Hallo!
Letzten Sonntag war ich über den Weinbergen am Neckar zwischen Muschelkalkfelsen unterwegs auf Flechtenfang.
Einige interessante Exemplare konnte ich finden, von denen ich bei folgender Flechte, die ich für eine Lecania cuprea halten möchte, Bestimmungsunsicherheit habe.
Ich würde mich sehr freuen, wenn jemand, der die Flechte kennt, etwas dazu sagen könnte.
Zuerst ein wenig zum Fundort:
Direkt über dem Neckar befinden sich etliche Stellen mit hohen, frei-erodierten Kalksteinwänden.
Bild 1 Kalksteinwand über dem Neckar
An einigen Stellen sind schattige Schluchten dazwischen entstanden.
Bild 2
Es lassen sich Überhänge finden, die sehr malerisch von Moos und Farnen überwuchert sind (eine Lamprospora konnte ich auch finden ) und von diversen Krustenflechten bevölkert sind.
Bild 3
Bild 4
Und an solch einer Stelle - Vertikalfläche und Überhang - fand ich eine braunfrüchtige (ev. mit Stich ins Rosane) Krustenflechte mit grauweißem, stark rissig areoliertem Thallus:
Bild 5 Krustenflechte an Vertikalfläche und an Überhang
Bild 6 Die runden bis unförmigen Apothecien erscheinen randlos und sind hellbraun bis dunkelbraun gefärbt
Bild 7 Stellenweise überwächst die Flechte Pflanzenmaterial
Bild 8 Angefeuchtete Apothecien; feucht ist ein dünner Rand zu erkennen
Bild 9 Querschnitt in Wasser - Epihymenium bräunlich; Hymenium um 70 µm dick, farblos/weiß; Hypothecium vorhanden, weiß/farblos
Bild 10 Gequetschter Querschnitt
Photobiont sind Grünalgen, die eine dicke (Schleim)Hülle besitzen, teilweise zu mehreren Zellen in einer Hülle stecken.
Bild 11 Kugelige Grünalgen mit dicker Hülle
Bild 12 Grünalgen und Paraphysen
Bild 12 Das Hymenium ist sehr stark verklebt, auch in KOH > 3% kaum/nicht aufzulösen
Bild 13 Hymenium IKI+, schmalkeulige Asci mit amyloidem Tholus
Bild 14 Sporen (2)-4 zellig querseptiert
Ich lande bei der Gattungsbestimmung zuerst über Micarea bei Scolisporum, was nicht passt.
Im zweiten Anlauf über den Umweg Micarea lande ich bei Lecania naegelii, womit ich nicht anfreunden kann.
Im Lecania-Schlüssel stoße ich auf L. cuprea, was passen könnte.
Daten:
Substrat Kalkstein, an Vertikalfläche und Überhang, Pflanzenreste überwachsend; schattig, luftfeucht
Thallus grau-weiß körnig und rissig areoliert
Apothecien aufsitzend, 300-500µm groß, rund bis unförmig; (rötlich) hellbraun bis dunkelbraun; feucht Eigenrand erkennbar
Hymenium etwa 70µm dick, farblos; Epihymenium bräunlich; Hypothecium weiß
Paraphysen um 2µm dick, nach oben aufweitend (3µm); Köpfe teils bis 5µm Durchmesser; keine Verzweigungen erkannt
Asci 8-sporig; schmal keulig; dicker, amyloider Tholus
Sporen (2)-4 zellig, farblos, inamyloid, 14,5-17,5 x 2,5-3,0 µm gemessen
Photobiont Grünalgen mit dicker Schleimhülle
Lecania cuprea könnte passen und kommt auch auf solchem Habitat / Substrat vor:
Kalkstein, lichtarm, luftfeucht, Vertikalfläche und Überhang (!), auf Moose übergehend, in Wäldern, Schluchten (!).
Im Neckarraum nachgewiesen.
Was meint ihr dazu, könnte das stimmen?
LG, Martin