Gelbe helotiale Becher an Moos: Luteodiscus epibryus

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 1.421 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von ogni volta.

  • Servus zusammen,

    am Ostermontag haben wir einen Familienausflug ins "Felsenlabyrinth" nach Wunsiedel unternommen. Ein zwar touristisch mindestens "gut erschlossenes" aber durchaus beeindruckendes Areal von Kissengranitformationen. Wenn man mal den Eingangsbereich mit zig Elternfoltern aka Münzpressen, Flummiautomaten, Süßigkeitenautomaten, Eiswerbetafeln etc. erfolgreich überwunden hat gelangt man auf einen Pfad, der sich zwischen Granitblöcken hindurch, teils über Holzbrücken, teils auch durch enge Höhlen und Spalten bis auf eine schöne Anhöhe mit Fernblick in Richtung Böhmen hinaufschlägelt. Bei einer Rast lehnte ich mich an einen solchen Granitblock weil alle Sitzgelegenheiten schon besetzt waren. Unweigerlich musterte ich den Moosbewuchs auf den ich meinen Kopf betteten wollte aus nächster Nähe: und fand winzige gelbe Punkte in einem geschädigten Mooskissen. Nachdem mehrere Moosarten (mind. Dicranum, Polytrichum & Hypnum spec.) betroffen waren gehe ich von einem Saprophyten aus, da die meisten Moosparasiten ja sehr wirtsspezifisch sind. Unter dem Makro konnte ich sie als flache, ungestielte Becher identifizieren. Rückseits ebenfalls zitronengelb gefärbt, mit allenfalls minimal beflaumten Rand (jedenfalls nicht vollständig glatt begrenzt), im Durchmesser ca 0,4-0,8 mm maximal. Geschmack: äußerst sauer (Späßle;)






    Mikroskopisch vorläufig (ich versuche das nochmal besser hinzubekommen):

    Asci apikal zugespitzt, oft auffällig dezentraler Porus, dieser IKI+ (69.3 - 70.8 × 6.2 - 8.2 µm)


    Haken+


    Paraphysen teils septiert, teils mit Auswüchsen/gegabelt



    Sporen meist mit einem dünneren Ende, stumpf, mehrere Vacuolen, uniserat schräg oder biserat

    (11.6) 12.9 - 16 (16.5) × (3) 3.3 - 4 (4.8) µm Q = (2.7) 3.8 - 4.3 (4.8) ; N = 15 (kein Abwurf!)


    Soweit so schön, bestimmen konnte ich sie nicht. Ich würde sie gerne bei den Pezizellaceae unterbringen, aber aus der Calycina/Bisporella Verwandschaft mag nichts so richtig passen. Vielleicht aber doch ganz woanders, die Teile sind schon ganz schön winzig...das Moos erscheint dagegen ja wie Yucca Palmen..


    Vielleicht hat ja jemand von euch einen Vorschlag?

    (evtl. mein Namensvetter Ingo W ?)


    Viele Grüße,

    Ingo

  • Servus Ingo,

    nimm mal einen Fruchtkörper und gib mal ein wenig 3% o.5%KOH-Lösung dazu.

    Falls der sich dann rosa verfärbt hätte ich vielleicht eine Idee: Bryoscyphus luteodiscus.

    Wenn nicht schau mal nach den anderen "Bryoscyphusen"

    Grüße

    Felli

  • Hallo Felli, Danke! natürlich ist das ein Bryoscyphus :haue: da hatte ich ein Brett Stein vorm Kopf. Sobald ich wieder Zeit habe reinzuschauen werde ich das klären.

    Viele Grüße Ingo

  • Hallo Ingo!

    Vielleicht hat ja jemand von euch einen Vorschlag?

    (evtl. mein Namensvetter Ingo W ?)

    Sowas ist mir in Gelb noch nicht über den Weg gewachsen. Hätte ich also nicht gewusst.


    Viele Grüße

    Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

    Link: Einladung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

    Link: APR 2024

  • Hallo Ingo,


    in dem Zusammenhang ist diese Diskussion sicher interessant:
    http://www.ascofrance.com/search_forum/22752


    Wunsiedel liegt ja bei mir um die Ecke, ich bin fast geneigt da jetzt selbst mal hinzuschauen. Wobei ich das Felsenlabyrinth als Touristenzentrum meist etwas meide und mich im weiteren Umkreis bewege. Aber da verpasse ich sowas offenbar, weil so etwas ist mir hier auch noch nicht untergekommen.


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Matthias, danke für den Link zur interessanten Diskussion, darauf hatte mich Felli inzwischen auch verwiesen.


    Der Abwurf hat sogar geklappt habe ich gerade erfreut festgestellt, Statistik mach ich morgen.

    In KOH werden sie rosarot, scheint also ganz in die Richtung zu gehen.


    Jean Paul Priou erwähnt bei AF auch dass es nicht ungewöhnlich wäre, dass unter guten Bedingungen mit zahlreichen Fruchtkörpern auch umliegende Moose kolonisiert werden, was meine initialen Bedenken wegen mehrerer befallener Moose relativiert.

    Wunsiedel liegt ja bei mir um die Ecke, ich bin fast geneigt da jetzt selbst mal hinzuschauen. Wobei ich das Felsenlabyrinth als Touristenzentrum meist etwas meide und mich im weiteren Umkreis bewege.

    Wenn du nicht so wie wir am Osterwochenende bei gutem Wetter hingehst (Overkill ==Gnolm9 ) sollte das erträglich sein vermute ich, es ist ein weitläufiges Areal. Bin auch kein Fan von Menschenmassen, ich glaub das sickert in meiner Einleitung durch..


    Na evtl kratz ich mal mein Schul-Französisch zusammen und schreib den Kollegen im Westen, werde bei neuen Erkenntnissen wieder berichten.


    Viele Grüße Ingo

  • Hallo nochmal,

    mittlerweile konnte H.O. Baral die im o.g. Link diskutierte Art bestätigen. Sie soll dereinst auf den Namen Luteodiscus bryophilus hören.

    Vielen Dank Matthias und Felli für den Hinweis auf Ascofrance.


    Der Vollständigkeit halber noch das versprochene Foto vom Sporenabwurf


    (11.8) 12.4 - 16.4 (20.3) × (2.9) 3.1 - 3.8 (4.1) µm; Q = (3.3) 3.5 - 4.9 (5.4) ; N = 41


    Sowie der Verfärbung mit KOH 5%



    Viele Grüße Ingo

  • Nun wurde das Kind (um)getauft auf den Namen: Luteodiscus epibryus (Höhn.) Baral, Sochorová & Halasů, comb. nov.

    Basionym: Phialea epibrya Höhn., Sber. Akad. Wiss. Wien, Math.-naturw. Kl., Abt. 1 116: 136 (1907). ≡ Hymenoscyphus epibryus (Höhn.) Haluwyn, Bull. Sem. Soc. Mycol. Nord 45‒46: 83 (1990) [1989].


    Die ausführliche Beschreibung der neuen Gattung Luteodiscus inclusive seiner zweiten (neu beschriebenen) Art L. hemiamyloideus findet sich in Mycological progress 23(1):1-42 (DGfM) zB hier. Eine tolle und sehr aufwändig recherchierte Arbeit, meine Hochachtung an Zotto (H.O. Baral) und die Mitautoren.

    Viele Grüße Ingo

  • ogni volta

    Hat den Titel des Themas von „Gelbe helotiale Becher an Moos“ zu „Gelbe helotiale Becher an Moos: Luteodiscus epibryus“ geändert.