Hypocopra merdaria/elachyglossina

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 706 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von nobi_†.

  • Hallo zusammen,


    Hypocopra, ja ich weiss, keine einfache Gattung.

    Anfang April waren wir auf einem Kurzurlaub im Harz und haben dort mit Harzi und Silke eine schöne Tour durch den Quedlinburger Stadtwald gedreht.

    Auf einem Trockenrasenstück lagen reichlich Hasenköttel herum, da haben wir erstmal was mitgenommen. In ähnlichem Habitat hatte ich zuhause, ebenfalls auf Hasenköttel mehrfach Hypocopra merdaria in der Vergangenheit finden können. Nach 14 Tagen tauchen auch hier die ersten Fruchtkörper einer Hypocopra auf. Die Bestimmungsversuche erfolgten mit den Schlüsseln vom Doveri und P.Welt Vorläufiger Schlüssel zur Gattung Hypocopra 2022.pdf.

    Nicht einfach ist bereits die erste Schlüsselstelle 1 mehrere Perithecien je Stroma im Substrat eingesenkt - 1* nur ein Perithecien je Stroma im Substrat eingesenkt, aber durchaus gesellig.

    Ich würde hier auf 1 gehen, aber auch 1* nicht ganz ausschließen


    hier Bilder vom Ascus 285-320µ lang ca. 17µ breit


    Jodreaktion mit Baral = amyloid


    Die Sporen messen 39,2-41,0-43,0 x 17,6-18,5-19,9µ

    hier mit Schleimhülle in Tusche


    Die Sporen nicht symetrisch


    Die Sporen besitzen eine zweite Zelle, welche auch bei reifen Sporen gelegentlich gut erkennbar ist.


    Die Keimspalte ist hier deutlich länger als bei früheren H. merdaria Funden.

    Sie scheint von Pol zu Pol zu gehen und war maximal 34µ lang.


    Alles in allem, kommen für mich nur H. merdaria oder H. elachyglossina in Betracht.

    Für merdaria scheint das Substrat (Hase) typisch.

    Für elachglossina spricht, dass es mehrere Perithecien je Stroma hat (aber finde ich schwer zu interpretieren), die Sporen sind länger als bei früheren merdaria Funden (obwohl das wohl noch im Rahmen liegen mag)

    Das auffälligste Merkmal ist die Keimspalte, die hier eigentlich für H. elachglossina spricht.

    Auch wenn sich der Pilz möglicherweise nicht sicher bestimmen läßt, bin ich gespannt auf eure Meinung.


    Beste Grüße

    Martin

  • Top Dokumentation mal wieder, Martin! :thumbup:

    Die wichtigsten Merkmale perfekt herausgearbeitet, ich glaube, dass da was geht mit der Bestimmung. ;)

    Nicht einfach ist bereits die erste Schlüsselstelle 1 mehrere Perithecien je Stroma im Substrat eingesenkt - 1* nur ein Perithecien je Stroma im Substrat eingesenkt, aber durchaus gesellig. Ich würde hier auf 1 gehen, aber auch 1* nicht ganz ausschließen

    Matthias hat Hypocopra merdaria in einem gemeinsamen Aufsatz mit Maren und mir ausführlich vorgestellt. Er schreibt u.a. dass mehrere Stromata sehr dicht aneinander wachsen können. So kann sicher ein großes einzelnes Stroma mit mehreren Perithecien vorgetäuscht werden, was ich in Deinem Fall vermute.

    Das auffälligste Merkmal ist die Keimspalte, die hier eigentlich für H. elachyglossina spricht.

    Sie scheint von Pol zu Pol zu gehen und war maximal 34µ lang.

    Im erwähnten Aufsatz wurden die Keimspalten von merdaria vereinzelt bis 38 µm vermessen! Das ist also kein wirkliches Unterscheidungsmerkmal.

    Anbei zum Vergleich der erwähnte Artikel.

    Drei Dungpilzfunde aus Sachsen-Anhalt_Kamke, Heine & Reul, Boletus 42/1 (2021)


    Auch wegen des typischen kuppelförmigen Stromas (siehe Dein Bild 2, rechts) halte ich den Fund für Hypocopra merdaria.


    LG, Nobi

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  • Hi Nobi,


    zunächst einmal vielen Dank, deine Antwort hat mir sehr geholfen, die Bandbreite von H. merdaria besser einzuschätzen. :daumen:

    Den Aufsatz hatte ich im Boletus seinerzeit auch verfolgt und mit Interesse gelesen. Nur war mir irgendwie entfallen, dass speziell auch H. merdaria behandelt wurde.

    Ich kann mich aber noch gut erinnern, dass ich mit meiner Familie, zum Zeitpunkt des Dungpilzworkshops im Harz war, und wir euch einen Nachmittag begleitet hatten.

    Es muss für Aussenstehende mehr als verwunderlich ausgesehen haben, als wir auf einer Pferdekoppel mit allen Teilnehmern knieend vor Pferdeäpfel Fotos von den Pilzen machten.

    Dabei gab es dort reichlich Peziza fimeti zu bestaunen :D


    Beste Grüße

    Martin

  • Es muss für Aussenstehende mehr als verwunderlich ausgesehen haben, als wir auf einer Pferdekoppel mit allen Teilnehmern knieend vor Pferdeäpfel Fotos von den Pilzen machten.

    Da wuchsen aber auch geile Sachen, Martin!

    Irgendwann schaute die Pferdebesitzerin nach dem Rechten, die annahm, dass wir irgendwelche schlimme Sachen auf der Koppel veranstalten. Wir haben ihr dann die Sache mit der Pilzfotografie erklärt und nach anfänglicher Skepsis war sie ganz angetan und wir durften von da ab mit ihrem Einverständnis weiter "arbeiten".


    LG, Nobi

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