Erster Mensch infiziert! Baum-Killer-Pilz erschüttert Ärzte

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  • Per Zufall bin auf eine nicht so beruhigende Nachricht gestossen, welche heute wohl erstmals in unseren Breitengeraden veröffentlicht wurde.

    Chondrostereum purpureum: Erster Mensch infiziert! Baum-Killer-Pilz erschüttert Ärzte

    Heute bekam ich von Vereinskollegen des NABU Düsseldorf eine Nachricht, dass in einem Kräutergarten in Düsseldorf Pilze an einem Apfelbaum gesichtet wurden, die ein irres Tempo bezüglich des Wachstums an den Tag legten. Auf den mitgelieferten Handyfotos war der überwiegend weiße Pilzfruchtkörper auf Grund des Alters eigentlich nicht mehr zu bestimmen. Die Besitzerin des Kräutergartens schob noch die Info, dass der Pilz vorher kräftig violett war hinterher. Da war mir klar, dass es sich hier um Chondrostereum pupureum handeln mußte, was auch das letzte Bild mit einigen kleineren frischen Zuwachsbereichen erahnen ließ.

    Beim Googeln nach diesem Pilz bin ich dann auf diese Nachricht (s.o) gestossen.


    Paratracheal abscess by plant fungus Chondrostereum purpureum- first case report of human infection
    Chondrostereum purpureum, is a plant fungus causing silver leaf disease of plants, particularly of the rose family. Here we report a case of paratrach…
    www.sciencedirect.com


    Was denkt Ihr darüber?


    LG

    Klaus

  • Danke Klaus!


    Ein interessanter Fall. Ich empfehle das Paper gründlich zu lesen. Häufiger Pilz - Nur ein Erkrankungsfall?


    Beste Grüße

    Stefan F.

  • Hi

    Was denkt Ihr darüber?

    Erstens würde ich auf solche Klickbait-Titel gar nicht klicken. Zweitens glaube ich sowieso niemandem ein Wort der solche Titel über seine Texte schreibt. ;)






    Jaaaa, erwischt, hier hab ich ja auch drauf geklickt. Aber auf den Seiten wo man über solche Links stolpert klick ich nicht drauf.

  • Hallo Philipp,


    das Paper in den Medical Mycology Case Reports kannst Du nicht einfach so beiseiteschieben. Man sollte sich schon damit beschäftigt haben, wenn dann die Fragen der Laien zum Pilz kommen.


    Beste Grüße

    Stefan F.

  • Hallo zusammen,

    dass der Titel hoffnungslos übertrieben ist, geschenkt. Doch auch nach lesen des verlinkten papers halte ich die Schlüsse der Autoren für überzogen. Wie Stefan anmerkte handelt es sich um einen Einzelfall (weltweit).

    Zudem handelt es sich um einen Abszess. Einer umschriebenen, örtlich begrenzten Ansammlung von Pus=Eiter (Immunzellen, Detritus+ Pathogen) in einer präformierten „Höhle“. Das ist eine andere Klasse als eine disseminierte Infektion mit Organmanifestationen (das wäre zB eine Pneumonie oder Sepsis). Das bedeutet für den ersten Fall muss das Immunsystem überwunden werden (wie von den Autoren eingangs postuliert), in unserem Fall ist das jedoch nicht nötig. Es kann zB eine kleine Verletzung zB durch Inhalation eines kleinen Holz- oder Detritus Partikels ausreichen. Möglicherweise konnte dieser dann nicht abgehustet werden. Und der immunkompetete Körper mauert das Ganze dann mit einem Schutzwall aus Immunzellen ein und versucht das stabil zu halten bis das „Substrat“ aufgebraucht ist.

    Soweit also nichts ungewöhnliches und keinerlei Beweis für eine Adaptation an Säugetiere/Menschen.

    Ich finde es dennoch wichtig solche Fälle zu registrieren und zu diskutieren, denn dass es Adaptationen an neue Wirte gibt ist klar und auch die Eingangs beschriebenen begünstigenden Faktoren wie Globalisierung und Klimaerwärmung halte ich für durchaus relevant. Nur in diesem Fall würde ich (vorerst) Entwarnung geben.

    VG Ingo

  • Hallo,


    zu den Anmerkungen von Ingo kommt noch hinzu, dass Chondrostereum purpureum ein Pilz ist, der in gemäßigten Zonen sein Verbreitungsgebiet hat. In Deutschland ist er weit verbreitet. In den wärmeren südlichen Gebieten ist sehr sehr selten. Aber, auch nach Norden hin verringert sich sein Vorkommen.


    So sind wir doch ganz gut gewappnet, wenn uns Fragen zu der haaresträubenden Zeitungsmeldung gestellt werden.


    Beste Grüße

    Stefan F.

  • Hallo,


    was ich etwas auffällig finde: Das Paper bzw. der Fall stammt aus Indien.

    Ich hatte vor wenigen Wochen etwas zu Infektionen mit Schizophyllum commune recherchiert, und auch da waren alle beschriebenen Fälle aus Indien (alle die ich gefunden habe jedenfalls).


    Ist das einfach Zufall, oder liegt das an den dortigen Umweltbedingungen, dass Pilzinfektionen dort häufiger sind, oder schauen die Inder einfach im Zweifel genauer als bei uns hin? Oder ist die Erklärung eine ganz andere?


    Viele Grüße

    Michael

  • Hallo,

    dieses Zitat aus dem Bericht erachte ich für richtig. "Dieser Fallbericht zeigt die Übertragung von Pflanzenpathogenen auf den Menschen bei der Arbeit in engem Kontakt mit Pflanzenpilzen".

    Das wir Menschen von Pilzen befallen werden können, ist ja bekannt. Inwieweit dabei Pilze aus unseren Wäldern eine Rolle spielen, ist sicher möglich. Es bleibt abzuwarten, welche Erkenntnisse es dazu in Zukunft geben wird.

    Viele Grüße
    Veronika Weisheit - Pilzberaterin Landkreis Rostock
    Auch Pilzberater können irren, erst recht in einem Forum, deshalb gibt es keine Freigabe von mir, Pilze zu verzehren, auch, wenn diese essbar sind.

  • Ist das einfach Zufall, oder liegt das an den dortigen Umweltbedingungen, dass Pilzinfektionen dort häufiger sind, oder schauen die Inder einfach im Zweifel genauer als bei uns hin? Oder ist die Erklärung eine ganz andere?

    Hi Vidar,

    interessante Frage, genau weiß ich es auch nicht, aber ich vermute, dass es die Kombination aus den von Dir genannten Faktoren ist. Ja, Pilz-Individuen in tropischen Regionen sind immer noch härterem Konkurrenzkampf ausgesetzt als hier, und haben daher noch schärfere chemische Waffen, auch bei circumpolar verbreiteten Arten. Bei uns hätte vermutlich ein niedergelassener Arzt einfach ein Breitband-Fungizid verschrieben und damit das Problem gelöst.

    Dazu kommen dann noch 3 weitere Faktoren, nämlich die Häufigkeitsstatistik (es gibt > 1 Milliarde Inder) und ggf. Publikationsgewohnheiten im Wissenschaftsbetrieb (oft frei verfügbare Artikel ohne Bezahlschranke), und was die Chinesen noch alles auf chinesisch veröffentlicht haben, können wir ja meist nicht lesen.

    Grüße,

    Wolfgang

  • "Dieser Fallbericht zeigt die Übertragung von Pflanzenpathogenen auf den Menschen bei der Arbeit in engem Kontakt mit Pflanzenpilzen".

    Das wir Menschen von Pilzen befallen werden können, ist ja bekannt.

    Hallo Weisheit, da stimme ich dir in dieser engen Definition zu und du sagst es ja selbst: das ist lange bekannt. Das ist ein Grund warum zB (Garten-) Arbeiter Handschuhe tragen und man sich (nicht nur aber besonders) dort zugezogene Wunden gut desinfizieren sollte. Auch bei Arbeit im Labor/ im Feld sei es in der Botanik, Zoologie oder eben Mykologie sind gewisse Sicherheits- oder ich nenne es Mal „Hygiene- Standards“ sinnvoll und werden daher für gewöhnlich praktiziert. Viele auch ubiquitär vorhandene Pilze sind fakultativ pathogen, das bedeutet sie können bei entsprechenden Vorraussetzungen (Verletzung, bradytrophes Gewebe, Immunschwäche etc) auch menschliches Gewebe als Substrat besiedeln, teilweise auch umsetzen und damit Probleme machen. Man denke zB an Schimmelpilze wie Aspergillus oder Hefen wie Candida spec. Das können auch durchaus größere Probleme sein zB lassen sich mykotische Infektionen der Hornhaut des Auges nach Verletzung mit organischem Material oft sehr schlecht therapieren und führen nicht selten zu Komplikationen. Hier ist aber auch die Initiale Dosis oft entscheidend, von Pilzsporen sind wir nämlich schon immer und auch in der saubersten Wohnung allseits umgeben- ohne dass es uns Beschwerden macht.

    Davon zu unterscheiden ist jedoch - und das war im obigen ersten Artikel implementiert- eine Humanpathogenität iS einer (Killer!) unkontrollierten Ausbreitung im gesunden menschlichen Körper die unbehandelt vielleicht sogar bis zum Tode führen würde. Auch eine plötzliche hohe Inzidenz (Milzbrand“Sporen“) ist nicht zu befürchten. Und schon gar keine Mensch zu Mensch Übertragung (Grippe).

    Für uns Pilzkundler als exponierte Personen kann man vielleicht festhalten, dass ein Bewusstsein für die potentielle Gefahr, die von unseren Studienobjekten generell ausgeht sinnvoll ist. Also mit gesundem Menschenverstand zB keine Geruchsproben am Peristom von reifen Stäublingen, Schimmelpilzen, Coprophilen Pilzen etc. , Belegarchiv nicht im Nachtkästchen aufbewahren, Austernseitling Zucht nicht im Schlafzimmer, sorgsamer Umgang mit Präpariernadeln und Klingen. Nach dem direkten Kontakt Finger waschen/ evtl Handschuhe (habe ich zB bei der mikroskopischen Untersuchung vom Onygena corvina vorgezogen). Und bei Unfall mit dergleichen nicht erst den Arzt aufsuchen wenn der Finger eitert oder das Auge wie ein Kelchbecher ausschaut. Damit sollte sich das Risiko gering halten lassen. Für Menschen mit Vorwrkrankungen sieht das natürlich anders aus. Letztendlich muss aber jeder selbst entscheiden welches Risiko er eingehen möchte und welche vorsorglichen Maßnahmen er trifft. Genau wie wir das beim Thema Pilz Verzehr ja schon oft durchgekaut haben. Also Umsicht ja, Panik ist hier nicht angebracht!

    Viele Grüße

    Ingo

  • Hallo zusammen,


    ich hätte dazu ja gerne eine medizinische Einschätzung, jedoch finde ich nicht allzu viel zu solchen Abszessen. Soweit ich aber informiert bin, können solche Abszesse und auch ferner Entzündungen in der Lunge und ähnliches ja auch durch generell feine Stäube begründet werden. Selbstverständlich gibt es humanpathogene Pilze, jedoch ist es wohl ein Unterschied, ob ein Pilz unseren Körper zumindest lokal als Substrat verwendet oder ob der Körper auf eben solche Partikel mit Entzündungsprozessen reagiert. Kann da einer mehr zu sagen?


    Ich habe einen ferneren Bekannten, der Pilze züchtet und die Gefahr, dass eine sehr Hohe Sporenbelastung in der Luft nicht gesund ist, ist bei der Pilzzucht anscheinend auch verbreitet. Man kennt das sonst ja auch vom Asbest. Das schädliche am Asbest ist die physikalische Form der "Fasern". Amorpher Asbest, also Asbest, der nicht mehr diese kristalline Struktur hat, ist nicht mehr so schädlich und auch nicht mehr karzinogen. Hat dann aber ebenfalls keine Dämmeigenschaft mehr.


    Warum finde ich das wichtig? Naja, weil ich denke, dass solche Komplikationen beruhend auf der physikalischen Beschaffenheit solcher "Stäube" leider bei Pilzen in Kauf genommen sollten, also wenn man hinsichtlich darauf irgendwie gefährdet sein sollte. (Immunsuppremiert Menschen könnten meines Wissens nach darunter fallen)


    Ein richtiger Wirtswechsel, wie man das z.B. von Viren gut kennt (auch vor 2019 schon), wäre wohl unwahrscheinlich, denke ich, aber wenn der erfolgt ist, wäre das schon alarmierend.


    Also gibte es hier im Forum eventuell zufällig einen Pneumologen? ^^


    Grüße

    Oliver

  • Hallo Michael,


    auch während der Corona Pandemie war es in Indien zu verhäuften Fällen von Pilzinfektionen gekommen. Die Erklärung der Forscher war seinerzeit ein übermäßiger Konsum von Kortison als vermeintliche Corona-Prävention oder Therapie. Offenbar hat das Kortison menschliches Gewebe anfälliger für bestimmte Pilzarten gemacht. In Indien sind viele Medikamente, darunter Kortison, frei in Apotheken verfügbar und werden daher häufiger zur Selbstmedikation eingesetzt. Vielleicht erhöht das kombiniert mit der von Wolfgang angesprochenen hohen Population auch die Anfälligkeit für klassische Holzparasiten oder Saprobionten.


    Corona in Indien: Was ist Mukormykose - der Schwarze Pilz
    Mukormykose, auch Schwarzer Pilz genannt, grassiert in Indien. Wie zeigt sich diese Krankheit, und warum sind gerade in Indien so viele Menschen davon…
    www.nzz.ch

  • Hallo zusammen,


    ja, das ist ein sehr spannendes und wichtiges Detail. Kortisonpräparate sind eben Immunsuppresiva und in einer Therapie unter diesen Medikamenten, sind andere Immunantworten als sonst zu erwarten. Soweit ich weiß, ist ein erhöhtes Risiko für eine Hefepilzinfektion mit einer Kortisontherapie nicht unüblich. Ich denke mal, dass das zum Teil auch auf andere Pilze bzw. auch auf physikalische Reizstoffe in irgendeiner Form wohlmöglich übertragbar ist.


    Grüße

    Oliver

  • Offenbar hat das Kortison menschliches Gewebe anfälliger für bestimmte Pilzarten gemacht.

    Hallo King, Cortison und seine chemische Verwandschaft supprimieren das Immunsystem und machen daher anfällig für Pilzinfektionen. Es wird gerne verwendet um „Überreaktionen“ des Imummsystems zu kontrollieren. Das „Risiko“ es damit den Pilzen leichter zu machen nimmt man nach Abwägung in Kauf bzw. versucht es zu minimieren. Ein Beispiel: Cortisonhaltiges Asthmaspray begünstigt ua. endogene Infektionen der Rachenschleimhaut mit Candida spec. sog.“ Mundsoor“. Endogen heißt in diesem Zusammenhang dass ein Großteil der Menschen asymptomatisch mit Candida besiedelt ist, der bei Immunsupression zu einer Infektion führen kann. Prophylaktisch empfiehlt man zb nach Anwendung des Asthmasprays ein Glas Wasser zu trinken oder etw. zu essen um die lokale Dosis in der Mundschleimhaut zu reduzieren.

    LG Ingo

  • Hallo,


    hinzu kommt, dass die Besiedlung des Menschen, für einen Pilz mit sexueller Vernehrung über Fruchtkörper, strategisch eine Grenze gesetzt ist. Für Chondrostereum purpureum gibt es jedenfalls geeignetere Wirte. Der Wirtswechsel zum Menschen wäre ein strategischer Rückschritt.


    Beste Grüße

    Stefan F.

  • Hi Oliver,

    Pneumologe bin ich nicht, nähere mich aber dem Ende meines Medizinstudiums.

    Soweit ich aber informiert bin, können solche Abszesse und auch ferner Entzündungen in der Lunge und ähnliches ja auch durch generell feine Stäube begründet werden. Selbstverständlich gibt es humanpathogene Pilze, jedoch ist es wohl ein Unterschied, ob ein Pilz unseren Körper zumindest lokal als Substrat verwendet oder ob der Körper auf eben solche Partikel mit Entzündungsprozessen reagiert. Kann da einer mehr zu sagen?

    Soweit ist das meiner Ansicht nach richtig. Mann könnte jetzt vieles dazu sagen, aber das wäre nicht sehr zielführend. Also was interessiert dich denn genau?


    Wenn dich die genauen Pathomechanismen interessieren, inwieweit Feinstaub und humanpathogene Pilze vom Immunsystem erkannt und bearbeitet werden, ist das eher eine Frage für einen Forscher, sei es nun ein Immunologe, Pathologe oder Pneumologe. Das ist im klinischen Alltag eines Pneumologen oder sonstigen praktisch tätigen Arztes aber wenig relevant. Da geht es um die Behandlung und die wäre ganz grob bei Feinstaub eine reduzierte Exposition und bei humanpathogenen Pilzen eine Behandlung mit einem Antimykotikum, wie im Fallbericht beschrieben.


    Ich habe einen ferneren Bekannten, der Pilze züchtet und die Gefahr, dass eine sehr Hohe Sporenbelastung in der Luft nicht gesund ist, ist bei der Pilzzucht anscheinend auch verbreitet.

    Bei der Pilzzucht ist die Sporenbelastung vor allem im Bezug auf die Entstehung einer Exogen-allergischen Alveolitis relevant, in diesem Fall auch Pilzzüchterlunge genannt. Die beruht auf einer allergischen Reaktion vom Typ 3/4. Behandlung wäre auch hier Berufswechsel/Aufgabe des Hobbys, um die Exposition zu reduzieren.


    Man kennt das sonst ja auch vom Asbest. Das schädliche am Asbest ist die physikalische Form der "Fasern". Amorpher Asbest, also Asbest, der nicht mehr diese kristalline Struktur hat, ist nicht mehr so schädlich und auch nicht mehr karzinogen. Hat dann aber ebenfalls keine Dämmeigenschaft mehr.

    Asbestose ist eine eigene Krankheitsentität mit einem anderen Pathomechanismus. Das ist nochmal von Feinstaub im Allgemeinen zu unterscheiden.


    Warum finde ich das wichtig? Naja, weil ich denke, dass solche Komplikationen beruhend auf der physikalischen Beschaffenheit solcher "Stäube" leider bei Pilzen in Kauf genommen sollten, also wenn man hinsichtlich darauf irgendwie gefährdet sein sollte. (Immunsuppremiert Menschen könnten meines Wissens nach darunter fallen)

    Wie schon angedeutet sind die physikalischen Eigenschaften von Pilzsporen nicht so entscheidend. Wichtig ist, dass Pilzsporen eine allergische Reaktion auslösen können und, dass humanpathogene Pilze Menschen befallen (als Substrat gebrauchen können), was einfacher ist, wenn sich das Immunsystem nicht wehrt z.B. bei Immunsuppression durch hohe Dosen und langfristige Einnahme von Cortisol, aber auch durch AIDS, Schwangerschaft, Chemotherapie, Stammzelltransplantation etc.


    Humanpathogene "Großpilze", wie man sie als Pilzfreund so kennt (z.b. Spaltblättling), sind allerdings im medizinischen Alltag so irrelevant, dass die meisten Mediziner überhaupt nie in ihrem Leben von ihnen hören. Bestandteil des Medizinstudiums ist der Spaltblättling jedenfalls nicht und ich behaupte mal, dass auch die wenigsten Pneumologen von seiner Existenz wissen dürften.


    Vielleicht hilft das soweit ja schon.


    LG

  • Hallo zusammen,


    Stefan, dein Argument scheint aus antropologischer Sicht zwar Sinn zu machen, aber das ist der Evolution egal. Mutationen, die für so einen Wirtswechsel zuständig sein könnten, sind bekanntlich zufällig. Ob so ein Wirtswechsel bei einer sich sexuell vermehrenden Art zu erwarten ist, würde ich ebenfalls als ziemlich gering einschätzen, aber das ändert nichts daran, dass wenn so eine Mutation mehrmals passiert, die Pilze sich vermehren können und sie im Menschen eine ökologische Nische finden. Wenn für sie dann andere Wirte ausgeschlossen wären, könnte sich so eine neue Pilzart etablieren.


    Sowas ist sehr unwahrscheinlich und man müsste sich überlegen, welche Mutationen notwendig sein müssten, dass ein pflanzenparasitärer Pilz auf einmal lebende Säugetiere als Substrat nutzen kann.


    Ich will auch gar nicht besserwisserisch rüberkommen, aber solche Details finde ich dann doch ganz interessant. Für die Natur gibt es keine strategischen Rückschritte bzw. wenn es sie gibt, dann zeichnen die sich dadurch aus, dass eine Population verdrängt wird oder dass einige Individuen - durch den Vorteil einer neuen Mutation gegenüber eines alten Gens - anderen Individuen überlegen sind (in dem sie sich zahlreicher fortpflanzen können warum auch immer), sodass ein altes Gen langsam ausstirbt.


    Wenn sich aber eine neue Population in einer andere ökologischen Nische etablieren könnte, dann würde sich die Population wohlmöglich dürchsetzen können. Aber wie gesagt, finde ich sowas ebenfalls sehr unwahrscheinlich. Mit nur einer Mutation werden Pilze ihre Bedürfnisse an die Wirte so drastisch wohl nicht ändern können.



    Mit lieben Grüßen und voller Hoffnung, dass erstmal keine weiteren humanpathogenen Pilzarten dazukommen


    Oliver

  • Ist das einfach Zufall, oder liegt das an den dortigen Umweltbedingungen, dass Pilzinfektionen dort häufiger sind, oder schauen die Inder einfach im Zweifel genauer als bei uns hin? Oder ist die Erklärung eine ganz andere?

    Hi Vidar,

    interessante Frage, genau weiß ich es auch nicht, aber...

    Hallo Wolfgang,


    Das sind einige interessante neue Aspekte, die du da einbringst! Ich bin gespannt, wie sich das weiter entwickelt - vielleicht wird das Thema ja Mal von Forschern gezielt und eingehender untersucht...


    Vielen Dank & viele Grüße

    Michael

  • Stammt diese Nachricht aus den MSN-Nachrichten? Wundern würde es mich nicht, wenn ich an den Nonsens denke, der dort teilweise zu lesen ist.

    Solche Sachen werden von manchen Journalisten oder Leuten, die glauben, überall mitreden zu können, gern aufgegriffen und in den Medien verbreitet.

    Ich erinnere mich noch heute an einen Vorfall aus dem Bereich Mittelsachsen. Zahlreiche Fledermäuse hatten es sich dort hinter Fassadenplatten einer Schule gemütlich gemacht. Deren Kot fiel gelegentlich auf die Fensterbretter. Anstatt die Schüler für diese Tiere zu begeistern und anzuhalten, ab und zu die Köttel von den Fensterbrettern herabzufegen, machte die Schulträgerin die Diskussion auf, die armen kleinen Kinderchen könnten mit den Sporen von Mucor (racemosus) aus infiziert werden und dann sterben. Diesen Horror hatte zuvor ein medizinischer Mikrobiologe einer mit ihm verwandten Entscheidungsträgerin der Kommune eingeflüstert. Der Mikrobiologe meinte, Fledermauskot sei oft mit Mucor durchwachsen, wusste aber nicht, dass Mucor selten nur Menschen mit einem stark geschwächten Immunsystem infiziert. Schlussendlich wurde die Fassade der Schule umgebaut.

  • Offenbar hat das Kortison menschliches Gewebe anfälliger für bestimmte Pilzarten gemacht.

    Hallo,

    das ist richtig. Meine bessere Hälfte ist organtransplantiert, eine transplantierte Niere. Der Medikamentencocktail bezüglich der Verhinderung einer Anstoßung und weiterer Dinge beinhaltet auch Kortison. Das man dadurch anfälliger für Pilzinfektionen ist, ist nichts neues. Kortison beeinträchtigt das Immunsystem, was im Falle einer Transplantation auch gewollt ist und bei anderen Erkrankungen auch. Das äußerte sich bei ihr in diesem Fall auch schon mehrfach mit Pilzbefall, Candida albicans z.b.

    Das betraf dann bestimmte Hautregionen. Das wurde dann mit diversen Dingen behandelt.

    Kortison ist ein ziemliches Teufelszeug, aber bei manchen Erkrankungen derzeit noch nicht verzichtbar.

    Habs einmal im Leben bekommen, recht wenig, während einer ziemlich fiesen Zahn OP, da der Kiefer etwas angegriffen war, was sich während der Entfernung raustellte.

    Hab danach Fressatttacken gekriegt und kam mir vor wie unter Dauerstrom, mehrere Tage lang, unangenehm, aber besser als eine weiter sich ausbreitende Infektion am Knochen.

    Ja, diese Sache mit diesem Pilz habe ich auch gelesen, schwer zu sagen, aber im Endeffekt liest sich das für mich so, daß sich der Mann eine fiese Infektion eingefangen hat, die zu einer eitrigen Geschichte geführt hat, die sehr unangenehm war. Daß solche Sachen auch gern zu einer Sepsis führen können ist auch nix neues, auch daß sowas durchaus lebensgefährlich sein kann. Aber es liest sich auch so für mich, daß es nach Entfernung des Eiters und Desinfektion der Wunde und medikamentöser Behandlung geheilt wurde, also rechtzeitig erkrannt nichts besonders darstellt, jedenfalls nicht unbehandelbares.

    Da stand auch, daß der Mann sich mit so etwas beschäftigte, also intensiveren Kontakt hatte. Krankheiten, vor allem an den Atemwegen, davon hab ich in Verbindung mit Arbeitern in Pilzzuchtanlagen auch schon gelesen, wenn oftmals dort viel eingeatmet wurde.

    Irgendein sich eingefangener Splitter vom Holz, wo dann entsprechende Pilze drauf oder drin waren, das ist bei so einer Arbeit auch nie ausgeschlossen, da sollte man natürlich mit entsprechender Schutzkleidung arbeiten, falls da ein Risiko bestehen könnte, erst Recht, wenn man das weiß, worum es sich handelt, aber wie das eben so ist in der Natur, da gibts überall Gefahren für die Gesundheit, da war schon immer so und wird immer so bleiben. Da hilfts auch nichts sich von der Natur zu entfernen und sich in einer vermeintlich sterilen Neubaubutze zu verkriechen.


    LG

    Daniel

  • Aber es gibt defintiv zahlreiche Arten, die sehr gesundheitsschädlich sind. Man denke nur an unzählige Schimmelpilzarten. Arbeit in Pilzuchten, wo auch Probleme durch eingeatmete Dinge

    durchaus normal sind, oft sicherlich in solchen "Fabriken" in Asien, wo Tonnen an Billigzeug für die Dosenware hergestellt wird. Sicher auch bei der Herstellung von so manchem Käse, z.b. Roquefort.

    Habe auch einmal einen interessanten Artikel gelesen, wo es um einen Pilz auf Ahornbäumen ging, der durchaus große Probleme verursachen kann.

    Mag auch sein, daß sich mit den Veränderungen der Umwelt manche Art negativ verändert?

    War in diesem Fall sicherlich auf die Arbeit des Betroffenen zurückzuführen. So wie es zu lesen war, war das Thema Mykologie ja auch Teil seines Jobs.

    So gesehen ein Arbeitsunfall.

    Ganz abwinken würde ich aber trotzdem nicht. Man weiß nie. Es gab und gibt über sehr sehr viele Arten immer wieder die Diskussionen um die Essbarkeit oder nicht und es wird immer wieder Neues entdeckt.

    Sollte auf jeden Fall beobachtet werden von den entsprechenden Fachleuten.

  • Bei gesundheitlich eingeschränkten Menschen sieht das durchaus ganz anders aus. Wenn dann noch diverse Medikamente und körperliche Fehlfunktionen das Immunsystem betreffen, dann ist manche Art durchaus nicht ungefährlich. Das betrifft sicher nur einen etwas kleineren Personenkreis, aber auch der ist beträchtlich genug. Da sollte die Fachwelt möglichst auf dem neuesten Stand bleiben, unwichtig ist das keines Falls.

  • Ein einziger Fall bekannt, Patient ist heute wieder völlig gesund. KIllerpilz, na klar.Ein Killer der niemanden auf dem gewissen hat.


    Mehr ist zu dem Niveau des Artikels nicht zu sagen.


    :kaffee:

    Von dem Pilz habe ich schon vor einiger Zeit gelesen.

    Und zwar HIER und HIER. (Beide Quellen n-tv)


    Also mehr als nur ein Einzelfall.


    Zu den gesundheitsschädlichen Pilzen kann man auch noch das Talfieber (Wikipedia) anführen. Das kann unter ungünstigen Bedingungen auch tödlich enden und ist im Zuge der Klimaerwärmung auch auf dem Vormarsch.