Kraftshof's Karnickel Köttel

Es gibt 18 Antworten in diesem Thema, welches 2.519 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von nobi_†.

  • Liebe Freunde der "dunklen" Seite der Mykologie!


    Hier soll eine in unregelmäßigen Abständen fortgesetze Serie von Kaninchenköttel bewohnenden Kleinpilzen gezeigt werden.


    Wie kommt diese Idee zustande?

    Anfang des Jahres, als ich mit meinem Sohn auf einem Fußballfeld in Kraftshof, einem Dorf im Nürnberger Knoblauchsland kicken war fanden wir einige Kanichenklos mitten auf der Fußballwiese. Wir machten Späße darüber, dass es eine zusätzliche Herausforderung wäre den dunklen Stellen auszuweichen und vor allem nicht darin zu landen wenn man mal zu Boden geht. Damals fielen mir auf den Kötteln winzige Becher auf und ich konnte nicht widerstehen ein paar in ein Taschentuch gewickelt einzustecken obwohl ich für mich eigentlich beschlossen hatte aus verschiedenen Gründen coprophile Pilze ersteinmal außen vor zulassen. Naja im Nachhinein habe ich mir das dann so zurecht gelegt, dass die Köttel ja sehr klein und quasi geruchlos sind und somit fast gar keine echte Sch.. sind. Vielmehr nur kleine Heuballen. Oder so ähnlich. In jedem Fall habe ich dann in den letzen Monaten immer mal wieder, wenn wir dort waren ein paar Köttel eingesteckt und in leeren Olivenbecherchen angesetzt. Und was soll ich sagen- ich habe nicht schlecht gestaunt wie viele verschiendene Arten im zeitlichen Verlauf auf so einem kleinen Köttel auftauchen können. Das war wirklich verrückt, wenn ich nach einigen Tagen wieder mal spätabends dazu gekommen bin nachzusehen war oft schon ein ganz anderer Bewuchs da. Natürlich manchmal ärgerlich wenn ich nochmal was nachprüfen wollte - zB waren die Tintlinge, die ich in Entstehung bemerkte immer schon wieder weg wenn wenn ich das nächste mal dazu kam nachzusehen. Aber dafür konnte ich Pilze zu Hause in unserem Klosett (das schien mir ein geeigneter Aufbewahrungsort) suchen wann ich wollte bzw Zeit hatte und musste gar nicht in den Wald dafür.

    Eine genaue Bestimmung der Arten wird mir sicherlich manchmal verwehrt bleiben, aber das finde ich nicht schlimm, denn für mich ist das erstmal ein Staunen über den Formen- und Farbenreichtum dieser neuen kleinen Welt.

    Ich freue mich wenn die Eine oder der Andere auch daran Gefallen findet und hin und wieder hier vorbeischaut. Und natürlich freue ich mich auch über Kommentare und Korrekturen. Updates wird es hoffe ich alle paar Wochen geben, Material habe ich mittlerweile genug, nachdem ich seit Januar etwa jeden Monat ein neues Schächtelchen gepflegt habe.

    In diesem Sinne- folgt mit mir dem weißen Kaninchen!

    Ingo

  • #0

    Eine Vorraussetzung für die Bearbeitung solcher Pilze ist eine Standlupe irgendeiner Art, ein Auflichtmikroskop oder eine Lupenbrille (Uhrmacherbrille) denn um die oft sehr kleinen Pilze aus ihrem "Substrat" zu lösen bedarf es beider Hände und einer ordentlichen Portion Vergrößerung. Durch glückliche Fügung kam ich an eine defekte sogenannte Spaltlampe wie sie Augenärzte zur Untersuchung verwenden. Die Optik eines schweizer Herstellers war noch in Schuss (zumindest das 6/9 und 12/18er Objektiv) und so war ein neues Projekt geboren. Denn es galt das Gerät um 90° zu drehen und eine neue Halterung zu schaffen um an einem Tisch sitzend, nach unten blickend daran arbeiten zu können. Zudem musste ich einen Mechanismus zur Höhenverstellbarkeit finden um meine Objekte scharf stellen zu können. Nach einigen Planzeichnungen und Messungen der Schärfepunkte der drei Objektive sowie der benötigten Höhe um Objekte von 2-3cm Dicke scharfstellen zu können entschied ich mich schlussendlich zu einem Ständer aus Holz. Zur Befestigung der Optik (immerhin 3,4kg schwer, da gusseisern) verwendete ich stabile Winkelplatten und lange vorgeborte Holzschauben. Eine Mechanik um die schwere Optik höhenzuverstellen müsste sehr tragfähig und gleichzeitig präzise sein- das wäre zu teuer gekommen. Eine einfache und preisgünstige Lösung war ein kleiner manueller Hubtisch mit dem ich das Objekt höhenverstellen kann (so ist das beim Durchlichtmikroskop ja auch gelöst). Zur Beleuchtung wird eine Schwanenhals Ringleuchte angeklemmt, sodass der Blick durch die Aussparung in der Mitte geht. Damit lässt sich eine gleichmäßige Beleuchtung erzielen, auch wenn sich mal eine Hand zum Präparieren teilweise vor der Leuchte befindet. Als Bodenplatte wählte ich 4cm starkes Birken-Multiplex um einen genügend schweren Standfuß zu haben um das hohe Gewicht oben zu stabilsieren. Das Holz imprägnierte ich mehrfach mit Leinöl um es zu härten und Flecken wenn mal was daneben geht vorzubeugen.

    Insgesamt bin ich mit dem Endergebnis zufrieden, zur Präparation taugt es jedenfalls. Einige Abstriche musste ich dennoch machen- so gelang es mir nicht geeignete Prismenokulare zu montieren um mit geradem Nacken ins Okular zu blicken. Und auch die Adaptation einer Kamera bzw eines Handys vor ein Okular führte wegen starker Randaberrationen nicht zu zufriedenstellenden Ergebnissen, auch wenn das Bild mit bloßem Auge gar nicht schlecht erscheint. Um Supermakroaufnahmen von den kleinen Kotis zu machen muss ich also mein Durchlichtmikroskop als Auflichmikroskop ummodeln und stacken, was leider ganz schön aufwendig ist. Vor allem da ich alles jedes Mal wieder auf- und abbauen muss dieweil ich kein Arbeitszimmer oder Hobbykeller habe und am nächsten Morgen die Rasselbande wieder freiläuft. An der Technik arbeite ich noch, vor allem weil mir gestackte Aufnahmen oft so furchtbar unnatürlich erscheinen. Aber gut, da muss ich mich erstmal vom künstlerischen Anspruch lösen, Hauptsache die kritischen Details lassen sich dokumentieren. Umsomehr weiß ich nun die oft hervorragenden Arbeiten von zB Matthias zu schätzen.


  • #1

    Aber nun zu meinem ersten Köttelpilz, aufgesammelt zur Jahreswende auf besagtem Bolzplatz, dem Initiator dieser Geschichte.

    Ich konnte ihn als Pseudombrophila hepatica bestimmen, was mir Nobi bereits bestätigte.

    Ich finde diese Becher sind in Größe und Erscheinung eine geeignete Einleitung in die koprophilen Pilze. Sie sehen relativ "normal" aus und können mit bloßem Auge entdeckt werden. Es sind die einzigen "Wildfang" Pilze" bisher, also welche, die nicht erst in der "Zuchtbox" gefruchtet haben.


    Die Kaninchen suchen zur Notdurft immer die selben Orte auf wo sich die verschieden alten Köttel dann stapeln. Warum das so ist konnte ich nicht herausfinden, mein erster Gedanke zur Vermeidung von Parasiten durch hygienische Trennung von Nahrung und Kot lässt sich nicht halten, da Kaninchen einen Teil ihres Kots wieder fressen (Koprophagie) und wenn sie das an diesen Klos machen, dann kommt es zwangsläufig zum Kontakt mit Kot anderer Kaninchen. Vielleicht liest ja ein Verhaltensbiologe oder Hobbyzüchter mit und kann mich aufklären?



    Hier trifft das Epithet einmal ganz gut zu, die Apothecien sind schön leberbraun, haben einen prominenten Rand mit feinen, im Vergleich etwas helleren Haaren.

    Jung sind sie fast kugelförmig geschlossen bevor sie zunehmend verflachen


    Die Farbe rührt von einem amorphen interzellulären Pigment her, welches sich vor allem im Excipulum und zwischen den septierten Paraphysen findet



    Haken+


    Randhaare, in verklebten Strähnen aus subzylindrischen Zellen


    Medulläres Excipulum (Hymenium links) überwiegend Textura globosa


    Sporen glatt, hyalin, einkernig: (22.7) 23.8 - 24.9 (25.8) × (11.4) 11.7 - 12.6 (12.8) µm

    Q = 1.9 - 2.07 (2.1) ; N = 27



    Und so nahmen die Dinge ihren Lauf...

  • Hallo Ingo,

    nach der wunderbaren und ausführlichen zweiteiligen Ouvertüre hast Du exzellent nachgelegt! :thumbup:

    Pseudombrophila hepatica habe ich so üppig fruchtend übrigens noch nicht gesehen.

    In diesem Sinne - folgt mit mir dem weißen Kaninchen!

    :) Gern! Dazu werde ich mich gleich noch bei den "Soundtracks" äußern!

    Vor allem da ich alles jedes Mal wieder auf- und abbauen muss dieweil ich kein Arbeitszimmer oder Hobbykeller habe

    ==Gnolm11 Oh je! Wäre für mich unvorstellbar.

    Ich gehe anschließend zu meiner 2. Senneprobe ins Arbeitszimmer an meine Mikroskope (wird wieder interessant!).

    Ich hoffe noch auf das ein oder andere Foto.

    Müsste ich alles neu aufbauen, würde ich es wohl lassen um die Uhrzeit. ?(


    Auf Deine Fortsetzung bin ich schon sehr gespannt!

    Kaninchenköttel sind ein ergiebiges Substrat, wo viele besondere Arten fruktifizieren. Dazu später mehr.


    LG, Nobi

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  • Nobi, Dankesehr- Du lieferst die passende Musik dazu! "White Rabbit" ein oder vielleicht der Klassiker der Psychedelischen Rockmusik! Ich habe Alice's Adventures in Wonderland erst spät, gegen Ende der Schulzeit gelesen, nachdem ich ein stark vergilbtes Exemplar eher zufällig (ach kannst ja mal mitnehmen) auf dem Flohmarkt erworben hatte. Ich fand es genial, auch die Illustrationen, die mit großer Seriosität die absurdesten Szenen darstellten. Vieleicht war das gut so, denn hätte ich es als Kind gelesen hätte ich die meisten Anspielungen natürlich nicht verstanden und hätte es vermutlich auch später nie mehr gelesen, weil ja als Kinderbuch abgehakt. Was es wenn überhaupt nur vordergründig ist. Die ganzen rezenten Remakes/Filme der letzen Jahre habe ich alle geflissentlich ignoriert.



    Eine Illustration von Sir John Tenniel (1865) aus der Originalausgabe. Ich gehe davon aus, dass die abgebildeten Pilze sich hier auch im richtigen Unterforum befinden.


    Viele Grüße
    Ingo

  • #2
    Aber weiter mit den Köttelpilzen. Erstmal werde ich die chronologische Abfolge einhalten, später wird sie durcheinanderkommen weil dann dann auch frisch angesetzte Proben dazukommen.


    Die ersten "Zuchtpilze" die sich zeigten waren Piloboli, die aber zu schnell wieder vergangen waren, als dass ich sie hätte untersuchen können. Somit waren die folgenenden Saccoboli meine ersten Selbstgezüchteten und Geernteten:


    Saccobolus cf versicolor

    Makroskopisch erinnerten mich die ca 1-2mm großen Apothecien an prominente Muttermale. Die Farbe war dunkelbraun mit einem leichten Violettstich. Ein Rand war nicht ausgebildet, der Fruchktörper sogar leicht konvex, also umgekehrt schüsselförmig. Im Sporencluster sind die Sporen vorwiegend im Schema II selten III nach van Brummelen angeordnet. Die zunächst hyalinen Sporen, färbten sich über violett zu dunkelbraun.



    In Lugol's gibt es psychedelische Farbreaktionen. Das Kanichen lässt es schon zu Anfang krachen. Lieber gestern als schon zu spät.


    Zwischen den breit endenden Asci und kopfigen Paraphysen findet sich reichlich bräunlich- violettes amorphes Pigment


    Paraphysen


    Sporencluster ca 39.8 - 49.2 × 13.1 - 14.7µm


    bei zu viel Druck löst sich das Epispor schollig ab

    Sporen: (14.4) 15.1 - 16.3 × (6.6) 7 - 7.6 (8) µm Q = (2) 2.1 - 2.27 (2.3) ; N = 15

    Bei den dunklen konnte ich die Oberfläche kaum beurteilen, bei den violetten erschien sie mir manchmal feinwarzig


    Mit dem Excipulum tat ich mich schwer, die Teile die ich im Quetschpräparat fand hätte ich als Textura globosa betitelt, aber für S. depauperatus sind die Sporen zu groß zu dem soll er nur wenig interzelluläres Pigment haben, wenn man Textura intricata wählt landet man bei S. versicolor. Ein brauchbares Bild habe ich leider nicht, da ich die fruchtgummiartigen Fruchtkörper noch nicht gescheit sezieren konnte habe ich sie einfach komplett zerquetscht ==Gnolm10


    Insgesamt sind die Sporen zwar im unteren Bereich für Saccobolus versicolor, aber ich konnte nichts besser passendes finden.

    Vielleicht habt ihr ja eine bessere Idee?


    An dieser Stelle auch herzlichen Dank für die Schlüsselsammlung die Ihr in der Rubrik "Literatur" zu Verfügung stellt- sie hat mir den Einstieg enorm erleichtert!


    Viele Grüße

    Ingo


  • Hallo Ingo,

    eine schöne Vorstellung von Saccobolus versicolor ist Dir gelungen!

    In Lugol's gibt es psychedelische Farbreaktionen. Das Kanichen lässt es schon zu Anfang krachen.

    :D Vielleicht war es tatsächlich das Weiße Kaninchen???

    Insgesamt sind die Sporen zwar im unteren Bereich für Saccobolus versicolor, aber ich konnte nichts besser passendes finden.

    Vielleicht habt ihr ja eine bessere Idee?

    Nun, bei den meisten meiner Aufsammlungen waren die Sporenmaße ähnlich klein, z.B. 15-17 x 7,5-8 oder 16-17 x 8-9 µm. Nur selten konnte ich Sporen bis max. 20 µm Länge finden. Auch blieben die Cluster stets kürzer als 50 µm. Solch große Werte, wie bei Van Brummelen angegeben, habe ich nie festgestellt! Saccobolus versicolor ist wohl sehr variabel, evtl. verbergen sich auch mehrere Species hinter diesem Namen. So nennt B. Wergen z.B. einen etwas abweichenden Pilz Saccobolus 'subversicolor'.


    Typisch für versicolor ist das auch von Dir beobachtete violettbraune intrazelluläre Pigment und das Verfärben der Sporen bei Reife hin zu einem eher graubraunen Farbton.


    Schwierige Gattung, da nach der wunderbaren Monografie von Van Brummelen noch viele weitere Arten beschrieben worden.


    LG, Nobi

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  • #3

    Lieber Nobi, danke für die Bestätigung von S. versicolor, dass die Art(en) wohl recht variabel ist hat mich auch bestärkt die "Kollektion" dort zu verorten;)


    Damit man jetzt aber nicht den Eindruck bekommt die Bestimmung der Dungis wäre geradliniger als die der Großpilze, nun folgende zwei Sporomiella Fruchtkörper, die ich ca eine Woche später finden konnte (oder eben früher übersehen hatte). Im mikroskopischen Präparat zeigten sich Setae/Haare, die mich zunächst einmal in Richtung behaarter Spezies suchen ließen. Da kam ich in die Gegend von S. pilosa/ella die aber nur leidlich passten. Nachdem ich die ein/bzw zwei Haare aber unter dem Bino nicht gesehen habe und sie für mich irgendwie auch nicht so recht pilzlich aussehen, ging ich schliesslich von einer "Kontamination" mit pflanzlichen Haaren aus und spielte den Schlüssel von Ahmed & Cain nochmal in Richtung unbehaarter Arten durch.


    Dort landete ich wegen der 4 zelligen Sporen mit S förmiger Keimspalte und Asci mit kurzem (?) Stiel und Sporen über 50µm (wenn auch nur knapp! sonst käme evtl. S. australis in Frage) bei Sporomiella intermedia.







    Sporen (46.6) 48.2 - 51.55 (51.6) × (8.7) 9 - 10.7 (11) µmQ = (4.5) 4.6 - 5.5 (5.6) ; N = 13


    Hier fehlt mir natürlich als Anfänger die Erfahrung und so geht auch mal viel Zeit drauf herumzuirren- manchmal ist's haarig, oder auch nicht? Ich bin gespannt auf eure Einschätzung;)

    VG Ingo

  • Hallo Ingo,


    die hyalinen Seten gehören mit Sicherheit nicht zur Sporormiella. Ich denke wie Du, dass sie pflanzlichen Ursprunges sind.


    Auf Deinem letzten Foto sieht man schön, wie sich der innere Ascus aus dem äußeren geschoben hat und man kann auch den sehr kurzen Stiel erkennen, der ein gutes Bestimmungsmerkmal für ein paar Sporormiellen ist (neben intermedia u.a. minima, australis, teretispora).


    Für intermedia spricht neben dem Verlauf der Keimspalte auch die Sporengröße, wobei die Sporen i.d.R. etwas länger sind.

    Die am nächsten stehenden Arten australis und teretispora haben doch deutlich kleinere bzw. größere Sporen.


    Für mich ist das, was Du vorstellst, die bereits von Dir vermutete Sporormiella intermedia.

    Es handelt sich um eine typische Art an Leporidendung (Hase, Kaninchen).


    LG, Nobi

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    Einmal editiert, zuletzt von nobi_† ()

  • #4

    So mal schauen, ich hoffe heute schaffe ich ein paar mehr. Meine Zeit ist leider begrenzt und Rakete war noch nie mein Spitzname...


    Zunächst ein weiteres Dankeschön Nobi für Deine Meinung zur Sporomiella!


    Weitermachen möchte ich der Vollständigkeit halber kurz mit den folgenden schwarzen Kügelchen, die sich neben den Sporomiellen in großer Zahl zeigten. Asci konnte ich nicht finden, ich gehe also von einer Anamorphe aus. Außerdem davon, dass sie nicht bestimmbar sein wird.


    Edit: (siehe Diskussion unten) die schwarzen Kügelchen wuchsen offenbar nicht im Substrat sondern an langen gläsernen Stielen in luftiger Höhe und sind erst bei Reife wie Kanonenkugeln im Köttel eingeschlagen, denn sie sind Relikte des Pillenwerfers Pilobolus crystallinus.




    Falls doch jemand einen Verdacht hat, kann ich gerne die Sporen noch vermessen Edit: -> (6.6) 6.8 - 7.5 (8.5) × 4.8 - 5.4 (5.7) µm



    Jetzt wirds wieder bunter- die nächste Fuhre Köttel aufgesammelt Anfang Februar war mittlerweile gereift. Und wie. Quasi die gesamt Kötteloberfläche war über und über mit verschiedenen Pilzen bewachsen:



    Ich habe mich damals das erste Mal in der Auflichtmikroskopie versucht. Zur Anwendung kamen mein 10x Objektiv (4x besitze ich nicht, wäre aber evtl eine Anschaffung wert) und LED Beleuchtung von schräg oben. Die Aufnahmen sind aus 6-10 Einzelaufnahmen gestackt. Die Vergrößerung beträgt mindestens 100x da Kamera und Stackprogramm das Bild beschneiden. Die Ergebnisse waren noch bescheiden, mit starken Lichthöfen und Überbelichtung von weißen Fruchtkörpern. Im Nachhinein hätte ich unterbelichten und in der Bearbeitung später gezielt aufhellen sollen. Evtl auch einen Diffusor vor die LED. Nun ja wie eingangs erwähnt muss ich mich da noch einarbeiten und gebe mich erstmal mit der Dokumentation zufrieden.



    Man erkennt mindestens 3 verschiedene Arten, die die gesamte Oberfläche bedecken. Ich werde versuchen sie im Folgenden vorzustellen.

    Stern in der Mitte: Ascobolus spec. ; Dreieck: Ascozonus woolhopensis; Kreuz: Thelebolus spec.


    > Tja meine Zeit ist schon wieder um, das gibts doch gar nicht ==Pilz28 leider gibt es ja keine Entwurf- Speicherungsmöglichkeit hier, sonst würde ich euch ersparen einen unfertigen Beitrag ansehen zu müssen.


    Weiter gehts mit Mut oder Wahnsinn - der kritischste der dreien zuerst, Stern, mittig in der Übersicht:


    Ich halte ihn für Ascobolus sacchariferus. Zu diesem würden Sporengröße und Anordnung sowie Zahl der Krypten am besten passen. Leider schreibt Van Brummelen (1967) "known only from the dung of deer". Jetzt stehe ich natürlich dumm da mit meiner Bestimmung. Mit Kaninchen bin ich mir sehr sicher, dafür spricht auch A. woolhopensis, jedoch liegt der Bolzplatz direkt am Waldrand, so dass dort nachts sicherlich auch Rehe unterwegs sind und vielleicht könnte es da ja zu einer Kontamination gekommen sein? Aber wahrscheinlich ists einfach eine andere Art und ich bin irgendwo falsch abgebogen.


    Der mit bräunlichen Krümeln besetze Rand erinnert mich entfernt an Kandiszucker.. vielleicht könnte er namensgebend sein?


    in meiner neuartigen Erfindung "Schnitt-Quetsch- Präparat (ähem) erkennt man diesen Rand auch gut


    unfreife Asci färben sich in Lugol blau bis violett, die Paraphysen sind septiert und bisweilen verzweigt



    die bei Reife wunderbar violetten Sporen messen: (17) 17.4 - 19 (19.2) × (8.5) 8.7 - 10 (10.2) µm Q = (1.8) 1.81 - 2.1 (2.2) ; N = 23




    Die zweite Art, in der Übersicht oben mit Dreieck markiert, überbelichtet da fast weiss und mit vielen kleinen Härchen besetzt trägt den schönen Namen:

    Ascozonus woolhopensis



    Asci: (89.3) 89.35 - 101.1 × (22.4) 22.43 - 27.1 µm Q = (3.7) 3.73 - 4 ; N = 3



    die Sporen werden im Paket freigesetzt - ob man den Vorgang "Woolhop" nennt? :cool:

    (13.3) 13.4 - 14.7 (15.5) × 3.9 - 4.4 µm

    Q = (3) 3.1 - 3.6 (3.7) ; N = 12



    Die dritte und häufigste Gattung, in der Übersicht mit Kreuz markiert, hatte ich bei der Bearbeitung der obigen Arten auch bereits fast immer als Beifang auf dem Präparat. Es sind mindestens drei Arten der Gattung Thelebolus. Sie unterscheiden sich nach Prokhorov (1998) vor allem in Zahl der Asci und Sporen.

    Ist ja einfach meint ihr?

    Na dann wollen wir mal euer Gefühl für Mengen testen...;D


    Die häufigste Art war diese, ich schätze ein Ascus enthält 265 Sporen und wäre damit und mit max 5 Asci mit Thelebolus polysporus zu vergleichen, falls es nur 128 sein sollten wäre es wohl Th. dubius. Hier fällt mir die Schätzung sehr schwer, man muss ja den Raum mit einkalkulieren- richtig platt habe ich die Dinger nicht bekommen ohne dass die Asci aufplatzen.

    Asci ca 106 - 111 × 50 - 56 µm


    daneben kamen auch kleinere mit mehr Asci vor. In dieser Größe gäbe es nach Prokhorov Thelebolus crustaceus. Ich zähle allerdings mehr als zwölf Asci und weniger als 64, jedoch mehr als 32 Sporen..?! ==Gnolm9 was soll das denn dann sein? vielleicht gar kein Thelebolus?


    Immerhin der letzte ist unkritisch, er hat nur einen Einzelascus aber dafür eine Sporenbombe mit 2048 Sporen.

    Es handelt sich um Thelebolus stercoreus. Wer zählt nach?



    So das wars, ich hoffe ihr hattet Freude (oder andere Emotionen) beim Betrachten,

    Viele Grüße & bis zur nächsten Ausgabe von KKK

    Ingo


    PS: oha das hab ich nicht bedacht, das Kürzel ist schon etabliert- da muss ich jetzt doch noch kurz politisch werden: ein Gruß geht raus an die Namensvettern aus Übersee: Ihr seid nichts anderes als das Substrat dieser Pilze!!!! ==duenger ich hoffe ich kann den Namen positiv überschreiben :S


    Oder ich wähle doch eine andere Abkürzung? Vielleicht KaKa?

    oder KaKö? fänden meine Kinder auch nicht schlecht... :D

    Flach, sehr flach, ich weiß...


    Gehabt euch wohl,

    Ingo

  • Hallo Björn, na klar, da waren zuerst Massen an Pilobolussen! Nur leider wieder weg als ich sie anschauen wollte, sodass ich sie noch nie bewusst unter dem Mikro hatte. Aber wenn die Sporenkapseln so stabil sind liegen sie dann später natürlich noch herum und leiten mich in die Irre.

    Danke für den Hinweis :thumbup: da schau ich heut Abend mal rein.

    Ingo

  • Hallo Ingo.

    Schön, dass es weitergeht mit dem "Geköttel".

    Man erkennt mindestens 3 verschiedene Arten.

    Stern in der Mitte: Ascobolus spec. ; Dreieck: Ascozonus woolhopensis; Kreuz: Thelebolus spec.

    Ascozonus woolhopensis im Sommer wäre außergewöhnlich. Gut, dass Du dazuschreibst, die Köttel bereits im Februar aufgesammelt zu haben. Dann macht das Ganze natürlich Sinn!

    Ansonsten bin ich auf die Mikros gespannt. Beim Thelebolus habe ich z.B. schon einen Verdacht.

    leider gibt es ja keine Speicherungsmöglichkeit hier

    Das bedaure ich auch, zumal das früher hier der Fall war. Ich schreibe seitdem meine oft überlangen Beiträge in WORD und kopiere sie nach Fertigstellung in die Antwort ein. Ein wenig nachformatieren und die Fotos hinzufügen - fertig!


    LG, Nobi

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  • Hallo Björn, ich bin mir nicht sicher ob sich meine Piloboli nur über die Sporen bestimmen lassen, denn Makro Bilder habe ich ja leider nicht. Mit der leicht grün- gelblichen Farbe, der subglobosen bis leicht ellipsoiden Form und (6.6) 6.8 - 7.5 (8.5) × 4.8 - 5.4 (5.7) µm großen Sporen sowie unter Berücksichtigung des Substrats könnte wohl P. crystallinus in Frage kommen.

    VG Ingo

  • Hallo Ingo.


    Pilobolus crystallinus passt! :thumbup:

    Bei den anderen zwei kleinsporigen Arten mit elliptischen Sporen (roridus und umbonatus) werden die Sporen nie breiter als 4,5 µm.

    Vergleiche mit dem ausgezeichneten Gattungsschlüssel von Matthias.


    LG, Nobi

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  • Danke für die Bestätigung, Nobi. Den Schlüssel von Matthias hatte ich in der Sammlung bereits gefunden, dennoch danke fürs nochmalige Verlinken für etwaige stille Mitleser.


    Das bedaure ich auch, zumal das früher hier der Fall war. Ich schreibe seitdem meine oft überlangen Beiträge in WORD und kopiere sie nach Fertigstellung in die Antwort ein. Ein wenig nachformatieren und die Fotos hinzufügen - fertig!

    Ja, ich habe auch schon probiert den Text im Editor zu verfassen und dann einzufügen, das funktioniert ganz gut wenn man die Bilder nicht zusätzlich beschriften möchte sondern einfach hintereinander reinkloppt. Falls ich irgendwann ein Programm finde mit dem ich einfach(!) Bildkollagen und Beschriftungen (immer im selben Format) machen kann werde ich vielleicht in Zukuft die Bilder selbst vor dem Einfügen beschriften, ansonsten versuche ich mich in Zukunft kürzer zu fassen.

    PS: ich habe nun endlich den obigen Beitrag fertiggestellt, er ist nicht so sachlich geworden... ==schuettelnaber es ist ja auch eine "Wochenendsausgabe"

    Viele Grüße

    Ingo

  • Der Reihe nach.

    Beginnen wir mit dem Ascobolus.

    Ich halte ihn für Ascobolus sacchariferus. Zu diesem würden Sporengröße und Anordnung sowie Zahl der Krypten am besten passen. Leider schreibt Van Brummelen (1967) "known only from the dung of deer".

    Das ist Ascobolus sacchariferus, eine sehr häufige Art an verschiedenen Dungarten. Ich fand ihn bisher an die hundert Mal, zwar meistens an Rehdung, aber auch recht häufig an Wildschwein, Hase/Kaninchen, Fuchs, ja selbst an Dung domestizierter Tiere wie Rind und Pferd. Dass van Brummelen diese häufige Art erst 1967 beschrieben hat, heißt natürlich nicht, dass es Ascobolus sacchariferus nicht schon eher gab. Ich vermute ganz stark, dass diese Species vorher mitunter als Ascobolus albidus bestimmt wurde.

    die bei Reife wunderbar violetten Sporen messen: (17) 17.4 - 19 (19.2) × (8.5) 8.7 - 10 (10.2) µm

    Die von Van Brummelen für albidus genannten minimalen Sporenwerte von 18 x 9 µm lassen zumindest den oben genannten Schluss zu. Für albidus sind diese Maße jedenfalls völlig unrealistisch. Typisch für sacchariferus ist der feinkörnig "gezuckerte" Rand, den Du treffend abbildest.


    Nun zu den Theleboli.

    Die häufigste Art war diese, ich schätze ein Ascus enthält 265 Sporen und wäre damit und mit max 5 Asci mit Thelebolus polysporus zu vergleichen,

    Ich schätze, die Asci enthalten 256 Sporen. ;) Neben der Sporenzahl wäre auch die Ascusgröße ein gutes Unterscheidungsmerkmal zu Th. dubius var. dubius.

    Also, ich sehe hier ebenfalls Thelebolus polysporus.

    Daneben kamen auch kleinere mit mehr Asci vor. In dieser Größe gäbe es nach Prokhorov Thelebolus crustaceus. Ich zähle allerdings mehr als zwölf Asci und weniger als 64, jedoch mehr als 32 Sporen.

    Kimbrough (1981) schreibt: Thelebolus caninus 40-50 Asci, crustaceus bis 12. Der Punkt würde also an caninus gehen. Meinen Aufzeichnungen nach sind zudem die Asci von caninus deutlich kleiner. Leider fehlen bei deinem Fund die Maße. Auch solltest du wenigstens einen Ascus nochmals genau untersuchen und die Sporen auszählen. Aus der Ferne sehe ich jedenfalls eher 32 als 64 Sporen. Somit sollte das Thelebolus cf. caninus sein, den ich neben Carnivorendung u.a. auf Hase fand!

    Viele Grüße & bis zur nächsten Ausgabe von KKK

    Ein Gruß geht raus an die Namensvettern aus Übersee: Ihr seid nichts anderes als das Substrat dieser Pilze!!!! ==duenger

    :thumbup: :D :thumbup:


    LG, Nobi

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    Chips: 72

  • Servus Nobi,


    Das ist Ascobolus sacchariferus, eine sehr häufige Art an verschiedenen Dungarten. Ich fand ihn bisher an die hundert Mal, zwar meistens an Rehdung, aber auch recht häufig an Wildschwein, Hase/Kaninchen, Fuchs, ja selbst an Dung domestizierter Tiere wie Rind und Pferd.

    Dann bin ich ja beruhigt:) vielleicht hat das ja wirklich einen Einfluss wenn viel Rehwild in dem Bereich vorhanden ist.


    Ich schätze, die Asci enthalten 256 Sporen. ;)

    Ich schätze da hast Du Recht! ;)

    Nein, Respekt, dass Du so genau hinschaust, viele Menshcen würden das nach den beknnaten Experinemten einfach überlesen.

    Zitat

    Kimbrough (1981) schreibt: Thelebolus caninus 40-50 Asci, crustaceus bis 12. Der Punkt würde also an caninus gehen. Meinen Aufzeichnungen nach sind zudem die Asci von caninus deutlich kleiner. Leider fehlen bei deinem Fund die Maße. Auch solltest du wenigstens einen Ascus nochmals genau untersuchen und die Sporen auszählen. Aus der Ferne sehe ich jedenfalls eher 32 als 64 Sporen. Somit sollte das Thelebolus cf. caninus sein, den ich neben Carnivorendung u.a. auf Hase fand!


    Hallo Nobi, ich habe nochmal nachgezählt (Vollbild) und finde 37 bis 42 Sporen:/


    Ich habe für die Sporen (6.5) 6.51 - 7.1 (7.3) × (3.1) 3.2 - 3.9 (4.1) µm Q = (1.6) 1.7 - 2.1 (2.2) ; N = 12 gemessen.

    Die Asci messen 71.6 - 80.6 × 18 - 20 µm


    Was waren denn die Sporenmaße von Th. caninus in Deinen Aufzeichungen? (Prokhorov macht dazu keine Angaben)


    Komische G'schicht...

    Leider habe ich nur dieses Foto, das war ja bereits im Februar und habe auch keinen Beleg. Wird sich jetzt wohl nicht mehr klären lassen. Aber vielleicht taucht er ja in Zukunft nochmal auf und dann kommen wir ihm auf die Schliche!

    LG Ingo

  • Hallo Ingo. Dank deiner Nachkontrolle, verbunden mit Ascus- und Sporenmaßen, muss ich meine im letzten Beitrag geäußerte Meinung revidieren!

    Hallo Nobi, ich habe nochmal nachgezählt (Vollbild) und finde 37 bis 42 Sporen

    Daraus schließe ich, dass die Art wohl 64-sporig ist, da aufgrund der unterschiedlichen Ebenen so gut wie nie alle Sporen sichtbar sind.

    Ein 32-Sporer hat jedenfalls nie mehr als 32 Sporen!

    Was waren denn die Sporenmaße von Th. caninus in Deinen Aufzeichungen?

    Die Sporen meiner caninus-Funde betrugen 7-9(10) x 3,5-5(5,5) µm und sind damit etwas größer als die von dir gemessenen, während die Asci deutlich kleiner und eher breitkeulig sind. Nach meinen Aufzeichnungen 40-50(60) x 16-20 µm.

    Demgegenüber stehen meine Messungen von crustaceus (Sporen: (6)7-8 x 3,5-4(4,5), Asci: (60)70-90 x 20-25(30) µm), was bis auf die Ascusbreite gut mit den von dir ermittelten Maßen übereinstimmt.

    Übrigens fand ich noch eine Aufnahme von crustaceus, wo man sieht, das auch mehr als 12 Asci pro Apothecium ausgebildet sein können.



    Es besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass du zwei Apos erwischt hast. Bei so dichtgedrängt wachsenden Fruchtkörpern ist mir das hin und wieder auch schon passiert. Mit den von die genannten Maßen würde ich nun Thelebolus cf. crustaceus zu deinem Fund sagen!


    LG, Nobi

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    Chips: 72