Besuch im Engerser Feld

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  • Hallo zusammen,


    inspiriert von dem schönen Bericht aus Salem und den dort gezeigten auch "sandigen" Habitaten dachte ich, dass ich doch das Engerser Feld am Rhein mal aufsuchen könnte. Das liegt bei mir quasi vor der Haustür. Ein schönes ehemaliges Kiesabbaugebiet mit mehreren Seen, welches mittlerweile Trinkwasserschutz-, Natur- und Vogelschutzgebiet ist. Dort gibt es zahlreiche spannende Stellen auf sandigen Böden, sehr naturbelassen, mit unterschiedlichsten Moosen, mit Schilf, mit Weiden, Birken usw. und durch den Schutz viele Bereiche auch abgelegen, nicht stark frequentiert, weitgehend unangetastet.


    Hier ein Ausschnitt vom Habitat in dem ich mich dann überwiegend aufhielt, weil es zahlreiches zu sehen gab. Soviel, das ich irgendwann überfordert war mit den ganzen Funden.


    Um zu diesem Bereich zu kommen, muss man schon ein Stückchen laufen, egal von welcher Seite man kommt. Auf dem Weg konnte man beobachten, weshalb das Engerser Feld ein wichtiges Vogelschutz- und Vogelzuggebiet ist. Man konnte beispielsweise aus der Ferne die Kormorankolonie beobachten:


    Nun aber zu den Pilzen, ich war ziemlich baff, wieviel es dort zu finden gab. Großes und Kleines. Diesmal habe ich mich vorwiegend auf das Kleine gestürzt und einige Funde und Eindrücke möchte ich hier zeigen bzw. vielleicht auch diskutieren, da ich z.B. in den Gattungen Entoloma und Omphalina/Arrhenia sonst nicht soviel unterwegs bin.


    Einen ersten Fund machte ich schon auf dem Weg am Ufer zwischen Schilf. Zuordnen konnte ich diesen dann erst mikroskopisch:

    01 Pholiota conissans - der Weidenschüppling



    Sporen typisch: 6,1-7,3 µm (av. 6,6 µm, SD 0,3 µm) x 3,5-4,5 µm (av. 3,9 µm, SD 0,2 µm); Q = 1,5-1,8 (av. 1,7, SD 0,1)(n = 18)


    Mit den zahlreichen Chrysozystiden war der Fund dann schnell eingeordnet:


    Teilweise finde ich den zu Ph.graminis synonymisiert. Nach Ludwig soll sich dieser allerdings durch nur spärliche Chrysozystiden unterscheiden.


    Weiter ging es mit etwas, dass ich erst für einen Nabeling hielt. Der Pilz entpuppte sich jedoch bald als (ich denke seltener) Rötling:

    Würde den 02 Entoloma graphitipes cf nennen wollen - den Graphitstieligen Nabelrötling



    Schnallen und Cheilozystiden sind nicht zu finden. Die Sporen sindnahezu isodiametrisch:

    8,0-9,1 µm (av. 8,5 µm, SD 0,4 µm) x 7,3-8,2 µm (av. 7,6 µm, SD 0,3 µm); Q = 1,1-1,1 (av. 1,1, SD 0,0)(n = 6)


    Die Hutdeckschicht zeigt sich mit stark inkrustierten Hyphen:


    Hier noch ein Bild vom Lamellenansatz am Stiel unterm Mikro, hat für den Fund wenig Aussagekraft, ich fands aber trotzdem spannend:


    Einen Fruchtkörper davon habe ich jedenfalls mal getrocknet und aufgehoben.


    Weiter gehts mit einer Omphalina, die ich dort sehr häufig sah und die ich:

    03 Omphalina pyxidata cf - den rotbraunen Nabeling nennen würde


    Sehr gesellig wachsend in Gruppen, wie das wohl auch üblich ist für die Art. In den Gruppen dann schon auffallend mal dunkler rotbraun, mal etwas blasser ausfallend.

    An verschiedenen Plätzen fotografiert, ich meine immer diesselbe Art, ohne jetzt jeden einzelnen Fruchtkörper mikroskopiert zu haben.


    erster Standort


    2. Standort


    3 Standort

    ebenso und direkt daneben


    Sporen mit kräftigem Apikulus ca. 8,1 x 5,7 (nur zwei gemessen, durchaus variabler im Sporenbild), ovoid, amygdaliform wirkend


    Mit den Zystiden habe ich mich etwas schwer getan, sind aber vorhanden und auch wie beschrieben oft zylindrisch oder auch mal entenkopfförmig:


    HDS deutlich inkrustiert:


    Kräftige Schnallen vorhanden (siehe Bildmitte):


    Dann eine weitere Art, die mir arge Rätsel aufgab. Ich habe sie jetzt mal

    04 Arrhenia obscurata - der sepiabraune Adermoosling genannt:


    Leider nur zwei kleine Fruchtkörper, vermutlich auch noch recht jung, insgesamt sehr dunkel mit herablaufenden, auffällig dicken Lamellen:


    Die Sporen bereiten leider etwas Kopfzerbrechen, da sie nicht recht zu dieser oder auch zu den Nachbararten passen wollen:

    Für Obscurata passt die Form, allerdings fallen die (in Ermangelung eines tauglichen Sporenabwurfs auf der Lamelle gemessenen) Sporen zu klein aus. Vielleicht unreif? Für Obatra passt die Länge, aber überhaupt nicht Form und Quotient. Und für O. baeospora sind die Sporen wiederrum zu groß.


    So blieb ich erstmal bei obscurata, auch weil mir das makroskopisch gut zu passen scheint. Vielleicht bin ich aber auch ganz falsch unterwegs. Auch hier habe ich noch einen kleinen Fruchtkörper übrig.


    Weiter gab es eine Tubaria, die ich 05 Tubaria spec nennen möchte, da sie irgendwie zu nichts so recht passen will. Mikroskopisch könnte das furfuracea sein, geht aber makroskopisch mit fast gelben Lamellen, insgesamt hellen Farben und vorallem einem hellbräunlichen bis weißlichen Stiel der bei allen (!) gefundenen Fruchtkörpern auffällig dunkel bis schwärzlich an der Basis färbt. Irgendwann verließ mich auch die Zeit, um dem Fund noch weiter nachzugehen. Furfuracea oder auch Conspersa kenn ich irgendwie anders. Vielleicht aber doch nur irgendwo dorthin zu sortieren.


    Sporen braun, ohne Keimporus: 8,1-8,7 µm (av. 8,4 µm, SD 0,2 µm) x 4,4-5,0 µm (av. 4,6 µm, SD 0,2 µm); Q = 1,7-1,9 (av. 1,8, SD 0,1)(n = 5)


    Cheilozystiden oft kopfig:


    Spannend fand ich, dass es dort auch Saftlinge gab!

    06 Hygrocybe conica - der schwärzende (eindeutig schwärzend, wahrscheinlich gibts doch da auch am Ende verschiedene Arten):


    Es gab noch viel, viel mehr, sowohl kleines, was ich nicht weiter verfolgen konnte:


    auch größeres ... verschiedene Telamonien, zu den ich gar nicht gekommen bin:


    Außerdem Ritterlinge (z.B. beringte und unberingte Erdritterlinge), verschiedenste Fälblinge, massenhaft Filzköpfe, Täublinge, Verschiedene Trichterlinge, Milchlinge wie den Birkenmilchling usw. usw. ...


    Naja, da bräuchte man wohl mehrere Leben, auf jedenfall spannend. An der Stelle war ich nicht das letzte Mal. Lampro- oder Octosporas habe ich da allerdings nicht gefunden. Hatte ich etwas drauf gehofft. Irgendwann wirds dann halt auch dunkel:


    So, falls ihr noch Hinweise habt, gerne her damit.


    LG Sebastian

  • Hallo Beli,


    hatte ich auch schonmal kurz drüber nachgedacht, wäre vielleicht auch nochmal eine Richtung. Vermutlich fand ich die Lamellen zu hell.


    Conocyben gabs da aber auch, z.B jene hier, die ich Conocybe semiglobata nennen würde:


    Mit ausschließlich lecythiformen Kaulozystiden im oberen Stielteil (nach unten ab der Mitte stark abnehmend):


    Sporen: 9,8-11,2 µm (av. 10,7 µm, SD 0,4 µm) x 5,6-6,2 µm (av. 6,0 µm, SD 0,2 µm); Q = 1,7-1,9 (av. 1,8, SD 0,1)(n = 7)


    Vielleicht finde ich nochmal die Zeit die Tage, mir die gefragte Art genauer anzuschauen.


    LG Sebastian