Hallo Flechtenfreunde!
In Bad Dürrheim, dem höchstgelegenen Solebad, in einer sehr winterkalten Ecke (Baar) zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb, steht ein malerisches altes Pumpenhaus, das vollständig mit Holzschindeln verkleidet ist.Hier wurde die Sole für die Bäder gefördert.
Von Weitem schon kann man einen knallgelben Bewuchs auf den Holzschindeln, besondes stark aber auf den Fensterbänken erkennen.
Das Holz ist seit Jahren ungepflegt und bröselt unter den Fingernägeln weg.
Beschreibung:
Der gelbe, tiefrissig areolierte und mit etwa 1,5 mm sehr dicke Thallus ist KOH negativ!
Die gelben Thallusareolen sind um 0,3mm groß, die Apothecien bis 1 mm.
Thallus, Apothecienrand und -scheiben - alles Ton in Ton.
Das Hymenium reagiert amyloid, insbesondere die Asci, aber nicht die Hüllen.
Das Epihymenium ist gelbkörnig belegt, das Hymernium weiß mir einer Dicke um 60-70µm, das Hypothecium ebenfalls weiß.
Sporen 1-zellig, ellipsoid, leicht gebogen, um 12 x 5 µm groß.
Vermutlich 16 Sporen pro Ascus (geschätzte Anzahl >8 und <32).
Die Mikroskopbilder erspare ich mir hier, denn sie sind nicht besonders gelungen und in diesem Fall ohnehin wenig hilfreich.
Ich schlüssle mich zu Candelariella, dort weiter zu C. kuusamoensis durch - wovon ich bisher nie gehört habe!
Die Alternative wäre C. coralliza, die aber eher charakteristisch für gedüngtes Silikatgestein ist und vom Habitus her etwas anders wirkt.
Die Bestimmung C. kuusamoensis könnte stimmen, die zugehörige Art-Beschreibung in der Literatur passt sehr gut:
Vorkommen auf besonntem, zäh-morschem Holz (!), z.B. gedüngten Hirnschnitten vom Pfählen, Holzplanken von Scheunen (!), v.a. in der montanen und alpinen Zone.
Die lichtliebende Flechte ist bisher selten außerhalb Nordeuropas nachgewiesen worden.
Falle ich hier auf eine C. coralliza herein?
LG, Martin
Bild 1 Das Pumpenhaus: die untersten Schindeln und insbesondere die Fensterbänke sind von Flechten gelb gefärbt. (Auf dem Dach vermutlich gelbe Landkartenflechten)
Bild 2 Fensterbank mit Leuchterflechten
Bild 3 Bewachsene Fensterbank, beim Ablösen der Flechte teilt sich eher das Holz als der Thallus
Bild 4 Dicker Flechtenbelag
Bild 5 Lupenbild der durchgetrockneten Probe
Bild 6 Lecanorine Apothecien
Bild 7 Seitliche Ansicht auf den Thallus