Rotfrüchtige Säulenflechte?

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 1.138 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kücki.

  • Moin, moin zusammen,


    gestern hatte ich das Glück, erstmalig eine Flechte zu finden, die rote Aphothecien? besitzt.

    Da die roten Punkte sehr klein sind, hätte ich sie fast übersehen.

    Die Flechten befanden sich an einem alten Baumstamm auf einer Brachfläche.

    Für mich stellt sich nun die Frage, welche Flechtenart ich hier fotografiert habe.

    Bei 123pilze habe ich mal unter Flechten nachgeschaut und vermute, dass es sich um die Rotfrüchtige Säulenflechte Cladonia Macilenta handelt.

    Frage an die Flechtenexperten: ist das wohl richtig?

    Evtl. befinden sich aber auch noch andere Flechtenarten auf den Fotos.

    Leider sind die Fotos "aus der Hand geschossen" und nicht sonderlich scharf geworden.

    Danke fürs Anschauen!


    Viele Grüße

    Kücki


    Bild 1:


    Bild 2:


    Bild 3:


    Bild 4:


    Bild 5:


    Bild 6:


    Bild 7:

  • Hallo Kücki,


    für C. macilenta erscheint mit der Fund zu grobschollige Podetien zu haben.

    Aber was es ist, ist anhand (nur) der Fotos schwierig zu beurteilen.

    Kennst du diesen Bestimmungsschlüssel?

    Zumindest erfährst du hier, worauf bei Cladonien alles zu achten ist.


    LG, Martin

  • Hallo Martin,


    den Link kann ich leider bei mir nicht öffnen. Daher habe ich mich mal in einen früheren Beitrag in diesem Forum eingelesen und daraus für mich die Erkenntnis gezogen, dass, wie du schon schreibst, eine Bestimmung (nur) anhand von Fotos nicht sicher zum Erfolg führt. Ich akzeptiere das selbstverständlich und wäre schon mit der Gattung zufrieden.

    Ich bin wiederholt noch mal vor Ort gewesen und habe schließlich auch noch m. E. bessere Fotos machen können, die ich hier noch einstellen möchte.

    Neben C. macilenta kämen vielleicht auch C. bellidiflora (Rotkopfflechte) oder C. coccifera (Scharlach-Becherflechte) in Betracht, die ich mir bei 123pilze angesehen habe.

    Dabei ist mir die nachstehend eingestellte Sau nachmittags um 16.30 Uhr auf freier Pläne über den Weg gelaufen. Sie war zunächst mehr oder weniger direkt auf mich zugekommen (ich stand erhöht auf einer Sanddüne), hat dann aber Wind von mir bekommen und ist dann mehrfach verhoffend den Wind prüfend abgedreht und geflüchtet. Spontan habe ich mit dem aufgesetzten 60er Makro-Objektiv ein paar Mal auf die Sau "geschossen". Diese Begegnung war für mich zwar nicht ganz ungewöhnlich aber doch sehr selten und ich wollte sie euch nicht vorenthalten.


    Viele Grüße

    Kücki


    Bild 1:


    Bild 2:


    Bild 3:


    Bild 4:


    Bild 5:


    Und hier noch die neuen Fotos der Flechten:

    Bild 6:


    Bild 7:


    Bild 8:


    Bild 9:


    Bild 10:


    Bild 11:

  • Hallo Kücki,


    versuche vielleicht diesen Link zum Cladoniarium, er sollte besser funktionieren.

    Du musst dich dann halt noch ein wenig weiter duchklicken...

    Oder gleich hier auf der Folgeseite, das kleine Kästchen ("Identify") ganz unten auf der Seite anwählen.


    Viel Spaß beim Stöbern!


    Coldonien sind (sehr) schwierig zu bestimmen, richtig sicher war ich mir bisher noch nie bei einer Bestimmung, mir bleiben immer Restzweifel.

    Ich könnte mir auf (Nadel)Holz ev. C. floerkeana (Bilder 4, 6, 10) und C. macilenta (Bilder 7, 8, 11), ev. C. digitata vorstellen.

    C. macilenta: Podetien durchgehend (!) feinmehlig, ohne Schuppen oder grobe Körner.

    C. floerkeana: Podetien tw. berindet, teilweise feinmehlig, tw. grobkörnig bis blättrig möglich; aber nur selten auf morschem Holz!

    C. digitata: Auf Nadelholz vor; sehr vielgestaltig, bildet flache Becher mit fingerartigen Verweigungen, grundständig große Schuppen, unterseits oft orange!

    Da wäre eine Kontrolle der Unterseite der Grundschuppen interessant, ob diese ev. (gelb-)orange sind, das würde helfen.


    Dazwischen wachsen wohl noch andere Cladonien: Becherflechten und Säulenflechten, alles durcheinander!


    C. bellidiflora gilt als eher als Hochgebirgsart, auf Boden und Moos vorkommend, weniger auf Holz.

    C. coccifera kommt auch auf Boden und Moosen (weniger auf Holz) vor, aber auch im Flachland.


    Eigentlich muss man mit den Färbechemikalien (KOH und Paraphenlyen-Diamin) rangehen und ordentlich durchschlüsseln.

    Dabei aufpassen, dass man nicht verschiedene Arten einer Mischkollektion testet!


    Martin


    C. cf. macilenta feinmehlige Podetien über gesamte Höhe


    C. cf. digitata mit Blättchen am Podetium, sonst feinmehlig

  • Hallo Martin,


    vorab herzlichen Dank für deine ausführliche Stellungnahme!

    Dieses Mal konnte ich die beiden Links öffnen.

    Ich erkenne aus deinen Ausführungen, dass es für mich als Anfänger, der aber auch nicht mehr mit Mikroskop und Chemikalien in die Pilz- und Flechtenbestimmung einsteigen möchte, weitgehend unmöglich ist, sichere Bestimmungen vorzunehmen.

    Interessieren würde mich aber noch, ob auch Kreuzungen zwischen verschiedenen Arten, insbesondere auch auf dem von mir angeschauten Baumstamm, möglich oder wahrscheinlich sind.


    Viele Grüße

    Kücki

  • Hallo Kücki,


    Kreuzungen zwischen den Cladonienarten gibt es meines Wissens nicht.

    Die einzelnen Arten sind relativ vielgestaltig, was uns Laien die eindeutige Zuordnung erschwert. Andererseits wachsen gerade bei Cladonien häufig mehrere Arten, die sich zudem ähneln können, durcheinander. Das erschwert die Zuordnung weiter. Am besten nimmt man wenige Podetien, die sehr dicht beisammen stehen und beginnt mit dem Färbetests, wodurch man Hinweise auf Flechteninhaltsstoffe erhält, die für das Erschlüsseln der Arten nötig ist und beschränkt sich bei der Bestimmung auf wenige Podetien, um eine Vermischung auszuschließen.


    Man kann aber, denke ich, mit viel Erfahrung die häufigsten Arten anhand der Ökologie, des Substrats, des Wuchses usw. deutlich eingrenzen. Hier muss man dann tatsächlich die Grundschüppchen von allen Seiten (!) genauer betrachten (Farbe, Größe, Form, Vorkommen von Soredien,... ),ebenso die Podetien (Rinde, Belag, Farbe, Verzweigungen, Achseln, Becher, Finger, etcetcetc.), die Apothecien uswusw.


    Eine schwierige Gruppe, aber sehr faszinierend und überaus lohnend, für jeden, der sich dafür interessieren möchte!


    Mit der Färbechemie wollte ich ursprünglich auch nicht anfangen - das ist aber gar nicht so schwierig und die 2-3 Chemikalien für die Cladonien-Bestimmung kann man in kleinen Fläschchen sehr günstig beziehen und sie halten sehr lange, wenn man sie sparsam anwendet. Für die Cladonien reicht dann eine Lupe, ein Mikroskop benötigt man nicht.

    Bestimmungsliteratur kann man teils kostenlos im Internet bekommen, besser aber kauft man sich ein gutes Buch.


    Mit etwa 10€ für die Chemie und etwa 10€ für ein gebrauchtes Buch kann man starten und wird viel Freude damit haben. Ein Lupe wirst du ja besitzen.


    LG, Martin

  • Hallo Martin,


    mal sehen, was die Zukunft so bringt. Vielleicht steige ich ja doch noch mal tiefer ein.

    Man soll ja nie nie sagen.

    Lupen verschiedener Art bis 10fach habe ich.

    Übrigens, es ist vielleicht nicht jedem bekannt, dass man mit einem Fernglas, das vielleicht auch im Gepäck ist, eine gute Lupe hat, wenn man von der Objektivseite hineinschaut und mit dem Okular sehr dicht an das Objekt herangeht.

    KOH und Paraphenlyen-Diamin besitze ich nicht. Wo kann man das kaufen? In der Apotheke?


    Liebe Grüße

    Kücki

  • Hallo Kücki,


    die beiden (und andere) Chemikalien kannst du z.B. beim Myko-Service bestellen.

    Da habe ich auch meine Chemie her.

    Es gibt sicher noch andere Bezugsquellen.


    Natürlich gilt beim Umgang mit Chemikalien, sie richtig und sicher zu verwahren und einzusetzen.

    Es schadet nicht, sich über deren Wirkung auf den menschlichen Körper vertraut zu machen, und entsprechend vorsichtig damit umzugehen.


    LG, Martin