Diverses vom Dung

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.230 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von AlexanderK.

  • Liebes Forum,


    ich möchte einige interessante Dungpilz-Funde der letzten Wochen vorstellen. Einiges sehe ich unkritisch, anderes nicht. nobi_† bis auf die unreife Hypocopra ist dieses Mal sogar alles aus Sachsen ;)


    Arnium sudermanniae


    Sporen 42-47 x 22-24 µm, inequilateral mit einer abgeflachten Seite, nur ein Keimporus?, Caudae nicht zentral, Asci biseriat, mit sichtbarem etwa 5-7 µm breitem Apikalring.


    Abb.1: Perithecium deutlich hell-ocker behaart mit nacktem Hals (A), unreife Sporen mit zwei Caudae im Phasenkontrast (B), Sporen biseriat im Ascus (C), Sporen in unterschiedlichem Reifegrad mit einem Keimporus (D), Ascusspitzen in Melzer (E) Skala: A - 1 mm, B-E - 10 µm


    Ascobolus stictoideus


    Apothecien cleistohymenial (an kleine A. immersus erinnernd), Asci 8-sporig, bi-seriat, bis 200 µm lang, Sporen ellipsoid 23-24,5(26) x (13,5)15-16 µm, jung hyalin, bei reife mit lila Epispor, dieses aus groben bisweilen zusammenfließenden Warzen bis Graten, oft mit Rissen oder sich scheinbar ablösend, Paraphysen bis zu 4,5 µm breit.

    Das Ornament scheint mir nicht ganz passend (zu grob für stictoideus?), ansonsten aber unkritisch.


    Abb. 2: Apothecien auf etwa fünf Wochen altem Dung von Macropus rufogriseus - Benett-Känguru (A), gequetschtes Apothecium (B), Sporen (C) und reife Asci (D) in Wasser. Skala A, B - 100 µm; C, D - 10 µm


    Hypocopra cf. merdaria


    Apothecien im Substrat eingesenkt, etwa 800-900 µm, singulär, mit Stroma im Bereich des Ostiolums (Abb. 1A), auf Dung von Hausschaf – etwa ein halbes Jahr eingefroren und dann für 9 Monate in Feuchtkammer, Asci 8-sporig, uniseriat; Ascusspitzen mit deutlich blauem, 2-3-teiligem Apikalring in Melzer, nicht in rotbraun umschlagend; Sporen mit Gelhülle, unvollständigem Keimpalt (nicht von Pol zu Pol reichend), 2-zellig, mit kleiner Papille an einem Pol, etwa 32-36 x 17,5-20 µm.

    Die Sporen sind im Vergleich zu Doveri recht klein, aber einige Posts in diesem Forum zeigen ähnliche Werte für die Art.


    Abb. 3: Apothecien auf sehr altem Dung von Hausschaf (A), Ascusspitzen in Melzer (B), 2-Zellige Sporen in unterschiedlichem Reifegrad mit Keimspalte (C). Skala A - 1 mm; B, C - 10 µm


    Hypocopra sp. (unreif)


    Apothecium 800-1000 µm, mit Stroma und weiß-grau-schwarzem Tomentum, im Substrat eingesenkt, Asci 8-sporig, Sporen uniseriat, Ascusspitze in Melzer mit blauem 2-3 teiligem Apikalring, der sich nach einer Weile zu rotbraun entfärbt, Sporen 2-zellig, mit kräftiger Gelhülle, etwa 32 x 15 µm stark abgeschätzt (1 fast reife Spore).


    Eine Bestimmung auf Artebene ist hier sicherlich sehr schwierig, bis unmöglich. Ich frage mich, ob ich die Färbung der Ascusspitzen richtig interpretiere? Auffällig ist außerdem das grau-schwarze Tomentum, welches sich auf dem Substrat um die Perithecien ausbreitet. Demnach würde ich hier H. merdaria ausschließen (wenn ich oben richtig liege). Makroskopisch gefällt mir H. equorum, aber die hat keine 2-zelligen Sporen. Mal sehen wie die Sporen bei Reife aussehen.



    Abb. 4: Perithecien auf sehr altem Dung von Hausschaf (oder Pferd?) zumeist solitär, mit creme-farbenen Stroma und grau-schwarzem Tomentum (A-D), Ascusspitzen in Melzer unterschiedlich lange inkubiert - von links nach rechts: etwa 10 s – 5 min (E), unreie Sporen im Ascus (F). Skala A-D – 1 mm, E, F – 10 µm


    Sporothrix (Spumatoria) longicollis


    Die Beschreibung in Welt und Heine 2006 passt gut, die Sporen sind evtl. ein wenig klein (max. 18 µm), auch Paraphysen waren da. Auf sehr altem Dung von Rotwild (analog zu H. merdaria inkubiert).


    Abb. 5: Apothecium mit langem Rostrum (A), Ostiolum mit Sporen (B), Basis des Perithecienhalses (C), Asci (D) und Sporen (E) in Wasser. Skala A – 50 µm, B – 100 µm, C-E – 10 µm


    Liebe Grüße,

    Alexander

  • Schöner Beitrag, Alex! :thumbup:

    nobi, bis auf die unreife Hypocopra ist dieses Mal sogar alles aus Sachsen ;)

    Ich welchem Zoo hast Du denn die Bennet-Kängurus aufgestöbert? In freier Natur leben sie in Deutschland ja wohl nur in MV. ;)

    Arnium sudermanniae

    Sporen 42-47 x 22-24 µm, inequilateral mit einer abgeflachten Seite,

    Arnium sudermanniae sehe ich da nicht! Nach Lundqvist betragen die Sporenmaße 47-57 x 24-30 µm und sind damit deutlich größer als die von Dir ermittelten.

    Eine Auswertung meiner Funde ergab immer Werte über 50 µm Länge und 25 µm Breite, zB 47-54 x 25-27 oder 50-60 x 27-29!

    Die Maße bei Doveri sind meiner Meinung nach zu kurz für die Art und somit als Vergleich ungeeignet.


    In meinen Augen wäre Arnium cervinum eine Option. Lundqvist nennt in der Originalbeschreibung Sporenwerte bis 43 x 23 µm, wobei die mit 29 Funden in Sachsen häufigste Art der Gattung nach eigenen Untersuchungen durchaus größere Sporen haben kann, zB 38-45 (48) x 20 -23, was ganz gut mit Deinen Maßen übereinstimmt. Allerdings haben die Sporen zwei Keimporen und die Perithecien sollten am Hals wenigsten ein paar steife Haare aufweisen. Allerdings fehlten die bei einigen Funden nahezu völlig.

    Meine Funde gelangen fast alle an Reh und Hirsch, selten an Wildschwein. Das wirft die Frage nach dem Substrat bei Deinem Fund auf.


    Von den Sporenmaßen kämen natürlich noch andere Arten infrage, woran ich allerdings nicht so recht glaube.

    Du solltest allerdings nochmals checken, inwieweit Du ähnliche Species ausschließen kannst. Das ist aus der Ferne nicht belastend zu klären.

    Ascobolus stictoideus

    Das Ornament scheint mir nicht ganz passend (zu grob für stictoideus?), ansonsten aber unkritisch.

    Passt schon. Ich sehe da ebenfalls stictoideus. Zu verwechseln am ehesten mit Ascobolus degluptus, der allerdings mit deutlich ablösendem Perispor.

    Sehr schöner Fund, da haben wir erst drei Nachweise in Sachsen.

    Hypocopra cf. merdaria

    Die Sporen sind im Vergleich zu Doveri recht klein, aber einige Posts in diesem Forum zeigen ähnliche Werte für die Art.

    Für mich ist das ebenfalls Hypocopra merdaria. Soviele zweizellige Arten gibt es in der Gattung ja nicht.

    Nach Krug & Cain betragen die Sporenmaße 32-41 x 17-20 µm, was gut zu Deiner Aufsammlung passt.

    Die von Doveri vorgestellte Art mit Sporen 39-44 (47) x 21-26 µm scheint etwas anderes zu sein.

    Sporothrix (Spumatoria) longicollis

    Die Beschreibung in Welt und Heine 2006 passt gut, die Sporen sind evtl. ein wenig klein (max. 18 µm), auch Paraphysen waren da.

    Damit sind sie im Bereich der Originalbeschreibung von Massee & Salmon (15-19 x 5 µm), wobei die letzten Funde tatsächlich etwas größere Sporen aufwiesen

    Wichtig zur Abgenzung gegenüber makroskopisch ähnlichen Gattungen (zB Kathistes) sind die relativ breiten, septierten Sporen mit vielen Tropfen.

    Ich halte übrigens vorerst am Gattungsnamen Spumatoria fest.


    LG, Nobi

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  • Hallo Nobi,


    der Tierpark hier in Zittau hat ein begehbares Gehege mit Kängurus. Da lag es quasi auf der Hand auch mal davon eine Probe zu inkubieren.


    Bei der Bestimmung des Arnium habe ich mich an Doveri orientiert. Der gibt für sudermanniae (43)44,1-47.2 x 25,2-27,3 µm und für cervinum (31,5) 32,5-36,5(37,8) x 16,8-21(22,5) µm an. Da fand ich, dass meine Werte (42-47 x 22-24 µm) eher bei ersterem liegen. Nun habe ich mir noch einmal die Originalbeschreibung von A. sudermanniae im Lundquist (1972) angesehen und er gibt folgende Werte an: (38)-43-57x23-30 µm. Das passt doch eigentlich ganz gut, oder? Dagegen die Originalbeschreibung von A. cervinum im Appendix I von Lundquist (1972) mit ähnlichen Werten wie bei Doveri: 35-40(43) x 17-19(23) µm. Gibt es davon irgendwo noch eine genauere Beschreibung mit Abbildung und evtl. in Englisch?

    Ich denke auch, dass die Sporen meines Fundes lediglich einen Keimporus haben. Auf Abb. 1. D oben rechts kann man den Porus am oberen Pol der Spore erkennen, unten war nix. Außerdem sind die Caudae auch unterschiedlich, die obere mit Kanal und die untere ohne. Bei A. cervinum sollten doch beide gleich beschaffen sein, da ja zwei Pole vorhanden sind?! Ich werde mal ein Foto nachreichen. Ich hatte übrigen drei der recht großen Perithecien untersucht (mehr waren noch nicht zu finden, alles Weitere, irgendwie Ähnliche stellte sich als Podospora intestinacea heraus), keines hatte steife Haare am Hals und alle waren so filzig behaart im Bereich des "Bauches". Was ja auch gut zu den Beschreibungen von A. sudermanniae passt.

    Dass die Sporenwerte Deiner sudermanniae-Funde alle über 50 µm (Länge) lagen, ist natürlich auffällig. Mal sehen ob ich Dich mit weiteren Bildern noch überzeugen kann, oder ob du doch Recht behältst ;)

    Achso, das Substrat war Hirschdung. Es wuchs also gemeinsam mit der Spumatoria. Das sollte doch aber für beide diskutierte Arten gleichermaßen in Ordnung gehen.


    Gruß,

    Alex

  • Hier noch Fotos der Sporen:


    Keimporus "oben" - der zur Ascusspitze zeigende Pol


    Kein Keimporus auf der anderen Seite


    Außerdem noch ein Foto einer weiteren unreifen Spore mit unterschiedlichen Caudae (einmal mit Kanal, einmal ohne)


    Dieselbe im Phasenkontrast


    In Lundquist's Abbildung von sudermanniae ist ein Caudum zentraler (das kanallose) als das andere. So ist's auch bei mir. Zumindest bei den unreifen Sporen. Bei den reifen sind die Caude oftmals abgerissen und daher ist das Merkmal schwer zu interpretieren.


    Gruß,

    Alex

  • Danke für die weiteren Fotos, Alex! :thumbup:

    Damit kann ich Arnium cervinum recht sicher ausschließen. Dessen Sporen sind deutlich abgeplattet und die Caudae immer an der flachen Seite angeheftet.

    Bei der Bestimmung des Arnium habe ich mich an Doveri orientiert. Der gibt für sudermanniae (43)44,1-47.2 x 25,2-27,3 µm...an.

    Ich kann einfach nicht glauben, dass Arnium sudermanniae diese Maße haben kann. Das passt überhaupt nicht zu Lundqvists Beschreibung.

    Auch läge der L/B Quotient um 1,75, während er eher >1,9 sein sollte.

    Nun, Doveri hat eine Kollektion untersucht - ich habe mir zehn Aufsammlungen angesehen!

    Da traue ich eher mir als ihm, zudem ich einige Ungereimtheiten in dem Buch festgestellt habe. (Das wäre mal ein eigenes Thema!)


    Der von Dir mit 5-7 µm gemessene Apikalring spricht allerdings wiederum für sudermanniae.

    Also bestenfalls Arnium cf. sudermanniae. Mit Bauchweh.

    Mehr lässt sich nicht sagen, ohne dass ich den Pilz selbst untersucht habe.


    LG und ich freue mich schon auf weitere Beiträge von Dir.


    Nobi

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