Auf Rind aus dem Depot 22.02.23

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 2.072 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Karl W.

  • Liebe Dungpilzfreunde

    Eigentlich war ich auf der Suche nach Moosbecherlingen und Roseodiscus formosus als mir orangefarbene Pilzchen auf Rinderdung ins Auge fielen.


    Nur wenige Meter weiter wurde es dann richtig üppig

















    Das war natürlich unschwer als Cheilymenia stercorea zu bestimmen und auch auf dem nächsten Bild ist nicht anderes zu sehen.
    Ältere Fruchtkörper von Algen überzogen


    Von Hans coprinusspezi , weiß ich ja, dass man auch die Unterseeite mal ansehen sollte




    Leider haben sich bisher keine fotogenen Fruchtkörper entwickelt, aber die Mikros führen eindeutig zu Coprinopsis xenobia

    Velum hyphig mit Ausstülpungen




    Zystiden




    Sporen 10 - 13 x 6 - 8 mµ mit zentralem Porus


    Da ich auf einer Probe unter der Lupe noch winzige körnige Kügelchen sah, habe ich zum Glück zwei gefüllte Dosen mitgenommen.
    Am nächsten Mittag dann ein toller Anblick






    Velum aus rundlichen glatten Zellen, teilweise braun pigmentiert




    Lamellenschneide


    Sporen winklig stark abgeflacht ca. 8,5 x 7 x 5


    Die endgültige Entscheidung zwischen C. patouillardii und C. ephemeroides erledigte sich am nächten Morgen von selbst
    Kleiner Ring-Tintling (Coprinopsis ephemeroides)




    Bei einem schwarzes Kügelchen mit uniseriaten Sporen von 20,5 x 11 mµ mit Gelhülle ohne Keimspalte komme ich zu Sordaria fimicola









    Bin gespannt, was sich noch so zeigt

    LG Karl

  • Hallo Karl.


    Glückwunsch zu der wunderschönen Dokumentation von Coprinopsis ephemeroides! :thumbup:

    Diese schöne und offenbar recht seltene Art habe ich letztmalig vor gut 15 Jahren entdeckt! Da wird es mal wieder Zeit.


    LG, Nobi

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    Chips: 72

  • Hallo zusammen,

    da sich noch keine neuen Arten zeigen habe ich mir nochmal das Velum eines Nachzuglers von C. ephemeroides angesehen ohne zu quetschen. Rundliche Zellen waren absolut dominierend und teilweise inkrustiert. Ich sah aber auch Zellen in Ketten, wenn auch selten. Hat das schon jemand beobachtet, oder habe ich da doch schon etwas von der Hutdeckschicht erwischt.? coprinusspezi nobi_†












    LG Karl

  • Lieber Karl,


    das ist eine interessante Beobachtung hinsichtlich der Struktur des Velums von Coprinopsis ephemeroides!

    Momentan habe ich leider keinen Zugriff auf meine Literatur.

    Ich hoffe, dass das ab Mitte nächster Woche wieder der Fall sein wird. Dann schaue ich mal, ob ich etwas dazu finde und vergleiche mit meinen Notizen.


    LG, Nobi

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    Chips: 72

  • Hallo Karl,


    soeben habe ich alle mir verfügbaren Artikel bzgl. C. ephemerioides durchgesehen. Über die Struktur des Velums erfährt man da nicht besonders viel.

    Am besten und ausführlichsten ist es noch bei Doveri (FFI, 2004) dargestellt.

    Hier das entsprechende PDF, falls Du das Buch nicht hast.


    Coprinopsis ephemerioides_Doveri 2004.pdf


    Das Velum besteht demnach aus +/- kugeligen/elliptischen Zellen mit vereinzelten Bindehyphen.

    Die langgestreckten Zellen, die Du zeigst, sollten dann wohl zur HDS gehören. Vgl. Doveri.


    Die Auswertung meiner Funde ergab leider nichts, da ich die Velumstruktur nicht dokumentiert hatte.


    LG, Nobi

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  • Was für eine filigrane Schönheit, dieser Tintling! Du hast das super gut in genau dem richtigen Moment eingefangen in deinen Fotos, Karl, chapeau! Liebe Grüße Ditte

  • Was für eine filigrane Schönheit, dieser Tintling! Du hast das super gut in genau dem richtigen Moment eingefangen in deinen Fotos, Karl, chapeau! Liebe Grüße Ditte

    Danke für das Komplimet liebe Ditte. Das war ja nur möglich, weil ich das Substrat zu Hause in einer Dose hatte, die zweimal täglich überprüft wurde und dann kam noch das Glück dazu, mehrere einige Fruchtkörper in einer Ebene standen.

    LG Karl

  • Lieber Karl,

    hinsichtlich der Velumstruktur von Coprinopsis ephemeroides (jetzt Narcissea ephemeroides) gibt es Erkenntnisse, die ich Dir nicht vorenthalten will.

    Du schriebst kürzlich:

    Rundliche Zellen waren absolut dominierend und teilweise inkrustiert. Ich sah aber auch Zellen in Ketten, wenn auch selten. Hat das schon jemand beobachtet, oder habe ich da doch schon etwas von der Hutdeckschicht erwischt.?

    Nachdem ein Pilzfreund, der gern ungenannt bleiben möchte, den Beitrag gesehen hatte, machte er mich per Mail auf einen bereits älteren Artikel aufmerksam, wo die Velumstruktur einiger Tintlinge, u.a. von Coprinus patouillardii näher betrachtet wird.

    Rejinders, AFM (1979): Developmental anatomy of Coprinus. Persoonia 10(3):383–424. Der Artikel ist frei verfügbar.
    Auf S.390 schreibt er folgendes:

    "Unmittelbar über dem Hut sind die Hyphen in kurze Zellen unterteilt. Es gibt keine scharfe Grenze zwischen Velum und Huttrama, und dies ist auch in älteren Stadien der Fall."


    Wächter & Melzer (2020): Proposal for a subdivisionof the family Psathyrellaceae...Myc. Prog. 19 begründen die neue Gattung Narcissea und schreiben zum Velum auf S. 1203 sinngemäß folgendes: "Das Velum besteht aus inkrustierten kugeligen Zellen und Ketten subzylindrischer Zellen". Auf S. 1207, Fig. 56 findet man die passende Abbildung, hier N. patouillardii.


    Da Narcissea patouillardii, cordispora und ephemeroides die gleiche Velumstruktur aufweisen, sind die Angaben zu patouillardii also auch für ephemeroides relevant.


    Wenn ich das richtig verstanden habe geht die HDS allmählich in das Velum über, sodass es keine klare Trennung gibt.

    Deine wunderbaren Mikrobilder zeigen also genau diese "Grauzone". Somit waren Deine Zweifel ob Velum oder HDS völlig berechtigt!


    LG, Nobi

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    Einmal editiert, zuletzt von nobi_† ()

  • Lieber Nobi,

    die von Dir zitierte Arbeit zeigt ja auf auch, dass es sich bei N. cordispora um mehrere Arten handeln muss.

    Remarks:

    The two sister clades /cordisporus certainly represent different

    taxa, because the divergence seems to be too high for

    being a single species. It is possible to accept Coprinus

    cardiasporus Bender as a valid taxon. Keirle et al. (2004) have

    studied the complex in detail; there are also two sister clades,

    one of themincluding C. cardiasporus; however, the type was

    not available. At the moment, it can only be stated that the

    genus certainly includes two described species but with high

    probability further species as well.

    Sehr schön zu sehen im tree auf Seite 1208

    Jetzt kriegt Hans coprinusspezi den von ihm beschrieben Coprinus cardiasporus wieder zurück :) der ja lange als als Synonym geführt wurde. Ich werde mal nachfragen ob er noch Material vom Typus hat. Bei Parosola nudiceps hat es ja auch funktioiert.

    LG Karl

    PS vielleicht hast Du unter Deinen Funden ja noch Exemplare mit den typischen herzförmigen Sporen