So war der Dungpilz-Kurs in Hornberg 2023

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  • Liebe Dung-Pilz Freunde,

    jetzt ist der Dung-Pilz Kurs in Hornberg schon wieder eine gute Woche her.

    Mittlerweile sind alle Funddaten ausgewertet und es ist Zeit für einen kleinen Bericht.

    Wieder fanden sich 12 Gleichgesinnte in der Pilzlehrschau Hornberg zusammmen, um unter der Leitung von Björn Wergen,

    neues zu lernen und über dieses spezielle Thema zu fachsimpeln.

    Schon die Sichtung der mitgebrachten Kulturen war spannnend. Wir haben nicht gezählt, es kamen aber sicher über hundert Döschchen und Schüsselchen mit verschiedenstem Pflanzenfresser Dung zusammen.

    Neben den Standard-Proben war auch diesmal wieder etliches Exotisches am Start.

    Dung von 4 Kontinenten war zu bestaunen wie z.B. Wallaby aus Australien, Elch aus Usa (Alaska) , Kudu aus Afrika und noch vieles mehr.

    4 Tage wurde fleissig und konzentriert gearbeitet und so weisst die aktuelle Fundliste ganze 109 Arten auf, dass sind über 40 Arten mehr wie im letzten Jahr.

    Einige spezielle Arten wollen wir kurz vorstellen. Die folgenden Funde wurden im wesentlichen von Björn bearbeitet


    Starten wir mit einem Saccobolus auf Wallaby aus Australien

    Saccobolus gauthieri Faurel & Schotter, Literatur: Cahiers de La Maboké 3: 131 (1965)

    Ein Saccobolus mit einer speziellen Sporenornamentation, mit diesem Muster sind wohl nur 4 Arten bekannt nämlich Saccobolus beckii, tuberculatus, verrucisporus und gauthieri

    Über die Sporen- und Clustergrösse, Asci und Paraphysen kommt man zu S.gautheri. Diese Art wurde von Faurel & Schotter 1965 an Hadd eines Fundes aus Gabun beschrieben und ist wohl seither nicht mehr aufgetaucht.

    FK: 190 - 240µm diam., anfangs hyalin, dann blass gelblich.

    Sporen: (16.1) 17.1 - 18.9 (19.4) × (9.2) 9.3 - 10.8 (11.1) µm; Q = (1.6) 1.7 - 1.9 (2) ; N = 8. Me = 17.9 × 10 µm ; Qe = 1.8

    Cluster: 43.1 - 47.29 (47.3) × 18 - 18.5 µm; Q = 2.4 - 2.57 (2.6) ; N = 4. Me = 45 × 18.3 µm ; Qe = 2.5

    Asci 90-110(120)x30-35µm



    Auf Schweizer Schaf gab es Leucothecium emdenii Arx & Samson 1973. Literatur: Persoonia 7(3): 378 (1973)

    Die kleinen Fruchtkörper, Asci und Sporen im Lichtmikroskop sichtbar zu machen ist eine Herausforderung

    Nachdem klar war, dass die Sporen einen äquatorialen Rand haben, stellte sich die Frage, wie dieser genau aussieht, da wir uns nicht sicher waren, ob es nur einen Rand

    oder zwei sehr nahe beieinander liegende gibt.

    Die Sporen sind wahnsinnig klein, so dass viele Arten von Eurotium, Eupenicillium und Neosartorya ausgeschlossen sind. Worum handelt es sich also?

    Die leuchtend gelblichen Fruchtkörper wiesen wieder auf Eurotium hin, und auf eine weitere Gattung, Leucothecium, mit den beiden beschriebenen Arten L. coprophilum (ohne Rand) und L. emdenii (mit Rand).

    Wenn man alles mit L. emdenii vergleicht, passt das überraschenderweise ganz gut.

    FK: 100-170µm

    Sporen:(2.3) 2.35 - 2.6 (2.7) × 2.2 - 2.38 (2.4) µm x 1.7 - 2.0 µm; Q = 1 - 1.16 (1.2) ; N = 14. Me = 2.4 × 2.3 µm ; Qe = 1.1., rim 0.25 - 0.4 µm high.

    Asci: 6 - 7 x 4.6 - 5.0µm, 8sp.



    Das Schwarzwälder Lama direkt aus Hornberg brachte gleich zwei spezielle Arten

    Pseudoscopulariopsis schumacheri (E.C. Hansen) Sand.-Den., Gené & Guarro (syn.: Pithoascus schumacheri)

    Sporen: (9.1) 9.5 - 10.6 (10.8 ) × (2.8 ) 3 - 3.7 (3.8 ) µm; Q = (2.5) 2.7 - 3.2 (3.3) ; N = 12. Me = 9.9 × 3.3 µm ; Qe = 3. strongly dextrinoid.

    Asci: 16,3-18,57x10,8-13,06(13,1)µm, 8sp.


    Und ebenfalls vom Lama

    Westerdykella nigra (Syn: Preussia nigra).

    Auf "Pilz Deutschlands" ist die Art nicht gelistet.

    Es wäre interessant, ob schon mal jemand die Art gefunden hat ?

    FK: 60-80 µm Durchmesser, halb im Substrat eingesenkt

    Spore: (Teilsporen): (4.2) 4.3 - 4.9 (5.2) × (2.2) 2.5 - 2.89 (2.9) µm; Q = (1.6) 1.62 - 2 (2.1) ; N = 13. Me = 4.6 × 2.6 µm ; Qe = 1.8.

    Asci: (26.5) 26.51 - 34.65 (34.7) × (9.6) 9.62 - 10.6 µm; Q = 2.6 - 3.6 ; N = 5. Me = 31 × 10.1 µm ; Qe = 3.1.


    Auf New Yorker Weisswedelhirsch gab es Spumatoria longicollis, Lit: Welt & Heine 2006.

    Ein sehr seltene Art, die auf Dung von verschiedenen Tieren vorkommt

    Sporen: (19.3) 21 - 24 (24.8 ) × (4.1) 4.3 - 5.8 (6.3) µm; Q = (3.6) 3.8 - 4.9 (5.2) ; N = 6. Me = 22 × 5.1 µm ; Qe = 4.4.


    So das waren ein paar Spezialitäten, die wir alle noch nie vorher gesehen hatten.


    Jetzt einfach noch ein paar schöne Bilder von trivialeren Arten

    Pilobolus cristallinus und Ascobolus beckii von SandraB


    Von mir Ascobolus brassicae, erstaunlicherweise auf Reh


    Wie schon letztes Jahr waren es wieder intensive aber auch sehr lehrreiche Tage und ich werde auf jeden Fall nächstes Jahr wieder dabei sein
    beste Grüße vom Bodensee


    Uwe


    PS: wer an der Fundliste interessiert ist, schreibt mir bitte eine Privat-Mitteilung

  • Jetzt einfach noch ein paar schöne Bilder von trivialeren Arten

    Pilobolus cristallinus und Ascobolus beckii von SandraB

    Mhm 🤔

    Sandra hat nur die trivialen Arten abgelichtet ?


    Bei ihrem technischen Verständnis wären die Exoten doch auch interessant gewesen, professionell abgelichtet zu werden ?

    Gibts denn noch mehr Bilder von den Exoten ?


    Alex

  • Hallo ihr Lieben,


    leider kann ich weitestgehend nur Mikro-Fotos beisteuern. Aber sicherlich nicht schlecht, sowas auch mal gesehen zu haben.

    Meine Top-Funde stammten alle von mind. 6 Monate gereiftem Schafdung auf meiner Lieblingsheide, der Pfarrerplatte.

    Bereits wenige Tage vor dem Kurs konnte ich dort diesen Pyrenomycet ablichten:



    Ein kissenartiges Stroma mit Perithercienmündungen.




    Mikroskopisch wird man dann von riesigen Sporen überrascht, die zu Selinia pulchra gehören.


    Neben zahlreichen Cleistothecien von Kernia nitida (keine Fotos) konnte man auch ohne Ende Cleistos ohne Haare finden, die

    mit kugelrunden Sporen daherkamen:



    Nigrosabulum globosum - ein Drittfund für Deutschland, ein Erstnachweis für Bayern.


    Auf dem gleichen Haufen befand sich ebenso Arnium arizonense, Saccobolus citrinus, Sporormiella minima und intermedia.

    Es fanden sich auch immer wieder Delitschia-Sporen. Einen FK dazu habe ich allerdings nicht gefunden.


    LG

  • Lieber Uwe,


    ganz, ganz vielen Dank für diesen großartigen Beitrag! :thumbup:

    Du weißt, wie gern ich mit dabei gewesen wäre - leider musste ich meine Teilnahme aus gesundheitlichen Gründen absagen.

    Umso schöner Dein Bericht, der mich wenigstens etwas an dem Kurs dabei sein ließ. :)

    Starten wir mit einem Saccobolus auf Wallaby aus Australien

    Saccobolus gauthieri Faurel & Schotter, Literatur: Cahiers de La Maboké 3: 131 (1965)

    Krass! Das ist ja schon mal ein Knaller!

    Van Brummelen (1967) erwähnt die Art nicht, obwohl zwei Jahre vorher beschrieben.

    Ich habe soeben mit der Originaldiagnose verglichen, die ich bisher nicht kannte. (Danke für die Literaturangabe!)

    Also eine weitere warzigsporige Art, jedoch wohl eher mit flachen Schollen als groben Warzen.

    Oder ist das doch Saccobolus beckii?

    Was spricht eigentlich dagegen? Die Sporenmaße passen ja schon mal. :/

    Auf Schweizer Schaf gab es Leucothecium emdenii Arx & Samson 1973

    Noch nie gesehen!

    Allein diese "Saturn-Sporen". Nun, da braucht es schon ein gutes Mikroskop bei der Sporengröße!

    Das Schwarzwälder Lama direkt aus Hornberg brachte gleich zwei spezielle Arten

    Pseudoscopulariopsis schumacheri (E.C. Hansen) Sand.-Den., Gené & Guarro (syn.: Pithoascus schumacheri)

    Den kenne ich noch als Microascus schumacheri. Fand ich 2006 an Dung von Meerschweinchen in Mohorn, Sachsen.

    Seitdem nie wieder!

    Ein weiterer Fund gelang Sven Heinz 2020 in Thüringen. Siehe Pilze-Deutschland.de.

    Westerdykella nigra (Syn: Preussia nigra). Es wäre interessant, ob schon mal jemand die Art gefunden hat ?

    Die Art ging mir zweimal in Südfrankreich ins Netz (jeweils an Pferdedung).

    Ein Nachweis gelang mir in Sachsen (Elbtal in Dresden) 2003 ebenfalls an Pferd.



    Wie schon letztes Jahr waren es wieder intensive aber auch sehr lehrreiche Tage und ich werde auf jeden Fall nächstes Jahr wieder dabei sein

    Ich hoffe, dass ich Dich dann endlich einmal persönlich kennenlerne und all die anderen Dungpilzler!


    LG, Nobi

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  • Gibt es. Sehr viele.

  • Oder ist das doch Saccobolus beckii?

    Was spricht eigentlich dagegen? Die Sporenmaße passen ja schon mal. :/

    Hallo nobi,


    Sporengröße ist nicht alles. Auch bei genauem Betrachten der Ornamentation fallen diverse Unterschiede zwischen gauthieri und beckii auf.



    Das erste Bild zeigt gauthieri, das zweite beckii.

    gauthieri: fleckiges, an die Musterung einer Giraffe erinnerndes Ornament; Farbe: gelbbraun bis rotbraun, in allen Stadien.

    beckii: knotiges, teils wulstiges Ornament, teils auch abstehend; Farbe: dunkel graubraun bis schwarzbraun.


    Man könnte noch die Unterschiede der Fruchtkörpermerkmale heranziehen:

    gauthieri: jung weiß, mit violettlichen Farben, die aber schnell vergehen und in blass gelb übergehen.

    beckii: weiß, auch im Alter.


    Vielleicht überzeugt es dich, dass die Aufsammlung von S. gauthieri ungleich S. beckii ist.


    LG Björn


  • Hallo Alex,


    ich habe leider tatsächlich nur die trivialen Arten zu Gesicht bekommen und teilweise fotografiert, aber immerhin kann man jetzt im Forumsbeitrag ein bisschen mehr sehen, was da noch alles spannendes zu entdecken war. Ich hatte leider ziemliches Pech mit meinen eigenen mitgebrachten Dungproben, wo kaum was drauf erschien.


    Ich kann trotzdem noch ein paar Bilder von trivialen Arten beisteuern:


    Trichobolus zukalii:


    Ascobolus furfuraceus:


    Ascobolus albidus:


    Saccobolus depauperatus:


    Saccobolus immersus:


    Lasiobolus macrotrichus:


    Ein weiteres Bild von Pilobolus crystallinus:


    Lg

    Sandra





  • Es kommt übrigens noch Faurelina indica nach, an dem Klippspringer-Dung den Hagen aus Namibia mitgebracht hat.

    Daten:

    Faurelina indica Arx, Mukerji & N. Singh,
    Sydowia 34: 39 (1981)
    spores
    (6.5) 6.7 - 7.5 (7.6) × (4.5) 4.9 - 5.4 (5.5) µm; Q = (1.2) 1.3 - 1.55 (1.6) ; N = 12. Me = 7.1 × 5.1 µm ; Qe = 1.4.
    asci 15 - 20 x 10 - 13 µm, 8sp, catenate
    fk 125-175µm diam.

    On dung of Oreotragus sp., 21.03.23.

  • Vielleicht überzeugt es dich, dass die Aufsammlung von S. gauthieri ungleich S. beckii ist.

    Danke für die Vergleichsbilder Björn! Man sieht nun schön, dass das zwei Arten sind.

    Ich kann trotzdem noch ein paar Bilder von trivialen Arten beisteuern:

    Wunderschöne Aufnahmen, Sandra!

    Das Foto von Trichobolus zukalii ist nahezu perfekt, die anderen stehen dem kaum nach!


    LG, Nobi

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  • Sehr schöne Funde und Dokumentationen. Klasse

    Da sollten wir doch im nächsten Jahr dabei sein, lieber Peter!


    Irgendwie haben wir schließlich mit unseren Artikeln 2006 bis 2008 den "coprophilen Stein" in Deutschland ein wenig ins rollen gebracht.

    Davor war das irgendwie ein großer weißer Fleck, wenn man sich diverse Fundlisten anschaut.

    Großartig, was sich seitdem in diesem Spezialgebiet getan hat. Auch seit 2012 dank diesem Forum! :thumbup:


    LG, Nobi

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  • Dungpilze, sowas von uninteressant....... :gzwinkern:

    .......könnte man denken, bevor man sich das hier ansieht !


    Danke für die tollen, interessanten Beiträge !

    Ich werde mal nachsehen, was unsere Meerschweinchen, Hamster und Fische so "treiben".....


    VG

    Wolfgang

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    Ich bin ein fortgeschrittener Anfänger. Meine Einschätzungen zu Bestimmungsanfragen sind mit Vorsicht zu "genießen" !
    Und: Nicht jeder meiner Funde muss unbedingt bestimmt werden, ich freue mich einfach über jedes "Kerlchen"... :gzwinkern:

  • Hallo Wolfgang,

    ich kenne mich zwar mit Dungpilzen nicht aus, aber bei Meerschweinchen- und Hamster-AA , wo die Tiere meist nur Futter aus der Tüte bekommen, weiß ich nicht ob da viele Dungis

    kommen.

    Aber ist schon faszinierend was da sonst alles so drauf wächst.


    Ich hab allerdings mit meinen Schleimis genug zu tun.

    Würde mich freuen, wenn sich mehr Pilzfreunde dafür interessieren würden. Ihr wißt gar nicht was Euch da entgeht!


    LG Ulla

  • Liebe Ulla.

    ich kenne mich zwar mit Dungpilzen nicht aus, aber bei Meerschweinchen- und Hamster-AA , wo die Tiere meist nur Futter aus der Tüte bekommen, weiß ich nicht ob da viele Dungis

    kommen.

    Meerschweinchen-Köttel habe ich erst zweimal untersucht und daran immerhin 13 Species nachweisen können!

    U.a. den bisherigen einzigen Fund von Microascus schumacheri in Sachsen sowie zweimal die ebenfalls recht seltene Orbicula parietina (Täuschender Schleimpilzbecherling). ;)
    Also, schon spannend, solch ein eher absonderliches Substrat!

    Aber ist schon faszinierend was da sonst alles so drauf wächst.

    Du sagst es! Hunderte Arten kann man da entdecken. Und was für Schönheiten darunter sind!

    Ich hab allerdings mit meinen Schleimis genug zu tun.

    Würde mich freuen, wenn sich mehr Pilzfreunde dafür interessieren würden. Ihr wißt gar nicht was Euch da entgeht!

    Tja, wenn die Dungis nicht wären... :rolleyes:

    Um mit Deinen Worten zu antworten: Du weißt gar nicht, was Dir da entgeht!


    LG, Nobi

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    Chips: 72

  • Lieber Nobi,

    man kann leider nicht alles haben und machen! g:(

    Der Tag hat nur 24 Stunden, heute sogar nur 23! :glol:


    Aber ich wollte auch nur mal für meine Schleimis werben!


    LG Ulla