Omphalina periglacialis

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  • Hallo zusammen,


    Omphalina periglacialis ist ein kleiner und wohl ausschließlich im Spätherbst und Winter (von November bis März) fruktifizierender Nabeling. Beschrieben wurde die Art erst Anfang diesen Jahres anhand mehrerer Funde aus schleswig-holsteinischen Sand- und Kiesgruben, siehe:


    Lettau S, Lehmann H, Thines M, Ploch S (2022): Diversität der Gattung Omphalina (Tricholomataceae, Basidiomycota) mit Beschreibung einer neuen Art. Zeitschrift für Mykologie 82 (1): 3-21


    Besiedelt werden sandige und schwach bis mäßig saure Pionierstandorte mit Vorkommen von Polytrichum piliferum. Dieses häufige und auch von verschiedenen Moosbecherchen parasitierte Laubmoos dient möglicherweise auch O. periglacialis als Wirtsart.


    Hier möchte ich nun einen Fund aus Ostwestfalen (NRW) vorstellen. Erstmals aufgefallen ist mir Omphalina periglacialis bereits im Januar 2021 auf einem noch sehr jungen Sandmagerrasen mit großen Beständen an Polytrichum piliferum und Ceratodon purpureus. Eigentlich wollte ich hier nur nach der an Ceratodon purpureus parasitierenden Roseodiscus formosum schauen, interessanter waren dann aber die mir bis zu diesem Zeitpunkt unbekannten, hellbräunlichen bis fleischfarbenen Nabelinge.


    Omphalina periglacialis, Fundort


    Omphalina periglacialis, im Sandmagerrasen mit Polytrichum piliferum (Glashaar-Widertonmoos) und Ornithopus perpusillus (Kleiner Vogelfuß)


    Omphalina periglacialis


    Omphalina periglacialis, Lamellen


    Ein wichtiges Merkmal (zur Abgrenzung von nahestehenden Arten) sind die Zystiden zystodioiden Elemente (Pseudozystiden) an den Schneiden und Flächen der Lamellen. Allerdings können diese zylindrischen und sehr schlanken "Gebilde" in der Zahl und in der Länge sehr stark variieren (bei manchen Fruchtkörpern finden sie sich nur sehr spärlich, bei anderen sind sie umso zahlreicher und auffälliger)


    Omphalina periglacialis, Lammellenschneide mit Zystiden zystodioiden Elementen


    Omphalina periglacialis, Sporen (hier mit durchschnittlich 8,1 x 5,8 µm und Q = 1,4)


    Bestimmt hatte ich die Nabelinge zunächst als Omphalina lilacinicolor (Omphalina galericolor var. lilacinicolor) und auch andere Pilzfreunde kamen in Ermangelung von Alternativen zu diesem Ergebnis.


    Auch ein zwischenzeitlich in ca. 2 km Entfernung entdeckter weiterer Fundort (mit vielen hundert Fruchtkörpern) änderte daran nichts. Erst mit dem Erscheinen des oben angeführten Artikels kam bei Mitgliedern der AG Mykologie (im Naturwissenschaftlichen Verein Bielefeld) der Verdacht auf, dass die bisherige Bestimmung als O. lilacinicolor falsch ist und dass es sich nur um die neu beschriebene O. periglacialis handeln kann.


    Mir selber lag die Zeitschrift für Mykologie nicht vor, ich wurde aber dankenswerterweise über die Neubeschreibung informiert und wie die AG-Mitglieder konnte auch ich die Nabelinge anhand des vorzüglichen Artikels schnell und zweifelsfrei als Omphalina periglacialis bestimmen .


    Nach Schleswig-Holstein wurde die Art damit auch in NRW nachgewiesen und mit einiger Wahrscheinlichkeit werden schon in Kürze weitere Funde und Bundesländer folgen. Zumindest in Norddeutschland sollte man in Sand- und Kiesgruben oder auf vergleichbaren Pionierstandorten eine gute Chance haben, die Art zu finden.


    LG Ingo

  • Hallo Ingo,

    diese Zystiden, sind das wirklich welche? Ich kenne ähnliches von alpinen Arten, es handelt sich dann oft einfach um Auswüchse. Auch bei Lyophyllum /Tephrocybe sieht man das öfters.

    Vor allem bei etwas spezieller Witterung machen die Pilze das anscheinend gerne.

    Viele Grüsse,

    Markus

  • Hallo Markus,

    nein, das sind wohl keine richtigen Zystiden und ich habe es in meinem Beitrag entsprechend korrigiert. In dem von mir angeführten Artikel:

    Lettau S, Lehmann H, Thines M, Ploch S (2022): Diversität der Gattung Omphalina (Tricholomataceae, Basidionycota) mit Beschreibung einer neuen Art. Zeitschrift für Mykologie 82 (1): 3-21

    ist im Text und in den Tabellen auch nur von zystodioiden Elementen bzw. von Pseudozystiden die Rede. Lediglich bei den Skizzen der Mikromerkmale wurde (davon abweichend) die Bezeichnung "Cheilozystiden" verwendet.

    LG Ingo