Septobasidium sp. an Mastixstrauch

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 1.160 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von chris77.

  • Hallo in die Runde,

    auf vitalen Mastixsträuchern (Pistacia cf lentiscus) an einem trockenen Standort in Italien fand ich diese interessanten nummulären Erscheinungen. Aufgrund der exponierten Lage (in mitten eines Großparkplatzes) vermutete ich zunächst eine Flechte- der "Thallus" ist jedoch strukturlos und zeigt keinerlei Fortpflanzungsorgane (Apothecien/Isidien etc, sodass ich eine Flechte für unwahrscheinlich halte.

    Aber ein Rindenpilz an einem vitalen Baum unter solch trockenen Bedingungen? und dann noch so virulent dass er gleich mehrere Stämme befällt?

    Dass es einfach austretender Saft ist glaube ich auch nicht, denn der müsste ja zumindest ansatzweise der Schwerkraft folgen und sollte folglich keine fast kreisrunden Flecken am vertikalen Stamm verursachen.

    Allenfalls könnte ich mir eine Kombination aus letzteren Ideen vorstellen, vielleicht neigt dieser Busch zum "Bluten" und der Pilz ernährt sich/bekommt Feuchtigkeit durch den austretenden Saft?

    Kennt das vielleicht jemand aus unserer Mittelmeerfraktion? beli 1  sarifa Steve_mt ?

    Viele Grüße Ingo



    die Oberfläche fühlte sich wachsartig an, war jedoch sehr fest (ließ sich nicht mit dem Fingernagel ablösen, Beleg hab ich daher keinen denn ich hatte kein Messer dabei)


    alt zentral grobschollig aufreißend


    Viele Grüße

    Ingo

  • Hallo Ingo,


    das dürfte ein Septobasidium sein. Die bilden eine Lebensgemeinschaft mit Schildläusen, sind also ziemlich exotisch unterwegs. Ich selber habe noch nie welche gefunden. Auf Pistacia lentiscus gibt es wohl Septobasidium cavarae, aber zur Sicherheit müßte man hier wohl mikroskopieren. Die Art hat gerade Basidien, keine Hyphensäulen und zylindrisch gebogene Sporen.


    Björn

  • Hallo Ingo


    mein Fund , Mediterranraum Kroatien , lebende Lorbeerbaum


    Septobasidium sp nicht Mikroskopiert , aber mit große Wahrscheinlichkeit orbiculare , Fruchtkörperfarbe variiert von hell bis dunkel je nach älter , . Dein Fund kann auch Septobasidium orbiculare sein

    -

    LG

  • Hallo Björn und Beli! Danke für eure Vorschläge, Septobasidium spec. passt ja sehr gut. Was für ein spannender Pilz!

    Die Schildläuse sind also der "missing link" und so gibt es Sinn. Die Läuse verletzen den Stamm, Saft tritt aus und damit hat der Pilz die benötigte Feuchtigkeit und Nahrung.


    Allerdings ist die nächste Frage für mich: wo sitzen die Läuse? - an den Stämmen waren mir keine aufgefallen. Reicht die einmalige Verletzung des Stammes, die Läuse sterben irgenwann oder wandern ab aber der Pilz sitzt jetzt an der Quelle?


    Oder sitzen die Läuse unter dem Thallus? So könnte ich Humber (2012) interpretieren [...partial parasitism of scale insect populations underlying crust-like fungal thalli.] Aber das kann ich mir kaum vorstellen, der Pilz würde sie doch ersticken und immobilisieren?


    Ich finde leider nicht viel dazu im Netz und auf den Volltext oben habe ich keinen Zugriff. Wo hast du denn die Information her Björn? Vielleicht steht dort noch mehr zur Ökologie?


    Jedenfalls herzlichen Dank für die Auflösung,

    Ingo

  • Also es scheint tatsächlich so zu sein, dass die Läuse unter dem Thallus leben wenn man dieser Seite des Catanischen Naturhistorischen Instituts glauben darf:


    que queda atrapada entre el hongo y la corteza. La capa de hifas del hongo deja cavidades en las que se alojan las minúsculas cochinillas.


    Ferner scheint der Pilz sich nicht direkt von dem neben den Läusen austretenden Saft zu ernähren sondern die Läuse wiederum über spezielle Hyphen mit Haustorien anzuzapfen ähnlich wie die Octosporas die Moosrhizoide.


    „Unas hifas denominadas haustorios infectan a las cochinillas, aunque no a todas, aproximadamente a la mitad de ellas“


    Diese Läuse bleiben allerdings verkümmert und steril.


    „Las cochinillas infectadas por el hongo retardan el crecimiento y quedan estériles“


    Die nicht infizierten Läuse profitieren durch den Schutz vor Feinden durch den Pilz und pflanzen sich fort.


    „Las cochinillas no infectadas por el hongo aseguran la reproducción a nivel de población, aunque no individual, gracias a la protección interesada de Septobasidium“


    Das ist wirklich eine hoch spezialisierte Lebensweise.

    Sehr schade dass ich nichts davon abschneiden konnte, ich hätte sehr gerne diese Läuse mit ihren Haustorien mikroskopiert.


    Naja vielleicht komme ich ja irgendwann wieder mal an sowas vorbei:)


    Viel Grüße

    Ingo



  • Hallo zusammen,


    ich habe mich vor allem auf den niederländischen Schlüssel bezogen, den man hier findet. Daraus wird dann z.B.auch ersichtlich, daß sich S. orbiculare und S. cavarae wohl nur mikroskopisch über die Sporen trennen lassen.


    Björn

  • Hallo Ingo,


    das ist ja mal ein spannender Fund, wo in Italien war denn das? Nächste Woche mache ich auch in Italien Urlaub, vielleicht liegt es ja auf dem Weg!


    LG, Chris

    ...........................:snail:

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  • Sardinien ist nicht geplant, ich halte jedenfalls Ausschau nach dem Pilz!


    LG, Chris

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  • ogni volta

    Hat den Titel des Themas von „Unbekannt an Mastixstrauch“ zu „Septobasidium sp. an Mastixstrauch“ geändert.