Hallo,
am Freitag stieß ich auf einer bröseligen Mörtelschicht einer alten Burgmauer auf eine pyrenocarpe, braun-schuppige Krustenflechte mit isidös/sorediösem Schuppenrand.
Da mir der Mörtel schier in die Hand fiel, nam ich ein Stück davon zum Mikroskopieren mit.
Ich habe wegen der schuppigen Erscheinung länger versucht unter Catapyrenium s.lat. etwas passendes zu finden - bin aber wegen der Sporengröße und den Isidien/Soredien am Areolenrand gescheitert.
Letztendlich kam die Erleuchtung, dass vermutlich eine Verrucaria vorliegen könnte.
Die Recherche führt unter anderem zur entsprechenden Seite auf Lichenportal.org und Lichensmaritims.org zu V. macrostoma bzw. V. furfuracea.
Verrucaria macrostoma (f. furfuracea) scheint gut zur Fundbeschreibung zu passen!
V. macrostoma kann in schuppiger Form auftreten und auch Soredian am Thallusrand ausbilden; auch die Sporengröße passt.
Vielleicht möchte jemand meine Bestimmung prüfen?
Ich würde mich sehr freuen, wenn mein Bestimmungsversuch bestätigt werden könnte oder Vorschlag gemacht würde, was hier vorliegt.
Vielen Dank im Voraus für das Anschauen!
LG, Martin
Fund-Beschreibung:
Fundort: Auf Mörtel an Vertikalfläche einer feuchten Sandsteinmauer; Südausrichtung, aber Halbschatten durch Baum und Gebäude; in Flussnähe (20m Luftlinie)
Thallus: trocken hell bräunlich, feucht grün; glatt, sehr tief areoliert bis schuppig.
Schuppen teils überlappend.
Größe der Areolen/Schuppen kleiner als 1mm.
Schuppenränder leicht sorediös.
Rinde deutlich von Algenschicht getrennt.
Rinde um 50 - 100 mm dick, paraplektenchymatisch
Algenschicht um 400 µm dick.
Perithecien: schwarz, tief in Thallus eingesenkt.
Geschlossenes, kohlig schwarzes Gehäuse (Schwarzes Involucrellum und helleres Excipulum) vorhanden.
Durchmesser (im Thallus) um 400µm; oberflächlich sichtbarer Durchmesser entspr. kleiner.
Asci: Keulig, Länge um 80-100 µm, Breite um 20-35 µm; inamyloid, doppelwandig, an Spitze verdickt; Sporen biseriat
Sporen: Elliptisch, farblos, mit großem Tropfen; 28,5-30 x 12-15 µm groß
Photobiont: coccoide Grünalgen
Bilder:
Bild 1 Durchnässte pyrenocarpe Flechte in situ; schwarze Perithecien gut erkennbar.
Bild 2 Mörtel-Handstück mit trockenerem und deshalb bräunlichem Flechten-Individuum. Areolen um 1mm groß.
Bild 3 Lupenbild der überlappenden Schuppen. Schuppen mit sorediösem Rand. Die Flechte vermeidet Quarzkörner zu überwachsen.
Bild 4a Querschnitt durch Thallus: Oberrindendicke ca. 50-100 µm, Algenschicht ca. 400 µm
Bild 4b Oberrinde und Algenschicht im Mikroskop
Bild 5 Perithecium in Schuppen-/Areolen sitzend (nicht am Rand derselben), Durchmesser um 400 µm
Bild 6 Querschnitt durch Perithecium besitzt geschlossenes Involucrellum
Bild 7 Quetschpräparat in Wasser
Bild 8 Sporen dickwandig, einzellig, ellipsoid mit großem Tropfen. Sporengröße um 29 x 14 µm
Bild 9 Hymenialgallerte J+ rot (400x in verdünntem Lugol); hier Asci mit unreifen Sporen; Sporen in Asci zweireihig angeordnet
Bild 10 Ascus mit unreifen Sporen (1000x im verd. Lugol), doppelwandig, 8-sporig, biseriat, Wand inamyloid