Lentaria albovinacea (subcaulescens)

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  • Hallo zusammen, da es z.Z. eher weniger Funde zu melden gibt und passend zu meinem weißen Minikeulchen auf Moos in der vorigen Woche, hier noch ein schönes seltenes Keulchen vom November auf Strohstreu und Holzspänen.

    Lentaria albovinacea Pilat / Lilaweißes Holzkeulchen


    Fundbeschreibung:

    21.11.22, St. Wendel, Nähe Hallenbad MTB 6508/242, auf nassem Strohstreu mit Holzspänen und Sägemehl, als Bodenabdeckung auf aufgeschütteten Erdboden für eine Pferdesport-Veranstaltung vom Sommer 2022.

    Frischer Frk. (>Foto2) weiß mit sehr schwachem rosalilablau Reflex. Innerhalb 2-3 Stunden rosalila und nach 1-2 Tagen stärker verfärbend.

    Frk. korallenförmig, kurzer Stiel mit +/- verzweigenden Ästen und 1-3 gegabelten Spitzen.


    mak1


    Mak2


    Mak3


    Mak4


    Mak5


    Mikro:

    Sporen: wenige vorhanden, kein Abwurf möglich (>Fotocollage): ca. 5-7 x 2,5-3(3,5) µm,

    elliptisch bis zylindrisch mit manchmal schwach eingedellter oder auch eingeschnürter Mitte, schwach amyloid, hyalin.

    Hyphen: manche stark angeschwollen breit bis 20µm +/- dickwandig. Schnallen vorhanden


    Mik1


    Mik2 breite Hyphen

    Literatur:


    Erstveröffentlichung in Deutschland 1993 Pdf Artikel in ZMykol 59.2 von Lohmeyer/Christan/Gruber.

    Die in diesem Artikel beschriebene Verfärbung von weißlich nach lila, sowie Vorkommen auf Holzspänen, einschließlich der Mikrodaten passen alle sehr gut zu meinem Fund. Siehe auch P.d.S. BK Bd.2 Nr. 439.


    Im Band 6 (Marcel Gannaz und Michele Raillere-Burat) zu den Cahiers De la FMBDS, ist L. albovinacea abgebildet und beschrieben.

    Enthalten in Band 6 ist auch ein Schlüssel zu Lentaria, sowie einen Hauptschlüssel zur Abgrenzung der Gattung Lentaria zu ähnlichen clavarioden Gattungen wie Clavulinopsis, Clavaria, Thyphula etc.


    Abgrenzung gegen Lentaria subcaulescens (Rebent.) Rauschert

    Als wichtigste Abgrenzung soll L. subcaulescens nur Hyphen bis max 12µm haben, gegenüber L. albovinacea mit Hyphen bis 25µm.

    Gemessen habe ich Hyphen bis 20 (22µm) > siehe auch letztes Foto.

    In dem Artikel von André De Kesel LENTARIA SUBCAULESCENS, EEN ZELDZAAM KORAALZWAMMETJE in Sterbeeckia 37: 39-40 (2022), und auch im Cahiers 6 wird auf diese Unterscheidung hingewiesen. Zumindest nach dieser Unterscheidung spricht mein Fund eindeutig für L.albovinacea.


    Bei Laessoe & Petersen in FTE 2 S. 1133 wird L. subcaulescens abgebildet und beschrieben u.a mit dem Hinweis auf L. albovinacea und der Bemerkung, dass es in dieser Gruppe noch kein Konsens gibt, was schnell einleuchtet wenn:

    nur etwas schmalere Hyphen, etwas weniger Blauverfärbung und ein etwas lose, lockerer verästelter Frk. eine andere Art ausmachen. Das wirft das schon Fragen auf, zumal ich bei der Abbildung und Beschreibung in FGTE kaum einen Unterschied zu meinem Fund sehen kann.


    Zusammenfassung: für lentaria albovinacea Pila sprechen:

    - Die Erstbeschreibung für Deutschland in der ZfM 59.2 von Lohmeyer/Christan/Gruber

    - Die eindeutig breitere aufgeblasene Hyphen nach Cahiers 6 De la FMBDS und im Artikel Sterbeeckia 37: 39-40 (2022)

    - Die mehr lila verfärbende und etwas kräftigere Frk. (gegenüber subcaulescens).


    Für kritische Einwände oder Ergänzungen bin ich wie immer dankbar


    Gruß Armin

  • Eine konkrete Bestätigung oder kritsche Anmerkungen zu meinem Fund habe ich hier im Forum zwar erhofft, war aber eigentlich auch kaum zu erwarten,

    wenn man die nur wenigen Lentaria Fundpunkte in Pilz Deutschland.de betrachtet.


    Zur Absicherung bzw. näheren Einordnung meines Fundes, habe ich dann mal nachgehakt:


    Josef Christan hat mir nun das Ergebnis Lentaria albovinacea als sicher bestätigt.


    Herzlichen Dank an ihn, wie auch an Klaus Siepe, der mir den Tipp zu J. Christan, als Mitautor in Mycologia Bavarica 22 gab:


    Kellnhofer, E. & J, Christan (2022): Die Weiße Holzkoralle (Lentaria subcaulescens) -ein Erstnachweis in Bayern.- Mycologia Bavarica 22: 153-162


    Zum Abschluss hier noch einmal ein wichtiges Indiz für albovinacea und gegen subcaulescens, entsprechend dem engen Konzept nach Corner (1970),

    das auch von den beiden Autoren im Bavarica Artikel vertreten wird, solange keine umfassende molekulare Aufarbeitung der Lentaria erfolgt ist:


    Eine Beobachtung, die schon bei der Erstveröffentlichung Deutschland 1993 zu L. albovinaeca in ZMykol 59.2 von Lohmeyer/Christan/Gruber beschrieben wurde

    und auch im Bavarica Artikel als auffällig für albovinacea herausgestellt wird, ist die


    "Die deutliche Verfärbung, vor allem bei Dunkelheit nach dem Transport."


    In der ZMykol wurde dabei auf eine Schachtel als Transportgefäß hingewiesen, bei mir war es nur ein Papiertütchen.

    Bavaria: Interessanterweise sind die violetten Färbungen der Äste von L. albovinacea sehr lichtempfindlich, d.h. im Dunkeln bzw. zugedeckt nimmt die purpur bis violette Färbung deutlich zu,

    wärend sie am Licht ausblasst und als Exsikkat nicht mehr sichtbar ist.


    >> mein vor Ort Foto, Nachher(zuhause) und vom Exsikkat (+/- bräunend) bestätigen diese Beobachtungen.


    Gruß Armin