indet. Onygenales

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 970 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von AlexanderK.

  • Hallo,


    nobi_† hat vor einiger Zeit Fuchsdung mit Aphanoascus fulvescens drauf nach Zittau geschickt.

    Inzwischen wächst darauf ein weiterer Vertreter der Onygenales (zumindest ordne ich ihn da ein). Leider kann ich in der einfachen Dungpilzliteratur dazu nix finden.


    Nachfolgend die Beschreibung des Fundes:

    Fruchtkörper bis zu 0,5 cm große kugelige, weiße Gymnothecien, an Insektengespinste erinnernd.

    Hyphen (2,5)3,5-4(5) µm stark, septiert, nicht dickwandig, Enden bisweilen etwas gebogen und leicht spitz zulaufend, etwas inkrustiert, oder mit "Noppen" besetzt.

    Asci nahezu rund, 8-9,5(10) x 8-9 µm, hyalin, konstant 8-sporig. Sporen linsenförmig, 3,5-4,2 x 3,5-4,2 x 2-3(3,7) µm, hyalin, glatt.


    Abb. 1: Gymnothecien (A), Gymnothecienrand (B), Asci im Verband und separat (C, D), Ascosporen (E), Hyphen (F,G), Skala A - 0,5 cm, B 100 µm, C, D, F, G - 10 µm, E - 5 µm


    Kann mir jemand weiterhelfen?


    LG,
    Alexander

  • Hallo Alex!

    Sehr schöne Dokumentation. Leider kann ich Dir mit der Art nicht weiterhelfen.

    Evtl. geht es in Richtung Neogymnomyces virgineus, den Doveri hier vorstellt (incl. Schlüssel der Familien und Gattungen der Onygenales).

    Was mir auffällt. Die "Gespinnste" sehen aus, als ob sie jeweils mehrere kugelige Gymnothecien enthalten. Oder ist das eine optische Täuschung?

    Inzwischen wächst darauf ein weiterer Vertreter der Onygenales (zumindest ordne ich ihn da ein). Leider kann ich in der einfachen Dungpilzliteratur dazu nix finden.

    Hast Du den Currah_Taxonomie of the Onygenales, 1985? Verfügbar via Cyberliber. Ich kann Dir auch einen Link zum kompletten PDF schicken.


    LG, Nobi

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    Einmal editiert, zuletzt von nobi_† ()

  • Hallo Nobi,


    den Currah hatte ich mir gestern kurz angesehen, aber nicht wirklich etwas passendes gefunden, zumal die meisten Vertreter in dem Werk max. 1 mm groß werden.

    Aber Neogymnomyces passt super!

    Leider funktioniert Dein Link nicht, aber ich habe das hier gefunden:

    A comparative study of Neogymnomyces virgineus, a new keratinolytic species from dung, and its relationships with the Onygenales - Fungal Diversity
    Isolations of onygenalean fungi were made recently from different dung samples from Italy. A striking snow-white species with gymnothecial ascomata, developed…
    link.springer.com


    Neogymnomyces virgineus sieht gut aus! Ich prüfe das noch einmal. In der Publikation wurden ja auch Sequenzen generiert. Das ist auch gut, so habe ich Vergleichsdaten.


    Danke!

    Alexander


    PS Soll ich Dir eigentlich einen Teil retournieren?


    Doveri, F., Pecchia, S., Vergara, M. et al. A comparative study of Neogymnomyces virgineus, a new keratinolytic species from dung, and its relationships with the Onygenales. Fungal Diversity 52, 13–34 (2012). https://doi.org/10.1007/s13225-011-0120-2

  • Leider funktioniert Dein Link nicht, aber ich habe das hier gefunden:

    Danke, Alex. Ich habe den Link geändert. Und ja, das ist genau der Beitrag.

    PS Soll ich Dir eigentlich einen Teil retournieren?

    Nee, lass mal. Die Teile sind bei euch sicher besser aufgehoben als bei mir.


    LG, Nobi

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  • Hallo,


    auch diesen Pilz habe ich sequenziert. Die These, dass es sich evtl. um Neogymnomyces virgineus handelt, konnte nicht bestätigt werden. Die Qualität der ITS-Sequenz ist leider sehr schlecht. Sie ist zu etwa 85% identisch mit einigen von Aphanoascus keratinophilus. Die saubere LSU-Sequenz wiederum ist zu 96,3 % identisch mit Shanorella spirotricha. In der Beschreibung dieser Art gefällt mir, dass sie wohl gern zu Clustern verwächst, so wie mein Fund auch. Ich vermute hier also eine unbeschriebene Shanorella Spezies.

    Die Gattung ist einer neueren molekularbiologischen Arbeit zu den Onygenales (möglicherweise aufgrund fehlender Datenalage) noch "incertae sedis" eingestuft, was möglicherweise durch den vorliegenden Fund behoben werden könnte.


    Benjamin (1956) A New Genus of the Gymnoascaceae with A review of the Other Genera

    Kandemir et al. (2022) Phylogenetic and ecological reevaluation of the order Onygenales


    Gruß,
    Alexander

  • Wunderbar, Alla!


    Die Gattung Shanorella hatte ich überhaupt nicht in Betracht gezogen!

    Tatsächlich spricht vieles für Shanorella spirotricha, wenn ich mit den Beschreibungen und Bildern von Benjamin und Currah (1985) vergleiche. Currah hält die Art für einen der häufigsten Ascomyceten an Carnivoren-Dung nach wenigstens 4 Monaten Inkubationszeit.

    Das wäre ein weiterer schöner Fund der Boletustagung 2022.

    Die saubere LSU-Sequenz wiederum ist zu 96,3 % identisch mit Shanorella spirotricha.

    Das heißt wohl, es kann nicht diese Art sein aber etwas aus dem Umfeld (also gleiche Gattung?)

    Ab wieviel Prozent spricht man von der Art, müssen es 100 sein?

    Ich habe leider null Ahnung von der Sequenzierung und kann mit den Zahlen nichts anfangen.


    LG, Nobi

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  • Hallo Nobi,


    da gibt es keine konkrete Richtlinie. Die Werte, wonach zwischen unterschiedlichen Spezies unterschieden wird, sind auch durchaus von Gattung zu Gattung, bzw. Familie etc. variabel! Aber, ein Unterschied von etwa 4 % und das in der 28s (LSU) rDNA, bedeutet sicherlich, dass unser Beleg nicht konspezifisch mit denen ist, von dem die Shanorella spirotricha Sequenzen stammen. Bis dato war/ist die Gattung monotypisch. Ich werde aber noch einmal sauberer ITS-Sequenzen generieren müssen. Evtl. könnten wir das Ergebnis dann ja auch in den zukünftigen Dungbericht einbauen? In welcher Form auch immer.


    Gruß,

    Alla