Liebe Dung-Pilz Freunde,
jetzt ist der Dung-Pilz Kurs in Hornberg schon wieder eine gute Woche her.
Mittlerweile sind alle Funddaten ausgewertet und es ist Zeit für einen kleinen Bericht.
Wieder fanden sich 12 Gleichgesinnte in der Pilzlehrschau Hornberg zusammmen, um unter der Leitung von Björn Wergen,
neues zu lernen und über dieses spezielle Thema zu fachsimpeln.
Schon die Sichtung der mitgebrachten Kulturen war spannnend. Wir haben nicht gezählt, es kamen aber sicher über hundert Döschchen und Schüsselchen mit verschiedenstem Pflanzenfresser Dung zusammen.
Neben den Standard-Proben war auch diesmal wieder etliches Exotisches am Start.
Dung von 4 Kontinenten war zu bestaunen wie z.B. Wallaby aus Australien, Elch aus Usa (Alaska) , Kudu aus Afrika und noch vieles mehr.
4 Tage wurde fleissig und konzentriert gearbeitet und so weisst die aktuelle Fundliste ganze 109 Arten auf, dass sind über 40 Arten mehr wie im letzten Jahr.
Einige spezielle Arten wollen wir kurz vorstellen. Die folgenden Funde wurden im wesentlichen von Björn bearbeitet
Starten wir mit einem Saccobolus auf Wallaby aus Australien
Saccobolus gauthieri Faurel & Schotter, Literatur: Cahiers de La Maboké 3: 131 (1965)
Ein Saccobolus mit einer speziellen Sporenornamentation, mit diesem Muster sind wohl nur 4 Arten bekannt nämlich Saccobolus beckii, tuberculatus, verrucisporus und gauthieri
Über die Sporen- und Clustergrösse, Asci und Paraphysen kommt man zu S.gautheri. Diese Art wurde von Faurel & Schotter 1965 an Hadd eines Fundes aus Gabun beschrieben und ist wohl seither nicht mehr aufgetaucht.
FK: 190 - 240µm diam., anfangs hyalin, dann blass gelblich.
Sporen: (16.1) 17.1 - 18.9 (19.4) × (9.2) 9.3 - 10.8 (11.1) µm; Q = (1.6) 1.7 - 1.9 (2) ; N = 8. Me = 17.9 × 10 µm ; Qe = 1.8
Cluster: 43.1 - 47.29 (47.3) × 18 - 18.5 µm; Q = 2.4 - 2.57 (2.6) ; N = 4. Me = 45 × 18.3 µm ; Qe = 2.5
Asci 90-110(120)x30-35µm
Auf Schweizer Schaf gab es Leucothecium emdenii Arx & Samson 1973. Literatur: Persoonia 7(3): 378 (1973)
Die kleinen Fruchtkörper, Asci und Sporen im Lichtmikroskop sichtbar zu machen ist eine Herausforderung
Nachdem klar war, dass die Sporen einen äquatorialen Rand haben, stellte sich die Frage, wie dieser genau aussieht, da wir uns nicht sicher waren, ob es nur einen Rand
oder zwei sehr nahe beieinander liegende gibt.
Die Sporen sind wahnsinnig klein, so dass viele Arten von Eurotium, Eupenicillium und Neosartorya ausgeschlossen sind. Worum handelt es sich also?
Die leuchtend gelblichen Fruchtkörper wiesen wieder auf Eurotium hin, und auf eine weitere Gattung, Leucothecium, mit den beiden beschriebenen Arten L. coprophilum (ohne Rand) und L. emdenii (mit Rand).
Wenn man alles mit L. emdenii vergleicht, passt das überraschenderweise ganz gut.
FK: 100-170µm
Sporen:(2.3) 2.35 - 2.6 (2.7) × 2.2 - 2.38 (2.4) µm x 1.7 - 2.0 µm; Q = 1 - 1.16 (1.2) ; N = 14. Me = 2.4 × 2.3 µm ; Qe = 1.1., rim 0.25 - 0.4 µm high.
Asci: 6 - 7 x 4.6 - 5.0µm, 8sp.
Das Schwarzwälder Lama direkt aus Hornberg brachte gleich zwei spezielle Arten
Pseudoscopulariopsis schumacheri (E.C. Hansen) Sand.-Den., Gené & Guarro (syn.: Pithoascus schumacheri)
Sporen: (9.1) 9.5 - 10.6 (10.8 ) × (2.8 ) 3 - 3.7 (3.8 ) µm; Q = (2.5) 2.7 - 3.2 (3.3) ; N = 12. Me = 9.9 × 3.3 µm ; Qe = 3. strongly dextrinoid.
Asci: 16,3-18,57x10,8-13,06(13,1)µm, 8sp.
Und ebenfalls vom Lama
Westerdykella nigra (Syn: Preussia nigra).
Auf "Pilz Deutschlands" ist die Art nicht gelistet.
Es wäre interessant, ob schon mal jemand die Art gefunden hat ?
FK: 60-80 µm Durchmesser, halb im Substrat eingesenkt
Spore: (Teilsporen): (4.2) 4.3 - 4.9 (5.2) × (2.2) 2.5 - 2.89 (2.9) µm; Q = (1.6) 1.62 - 2 (2.1) ; N = 13. Me = 4.6 × 2.6 µm ; Qe = 1.8.
Asci: (26.5) 26.51 - 34.65 (34.7) × (9.6) 9.62 - 10.6 µm; Q = 2.6 - 3.6 ; N = 5. Me = 31 × 10.1 µm ; Qe = 3.1.
Auf New Yorker Weisswedelhirsch gab es Spumatoria longicollis, Lit: Welt & Heine 2006.
Ein sehr seltene Art, die auf Dung von verschiedenen Tieren vorkommt
Sporen: (19.3) 21 - 24 (24.8 ) × (4.1) 4.3 - 5.8 (6.3) µm; Q = (3.6) 3.8 - 4.9 (5.2) ; N = 6. Me = 22 × 5.1 µm ; Qe = 4.4.
So das waren ein paar Spezialitäten, die wir alle noch nie vorher gesehen hatten.
Jetzt einfach noch ein paar schöne Bilder von trivialeren Arten
Pilobolus cristallinus und Ascobolus beckii von SandraB
Von mir Ascobolus brassicae, erstaunlicherweise auf Reh
Wie schon letztes Jahr waren es wieder intensive aber auch sehr lehrreiche Tage und ich werde auf jeden Fall nächstes Jahr wieder dabei sein
beste Grüße vom Bodensee
Uwe
PS: wer an der Fundliste interessiert ist, schreibt mir bitte eine Privat-Mitteilung