Hallo liebe Pilzfreunde.
Nach 2015, 2016, 2017, 2018, 2019 und 2020 war ich mittlerweile zum siebenten Mal mit meinem Pilzfreund Matthias im Fichtelgebirge unterwegs.
Am Montag, den 03.10.2022 drehten meine Frau, Matthias und ich eine ca. 7 km lange Runde auf dem Weißenstädter "Zinnweg".
Natürlich ist das viel zu lang für eine intensive Pilztour. Kleinpilze z.B. findet man da nur zufällig.
Einige unserer Funde möchte ich euch im folgenden zeigen, auch wenn sie bis auf den letzten Fund wenig spektakulär sind.
Dafür haben wir uns mit dem Fotografieren Mühe gegeben!
Dir, lieber Matthias, sei ganz herzlich gedankt fürs Mitgehen, für die Bestimmungen und nicht zuletzt für Deine großartigen Fotos.
Prolog.
Bevor es zur "Zinnweg-Runde" geht, stelle ich euch einen winzigen Pilz vor, den mir Matthias neben einigen anderen von seiner Vortagestour mitbrachte.
Und den ich schon lange einmal sehen wollte.
Es handelt sich um das Gekrönte Blattbecherchen (Coccomyces coronatus), hier an einem Eichenblatt.
Nun aber Startschuss zu unserer fast vierstündigen Runde, welcher zum wiederholten Mal am Weißenstädter See erfolgte. Im Hintergrund das Kurzentrum.
Hatte da jemand weiße Punkte auf die roten Äpfel gemalt?
Noch in Seenähe erforderte ein großer, bemooster Steinblock unsere Aufmerksamkeit. Da steckten ja kleine Pilze ihre Köpfchen aus dem Moos.
Zarter Grashäubling (Galerina graminea).
Hier sehen wir die charakteristischen, tibiiformen Cheilozystiden.
Unmittelbar daneben wuchs diese Gruppe Geröll-Nabelinge (Arrhenia rickenii).
Vom See weg Richtung Rudolfstein ging es weiter durch den Kellerberg, liebevoll auch das kleine Hobbitland genannt!
Von den einstigen ca. 200 in Granit gemeißelten Lagerkellern (Kartoffeln, Rüben, Bier!) sind noch etwa 130 vorhanden.
Eine ganz spezielle, faszinierende Welt!
Bevor es in den nahen Wald ging, begegneten uns unter Pappeln einige Gruppen des Rosascheckigen Milchlings (Lactarius controversus).
Bald darauf fanden wir mehrere Trupps Hornstieliger Schwindlinge (Marasmius cohaerens).
Zur Abwechslung folgen nun zwei Porlinge. Zuerst der triviale Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola)
und schließlich der Schwarzgebänderte Harzporling (Ischnoderma benzoinum), ein nicht so häufiger Nadelholzbewohner.
Wenn wir schon im Nadelwald sind. Nicht fehlen darf da die Grünspitzige Koralle (Phaeoclavulina apiculata).
Mehrfach konnten wir einige Gurkenschnitzlinge (Macrocystidia cucumis) entdecken.
Auch häufige Pilze haben ihren Reiz und sind durchaus fotogen! Making-of (Nobi).
Schopftintlige (Coprinus comatus), die sich extra für uns aufgestellt hatten!
Nun lasst uns noch kurz bechern.
Kelchförmiger Stängelbecherling (Hymenoscyphus calyculus) an einem Holzstück.
Recht häufig an den Wegrändern wuchs der Kastanienbraune Becherling (Peziza badia).
Bei dem folgenden kleinen orangefarbenen Becher zwischen Polytrichum spec. dachten wir zuerst an einen Moosborstling (Neottiella).
Mikroskopisch war dann sofort klar, dass es sich um den Gemeinen Moosbecherling (Octospora humosa) handelt.
Massenpilze am Wegesrand waren u.a. die Geweihförmige Holzkeule (Xylaria hypoxylon),
der Kleine Bluthelmling (Mycena sanguinolenta)
und der Falsche Pfifferling (Hygrophoropsis aurantiaca).
Es folgen zwei Pilze, die wir an Kiefernzapfen fanden. Zuerst der Mäuseschwanz-Rübling (Baeospora myosura).
Und schließlich der Ohrlöffel-Stacheling (Auriscalpium vulgare), der immer wieder ein Hingucker ist.
Da den kaum jemand mikroskopiert zeigen wir euch hier die kleinen, amyloiden und feinwarzigen Sporen.
Noch jung war dieser Schüppling, den wir trotz fehlender Hutschuppen für den Feuerschüppling (Pholiota flammans) halten.
Möglicherweise haben die beiden vorherigen Regentage dazu geführt, dass die Schuppen verschwunden sind.
Unmittelbar daneben standen viele Kuhmäuler (Gomphidius glutinosus). Hier eines der schönsten von ihnen.
Matthias im Fichten-Kiefern-Farn-Wald.
Der Nadelholzbestand mit vielen verharzten Stellen schreit förmlich nach einem meiner Lieblings-Kleinbecherlinge.
Und da ist er auch schon. Gelbes Harzbecherchen (Sarea resinae).
Ein häufiger Kiefernbegleiter war der Butterpilz (Suillus luteus), den wir in allen Altersformen fanden.
Noch ein Blick ins Biotop.
An einer Buchenfruchtschale wuchs dieser noch winzige Buchenwald-Schnitzling (Flammulaster carpophila).
Die nächsten Pilze fielen vor allem durch ihr geselliges Wachstum auf. Meist fruktifizierten sie zu Hunderten!
Geselliger Glöckchennabeling (Xeromphalina campanella).
Oder der Birnenstäubling (Apioperdon pyriforme).
Hier der Weiße Rasling (Leucocybe connata) noch ganz jung.
Ebenfalls in großen Trupps grüßten hier und da Bärtige Ritterlinge (Tricholoma vaccinum) vom Wegesrand.
Auch die Tompiffge, Trompetenpfifferlinge (Craterellus tubaeformis) waren nie allein am Start.
Bevor ich zum "Finale furioso" komme, möchte ich noch einen kleinen Farbtupfer setzen.
Kegeliger Saftling (Hygrocybe conica) am Wegesrand, flankiert von Netzigen Adermooslingen (Arrhenia retiruga).
Damit war unsere kleine Pilzwanderung so gut wie zu Ende.
Unser gemeinsames Fazit lautete.
Es hat wieder Spaß gemacht zusammen, nichts Spektakuläres, aber einige schöne Motive hatten wir dennoch vor der Kamera!
Da machte plötzlich meine Frau auf etwas am Wegesrand aufmerksam, worauf Matthias sofort niederkniete und rief:
"Nobi, ich glaube, das dauert jetzt eine Weile!"
Und da hatten wir letzlich doch noch unsere kleine Sensation.
Zu Hunderten stand sie da, die Purpurfarbene Keule (Alloclavaria purpurea).
Ein Blick ins Innere. Trama.
Und hier die auffälligen Zystiden.
Beenden möchte ich den Beitrag so, wie ich ihn begonnen hatte.
Mit weißpunktierten roten Äpfelchen, nur dass die inzwischen Stiele bekommen hatten!
Es hat mir Spaß gemacht von dieser wunderbaren Tour zu berichten.
Ich kann nur hoffen, dass ihr ähnlich viel Spaß beim Lesen und Anschauen hattet.
Liebe Grüße vom Nobi