Russula, ev. Russula grisea

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  • Hallo Pilzgemeinde!


    Neben einigen schönen Acsos konnte ich gestern auch meine erste Russula in diesem Jahr finden.

    Es handelt sich um einen einzelnen, relativ großen Fruchtkörper, der noch großteils vom Buchenlaub verborgen war.

    Eine Schnecke war schon dran.


    Aufgrund der Eigenschaften (s.u.), würde ich den Fund unter den Heterophyllae suchen.

    Am ehesten könnte vielleicht R. grisea agg. passen, wobei bei diesen Pilzen zarte Violetttöne auftreten sollen.

    Ich sehe keine, erst nach Abziehen der Huthaut und längerem Warten.

    R. ionochlora soll Violettöne am Hutrand haben und ein kräftiger gefärbtes Sporenpulver - da fehlt mir der Vergleich.


    LG, Martin


    Bild 1 Pilz an Fundstelle: Hut schwach getrichtert, am Rand oliv-graugrün (feucht), innen orange-ocker, Übergang olivbraun


    Bild 2 Pilz von unten, Lamellen dicht, ohne Lamelletten, Verzweigungen oder Anastomosen


    Bild 3a Schneckenschaden unverfärbt, Hutrand riffelig (vgl. Bild 7)


    Bild 3b Hutrand riffelig, ohne Violettöne


    Bild 4 Fruchtkörper zerlegt - frisch noch ohne Verfärbungen / Keine Lameletten oder Anastomosen. Hut dünnfleischig, sehr brüchig

    Huthaut bis etwa zur Hälfte abziehbar. Fleisch darunter weiß (am nächsten Morgen violett verfärbt!)


    Bild 5a Sporenabwurf auf Objekträger - nicht sehr ergiebig für Abwurf übernacht / Lamellen wirken in Blickrichtung auf Lamellenkante zart orange


    Bild 5b Lamellen in der Tiefe mit angedeuteten Zwischenlamellen


    Bild 6 Spp-Farbe IIc, mittel cremefarben (?)


    Bild 7 Am nächsten Morgen: Violettfärbung unter abgezogener Huthaut, Hutrand jetzt ohne Grautöne


    Bild 8 Stielbasis mit leicht verfärbten Druckstellen (nächster Morgen)


    Bild 9 Verfärbung im Stiel-Inneren am nächsten Morgen


    Bild 10 Lamellenkante mit deutlich ornamentierten Sporen an Luft


    Bild 11 Sporen 1000x in Lugol gefärbt: Ornamenttyp A2


    Bild 12 Zystiden?


    Bild 13 Zystiden?


    Bild 14 Huthaut seltsam strukurierten mit Hyphenenden (1000x in Wasser)


    Eigenschaften:


    Fundplatz unter/zwischen Rotbuchen (mit Ahorn, Kirsche; Fichten weiter weg)


    Geruch nicht feststellbar

    Geschmack Hutrand mit Lamellen, ohne Huthaut: sehr mild (nach einiger Zeit ev. gaaanz schwach schärflich); nicht säuerlich


    Makroskopische Merkmale

    Hut

    - Durchmesser 7 cm

    - Mitte leicht vertieft

    - Färbung am Rand feucht oliv-graugrün, innen orange-ocker, Übergang olivbraun / trockener ohne Grautöne am Rand

    - Rand geriffelt

    - Hutfleisch dünn, sehr brüchig

    - Fraßstelle unverfärbt

    - Huthaut ist angefeuchtet etwas schmierig

    Lamellen

    - eng stehend (4 Lam. auf 5 mm am Hutrand)

    - spröde

    - weiß

    - unverweigt, ohne Anastomosen

    - keine Lamelletten

    - Zwischenlamellen vorhanden

    - Lamellenkante glatt

    Sporenpulverfarbe

    - mittel cremefarben (IIc)

    Stiel

    - weiß (außen & innen)

    - Basis schwach verdickt

    - Durchmesser 15 mm (hutnah) - 20 mm (Basis)

    - Inneres schiebt sich beim Durchtrennen zusammen (wie Hollundermark)

    - Druckstellen bräunlich verfärbend (?)

    Fleisch

    - weiß, fest, brüchig


    Mikroskopische Merkmale

    Sporengröße 6,5-7,5(8) x 6-6,5 µm

    Sporenornament Typ A2 - deutlich, isoliert warzig (auch an Lamellenkante in Luft deutlicherkennbar)
    Zystiden siehe Bild 12/13

  • Hallo Daniel,


    vielen Dank für deine Bestätigung.

    Es geht also vermutlich wirklich in diese Richtung.


    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    ich bin da auch noch ganz am Anfang, aber das ist gerade das Thema, mit dem ich mich mehr beschäftigen möchte.

    Das mit der zeitversetzten rötlichen/violetten Verfärbung steht so auch z.b. bei wikipedia.

    So steht das da:

    "Unter der Huthaut ist es gleich wie diese gefärbt oder nur an einigen Stellen rotviolett, wenn es für längere Zeit der Luft ausgesetzt wird."

    Muß also laut dieser Beschreibung auch nicht zwingend überall so sein, bei meinen vermuteten ionochlora letztes Jahr war das deutlicher unter der Huthaut und sofort zu sehen, aber zum Hutrand hin eher weniger, war so ein Mix aus violett der teils ins gräuliche ging zur Hutmitte hin, je nachdem wie weit man die Haut abgezogen bekommen hat.

    Die ganz leicht schmeckbare Schärfe kommt auch hin, find ich z.b. bei parazurea etwas kräftiger ausgeprägt.

    Ganz sicher bin ich mir da auch nicht, R. grisea und ähnliches ist ja nicht ganz so einfach.


    LG

    Daniel

  • Ich versuche es halt auch nur makroskopisch, das ist oft ziemlich schwierig.

    Wenn ich für die Küche sammle wäre z.b. grisea oder ionochlora egal, beide gut.

    Habe kein Mikro und kenne mich mit dieser Form der Bestimmung überhaupt nicht aus, daher kann ich mich nur makroskopisch so weit es geht herantasten.

    Auf jeden Fall ein sehr interessantes Thema.

  • Hallo Daniel,


    also ich sammle die Pilze bis heute nicht, zum sie zu essen. Mich interessiert rein die Bestimmung in Verbindung mit Entdeckerfreude!


    Ich habe auch schon zu oft durch die Lupe und das Mikroskop auf diesen Mikrokosmos der Waldpilze geschaut, als dass mich der Verzehr locken würde. Was da alles in den Lamellen hockt und hängt. <X

    Außer den guten Zuchtpilzen, meist der preiswerte und leckere "Champignon" und manchmal der noch bessere Shitake, esse ich bisher nur gekaufte Pilze!

    Bei den Champis ist das Teilvelum als Gütesiegel stets geschlossen!


    Ausnahme: Letztes Jahr habe ich je einmal Klapperschwarm, Ochsenzunge und Krause Glucke probiert - die sind schier nicht verwechselbar.


    Der Rest ist mir zu leicht verwechselbar, ich kann mich nicht vor der Mahlzeit stundenlang mit Bestimmungen beschäftigen. ;)

    (Vielleicht irgendwann in ferner Zukunft, wenn ich mich sicher fühle. Das ist noch weit entfernt.)


    LG, Martin


  • Hier auf Seite 2 gibt es eine kleine Diskussion zu ionochlora und grisea:)

  • Hallo BK,


    ihn der Tat, gar nicht so einfach, wie man an der Diskussion erkennt.

    Ich bin aber schon froh, (vermutlich) in der richtigen Ecke gelandet zu sein; ist bei einem Perser nicht unbedingt zu erwarten. Ich lerne noch jeden Tag viel...


    Ich muss das nächste Mal wohl mehr auf den Aufbau der Huthaut achten.

    Täublings-Reagenzien wären sicher auch nicht verkehrt zu haben.


    (Eigentlich dachte ich, die Reagenzien schon vor einiger Zeit bestellt zu haben. Ich muss dem mal nachgehen.)


    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    na wenns danach geht, wer weiß wie viele Maden ich schon bei Kirschen vom eigenen Baum mitgegessen habe, da hab ich nie nach geschaut, wenn nicht offenkundig matschig oder gammelig, dann rein damit. Das gehört dazu, mich störts nicht. Da ist aber jeder anders. Kaufen außer Champignons, wenns denn mal vernünftige gibt, und Kräuterseitlinge, kaum.

    Kommt alles mit der Zeit, jeder soll so in seiner Geschwindigkeit machen, wie er möchte.


    LG

    Daniel

  • Ich muss das nächste Mal wohl mehr auf den Aufbau der Huthaut achten.

    Hallo Martin,


    hast du doch. Du hast in deiner sehr ausführlichen Doku ein Foto von den keuligen Pileozystiden dabei. Für dieses Präparat nimmt man allerdings Kongorot, da man auch die Form der Hyphenendglieder beurteilen muss, und das mit Wasser als Medium kaum leistbar ist.


    Heterophyllinae und Griseinae sind zwei unterschiedliche Untergattungen/Sektionen. Heterophyllinae haben weißes Sporenpulver, völlig milden Geschmack und orangefarbige Eisensulfatreaktion auf der Stielrinde. Griseinae haben creme-/rahmfarbiges Sporenpulver (so wie deine), minimal schärflichen Geschmack (so wie deine) und blass bis etwas stärker lachsrosa Eisensulfatreaktion (so wie deine?).

    Bestimmungstechnisch müsste man, nimmt man eine Griseinae an, so weitermachen:

    - Eisensulfat auf die Stielrinde schmieren und nach ca. 3 Minuten die Verfärbung beurteilen

    - beim Sporenornament die Beleuchtung voll aufdrehen und scharf stellen, so dass man sieht, ob zwischen den Warzen im Ornament viele Verbindungslinien, wenig Verbindungslinien oder überhaupt keine Verbindungslinien sind

    - bei der Huthautmikroskopie darauf achten, ob die Hyphenenden lang und dünn (grisea!) oder kurz und dick sind, und ob reichlich fässchen-/tönnchenförmige Hyphenglieder vorkommen oder nicht


    Es bleibt spannend!


    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo,


    Was noch nicht erwähnt wurde soweit ich gelesen habe:


    Zur korrekten Bestimmung der Sporenpulverfarbe müsstest du dein zusammengekratztes Häufchen mit einem zweiten Objektträger abdecken, damit eine einheitlich dicke Schicht entsteht.

    Ohne diesen Schritt erscheint das Pulver oft dunkler als es normalerweise wäre.


    Und dann bitte noch ein genauer Blick auf das Sporenornament, wie Oehrling es beschrieben hat.


    LG Thiemo

    Bestimmungen anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Sichere Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben!

  • Hallo Oehling und Thimo,


    vielen Dank für die guten Tipps!

    Ich werde versuchen, die das nächste Mal zu beherzigen.


    Das Licht habe ich immer voll aufgedreht, denn meine Okulare sind sehr dünn und deshalb recht lichtschwach.

    Wahrscheinlich brauche ich über kurz oder lang doch mal ein gutes Mikroskop.


    Ja, die Huthaut hatte ich tatsächlich kontrolliert, aber halt nicht in Kongorot angefärbt. Die Pileozystiden hatte ich fotografiert, da ich diesen Typus noch nicht gesehen hatte und tatsächlich für komische Hyphenenden hielt. Hätte ich geahnt, dass die Hyphenenden interessant sind, hätte ich natürlich mehr auf die anderen Strukturen geachtet.

    Sicher ist, tönnchenförmige und stark voneinander abgesetzte Hyphenzellen, wie im verlinkten Beitrag gezeigt werden, hatte meine Probe nicht. So etwas wäre mir bestimmt aufgefallen.


    Ich bin so frei, und lege den Fund unter R. cf. grisea ab. Ganz falsch wird das nicht sein.


    Der Tipp mit dem Deckglas auf das Sporenhäufchen ist nicht schlecht! Dann kommt es zu keinem Schattenwurf durch hochstehende Bereiche. Ich will das nächsten Mal versuchen.


    Danke euch allen für die wertvollen Tipps


    LG, Martin