzuordnen, in Bild 7 finde ich nirgends beschrieben. Was soll's...


    Also, vielen lieben Dank für deine Korrektur!


    LG Martin

  • KaMaMa

    Hat den Titel des Themas von „Anis-Sägeblättling (Neoflavus suavissimus)?“ zu „Harziger Sägeblättling (Neoflavus adhaerens)“ geändert.
  • Hallo, Martin!


    Diese aufgeblähten, dickwandigen Elemente findet man bei etlichen dimitischen oder pseudodimitischen "Polyporales". Als Zystiden würde ich das nicht definieren, sondern lediglich von stellenweise verdickten Skeletthyphen (oder skeletoiden Hyphen) sprechen. Insofern: Alles richtig gemacht, die jetzt bestimmungstechnisch nicht zu berücksichtigen. :thumbup:



    LG; Pablo.

  • Hallo,


    heute habe ich den Pilz gleich nochmal erwischt! ==Gnolm8

    Ganz frisch und die Lamellen so was von harzig!

    Den Namen Harziger Sägeblättling mit dem Art-Epitheton "adhaerens" hat er sich vollauf verdient!


    Pfu, sowas babberts! ==Gnolm24


    LG, Martin


    Frischer Fund