Hallo an alle Interessierte.
Nun ist sie also wieder Geschichte, die 4. Boletustagung, die vom 03. - 06. November 2022 in Salem am Kummerower See stattfand.
Der Boletus als Zeitschrift existiert seit 1977 und inzwischen sind mehr als hundert Hefte erschienen!
Unter Zeitschrift Boletus findet man hier alle Ausgaben und kann von den Heften von 1977 bis 2017 jeden Beitrag als PDF herunterladen!
Schaut euch einmal um und werdet am besten Mitglied des Vereins Boletus.e.V., der diese Zeitschrift herausgibt.
Doch zurück zum Treffen.
Etwa 100 Pilzverrückte aus vielen Teilen Deutschlands waren gekommen, um gemeinsam ihrem Hobby nachzugehen.
Große, kleine und kleinste Pilze zu suchen, sie zu dokumentieren und bestenfalls zu bestimmen.
Sich einmal wieder zu treffen, gemeinsam zu diskutieren, zu fachsimpeln und neue Kontakte zu knüpfen.
Und einfach Spaß zu haben!
Hier ein Blick auf unser Tagungslokal, das Kolping Ferienland Salem am Kummerower See.
Es gab viele tolle Exkursionsangebote. Ich hatte mich mit einigen Gleichgesinnten für Trockenwiesen etc. entschieden.
Unsere erste Tour führte bei anfänglich noch regnerischem Wetter zum Bornberg, einem Teil des NSG Stauchmoräne bei Remplin.
Es handelt sich dabei um Magerrasen auf einer kalkhaltigen Endmoräne. Also eine eiszeitlich geprägte Landschaft.
Erwartungsgemäß gab es da einige Saftlinge
und Keulen, wie die wunderschöne Geweihförmige Wiesenkeule (Clavaria corniculata).
Natürlich durften auch einige Gasteromyceten nicht fehlen.
Hier der Topfteuerling (Cyathus olla)
Gefreut haben wir uns über eine schöne Gruppe des Zitzen-Stielbovistes (Tulostoma brumale).
Spektakulär war der Fund eines nicht stinkenden Samtschnecklings.
Hodophyllus variabilipes, eine erst kürzlich beschriebene Art.
Hier ein Blick auf die gattungstypische Hutdeckschicht. Sieht man ja nicht alle Tage.
Es gab in Folge noch weitere Samtschnecklinge zu entdecken.
Sie hier vorzustellen würde allerdings den Rahmen dieses Beitrages sprengen. Vielleicht folgt da noch eine Publikation?
Einige charakteristische Magerrasen-Pflanzen blühten tatsächlich auch Anfang November noch.
Ein Beispiel mag die Färberkamille (Anthemis tinctoria) sein, der allerdings schon das ein oder andere Blütenblatt fehlte.
Auch die Großblütige Braunelle (Prunella grandiflora) war noch am Start.
Ebenso wie der weithin duftende Thymian.
Nach der Mittagspause stand die Sandgrube bei Schlakendorf auf dem Programm.
Riesig und gewaltig, man hatte Mühe sich nicht aus den Augen zu verlieren.
Auf nackter Erde entdeckten wir einige Erdzungen.
Nach ausgiebiger Recherche stellten sie sich schließlich als Geoglossum subumbratile heraus.
Alles andere als alltäglich!
Paraphysen.
In solchen Habitaten schaue ich auch gern nach Dung.
Leider gab es da nicht viel. Aber immerhin konnte ich in der Nähe von Mäusedung einen schönen Becherling entdecken.
Pseudombrophila hepatica. Sicherlich nicht selten, aber meist übersehen.
In dessen Nähe fand ich zu meiner großen Freude den noch selteren Iodophanus verrucosporus. Leider gelangen keine Fotos.
Hier sieht man die beiden Arten ganz typisch gemeinsam fruktifizieren.
Natürlich hofft man in solchen Habitaten immer auf einige winzige Moosbecherlinge.
Welch Freude, als wir nach langer Suche tatsächlich fündig wurden.
Hier ist Lamprospora densireticulata, eine streng an das Zweifelhafte Aloemoos (Aloina ambigua) gebundene Art.
Sind die Sporen nicht der Hammer! Natürlich fotografiert in Baumwollblau (BWB).
Mit Vorträgen und Fundbesprechungen klang der Tag schließlich aus.
Und wie immer wurde bis in die frühen Morgenstunden mikroskopiert!
Der nächste Tag führte uns "Wiesenpilz-Freaks" zu den Alten Tongruben bei Schlakendorf.
Leider waren die Gruben kleine Seen, die für uns nicht besonders interessant waren.
Außer vielleicht für Torsten, den Schilfflüsterer!
Aber am Ufer gab es auch offene Stellen.
Da konnten wir auf wenigen Quadratmetern so richtig eintauchen! Natürlich trocken!
Stundenlang jeden Zentimeter erforschen! Ohne, dass jemand drängelt!
Nur so entdeckt man dann z.B. die Sepultariella semiimersa (= Leucoscypha semiimersa).
oder Scutellinia barlae, den die Niederländer "Kalkgraslandwimperzwam" nennen.
Also "Kalkrasen-Wimperschwamm". Das trifft es ganz gut!
Mit Saccobolus eleutherosporus gelang Torsten noch ein schöner Fund an Mäusedung, den Matthias bestens abgelichtet hat.
Allgegenwärtig war auch die Schwarze Erdzunge (Geoglossum umbratile), die wir in all unseren Exkursionsgebieten fanden.
Mit ein paar Basidiomyceten möchte ich diesen Beitrag beenden.
Lachnella alboviolascens (Weißvioletter Schüsselseitling).
Marasmius limosus (Schilfschwindling).
Die winzigen Pilze mit den etwa 1 mm kleinen Hüten zu fotografieren, war eine echte Herausforderung. Sowohl für mich als auch für meine Kamera!
Crinipellis scapalla (Zitzen-Haarschwindling). Massenhaft an abgestorbenen Grashalmen. Habe ich so noch nie vorher gesehen.
Trotz gesundheitlicher Probleme hat es sich Heinrich "Heiner" Dörfelt nicht nehmen lassen, das Pilztreffen musikalisch ausklingen zu lassen.
Solange die Gedanken noch frei sein dürfen!
Ich danke euch allen fürs mitgehen.
Ganz besonders bedanke ich mich bei meinem Freund Matthias Reul,
der mir seit Jahren ein liebgewordener Begleiter auf diversen Pilztreffen ist und dessen großartige Fotos ich auch in diesem Beitrag nutzen durfte!
Seine Bilder habe ich entsprechend gekennzeichnet.
Wir sehen uns zur 5. Boletustagung. Oder eher!
LG, Nobi
PS. Nun habe ich doch glatt vergessen, mich bei den Mecklenburger Organisatoren für diese gelungene Tagung zu bedanken!
Was ich gern nachholen möchte.
Also, Petra, Norbert, Anja und wie ihr alle heißt - ihr habt das super gemacht und Maßstäbe für die Zukunft gesetzt!