Trichterlings-Eldorado

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.026 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Loona.

  • Liebe zahlreiche Trichterlings-Freunde


    Der Spätherbst bringt hier in der Gegend immer sehr viele trichterlingsartige Pilze. Mit der Bestimmung habe ich nach wie vor meine liebe Mühe.

    Vielleicht hat ja jemand ein paar Ideen ( Loona )


    1:

    Wie man sieht wuchsen sie im Kiefernwald, in grosser Zahl. Es gab hunderte davon.

    Umso beängstigender, dass es offenbar keinen Namen dafür gibt.

    Letztes Jahr habe ich eine Kollektion vom gleichen Ort sequenzieren lassen.

    Ergebnis war eine unbeschriebene Art im "hemilyophylloiden Clade" von Clitocybe.

    Ob das hier wirklich wieder die gleiche Art ist, wird sich zeigen.

    Geruch übrigens schwach pilzig-mehlig. Nur schwach hygrophan.


    Die Sporen sind recht klein und eher breit elliptisch. Das scheint in diesem Clade öfter vorzukommen.


    Und dann das typische Phänomen: Die Basidien sind stellenweise siderophil, aber nicht überall und nie so stark wie bei einem echten Lyophyllum.

    Schnallen überall häufig.



    2:

    Ein stark bereifter Tricherling. Der Standort war eindeutig im Wald (Pinus sylvestris), Arten des Graslandes kann man ausschliessen.

    Einzelne Laubbäume standen da auch in der Nähe, Alnus sp. und Quercus pubescens.

    Geruch süsslich-aromatisch.

    Hier passt mir irgendwie keine der bereiften Trichterlings-Arten so richtig, vor allem wegen der sehr kleinen Sporen und dem Geruch.


    Die Sporen sind wieder klein und breit elliptisch.


    Auch hier meine ich wieder eine siderophile Granulation zu erkennen, aber noch undeutlicher als bei der ersten Kollektion.

    Vielleicht interpretiere ich da auch zu viel rein.


    HDS vakuolär pigmentiert. Schnallen überall häufig.



    3:

    Eine leider schon etwas trockene Gruppe, vielleicht deshalb unbestimmbar.

    Hier habe ich wenigstens eine Vermutung: Pseudoomphalina kalchbrenneri.

    Typisch ist der flachgedrückte Stiel. Die Schwester-Art Pseudoomphalina compressipes gibt es nach neuen Untersuchungen wohl nur in Nordamerika.


    Pseudoomphalina sollte schwach amyloide Sporen haben. Leider war der Sporenabdruck zu dünn für einen Test.

    Aber unter dem Mikroskop meine ich in Melzer auch eine schwach amyloide Färbung zu sehen.


    Die HDS zeigt intrazelluläres und teilweise inkrustierendes Pigment. Schnallen überall häufig.



    4:

    Sieht aus wie Nr. 1, ist aber etwas völlig anderes. Habitat wieder bei Pinus sylvestris, Geruch schwach süsslich.

    Was es ist? Nicht die geringste Ahnung.



    Einen Sporenabdruck gab es nicht. Aber im Präparat fanden sich einige eher schlank elliptische, teilweise auch schwach spindelförmige Sporen.


    Und wieder erkennt man stellenweise eine siderophile Granulation.


    HDS: EIne Ixokutis aus schlanken Hyphen, intrazellulär und inkrustiert pigmentiert. Schnallen überall häufig.



    5:

    Habitat: Sandiger Trockenrasen mit eingestreuten Kiefern.

    Geruch etwas süsslich. Trotz der hellen Farben deutlich hygrophan, zu weiss ausblassend.

    Hier komme ich zu keinem besseren Ergebnis als Clitocybe agrestis, bin mir da aber überhaupt nicht sicher.


    Sporen unspektakulär.


    HDS aus hyalinen Hyphen, keine Inkrustationen gefunden. Schnallen vorhanden.



    6:

    Ein stark hygrophaner Trichterling, zu creme ausblassend. Gleiches Habitat, sandiger Trockenrasen.

    Ich halte es für Clitocybe barbularum.


    Sporen eher breit elliptisch


    HDS bräunlich pigmentiert, stellenweise inkrustiert.



    7:

    Ein graufilziger Trichterling. Habitat wie oben (Trockenrasen).

    Ich dachte erst es sei Spodocybe collina, davon bin ich aber abgekommen.

    Der Stiel hat die gleiche Farbe wie der Hut, bei Sp. collina sollte er fast weiss sein.

    Zudem fehlte der typische, starke Mehlgeruch.

    Dieser hier war scheinbar geruchlos. Als ich ihn anschnitt gab es für kurze Zeit einen kräftigen, holzartigen Geruch, der aber sofort wieder verschwand.

    Ohne Mehlgeruch und mit diesem Habitat bin ich ziemlich aufgeschmissen bei der Bestimmung. Vielleicht Clitocybe parilis ss. Bres.?


    Die Sporen sind auch deutlich grösser als bei den Spodocybe-Kollektionen die ich schon gefunden habe.


    Die HDS ist diffus braun pigmentiert, ohne Inkrustationen.



    8:

    Ein bereifter Trichterling auf einer Magerwiese.

    Ich meine es ist wohl einfach Clitocybe rivulosa.


    Die Sporen sind allerdings etwas klein geraten.


    Die HDS war schwierig zu mikroskopischen, das stellenweise vakuoläre Pigment das ich sonst von der Art kenne fand ich nicht.



    9:

    Wieder vom Trockenrasen. Hut absolut glatt und kahl. Aufgrund von Standort, Habitus etc. ist es wohl Infundibulicybe glareosa.

    Geruch süsslich, KOH auf Hut negativ.


    Sporen tropfenförmig


    HDS bräunlich pigmentiert und inkrustiert.



    10:

    Vielleicht die gleiche Art wie Nr. 9? Aber der Hut ist doch deutlich anders gefärbt, und anders strukturiert, deutlich faserig-samtig.

    Nr. 9 und 10 wuchsen im gleichen Areal, aber lokal strikt getrennt. Es gab überall kleine Gruppen von Trichterlingen, entweder 9 oder 10, aber nie beides direkt beieinander.

    Geruch süsslich, KOH auf Hut negativ.


    Bei den Sporen erkenne ich keinen Unterschied zwischen 9 und 10.


    Die HDS ist bei 10 doch etwas anders, die Inkrustationen sind seltener und feiner, oft nur wie punktiert. Und es gibt mehr aufsteigende Hyphen.



    So, das war's. Ich freue mich auf üppiges Feedback ;)


    Gruss Raphael

  • Hallo Raphael, stark. Trichterlingsfreundin bin ich allerdings nicht. Wenn ich welche finde, denke ich immer, dass es eigentlich schade ist, dass frau so gar keine Ahnung von dieser Gattung hat. Und auch, dass ich keine Ahnung habe, wer sich mit Trichterlingen befasst . Jetzt bin klüger.😆

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo Raphael,


    sehr schöne und interessante Kollektionen!

    Und noch interessanter, dass ich für etliche davon auch keinen Namen weiß.

    Zu 1. - Vom Aussehen her fast wie C. marginella. Dazu passen aber nicht die stämmigen Stiele und die kleinen breitelliptischen Sporen.

    zu 2. - Ich denke, eine Leucocybe. Wenn es nicht L. candicans ist - was ich denke - ist auch dies eine bislang Unbeschriebene.

    zu 3. - Pseudoomphalina kalchbrenneri (Bres.) Singer- würd´ ich unterschreiben

    zu 4. - Aussehen und Geruch passen für C. marginella, allerdings sind mir die Sporen etwas zu groß - was besseres weiß ich aber nicht.

    zu 5. - auch hier k. A. - ich glaube nicht an C. agrestis.

    zu 6. Clitocyber barbularum scheint mir ok

    zu 7. wenn es nicht Spodocybe collina ist - was ich denke - dann kenne ich auch diesen Pilz nichtzu 8. ich glaube nicht, dass dass C. rivulosa ist. Schon Harmaja bemerkte, dass es um C. rivulosa einen relativ großen Komplex von versch. unbeschriebenen Arten gibt. Er sagte wörtllich: "

    Tatsächlich wollte ich bei der Beschreibung von C. ruderalis ein Beispiel für unbeschriebene Arten in der Sektion Candicantes (Quél.) Singer & Digilio geben. Bei der Überarbeitung der Gattung Clitocybe in Fennoscandia stellte sich heraus, dass es zu viele, sehr eng verwandte kleine weißliche Arten in dieser Sektion gab, um im Rahmen dieser Überarbeitung angemessen behandelt zu werden. Einige schienen einen Namen zu haben; z. B. nahm ich an, dass einige Exemplare die nordamerikanische C. truncicola (Peck) Sacc. darstellen könnte. Diese Identifizierung konnte jedoch nicht bestätigt werden (heutzutage wurde diese Art tatsächlich aus Europa gemeldet). Viele der alten Namen, die sich auf weißliche kleine Arten beziehen, sind jedoch nicht mit hinreichender Sicherheit zu identifizieren. Aber die meisten dieser Arten von Clitocyben schienen (und scheinen immer noch!) unbenannt zu sein, obwohl einige neue Arten später in Mitteleuropa beschrieben wurden. Einige, die eng mit C. candicans (Pers.: Fr.) P. Kumm. verwandt sind, wachsen in der Waldstreu. Die meisten dieser wenig bekannten Pilze sind jedoch Bewohner offener Lebensräume (Wiesen, Felder, Küsten, subalpine und alpine Pflanzengemeinschaften)." - M. E. was Unbeschriebenes.

    zu 9. Infundibulicybe glareosa - denk ich auch

    zu 10. - auch hier weiß ich wieder nichts. I. glareosa ist das m. E. nicht.

  • Hallo Raphael,


    bei dem Pilz Nr. 7 hätte ich spontan nicht an eine Clitocybe, sondern eine Rhodocybe gedacht.


    Da wurden in den letzten Jahren einige Arten neu beschrieben, die in den gängigen Schlüsseln noch nicht enthalten sind (R. asenii, R. tugrulii, ...).

    Einen aus der Riege hatten wir auch schon mal, der bei der Bestimmung lange Kopfschmerzen bereitet hat.


    Die höckerigen Sporen sieht man manchmal nur wenn man's weiß.


    Wäre vielleicht auch was für's DGfM-Forum und Kai Reschke, und/oder eine Sequenz.


    Grüße,



    Wolfgang

  • Hallo Peter


    Danke für das Feedback. Geteiltes Leid ist halbes Leid.

    Bei diesen Bestimmungen fühle ich mich oft wie ein Blinder im Stummfilm. Beruhigend dass es nicht nur mir so geht.

    Bei 2 dachte ich auch an L. candicans, aber die Sporen sind deutlich zu klein.

    Beim Rest sieht es nach einem teuren Winter mit vielen Sequenzierungen aus - einerlei ob dabei jetzt ein Name rauskommt oder nicht.

    Irgendwann wird es ja möglich sein, den Wirrwarr der Trichterlinge zu entflechten.


    Hallo Wolfgang


    Stimmt, der makroskopische Eindruck passt auch gut zu Rhodocybe. Die hier hatten aber reinweisses Sporenpulver.

    Arbeitet Kai Reschke auch an Rhodocybe? Ich habe immer noch eine völlig unbestimmbare Kollektion von letztem Jahr.

    Die hier: Rhodocybe oder Entoloma?

    Die Sequenzierung von Balint Dima war leider nicht erfolgreich, ich bin da keinen Schritt weiter.


    Gruss Raphael