Steinpilze auf dem Polenmarkt

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 2.440 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von King Stropharia.

  • Hallo Forum,


    trotz anhaltend milder Temperaturen nahm das Pilzaufkommen in den vergangenen zwei Wochen merklich ab. Vor allem gab es kaum noch Jungpilze - mit einigen Ausnahmen. Nicht einmal auf dem Gebiet der Ritterlinge. Obwohl - vielleicht war es denen schon wieder zu mollig. Bei Frankfurt / Oder gab es noch nicht einmal einen leichten Nachtfrost. Und das in Zeiten, wo bereits die ersten Gnolme gesichtet wurden.

    ==lamtoedlich


    Auf dem Polenmarkt in Slubice (ehem. Dammvorstadt Frankfurt / Oder) gab es eine Vielfalt zu bewundern, welche die einheimischen Bedingungen nicht annährend widerspiegelt. Körbeweise frische Pfifferlinge, Krause Glucken, frische Heiderotkappen ( ich hatte in den vergangenen 5 Jahren gerade mal zwei!) und massenhaft STEINPILZE! Vor allem solche, die sich nicht Boletus edulis nannten. Gut - von denen gab es auch noch alle Altersklassen zu sehen. Allerdings gab es auch noch sehr gute Kollektionen Sommersteinpilze zu bestaunen. Die wurden getrennt von den gemeinen feilgeboten. Allerdings waren in den Stiegen auch Pilze drin, die nicht so ganz zu meinen Erwartungen passten. Auf Nachfrage hin meinte der Verkäufer, dass er da genau zwei verschiedene Steinpilze im Angebot habe - natürlich völlig madenfrei. Weil es mich interessierte, habe ich mal die Geldbörse ausgepackt, und vier repräsentative Fruchtkörper käuflich erworben. Die wogen gut 600 Gramm und kosteten glatt 10 Euro.



    Ich habe die Teile im Anschluss nochmal rekonstruiert. Hier ein etwas größerer Ausschnitt.



    Eigentlich hatte ich erhofft, Bronzeröhringe zu erbeuten. Nach genauerem Hinsehen sollte es sich aber um Kiefernsteinpilze handeln. Auch nicht so schlecht - weil noch nie selbst gefunden.

    Die sollte es in sandigen Kiefernwäldern schon mal geben. Imho trifft das wohl nicht auf alle Gefilde zu. Ich hatte noch nicht Einen!


    Übrigens - madenfrei stimmte.


    Grüßlis Ingo

  • Hallo,

    das ist ja interessant.

    Auf deutscher Seite wachsen keine Pilze mehr und auf polnischer massenhaft.

    Pilze kennen doch eigentlich keine Grenzen.

    Oder werden die Pilze irgendwo tief im Inneren des Landes gefunden und an die Grenze gekarrt?


    Gruß

    Anton

  • Hallo Anton,


    die Pilze kommen aus allen Teilen Ost-, Nord-Ost- und Süd-Ost-Europas. Das System Sammler-Zwischenhändler-Verkäufer funktioniert und die Transporter sind schnell. Wie dabei der Gewinn verteilt ist, kann man sich denken. Zum Start liefern ja die Wälder die Pilze völlig kostenlos. Dann werden die Pilze zu Geld, das für die Beteiligten wohl ausreichend ist. Sehr effektiv ist dabei das Errichten von illegalen Sammellagern zum Suchen in Sammler-Ketten. Hier macht man Naturschutz zum Heiligtum. Was woanders passiert, darf gern auch Abseits der Legalität sein. Das ist beim Nutzholz doch nicht anders. Fragt mal die Naturschützer in diesen Ländern nach den dadurch entstehenden Schäden. Für die Sammler ist aber mitunter dieser Verdienst existenziell. Es wäre gut den Handel zu regulieren. Dann stiegen aber die Preise. Solange Herkunftspapiere vom Verkäufer vorgelegt werden, ist doch für uns die Welt in Ordnung.


    Beste Grüße

    Stefan F.

  • Korrekt.


    Hier eine Dokumentation zum Thema:


    Re: Jagd auf Pilze in Rumänien - Das Geschäft mit einer Delikatesse - Die ganze Doku | ARTE
    Es ist ein lohnendes Geschäft: Illegale Pilzsucher sammeln im Sommer in Rumäniens Wäldern täglich hunderte Kilo der Delikatessen. Zwischenhändler bringen sie…
    www.arte.tv

  • Und obwohl die Wälder im Osten seit Jahrzehnten systematisch abgegrast werden, sterben die begehrten Sorten dennich nicht aus.


    Die gezeigten Steinpilze sehen erstaunlicherweise frisch und gut zum Verzehr aus. Was dagegen auf unserem Wochenmarkt angeboten und tatsächlich auch teuer verkauft wird, verdient nur das Prädikat "Kompost": Angeschimmelt, angefault, von Maden zerfressen - häufig in Streifen geschnitten.


    Allerdings wachsen auch hier immer noch Steinpilze nach. Ich war gestern selber noch mal schauen und brachte uns zwar keine Steinpilze, aber eine sehr reichliche Mahlzeit aus jungen Eichenrotkappen mit.

  • Hallo Miteinander,


    vielen Dank für die Meinungen. Eigentlich kaufe ich auf diesem Markt sonst selten Naturalien. Ausnahme - Spargel im Frühjahr. Der kommt meist auch aus der Region Lebuser Land und schneidet bei neutralen Testreihen mitunter besser ab als der Berühmte aus Beelitz.

    Hier ging es mir aber einzig und allein darum, mal ein paar Pilze dingfest zu machen, die ich selbst noch nicht finden durfte. Nach Auskunft der Händler kommt das Meiste auch aus Polen, aber wohl eher aus der Region Riesengebirge, die nicht ganz so weit entfernt liegt.


    Da es keinen Widerspruch gab, loche ich den Kiefernsteinpilz dann mal als bestätigt ein.


    So ganz nebenbei, in unseren geschundenen Wäldern sterben die Birken eben massenhaft, und damit auch die mykologischen Begleiter.

    Die Tatsache, dass es auf diesem Markt reichlich Versipellen zu sehen gab spricht eher dafür, dass irgendwo da drüben die Natur noch intakt ist.

    Dass da hunderte von Sammlern damit ihren dürftigen Lebensunterhalt bestreiten, sei einmal dahingesellt. Am wichtigsten ist immer noch, dass die Wälder und Bäume intakt bleiben.


    Und das ist hierzulande oftmals nicht mehr der Fall!


    Grüßlis Ingo

  • Auch in Osteuropa ist man leider dabei, die letzten natürlichen Wälder zu zerstören...


    ...


    Rumänien: Wo Europas letzte Urwälder zerstört werden
    Auf dem Kontinent haben wenige alte Wälder überlebt. Die größten gibt es in Rumänien – ausgerechnet hier aber wütet die illegale Abholzung. Nun schaltet sich…
    www.zeit.de