Grauhütiger Fichtenzapfenrübling mit langen Stielzystiden

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 2.272 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Johann_S.

  • Guten Abend,

    vor kurzem entdeckte ich eine kleine Gruppe (5 Stück) grauhütiger Pilze, was mir sehr ungewöhnlich vorkam. Das Grau bei Bild 1 kommt der Realität sehr nahe!

    Die Hutgröße und -form und auch die Stielfarbe ähnelt Strobilurus esculentus.

    Die Suche nache dem vermeintlichen Zapfen blieb erfolglos.

    Jetzt sind mir schon einige weißhütige FiZaRü begegnet, aber diese Farbe war für mich neu.

    Ich mikroskopierte und fand sehr lange Caulozystiden (>100 Mikrometer).

    Für die Größenbestimmung Skalierung mit 2,5 multiplizieren, da 400er Objektiv.

    In der Literatur werden die Caulozystiden mit maximal 50 Mikrometer angegeben (Pilze der Schweiz).

    Nun meine Fragen: Hat jemand schon mal die Stielzystiden beim FiZaRü mikroskopiert? und/oder solch grauhütigen Exemplare gefunden?


    Fundort war am leicht gekiesten Forstwegrand in einem Abschnitt älterer Fichtenbäume. Ein paar Buchen, Birken und Eichen gab es vereinzelt.

    In der Nähe des Fundortes gab es viele Fichtenzapfenrüblinge und Fichtenzapfenhelmlinge.

    Gruß und Servus aus München

    Johann

  • Hallo Johann,


    ich habe die Grauhütigen vor Kurzem auch gefunden. Die fallen sofort auf. Makroskopisch identisch zum FiZaRü, außer der Hutfarbe. Geruch stark pilzig.


    Ob da nun ein Zapfen lag oder nicht - danach habe ich nicht gesehen. Habitat ist ein mittelalter Fichtenforst. Dort wachsen Unmengen an FiZaRü und FiZaHe.


    Ich werde bei meiner nächsten Tour danach sehen.



    Grüße,

    Steffen

  • Hallo Johann,


    es gibt wohl noch einen zweiten Fichtenzapfenrübling, der auch schon in Österreich nachgewiesen wurde - Strobilurus albipilatus. Der hätte so lange Caulozystiden (40-140 x 7.2-15 microns). Hier gibt es eine ausführliche Beschreibung, auch der Mikromerkmale und den Hinweis auf eine graue Farbe.


    E-Flora BC Atlas Page


    Zur Wertung fehlt mir die Kompetenz und die Erfahrung.


    Beste Grüße

    Stefan F.

  • Moin zusammen,


    Die Suche nache dem vermeintlichen Zapfen blieb erfolglos.

    Wenn ich mich nicht täusche, ist doch auf dem ersten Foto direkt oberhalb neben der fünfköpfigen Pilzgruppe der Teil eines Fichtenzapfens sichtbar.


    Liebe Grüße

    Kücki

  • Kücki

    Gutes Auge! Jedoch gehörte dieser Zapfen (leider) nicht zu den Pilzen.

    Es gibt ja die verschiedensten Konstellationen.

    - Zapfen liegt quasi auf dem Boden auf, und die Schwammerl sprießen sichtbar raus

    - Pilze wachsen scheinbar aus dem Moos, dem Wadboden heraus, kurz unter der Oberfläche ist der dazugehörige Zapfen

    - Der zugehörige Zapfen ist nicht zu finden (ich mag ja auch kein allzu großes Loch im Waldboden graben).

    Die Suche nach dem Zapfen ist meines Erachtens dann sinnvoll, wenn außer den Fichten auch noch Kiefern vorhanden sind.

    Der Kiefernzapfenrübling sieht dem Fichtenzapfenrübling sehr ähnlich ...

    Im Falle der grauhütigen Pilze wollte ich natürlich wissen, ob da ein Zapfen dazugehört.

    Aber spannnend, dass es wohl tatsächlich eine weitere Art gibt - Strobilurus albipilatus - den werde ich jetzt mal recherchieren.

    Grüße aus München


  • Hallo,


    FiZaRü heißen u. a. deswegen so, weil sie eine Pseudorhiza bilden können, wenn sie eben nicht direkt am Zapfen wachsen. Die Pseudorhiza kann locker 10 cm und länger sein. Und dann scheint es eben so, das der Pilz mitten auf dem Boden, oder neben dem Zapfen wächst. Gräbt man jedoch vorsichtig nach, so wird man die Pseudorhiza bis zu einem Zapfen verfolgen können.


    Pseudorhiza, die war sogar noch länger, ist jedoch beim Transport abgebrochen:




    Grüße,

    Steffen

  • Hallo zusammen


    Also nur an der grauen Hutfarbe kann man Strobilurus griseus nicht festnageln. Womit ich nicht sagen will das die Bestimmung zwangsläufig falsch ist.

    Der normale kann auch grau oder sogar weiss sein. Ohne Mikrobilder kommt man auf keine belastbare Bestimmung.

    Ich habe schon einige graue Exemplare untersucht, es war immer Strobilurus esculentus.


    Ob die Kaulozystiden ein arttrennendes Merkmal sind weiss ich nicht.

    Die werden in der Literatur meist stiefmütterlich behandelt oder gar nicht erwähnt.

    Bei "Pilze der Schweiz" muss man immer vorsichtig sein, die haben jeweils nur eine oder zwei Kollektionen untersucht und niedergeschrieben was sie dort sahen.

    Damit decken sie meist nicht die volle Variabilität der Merkmale ab. Ludwig geht einen Schritt weiter, ist aber insbesondere in Band 1 zu oberflächlich bzw. zu wenig detailliert.


    Ich würde immer die Cheilozystiden untersuchen, damit sollte es recht schnell klar sein.

    Str. esculentus mit dickwandigen, metachromatischen Zystiden; Str. griseus mit dünnwandigen, nicht metachromatischen Zystiden.


    Weil Strobilurus lange als "einfache Gattung" galt, gibt es auch meines Wissens keine umfangreiche Untersuchungen.


    Hier noch ein (schlechtes) Bild von Kaulozystiden einer esculentus-Kollektion:


    Gruss Raphael

  • Hallo,


    ja, sicher kann das nur mikroskopisch bestimmt werden.


    Helle Hüte haben alte FiZaRü ja auch, meist jedoch nicht einheitlich gefärbt, sondern partieller.


    Und letztens sind mir halt diese grauen Hüte an jungen Pilzen aufgefallen. Leider hatte ich da nicht auf dem Plan, das es etwas anderes als der FiZaRü sein könnte.


    Ich will versuchen, den Sto heute oder morgen wieder zu finden. Dann nehme ich Exemplare mit.


    Was mir eben noch aufgefallen ist, im Gegensatz zu den FiZaRü rochen diese grauhütigen Exemplare stark pilzig nach dem Zerreiben. FiZaRü sind deutlich "milder".



    Grüße,

    Steffen

  • Hallo Zapfenpilzinteressierte,

    die Pilzlage bleibt auf jeden Fall spannend. Es gibt ja noch einen anderen thread im Forum zu diesen Pilzen.

    Mal schauen ob ich das hier verlinken kann. Vielleicht kann ein Admin, die beiden Themen zusammenbringen (wenn es Sinn macht)



    Mir ging es bei meinem Fund ebenso wie Steffen ... Die grauen Hüte sind einfach aufgefallen ... und die Neugierde hat gewonnen.

    Ich habe zwar noch andere Mikromerkmale untersucht - und ich bin da wahrlich noch ein Anfänger mit einem Mikroskop in der unteren Preisklasse - aber dabei hat kein Merkmal besonders herausgestochen. Bis auf diese langen Caulozystiden (>100my)

    Ich sammele jetzt mal alle relevanten Beiträge ... der von Stefan F. oben aufgeführte Hinweis auf die Diskussion in der Funga Austria klingt spannend, leider kann ich da noch nichts posten, meine Registrierung dort ist noch in Arbeit. Und auch der Hinweis von Raphael und Björn in dem anderen tread ist interessant (lennox 1979).

    Jede Menge Infos also zu diesen kleinen unscheinbaren Grauhütigen.

    Grüße aus München

    Johann

  • hier noch ein wenig Bildmaterial:

    Bino 40fach


    Basidien 4 sporig


    Cheilozystiden (3 Fotos)


    Pleurozystide ?


    Caulozystiden


    Caulozystide mit Septierung


    Alle Vergrößerungen mit dem 400er in Wasser (nur die Caulozystiden in Kongorot), also bitte für Größenermittlung die Skalierung mit 2,5 multiplizieren.

    Vielleicht helfen die Fotos ja für eine Arteingrenzung.

    Gruß und Servus

    Johann

  • oha, vor lauter Zystiden habe ich die Sporen vergessen.

    Sporenmaße aus Abwurf, nach 24h ist der Hut schon stark geschrumpft und die graue Farbe ist verschwunden

    10 gemessen

    5,5 - 5,75 - 6,5 x 3,25 - 3,75 - 4, Q=1,53

    Sporen 1000fach


    Gruß Johann