Flechten im Garten

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  • Hallo Forum!


    Da an Ostern Familie angesagt ist, bin ich nur mal raus ins Gärtchen.

    Hier verbringt man viel zu wenig Zeit mit Lustwandeln - meist ruft dort ja Arbeit.

    Aber es lässt sich doch so einiges entdecken, nicht zuletzt an Flechten!

    Natürlich keine Highlights, aber trotzdem schön zu betrachten.


    Am Mirabellenbäumchen, das ich vor 10-15 Jahren gesetzt habe, schwindet die weiße Frühlingsblütenpracht, die Flechten aber bleiben und mehren sich stetig.

    Bild 1 Mirabellenblüten


    Bild 2 Dicht beflechteter Mirabellenstamm mit Xanthoria parietina, Parmelia sulcata, Punctelia subrudecta, fruchtender Physcia adscendens (und ev. Hypogymnia physodes?)


    Bild 3 Anderer Mirabellenstamm mit buntem Mosaik aus P. sulcata, P. orbicularis, X.parietina, P. adscendens, Lecanora spec. u.a.


    An der Felsenbirne, die vermutlich schon vor 50 Jahren vom Erbauer des Hauses gepflanzt wurde:

    Bild 4 Felsenbirnenblüten


    Bild 5 Gesundes Exemplar von Parmelia sulcata, rittlings auf Ast


    Bild 6 Punctelia subrudecta


    Bild 7 Isidiöse Braunflechte (Melanelixia subaurifera oder fuliginosa)


    Bild 8 Punctelia ohne Bortensorale und mit schwarzer Unterseite => P. borreri


    Interessant sind auch die Kunststeineinfassungen und -platten auf der Terrasse:

    Bild 9 Die hübsche, braunfrüchtige Flechte zwischen den Circinarien werde ich dieser Tage für das Mikroskop ernten müssen!


    Bildausschnitt aus Bild 9


    Bild 10 Physcia caesia


    Bild 11 Circinaria cf. contorta


    Bild 12a Feucht-schattiger Sandstein mit grüner Krustenflechte


    Bild 12b Üppige, gestielte, braune Apothecien auf körnig-grünem Thallus. Die nadelförmigen Sporen führen letztlich zu Bacidina caligans, einem Flechten-Pionier


    Interessant war es, die Satellitenschüssel genauer zu betrachten, auf der Flechten seit Jahren versuchen, Fuß zu fassen:

    Bild 13 Satellitenschüssel in Eibennähe


    Bild 14 Hauptsächlich P. adscendens!


    Bild 15 Eine kümmernde, aber stetig weiter wachsende Braunflechte. Ich sehe gegabelte, flache Isidien und denke an Melanohalea exasperatula.


    Bild 16 Vielleicht eine Phaeophyscia?


    Bild 17 Ein großer, grauer Vorthallus mit Physcienthalli darauf (wieder P. adscendens?) in unterschiedlichen Größen.

    Eine gelbe Krustenflechte versucht auch ihr Glück, aber es schein nicht so recht zu klappen.

  • Nachtrag:


    die Flechte aus Bild 9 mit den hübschen, braunen, stark gewölbten Apothecien hat sich unter dem Mikroskop als Lecania erysibe (Körnige Blassrandfflechte) vorgestellt.

    Auf kalkhaltigem (Kunst-)Stein, grüner, blastidiat-sorediöser, areolierter Thallus;

    Apothecien randlos oder berandet, dann Ränder blastidiat (grüne Rüschchen um Apothecienscheibe);

    Epihymenium hellbraun, Hymenium farblos;

    Paraphysen septiert, einfach und max. 3µm dick;

    farblose, 2-zellige Sporen; etc...


    Sie lebt auf karbonat- und nährstoffreichem Gestein, so auch an Mauern u.ä.; gilt bei Wirth als "ziemlich selten", kommt aber in der älteren Ausgabe "Flechten Baden-Württembergs" durchaus häufig im nördlichen BW vor (Mittlerer und unterer Neckarraum, an Enz, Jagst und Kocher).

    Bild N1


    Bild N2 Apothecium mit auffällig blastidiatem Rand


    LG, Martin