Hallo zusammen!
Heute zog ich los, um zu schauen, ob ich Morchen oder Anemonenbecher finden kann.
Morcheln waren Fehlanzeige, ganz sicher fehlt mir schlicht der Pilzblick!
Ich konnte aber einen Mann beobachten, der sich auf der Wiese nebenan nach jedem 1/2 Meter bückte und irgendwelche kleinen Objekte gezielt pflückte und dann in eine Tüte verfrachtete.
Der Mann wollte bestimmt nicht gestört werden, deshalb habe ich nicht nachgefragt, was er da sammelt.
Interessiert hätte mich das aber sehr.
Weil ich keine Morchen entdecken konnte, suchte ich am Bachlauf eine größere Ansammlung Frühblüher auf.
Neben weißen und gelben Buschwindröschen wachsen noch andere Frühblühern wie Scharbockskraut, Wald-Veilchen; ferner Giersch dort.
Zwischen einigen Buschwindröschen fand ich an einer kahleren Stelle braune, langstielige Becher - Heureka!
Bild 1 Suchgebiet neben Flüsschen mit vielen weißen Buschwindröschen, Scharbockskraut etc.
Bild 2 Weiße Anemonen (Anemone nemorosa), ...
Bild 3 ... gelbe Anemonen (Anemone ranunculoides), ...
Bild 4 ... Scharbockskraut (Ranunculus ficaria), und anders wächst hier dicht beisammen.
Bild 5 Fund zwischen weißen Buschwindröschen
Sklerotienbecher hatte ich bisher nicht gefunden.
Ich habe zwar versucht, den Stiel vollständig auszugraben, aber als ich auch beim dritten Versuch scheiterte, habe ich es gut sein lassen.
Drei Becher sind mehr als genug und der Rest soll in Ruhe aussporen können!
Bild 6 Brauner, langstieliger Becher neben weißen Anemonen
Bild 7 Paariger Fruchtkörper mit gemeinsamem Stiel
Bild 8 Stiel um 3mm dick / Becher bis 2,5 cm Durchmesser
Bild 9 Schnitt durch Becher / Hymenium hellbraun / Trama weiß und gallertig / Der gewaschene, geschnittene Pilz riecht fruchtig-säuerlich, zitronig
Das Durcheinanderwachsen diverser Blümchen an der Fundstelle verlangt eine genauere, mikroskopische Untersuchung.
Ich hatte hier im Forum gelesen, dass die Anzahl der Kerne in den Sporen für die Bestimmung entscheidend sei.
Bild 10 Dünnschnitt durch Hymenium in (wenig) Wasser, ungequetscht / Becherdicke 500-550µm / Hymenium hellbraun, 150 mm dick
Bild 11 Achtsporige, einreihige Asci / Paraphysen einfach mit ca. 2,5µm Durchmesser
Bild 12 Breit-elliptische, farblose Sporen in Wasser / 14-20 x 7-9,5 µm groß
Bild 13 Lugol-Zusatz: Asci sind inoperculat mit Apikalapparat, Durchmesser um 2 µm / Sporen mit 2 Guttulen (dunkle Felcken durch Lugol)
Bild 14 Mehr Lugol => Ascoplasma färbt sich braun
Bild 15 Schläuche in Lugol
Bild 16 Asci mit Haken (in Lugol)
Bild 17 Nach sehr wenig Zusatz Karmin-Essigsäure => zwei Strukturen sichtbar
Bild 18 Zusatz von viel Karmin-Essigsäure: 3-6 Strukturen = Kerne / Spore sichtbar
Bild 19 Sporenfotos: Sporen weder 2 noch 4-kernig, sondern (3 -) 6-kernig?!
Jetzt wurde hier schon des öfteren als Unterscheidung zwischen Dumontinia (4 Kerne) und Sklerotinia (2 Kerne) diskutiert.
Ich meine, hier allerdings bis zu 6 Kerne zu sehen.
Bei der Recherche stoße ich auf eine Seite des italienischen Pilz-Forums zu Dumontinia tuberosa, in der bis zu 6 Kerne als möglich genannt werden.
Die Sporenhistogramm dort deckt auch meine großen Sporen von bis zu 20 µm Länge mit ab.
Darf ich den Fund als D. tuberosa ablegen, oder handelt es sich hier um etwas anderes?
LG, Martin