Haben uns am Wochenende in einem schon längere Zeit vertrauten Laubwald im Südosten Sachsen-Anhalts mal wieder die Entwicklung der Bestände von Orchis pallens angesehen und waren über deren weiteren Rückgang entsetzt. Gegenüber 2016 beträgt der Bestand nur noch 15-20%; Jungpflanzen waren nicht zu erkennen. Der Bestand vegetationstypischer Bäume, wie Hainbuche, Winterlinde, Eiche, Rotbuche, Elsbeere, Vogelkirsche etc. ist aufgrund von Trockenheitsschäden ausgedünnt, wahrscheinlich als Folge davon breiten sich am früher Kräuter-dominierten Waldboden Straucharten wie Gemeinde Schneebeere, Liguster und Weißdorn aus. Auffällig ist das zahlreiche Aufkeimen von Spitzahorn. Nur an den wenigen Stellen, die arm an Strauch-Schößlingen sind, hält sich noch die Orchidee, begleitet von Hoher Schlüsselblume, Buschwindröschen, Gelben Windröschen, Schuppenwurz, Scharbockskraut, diversen Veilchen.
Am W- bis NW-exponierten Waldrand fällt stellenweise das Purpur-Knabenkraut wegen explosionsartiger Bestandszunahme auf, gleichermaßen der Purpurblaue Steinsame.
Meine Hypothese bezüglich O. pallens ist, dass das massenhafte Aufkommen der Sträucher zu Bodenveränderungen führte, die den Mykorrhiza-Pilz der Orchidee vertrieben haben. Mancherorts wächst O. pallens mit O. mascula zusammen; für letztere Art ist bekannt, dass deren Mykorrhizapilz Tulasnella calospora ist.
Die Fotos 3-4 zeigen die Sukzessionsstellen, wo früher ebenfalls O. pallens wuchs. Foto 4 mit Liguster-Aufwuchs.