MORCHELN ! Ach, lasst mich in Ruhe.

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 1.180 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Suku.

  • Liebe Pilzverückte!


    Frühling, Ostern, Sonnenschein, was ist zu tun? Ja klar: keine Morcheln finden im Auwald. Mit dem Fahrrad in 15 min zu erreichen, fließt fast vor meiner Haustür ein Flüßchen, in dessen Aue hier Totholz liegen bleiben darf.



    Ein lichter Bestand mit vornehmlich Buchen und Eichen und auch Weichhölzern. Vereinzelt finden sich Eschen, häufiger allerdings horizontal als vertikal. Ob die Opfer des aktuellen Eschensterbens sind, vermag ich nicht zu beurteilen, jedenfalls lag meine Aufmerksamkeit auf ihnen und ihrem Holz. Bei der Totholzbestimmung muss ich allerdings mehr raten, als ich sicher bin.


    Im Habitat zu dieser Jahreszeit die typischen Kalkanzeiger, viele Buschwindröschen, Scharbockskraut in Massen, Bärlauch, gefleckter Aronstab. Weil ich sie so schön finde, hier Hohler Lerchensporn:






    Momentan Hochkonjunktur haben Stoppelige Drüslinge (Exidia truncata). Vielleicht hat sich auch der ein- oder andere Warzige Drüsling untergemischt. Bei diesen hier vermute ich Esche als Substrat. Wenn' s aber Eiche wäre, würde es mich nicht wundern:




    Erstmalig gefunden habe ich viele Exemplare von Daldinia concentrica sl. (Kohlen-Kugelpilz). Hier bin ich mir mit Esche ziemlich sicher. Der deutsche Name ist Programm, in Konsistenz und Aussehen wie Holzkohle. Hat mich fasziniert:






    Der freute sich offensichtlich auch über das schöne Wetter. Waldmistkäfer (Geotrupes sterorosus):



    Ein olles Exemplar des Goldgelben Zitterlings (Tremella mesenterica):



    Und ein winziges, frisches Exemplar, weil die so hübsch sind:



    Wiederum an Esche fanden sich veralgte und angetrocknete Judasohren (Auricularia auricula-judae) in z.T. beachtlicher Größe:



    Diese würde ich Glimmertintlinge (Coprinellus miraceus sl.) nennen und hoffe, dass das mit dem sl. so stimmen kann. Sie wachsen im Wurzelbereich einer Esche:



    Ein Kollege des eben gezeigten Käfers gustierte die Lamellen oder Sporen eines Tintlings:



    Als ich ihn beim Fotografieren versehentlich berührte, fiel er auf den Rücken und verstarb augenblicklich. Jedenfalls rührte er sich nicht mehr. Ich glaube aber, er hat mich nur veräppelt. So konnte ich ein Foto von der Unterseite machen (wie war das noch mit Pilz von oben und Käfer von unten...?):



    Zum Schluss noch, versteckt in einem Baumstumpf, aus dem Aggregat rehbrauner Dachpilz (Pluteus cervinus). Hat mich angesichts der Jahreszeit überrascht und ist etwas gemogelt. Den fand ich im gleichen Habitat ein paar Tage vorher:





    Die Fotos sind, mangels Kamera, mit den Smartphone gemacht und unbearbeitet (nur zugeschnitten). Danke für's Mitgehen.


    LG Michael

  • Hi,


    sehr schöne Bilderstrecke. :)


    Zitat

    Diese würde ich Glimmertintlinge (Coprinellus miraceus sl.) nennen und hoffe, dass das mit dem sl. so stimmen kann. Sie wachsen im Wurzelbereich einer Esche:

    Besser wäre es, wenn du hier Coprinellus Sect. Micacei schreiben würdest, denn die 3 in Frage kommenden Arten sind in der Gruppe enthalten. Bei der Angabe "s.l." oder "agg." sind die in Frage kommenden Arten nur eine Teilmenge der Sektion; nicht die gesamte Sektion, wie es bei den Glimmertintlingen der Fall ist.


    Ich freue mich auf jeden Fall, dass du darauf sensibilisiert bist, dass es mehrere Glimmertintlinge gibt.


    Tipp: Wenn Glimmertintlinge ein deutliche Stielbereifung haben (erkennst du schon mit einer Einschlaglupe), dann sind das auch die echten Glimmertintlinge. Die anderen beiden Arten haben keine Stielbereifung mit echten Caulozystiden.


    l.g.

    Stefan


    P.S. Pluteus cervinus agg. wäre ein Fall für ein s.l. oder Aggregat, da es in der Sektion mit den Hakenzystiden mehr Arten gibt, als zu dem Artenaggregat gehören.

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Zitat

    "Als ich ihn beim Fotografieren versehentlich berührte, fiel er auf den Rücken und verstarb augenblicklich. Jedenfalls rührte er sich nicht mehr. Ich glaube aber, er hat mich nur veräppelt."

    War mir unsicher, wie Deine Formulierung zu verstehen ist...

    Der Käfer ist recht sicher weder verstorben, noch hat er geplant veräppelt: > https://de.m.wikipedia.org/wiki/Schreckstarre


    Ist vermutlich bereits bekannt. Nur für den Fall, dass das Wissen nicht so verbreitet sein sollte. Ich bin immer wieder überrascht, was einige nicht über Tiere wissen!


    Danke für die tollen Bilder. :)

    Surely it is our responsibility to do everything within our power to create a planet

    that provides a home not just for us, but for all life on Earth.”


    David Attenborough

  • Der Käfer ist recht sicher weder verstorben, noch hat er geplant veräppelt: > https://de.m.wikipedia.org/wiki/Schreckstarre

    Hi PN2020,


    als ich das mit dem "plötzlichen Versterben" satirisch im ersten Entwurf geschrieben hatte, las es sich so hart, dass ich aus Jugendschutzgründen die Bemerkung mit dem "Veräppeln" noch dazu schrieb. So bleibt der Thread U16. Ich halte allgemein die Möglichkeiten des "geplanten Handelns" bei Insekten für überschaubar, vielleicht unterschätzte ich diese aber auch völlig. Danke für dein "Mitgehen" und den Link zu dem interessanten Wikipedia-Artikel. Überraschend, wir ausgefeilt und differenziert sich dieser Totstellreflex bei einigen Arten entwickelt hat.


    LG Michael