Verrucaria macrostoma

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 884 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Bergwald.

  • Hallo,


    am Freitag stieß ich auf einer bröseligen Mörtelschicht einer alten Burgmauer auf eine pyrenocarpe, braun-schuppige Krustenflechte mit isidös/sorediösem Schuppenrand.

    Da mir der Mörtel schier in die Hand fiel, nam ich ein Stück davon zum Mikroskopieren mit.


    Ich habe wegen der schuppigen Erscheinung länger versucht unter Catapyrenium s.lat. etwas passendes zu finden - bin aber wegen der Sporengröße und den Isidien/Soredien am Areolenrand gescheitert.

    Letztendlich kam die Erleuchtung, dass vermutlich eine Verrucaria vorliegen könnte.

    Die Recherche führt unter anderem zur entsprechenden Seite auf Lichenportal.org und Lichensmaritims.org zu V. macrostoma bzw. V. furfuracea.

    Verrucaria macrostoma (f. furfuracea) scheint gut zur Fundbeschreibung zu passen!

    V. macrostoma kann in schuppiger Form auftreten und auch Soredian am Thallusrand ausbilden; auch die Sporengröße passt. ==Gnolm15


    Vielleicht möchte jemand meine Bestimmung prüfen?

    Ich würde mich sehr freuen, wenn mein Bestimmungsversuch bestätigt werden könnte oder Vorschlag gemacht würde, was hier vorliegt.


    Vielen Dank im Voraus für das Anschauen!

    LG, Martin



    Fund-Beschreibung:

    Fundort: Auf Mörtel an Vertikalfläche einer feuchten Sandsteinmauer; Südausrichtung, aber Halbschatten durch Baum und Gebäude; in Flussnähe (20m Luftlinie)

    Thallus: trocken hell bräunlich, feucht grün; glatt, sehr tief areoliert bis schuppig.

    Schuppen teils überlappend.

    Größe der Areolen/Schuppen kleiner als 1mm.

    Schuppenränder leicht sorediös.

    Rinde deutlich von Algenschicht getrennt.

    Rinde um 50 - 100 mm dick, paraplektenchymatisch

    Algenschicht um 400 µm dick.

    Perithecien: schwarz, tief in Thallus eingesenkt.

    Geschlossenes, kohlig schwarzes Gehäuse (Schwarzes Involucrellum und helleres Excipulum) vorhanden.

    Durchmesser (im Thallus) um 400µm; oberflächlich sichtbarer Durchmesser entspr. kleiner.

    Asci: Keulig, Länge um 80-100 µm, Breite um 20-35 µm; inamyloid, doppelwandig, an Spitze verdickt; Sporen biseriat

    Sporen: Elliptisch, farblos, mit großem Tropfen; 28,5-30 x 12-15 µm groß

    Photobiont: coccoide Grünalgen


    Bilder:

    Bild 1 Durchnässte pyrenocarpe Flechte in situ; schwarze Perithecien gut erkennbar.


    Bild 2 Mörtel-Handstück mit trockenerem und deshalb bräunlichem Flechten-Individuum. Areolen um 1mm groß.


    Bild 3 Lupenbild der überlappenden Schuppen. Schuppen mit sorediösem Rand. Die Flechte vermeidet Quarzkörner zu überwachsen.


    Bild 4a Querschnitt durch Thallus: Oberrindendicke ca. 50-100 µm, Algenschicht ca. 400 µm


    Bild 4b Oberrinde und Algenschicht im Mikroskop


    Bild 5 Perithecium in Schuppen-/Areolen sitzend (nicht am Rand derselben), Durchmesser um 400 µm


    Bild 6 Querschnitt durch Perithecium besitzt geschlossenes Involucrellum


    Bild 7 Quetschpräparat in Wasser


    Bild 8 Sporen dickwandig, einzellig, ellipsoid mit großem Tropfen. Sporengröße um 29 x 14 µm


    Bild 9 Hymenialgallerte J+ rot (400x in verdünntem Lugol); hier Asci mit unreifen Sporen; Sporen in Asci zweireihig angeordnet


    Bild 10 Ascus mit unreifen Sporen (1000x im verd. Lugol), doppelwandig, 8-sporig, biseriat, Wand inamyloid

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  • Hallo Thomas - Bergwald und Björn - boccaccio ,


    darf ich aus eurem "Like" eventuell schlussfolgern, dass ihr mit meinem Bestimmungsversuch zumindest nicht uneinverstanden seid? ==Gnolm10==Gnolm23 

    LG, Martin

  • Hallo Martin,


    ich kann zur Bestimmung nichts beitragen, finde die Dokumentation aber sehr gelungen. So Krustenkram auf Stein ist ja alles andere als eine Freude, wen es um das Herstellen von guten Mikro-Präparaten geht.


    Björn

  • Hallo Björn,


    vielen Dank für die Blumen!

    Ich jetzt sehe klarer.


    Es war tatsächlich nicht ganz einfach.

    Die Interpretation der Schlüssel und die Bestimmung selbst aber waren schwieriger als die Präparation. ==Gnolm4

    Sie hat mich das halbe Wochenende "gekostet" - und das für so eine Allerweltsflechte...

    Hat aber viel Spaß gemacht!


    LG, Martin

  • Hallo Martin

    was die Bestimmung angeht, muss ich passen.

    Aber mir geht es wie Björn, die Darstellung und die "Rangehensweise", sowie die Schlüsselarbeit von dir, finde ich Klasse und dein Beitrag hat mir Freude gemacht.


    Viele Grüße

    Thomas

    AUCH VON MIR KEINE ESSENSFREIGABE. EINE BESTIMMUNG IST OHNE JEDE GARANTIE.

  • Hallo Thomas,


    auch dir vielen Dank für das Lob!

    Es freut mich, wenn die Darstellung gefällt und vielleicht Interesse an den kleinen Ökosystemen geweckt wird.

    Da hatte ich also ein wenig zu viel erhofft, indem ich aus eurer Reaktion eine Bestätigung herauslesen wollte...


    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    ich finde es wichtig, sich mit den kleinen "Wunderwerken" auseinanderzusetzen, auch wenn man- jedenfalls geht es mir so,- nicht immer bis zur Art kommt.

    Auch sehe ich es wie du, wichtig ist, das Interesse für diese faszinierenden Organismen auch bei anderen zu wecken.

    LG

    Thomas

    AUCH VON MIR KEINE ESSENSFREIGABE. EINE BESTIMMUNG IST OHNE JEDE GARANTIE.

  • KaMaMa

    Hat den Titel des Themas von „Verrucaria macrostoma?“ zu „Verrucaria macrostoma“ geändert.