Flechten der Bretagne

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 1.015 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von hilmgridd.

  • Hallo Forum!


    Wieder zurück aus der Bretange, muss ich sagen, dass sich die Flechtenwelt an der Atlantikküste ganz erheblich von derjenigen meines Heimatortes unterscheidet.

    Die Westbretagne ruht auf Granit; das saure Grundgebirge tritt allerorten zutage, insbesondere an der feuchten Küste.Da die Westbretagne arm an Industrie ist und der Westwind frische Luft vom Ozean über das Land schickt, ist die Flechtendichte hoch, sowohl auf Gestein als auch auf Rinde.

    Ferner exisitiern hier Flechten bis knapp oberhalb des Wassertiefstandes (Ebbe) - also Bereiche, die regelmäßig für längere Zeit vom Meerwasser überflutet werden.


    Jetzt durfte ich das Land dort hautnah erleben. :gfreuen:


    Aber nun einige kleine Fotoauswahl von Land und Flechten - mit vielen Erstfunden für mich.

    Die Zuordnung zu den Flechtenarten ist vorläufig und bisher (meist) nur makroskopisch erfolgt.

    Wer etwas korrigieren kann, soll sich bitte melden.

    Korrekturen werden natürlich immer sehr gerne angenommen!


    Fotos:


    Bild 1 - Granitfelsen 100m vom Strand entfernt, mit buntem Flechtenmosaik überzogen


    Bild 2 - Kleinerer Brocken mit orangenen Xanthorien (X. cf. aureola), weißen Flechten wie Tephromela atra und Ochrolechia parella


    Bild 3 - Ochrolechia parella und eine grünliche Lecidella carpathica


    Bild 4 - Verwitterter Zaunpfahl am Strand mit diversen Blatt- und Krustenflechten


    Bild 5 - Die grünlichen Strauchflechten in Meeresnähe sind meist Ramalina-Arten, hier R. siliquosa


    Bild 6 - Typisches Flechtenmosaik auf Granit in unmittelbarer Meeresnähe


    Bild 7 - Die braune Blattflechte Anaptychia runciniata bringt eine weitere Farbe ins Spiel


    Bild 8 - Neben Tephromela atra kommt in Meeresnähe die sehr ähnliche Lecanora gangaleoides vor.

    Makroskopisch fehlt L. gangaleoides der schwarze Vorthallus und die Apothecienscheiben wölben sich im Alter konvex.

    Welche Flechte ist das hier? Die Apothecienränder sind sehr stark gewellt.


    Bild 9 - Unterhalb der Hochwasserlinie liegt der schwarze Flechtengürtel.

    Hier die algenartige Lichina pygmaea und die pyrenocarpe Krustenflechte Hydropunctaria maura


    Bild 10 - Etwas weiter oben parasitiert eine Caloplaca thallincola die schwarze Hydropunctaria maura


    Bild 11 - Noch weiter über dem Meeresspiegel, meist an der Nordseite der Felsen Strauchflechten der Gattung Roccella, die violette R. fuciformis (C+ rot an den Soralen) und die bräunliche R. phycopsis.

    Hier sehr junge Stadien neben grünlichen Ramalinen auf Granit.


    Bild 12 - Die ockerfarbene Krustenflechte mit braun-schwarzem Vorthallus und kleinen kugeligen Isidien könnte Pertusaria pseudocorallina sein


    Bild 13 - Weißliche, rissige Krustenflechte mit dunklem Vorlager und schwarzen Apothecien mit grauem Eigenrand. Hmm...


    Auch an den Bäumen finden sich schöne Flechten:

    Bild 14 - Ein schönes Exemplar von Diploicia canescens, hier mit den typischen Soralen.

    Zusätzlich hat die Flechte schwärzliche Apothecien gebildet. Gefunden auf der Borke einer Linde in der Stadt.

    Die Anzahl dieser Flechten auf Bäumen und Mauern ist ein Anzeichen für nicht mehr ganz so saubere (Stadt-)Luft.


    Bild 15 - Eine schlaff hängende, schwach verzweigte, rinnige Ramalina könnte R. calicaris sein.


    Bild 16 - Die Lindenstämme neben einem großen, geschotterten Parkplatz am Hafen sind mit Flechten überzogen.

    Xanthoria parietina, Physcia leptalea, Ramalina fastigiata.


    Bild 17 - Flavoparmelia soredians wächst hier gleichermaßen auf Borke und Gestein.

    Sie ist oft anzutreffen. Sorale K+ gelb, dann rot


    Bild 18 - Auf trockenem Holz eine blutrot fruchtende Krustenflechte (Caloplaca spec.)


    Bild 19 - Lindenast mit Teloschistes chrysophthalmus mitten in der Stadt! Bei uns schon lange ausgestorben... :gschock::ghurra:

    In der Westbretagne noch relativ häufig zu finden!


    Bild 20 - Ein Hinkelsteinchen auf der Gartenmauer muss in der Bretagne schon sein!


    Bild 21 - Cladonien hätte ich mir hier auf dem sandigen Böden mehr erhofft, die Ausbeute war eher bescheiden.

    Hier würde ich die falsche Rentierflechte Cladonia rangiformis erkennen.


    Bild 22 - Das Musée préhistorique in Penmarch hat leider seit geraumer Zeit geschlossen.

    Der Außenbereich ist zugänglich und lohnt sich, auch wegen der Flechten!


    Super Gegend!

    Wenn nur die Anfahrt nicht so lange dauern würde...


    LG, Martin



    P.S.

    Wen das Thema interessiert, der kann auf der exzellenten bretonischen Flechtenseite Lichensmaritims.org mehr zum Thema erfahren.

  • Hallo Martin,

    toller Beitrag! Danke Für die Vorstellung der vielfältigen Bretagnen-Flechtenwelt, ich bin begeistert!

    Gluckwunsch zum Fund der Goldflechte, richtig schön :)

    Sehe ich es richtig, das du mit dem KaWa unterwegs bist?

    LG Hilmi

    Liebe Grüße aus dem Vogtland

    die Schwarzhex

    :gwinken: Sandra

    (PC 100 - 10 (fürs APR 2020) = 90 - 15 (APR 21) = 75-10 (APR22) = 65 + 7 (APR 22 Auflösung) - 5 (Rätsel-Gedicht)= 67 - 10 (APR 23) = 57 + 5 Gnanzierung = 62 - 10 (Ast-Wette gegen Björn) = 52 )

  • Hi, KaWa war kurz für Kastenwagen gemeint. :D Welche Getränke Du im Urlaub zu Dir nimmst , steht dir freilich frei ;)

    Liebe Grüße aus dem Vogtland

    die Schwarzhex

    :gwinken: Sandra

    (PC 100 - 10 (fürs APR 2020) = 90 - 15 (APR 21) = 75-10 (APR22) = 65 + 7 (APR 22 Auflösung) - 5 (Rätsel-Gedicht)= 67 - 10 (APR 23) = 57 + 5 Gnanzierung = 62 - 10 (Ast-Wette gegen Björn) = 52 )

  • Danke für den großartigen Beitrag, Martin!

    Die Vielfalt der Flechten in dieser Region ist beeindruckend.


    LG, Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

  • Nönö, Hilmi,


    wir waren mit der Bahn dort und hauptsächlich zu Fuß unterwegs.

    Zweimal haben wir uns auch Fahrräder geliehen.


    Mit dem Auto kommt man sicher leichter und vor allen weiter herum, aber wenn man kurze Wege geht, schaut man genauer hin. Da Flechten klein sind und unterschiedliche Habitate dicht beisammen liegen, sieht man dennoch sehr viel! (Felsen bei Ebbe bis Bäume weiter weg vom Strand sind keinen Kilometer Luftlinie auseinander.)


    LG, Martin

  • Ah oki! Ich dachte nur, weil auf dem 1. Bild erinnert drauf ist!

    LG

    Liebe Grüße aus dem Vogtland

    die Schwarzhex

    :gwinken: Sandra

    (PC 100 - 10 (fürs APR 2020) = 90 - 15 (APR 21) = 75-10 (APR22) = 65 + 7 (APR 22 Auflösung) - 5 (Rätsel-Gedicht)= 67 - 10 (APR 23) = 57 + 5 Gnanzierung = 62 - 10 (Ast-Wette gegen Björn) = 52 )