Phytoparasiten und ihre geheimen Fortpflanzungsmethoden

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 1.334 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wutzi.

  • Hallo zusammen,

    außer einem ururalten Hexenpilz gibts gerade gar nichts Pilziges. Den Regen haben die Sachsen wieder einmal für sich behalten, statt ihn mit den Nachbarländern zu teilen, also wird's auch die nächste Zeit nichts Nennenswertes an Großpilzen geben. Aus purer Verzweiflung habe ich mich über die pilzbefallenen Pflanzen hergemacht und dabei eine ziemlich interessante Entdeckungen gemacht.


    Eine meiner wunderschönen Türkischen Mohnpflanzen kränkelt seit zwei Jahren. Die Blätter sehen verkümmert aus und werden braun, also habe ich mal eins unters Mikroskop gelegt, ohne dass ich den Verdacht hatte, dass da ein Pilz sein Unwesen Treibern könnte. Doch was soll ich sagen. Ein ganz besonders heimtückischer Falscher Mehltau macht sich am Mohn zu schaffen und bläst ihm wohl demnächst die Lebenslichter aus.

    Das Ding hört, so vermute ich auf den Namen Peronospora arborescens (agg.) :

    1.


    1.1.


    1.2. Eigentlich sind die kleinen Bäumchen der Falschen Mehltaue ja ganz hübsch- aber nicht auf meinem Mohn!


    1.3. Und das sieht fast so aus, wie die Konidien, die über meinen kleinblättrigen Rhododendron hergefallen sind. Das werde ich beobachten. Bei Tageslicht werde ich den traurigen Rest der Pflanze fotografieren und in den Beitrag einfügen, damit mein Zorn nachvollziehbar ist.


    Harmloser, und nur auf zwei Blattflügeln vertreten ist dieser hübsche Rost mit dem Namen Puccinia sessilis auf Salomonsiegel (Polygonatum odoratum). Der darf gern bleiben, wenn er sich weiterhin pflanzenfreundlich verhält. Zumal er mir die Augen geöffnet hat über die anamorphe und telemorphe Vermehrung.


    2. Einmal sieht der Pilz so aus:


    2.1. Und die andere Seite so, quasi mit Brehms Tierleben:


    2.2. Und hier nun sensationelle Aufnahmen vom Schlupf selten beobachteter, endemisch lebender Maden. Wie vielen nicht bekannt sein dürfte, tragen diese maßgeblich zur Verbreitung und zum Erhalt dieser Pflanzenpilze bei ==Gnolm8. Vergesst also alle diese Fake-News über telemorphe Stadien. Die Wahrheit ist: Die Art benötigt keine Konidien. Allein die Maden garantieren das Überleben der Art.


    2.3.


    2.4. Hier nun die von den Maden erstaunlich gleichmäßig verteilten Sporen.



    Weniger spektakulär ist dieser Pilz an Giersch. Die Pflanzen sind ohnehin an einem Schwielenbrand erkrankt, also stört der Befall mit Plasmopara nivea, einem weiteren Falschen Mehltau, wenig. Und eigentlich ist er ja unterm Mikro recht ansehnlich.


    3. Von oben erscheint er gelblich und ein bisschen verbeult.


    3.1. Von unten sind weißliche Beläge erkennbar.


    3.2. Bei näherer Betrachtung sehen die so aus.


    3.3. und hier: Wieder kleine Bäumchen.


    3.4.


    3.5. ungefärbt



    Brombeeren gibts auch im Garten, wenn auch unerwünschte. Auch ihre Blätter werden von Pilzen bewohnt. Wenn ich richtig liege, könnte dieser Rostpilz den Namen Kuehneola uredinis tragen.

    4.


    4.1.


    4.2.



    Jetzt habt ihr, liebe Freunde der kranken Pflanzen, sicher Dinge gelesen, die euch bislang verborgen geblieben waren. Das ist eure Belohnung für's Lesen und Nachdenken, ob meine Bestimmungsvorschläge passen, oder ob ich den Beitrag besser noch einmal umschreiben sollte.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


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  • Ahoj, Claudia,


    des macht ja mal wieder richtig Spaß,

    mit Dir durch's scharfe Glas zu schauen!



    LG

    Malone

    Link zu Pilzlehrwanderungen: Pilzschule Rhein-Main

    Link: Verzehrfreigaben gibt es online nicht

    Galerie: Pilzfotos "zum Anfassen"/Stereobilder

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  • Hi,


    leider sieht man das Sporenornament nicht auf deinen Mikrobildern von dem Rostpilz auf Rubus.


    Sieht mir sehr nach Phragmidium bulbosum aus; Kuehneola uredinis bildet auf Rubus keine Aecien, bzw. so stark gefärbte sek. Uredien aus.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


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  • Hallo Claudia, da sind dir ja wunderschöne Aufnahmen der kleinen Tierchen gelungen! Als ich das versucht habe war es windig und die Bilder sind mir verwackelt.

    Ich glaube nur du bist wegen der schlimmen Erfahrungen in deinem Garten schon ganz im Wahn und verkennst Freund und Feind! Diese Maden sind doch nicht nur bildhübsch, nein sie sind auch nicht zufällig da! Hattest du keine unter dem Deckglas? Die schlagen sich den Ranzen mit den Sporen voll und hinten raus kommen nur noch goldene Tröpfchen! Alchemisten quasi!

    Ich hatte dir extra letzte Woche einen Post dazu geschrieben um dich zu trösten;)

    VG Ingo

  • Wow, Claudia, ich bin begeistert von deinen tollen Mikrobildern!

    Die Mehltau- Bilder sind so klar und richtig, richtig toll anzschauen! Da hast du das echt super hinbekommen, verätst Du mir wie? So tolle Bilder bekomme ich kaum. Klar, ohne Luft- oder sonstige Bläschen!

    Wow!

    LG Hilmi

    Liebe Grüße aus dem Vogtland

    die Schwarzhex

    :gwinken: Sandra

    (PC 100 - 10 (fürs APR 2020) = 90 - 15 (APR 21) = 75-10 (APR22) = 65 + 7 (APR 22 Auflösung) - 5 (Rätsel-Gedicht)= 67 - 10 (APR 23) = 57 + 5 Gnanzierung = 62 - 10 (Ast-Wette gegen Björn) = 52 )

  • Sehr schöner Beitrag, Claudia! :thumbup:

    Wenn man sich mit den richtigen Pilzen einlässt, muss man nicht ständig über fehlende Niederschläge jammern! ^^

    Und hier nun sensationelle Aufnahmen vom Schlupf selten beobachteter, endemisch lebender Maden. Wie vielen nicht bekannt sein dürfte, tragen diese maßgeblich zur Verbreitung und zum Erhalt dieser Pflanzenpilze bei

    Sie und ihre Verwandten scheinen sich nicht nur um diverse Pflanzenpilze zu kümmern,

    sondern auch einen Deal mit Schichtpilzen zu haben, wie hier mit dem "Blutenden". ;)




    LG, Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

  • Ja Peter, die falschen Mehltaue sind besonders dankbare Objekte. Da kann nicht mal ich viel falsch machen🥴.



    Danke für den Hinweis Stefan, das werde ich dann noch mal überprüfen müssen.


    Ich glaube nur du bist wegen der schlimmen Erfahrungen in deinem Garten schon ganz im Wahn und verkennst Freund und Feind! Diese Maden sind doch nicht nur bildhübsch, nein sie sind auch nicht zufällig da! Hattest du keine unter dem Deckglas? Die schlagen sich den Ranzen mit den Sporen voll und hinten raus kommen nur noch goldene Tröpfchen! Alchemisten quasi!

    Ich hatte dir extra letzte Woche einen Post dazu geschrieben um dich zu trösten;)

    VG Ingo

    Nee, nee Ingo, ganz so schlimm ist es nicht. Ich neige ein wenig zur Übertreibung. ==Gnolm3

    Inzwischen machen Phytos sogar ein bisschen Spaß, aber das verrate ich natürlich nicht.

    Die Maden waren bei mir vermutlich gerade beim Verdauungsschläfchen. Keine Regung und leider keine Anzeichen von Dukatensch… ==Gnolm10.

    Dein Post war mir durch die Lappen gerutscht, weil ich ne Chaoswoche hatte und nur auf dem Handy geschaut hatte. Danke für den Stubser!


    Wow, Claudia, ich bin begeistert von deinen tollen Mikrobildern!

    Die Mehltau- Bilder sind so klar und richtig, richtig toll anzschauen! Da hast du das echt super hinbekommen, verätst Du mir wie? So tolle Bilder bekomme ich kaum. Klar, ohne Luft- oder sonstige Bläschen!

    Wow!

    LG Hilmi


    Sandra, die Fotos hab ich doch nicht gemacht, das war die Software😆.

    Und Blasen waren natürlich auch unterm Deckglas. Ich hab den blasenfreien Ausschnitt gewählt. ==Gnolm13.

    Hallo Nobi, danke für die Blumen .

    Deine Fotos sind wieder einmal der Hammer. Gestochen scharf bis zum letzten Härchen. Du begeisterst mich immer wieder!

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.