Mein Pyrenomyceten - Abenteuer.

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 982 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wutzi.

  • Hallo zusammen,

    dass ich mir mal einen Pyrenomyceten antun würde, hätte ich mir nicht träumen lassen. Eigentlich war es nur Dreck an einem dürren Himbeerzweiglein. Aber da mir heute erstmals Auflichtfotos bei einer Lachnella gelungen waren, hat mich wohl der Übermut gepackt und ich hab den Dreck unter die Stereolupe gelegt. Viel zu sehen gab’s noch nicht, nur winzige schwarze Kügelchen, teilweise mit Loch. Ich bin der Gebrauchsanweisung von boccaccio gefolgt und habe eine dieser Kügelchen aufgeschnitten. Leer. Ich wollte schon aufgeben, hab aber doch einen zweiten Versuch gewagt. Und siehe, das auf dem Objektträger mit bloßem Auge unsichtbare Präparat zeigte Glibber, in dem sich bei entsprechender Vergrößerung Asci zeigten.



    Das ist das Substrat, auf dem nur ein paar winzige schwarze Pünktchen zu sehen

    sind.


    Unter der Stereolupe waren die schwarzen Strukturen etwas besser zu sehen.


    Unterm Mikroskop entpuppte sich der Dreck als kleine Kügelchen.


    Nachdem das Substrat in KOH eingeweicht war, gelang tatsächlich ein unfallfreier Schnitt, der einem Kügelchen bzw. Pecman etwas Klebriges entlocke. Das hier:


    Die Asci des kleinen Pilzes waren ziemlich lang.


    Sporen konnte ich nicht isolieren. Erkennbar ist immerhin, dass diese lanzelttlich und vielfach septiert sind.


    Es scheint, als nur wenige Sporen richtig reif sind.



    Ich hab nicht die Spur einer Ahnung, was das für ein Pilz ist und es ist unglaublich, wie viel Zeit bei dieser Art Pilzsuche drauf geht. Trotzdem war es ganz erbaulich. Auf alle Fälle kommt bei unserem Hobby niemals Lange Weile auf.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo Claudia,


    man sieht doch aber schon die mehrfach septierten länglichen Sporen als nächsten Hinweis. Mit Lugol/Melzers die Schlauchöffnung darstellen und schon kann es weitergehen. Das Substrat hast Du ja durch Kostprobe sicher bestimmt, oder?


    Ich stehe auch schon kurz vor solchen Experimenten.


    Beste Grüße

    Stefan F.

  • Hallo Stefan, klar. Aber die Kostprobe habe ich natürlich ausgespuckt. Ich weiß ja noch nicht, ob man die essen kann, solange die Art nicht klar ist ==Gnolm7.

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • ...

    Eigentlich war es nur Dreck an einem dürren Himbeerzweiglein.

    ...


    Hallo Claudia,


    was ist da passiert? Du siehst Dir "Dreck" an?! :gverstanden:


    Ich denke, es hat Dir trotzdem Spaß gemacht, und das ist das Wichtigste.



    Liebe Grüße,

    Steffen

  • Hallo zusammen,


    da steckte doch eine hübsche Überraschung in den kleinen Kügelchen ;)


    Ich würde das Substrat aber nie in KOH einweichen, sondern immer nur in Wasser. Auch wenn Pyrenomyceten meist sehr robust sind, sind es immer noch Ascomyceten und die gehören erstmal in Wasser und nicht in KOH oder andere Chemie. Später kann man dann gerne einen Tropfen Lugol und danach auch Kongorot ins Präparat geben um zu schauen, ob der Apikalapparat verfärbt (das wird hier aber wohl nicht der Fall sein). Ansonsten hilft es, wenn man im Präparat die Ascusmasse von der harten Schale (und sonstigem Dreck) separiert und dann den ganzen Schmock vorsichtig entfernt. Dadurch bekommt man ein viel flacheres Präparat hin und kann dann auch bei nur wenigen vorhandenen reifen Sporen diese gut beurteilen. Beim konkreten Fall hier, der wohl Richtung Leptosphaeria geht, wird es nämlich wichtig sein, die Zellenzahl und Größe der Sporen zu beurteilen (und ggfs. ob an den Enden Schleimhüllen vohanden sind).


    Björn


  • Danke Björn. Deine Ratschläge werde ich beherzigen, sofern meine Grobmotorik das zulässt. Allerdings ist es für diesen Pilz zu spät für eine Untersuchung. Der Objektträger ist schon wieder geputzt.



    Ja Steffen, Spaß macht es schon, wenn verborgene Strukturen sichtbar werden. Nur ist das ziemlich zeitraubend und für eine in Sachen Pyrenos völlig Unbedarfte am Ende nicht wirklich befriedigende Beschäftigung. Aber immerhin weiß ich jetzt, wie das funktioniert. Einmal mehr habe ich von den Experten hier eine Menge lernen können.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


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