Hallo an alle.
Nachdem ihr den Bericht von der 4. Boletustagung reichlich kommentiert und geliked habt soll hier noch ein Nachtrag kommen.
Denn nicht nur hinsichtlich der Stimmung und vieler schöner Großpilzfunde war die Tagung ein Erlebnis - sondern auch bzgl. meiner "Lieblinge", der Coprophilen!
Für eine einmalige Bestandsaufnahme fanden wir mit ca. 60 Arten ungewöhnlich viele dieser meist unscheinbaren Pilze, die immer noch ein Nischendasein fristen.
Und deren Schönheit sich oft erst unterm Mikroskop offenbart.
Es wurden Dungproben von Fuchs, Maus, Pferd, Reh und Schaf untersucht und ausgewertet.
Gut drei Wochen wurde in "Feuchtkammern" geforscht, um schließlich zu diesem schönen Ergebnis zu gelangen.
Knapp 20 dieser Species, und somit ein Drittel der gefundenen Arten, möchte ich euch gern vorstellen.
Vielen Dank an dieser Stelle an Matthias und Torsten dafür, dass ich einige eurer Fotos verwenden darf! Diese sind entsprechend gekennzeichnet.
Bitte entschuldigt die oft mangelhafte Qualität einiger meiner Bilder.
Aber bei Fruchtkörpergrößen meist um oder gar unter 0,5 mm stoße ich mit meiner Technik einfach an Grenzen.
Mit den Beschreibungen werde ich mich weitgehend kurzfassen, da ein Artikel für eines der nächsten "Boletus-Hefte" geplant ist.
Los geht es mit einem von fünf gefundenen Tintlingen.
Coprinopsis stercorea, der Struppige Misttintling an Fuchs. Der, hier noch ganz jung und nur wenige Millimeter groß, seinem Namen alle Ehre macht.
Auch zwei Pillenwerfer galt es zu entdecken. Einer davon war Pilobolus crystallinus.
Einige interessante Funde gelangen an Mäusedung, wie z.B. Pseudombrophila hepatica
und Iodophanus verrucosporus.
U.a. durch die großen Sporen (hier 24-27 x 14-16 µm) deutlich vom häufigen Iodophanus carneus unterschieden.
Mit Ascozonus woolhopensis fand Torsten zudem einen "Klassiker" an diesem Substrat.
Auch Saccobolus eleutherosporus ist eine bemerkenswerte Species!
Mit einer einmaligen Struktur der Sporenoberfläche.
Es folgen zwei weitere Saccobolus-Funde.
Saccobolus citrinus (Cluster 45-50 x 15-17 µm, Sporen 19-20 x 8,5-9 µm)
und Saccobolus minimus (Cluster 28-30 x 10-12 µm, Sporen 12-13 x 5-6 µm)
Und noch ein winziger Becher. Auf den ersten Blick dachte ich an den allgegenwärtigen Coprotus sexdecimsporus, eine 16-sporige Art.
Überraschung dann unterm Mikro. Mit 64 Sporen und großen Asci (bis 150 x 50 µm) ist das Coprotus niveus.
Ein weiterer Kleinbecherling und eine echte Rarität ist Lasiobolus microsporus, mit 0,3 mm einer der kleinsten Vertreter der Gattung.
Die Sporenmaße betrugen hier 10-11 x 7,5-8,5 µm.
Mit dem häufigen Thelebolus microsporus möchte ich noch einen letzten Becherling zeigen.
Die grünliche Färbung ist auf den Inhalt der kopfigen Paraphysenenden zurückzuführen.
Nun zu einigen Pyrenomyceten.
Den Anfang macht Zygopleurage zygospora, mit ca. 1,5 mm ein wahrer Riese unter den "kleinen Schwarzen".
Hier gibt Marco einen kleinen Einblick in deren Innenleben.
Nicht ganz so groß, aber beeindruckend durch den prächtigen "Haarschopf" ist Podospora setosa. Von Matthias genial ins Bild gesetzt.
Die schlanken und apikal zuspitzenden Asci enthalten 128 Sporen.
Mit Preussia fleischhakii folgt ein Vertreter der Sporormiaceae. Das Cleistothecium ist ca. 0,5 mm groß.
Dank der kurzstieligen Asci ist die Art leicht anzusprechen.
Als nächstes möchte ich Sporormiella pulchella vorstellen, eine wiederum recht seltene Art.
Charakteristisch sind neben den kleinen Sporen die uniseriaten Asci.
Während die Sporen der meisten Vertreter der Gattung vierzellig sind, gibt es auch welche mit mehr als vier Zellen.
Hier mit Sporormiella octonalis eine Art mit achtzelligen Sporen.
Eine Art, die ich fast ausschließlich von Fuchskot kenne, ist Aphanoascus fulvescens.
Der Pilz gehört zu den Onygenales und lebt vom Keratin, welches in den Haaren und Federn der Losung vorhanden ist.
Jung sind die etwa 0,5 mm kleinen Fruchtkörper in ein weißes Fadengeflecht eingesponnen, welches bei Reife vergeht.
Hier sitzen einige Cleistothecien direkt den Haaren auf.
Die retikulaten Sporen sind winzig (4-4,5 x 3-3,5 µm), ebenso wie die leicht vergänglichen Asci (11 x 10 µm).
Kein optimales Bild, aber die genannten Merkmale kann man hoffentlich erkennen.
Am Ende dieses Beitrages möchte ich euch noch eine Besonderheit zeigen.
Da freute ich mich schon über einige Fruchtkörper von Selinia pulchra an Pferdedung, einem Vertreter der Hypocreales
als mir einige kleine orange Perithecien an deren Hals und Stromata auffielen.
Es handelt sich hierbei um Melanospora zamiea, eine als Mykoparasit bekannte Art, die bisher in Deutschland nur wenig nachgewiesen wurde.
Die Art schmarotzt hier augenscheinlich an der Selinia.
Hals 100-150 µm, Haare 75-90 x 4-5 µm
Sporen 20-24 x 13-15 µm, 8-sporig, selten auch 3-5-sporig.
Inzwischen ist der Struppige Misttintling von Bild 1 "aufgeblüht". Hier ein Teil des Hutes mit den großen kugeligen Velumzellen (30-55 µm).
Ich hoffe, ich konnte euch zumindest einen kleinen Einblick in eine weitgehent unbekannte Welt geben, in der es noch vieles zu entdecken gilt.
Und vielleicht den einen oder anderen anregen, selbst einmal eine Dungprobe zu untersuchen!
Liebe Grüße vom Nobi