Liebes Forum,
im Moment neigt sich die pilzarme Zeit langsam dem Ende zu, ebenso wie meine Vorräte an konservierten Pilzen. Ich hab da schon einiges ausprobiert und möchte Euch eine sehr, sehr persönliche Einschätzung von einigen Verfahren geben.
1. Pilze konfieren
Für mich nach wie vor die Champions League beim Konservieren von Pilzen. Keine andere Konservierungsmethode konzentriert den Pilzgeschmack so, wie das Konfieren. Allerdings mit gravierenden Nachteilen. Konfierte Pilze sind nicht sonderlich lange haltbar. Ich würde denen maximal 2 Monate geben, vielleicht auch weniger. Danach schmecken konfierte Pilze muffig und ranzig. Mag an der Güte des benutzten Öls liegen (bei der benötigen Menge orientiere ich mich eher im unteren Preissegment) und/oder an den verwendeten Pilzen. Ich hatte mal den Semmelstoppel in Verdacht, aber in 2022 habe ich keinen einzigen Semmelstoppel gefunden. Konfierte Pilze aus 9/2022 schmeckten in 2/23 ebenfalls muffig und ranzig. Da dürften noch diverse Diplomarbeiten zu vergeben sein, um die endgültigen Zusammenhänge zu klären. Zusammengefasst: Konfieren von Pilzen ist eher ein Konzentrieren des Pilzgeschmacks als eine Konservierungsmethode. Aber die ist unschlagbar.
2. Einfrieren von Pilzen
Vorbemerkung: Ich blanchiere Pilze nicht, sondern friere alles roh ein. Resultate sind ein Klassiker. Bei einer Haltbarkeit von mindestens 6 Monaten bleibt der Pilzgeschmack erhalten. Nachteile (wenn überhaupt) ist die
Konsistenz der aufgetauten Pilze. Je größer der eingefrorenen Pilz, desto zäher ist das Resultat. Ich esse gerne große Pilzscheiben vom Blech, aber das geht mit eingefrorenen Pilzen nicht. Gefüllte Perlpilzhüte aus gefrorenen
Perlpilzhüten funktioniert auch nicht. Weitere Nachteile sind beim Einfrieren von Täublingen die gesplitterten Lamellen. Sieht nach dem Auftauen aus wie im Splatterfilm. Berichte über Probleme beim Einfrieren von Pfifferlingen kann ich nicht kommentieren, bei mir kommen Pfifferlinge nur in homeöopatischen Dosen vor. Und vielleicht noch ein weiterer Nachteil: Gefrorene Pilze brauchen viel Platz in der Truhe, die Menge sieht gigantisch aus, ist aber mit ein paar Mahlzeiten verbraucht.
3. Pilze in sauer
Muss man mögen, aber dann ziemlich besonders. Hier werden Pilze auf ihre Konsistenz reduziert, alles andere überdeckt der Essig. Klingt jetzt ein wenig negativ, aber ich bin Fan von Pilzen in Essig. Positiv ist für mich die
(sehr) lange Haltbarkeit (da hab ich keine abschließende Erfahrung, aber ich würde mindestens ein Jahr erwarten). Und Essiggurken schmecken ja auch nicht nach Gurken. Ein kleiner Nachteil von sauer eingelegten Pilzen ist,
dass die Flüssigkeit dazu neigt, geleeartig oder schleimig zu werden. Und zwar je nach Pilzart mal mehr, mal weniger. Da muss jeder selbst entscheiden, ob er das mag. Für mich ein Klassiker sind Hallimasch in sauer,
da passt die Konsistenz der Pilze und das Auftreten in Massen für einen kurzen Zeitraum, so dass man sich ums Konservieren Gedanken machen muss.
4. Pilze trocknen
Positiv ist die nahezu unbegrenzte Haltbarkeit und das sehr reduzierte Volumen der getrockneten Pilze, das im Vergleich zu gefrorenen Pilzen keine weiteren technischen Hilfsmittel benötigt. Sehr gut geeignet für
Suppen, da kann auch das Einweichwasser mitgenutzt werden. Ich habe in einem meiner Pilzbücher gelesen, dass getrocknete Pilze nach dem Einweichen wie frische Pilze genutzt werden können. Kann ich zu 100%
unterschreiben, aber der Verfasser dieser Zeilen hat nichts zur Konsistenz gesagt. Für mich sind getrocknete und wieder aufgeweichte Pilze ziemlich zäh. Da kann es auch sein, dass der Geschmack von getrockneten
Pilzen intensiver als von Frischpilzen ist, aber jeder muss individuell entscheiden, ob Geschmack oder Konsistenz wichtig ist. Das gilt nicht für kleine, filigrane Pilze. Klassiker für mich sind getrocknete Trompetenpfifferlinge oder Herbsttrompeten. Die sind nach dem Einweichen (nahezu) wie Frischpilze. Ebenfalls ein Klassiker sind getrocknete Judasohren. Da hat schon das frische Judasohr eine zähe (manche nennen es auch bissfeste) Konsistenz.
umossoh