Wie viele Baumpartner hat ein Mykorrhiza Pilz?

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 1.845 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von fezaq.

  • Hallo,


    leider habe ich zu meiner Frage keine Infos gefunden und brauche daher eure Hilfe. Die Frage bezieht sich auf den eigentlichen Pilz und wie viele Baumpartner er besitzt. D.h, wenn ein Pilz mit Baum A in Verbindung steht hat dieser dann auch zu Baum B Kontakt oder werden die "Stoffe" nur zwischen dem Pilz und Baum A ausgetauscht, sodass jeder Baum nur einen speziellen Pilz als Partner besitzt (Gleiche Art!)? Tendenziell würde ich denken, dass sie mit mehreren Bäumen in Verbindung stehen, weiß es jedoch nicht.


    Als Beispiel:

    Der Eichen-Steinpilz (Sommersteinpilz), steht mit einer Eiche in Verbindung. Besitzt genau diese Eiche auch einen weiteren Eichen-Steinpilz (Sommersteinpilz) als Partner bzw. kann dieser Eichen-Steinpilz (Sommersteinpilz) mit einer weiteren Eiche in Kontakt stehen? -> es geht um das Myzel


    Vielen Dank


    Gerne auch Literaturhinweise

  • Hallo,

    Nein , die Frage an sich ist nicht falsch.

    Aber die Antwort darauf wohl so kompliziert , dass sich keiner aus dem Fenster hängen will.

    Gruß

    Norbert

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    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

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  • Hallo Saveit! Speziell zu Mykorrhiza-Pilzen habe ich keine Quellenangabe zur Hand, aber immerhin zum Hallimasch:


    Hallimasch - Das ist das grösste Lebewesen der Welt
    Das grösste Lebewesen ist ein riesiger Pilz namens Hallimasch. Und er lebt auch in der Schweiz.
    www.srf.ch


    Also zumindest der Hallimasch kann gigantisch groß werden und (als einzelner Organismus!) mit einer Vielzahl von Bäumen in Verbindung stehen, das wurde per DNA Sequenzierung nachgewiesen. Es sind also nicht mehrere verschiedene Myzelien.


    Beste Grüße,


    Frank

  • Hi danke euch beiden für die Rückmeldung.


    Hätte jetzt nicht damit gerechnet, dass das Thema nur so wenig Informationen hergibt, obwohl man ja davon ausgehen könnte.

    Das mit dem Hallimasch hatte ich auch schon gelesen bzw. in einer Doku gesehen. Echt interessante Dimensionen die er einnehmen kann. Vielleicht findet sich ja jemand, der eine Möglichkeit erarbeitet, den Nachweis zu erbringen. Der Aufwand ist wahrscheinlich immens und für einen alleine nicht tragbar.:giggle:

    - Tendenziell müsste das ganze Wurzelwerk überprüft werden, wenn ich mich jetzt nicht täusche oder Indikatorflüssigkeit (wie man das jetzt auch bezeichnen möchte)?


    BG

  • Hallo saveit,


    wenn Du dich ausführlicher mit Mykorrhiza beschäftigen willst, wirst Du um eigene Literaturrecherchen nicht herum kommen. Das Thema füllt ganze Bibliotheken und konkretere Zahlen und Auswertungen finden sich meist nur in Zeitschriften. Aus meiner nicht sehr qualifizierten Kenntnis ist es aber möglich, dass Bäume mehrere Pilzarten als Partner haben und auch Pilze mit mehreren Bäumen eine Beziehung eingehen können.


    Da Du dies ja vermutlich für das Studium oder die Ausbildung benötigst ist der beste Weg in eine größere Bibliothek und in einem Mykologiebuch sich mit der Thematik Mykorrhiza vertraut zu machen. Dort finden sich dann schnell weitere Literaturhinweise, die dann mit dem Internet noch erheblich ausgeweitet werden können.


    Beste Grüße

    Stefan F.

  • Moin,

    hier eine Stelle aus dem Buch von Meike Piepenbring: Mykologie; SpringerVerlag, 2022; Seite 18 letzter Absatz 2. Satz.


    "Auf der anderen Seite kann eine bestimmte Baumart viele verschiedene Pilzarten als Partner nutzen, auch an ein und derselben Pflanze in verschiedenen Bereichen des Wurzelwerks."


    Ich lese manchmal darin. Viele Universitäten haben freien Zugriff auf die PDFs.


    VG Oskar

  • Hi,


    dass ein Baum verschiedene Symbionten haben kann, dürfen die meisten hier aus eigener Erfahrung wissen. Ich habe z.B. an einer solitären Eiche Perlpilze, Pantherpilze, Sommersteinpilze, Fliegenpilze und diverse Täublinge gefunden. Der Nachweis anders herum, also ob ein Pilz eine Symbiose mit mehreren Bäumen eingehen kann, dürfte schwieriger sein, weil eine Genanalyse notwendig ist. Mit Literaturnachweisen kann ich leider nicht dienen.


    LG Michael

  • Hi,


    eins der bekanntesten wissenschaftlichen Arbeiten dazu sind wahrscheinlich von Suzanne Simard "The Mother Tree" [2010]. Dort beschreibt Sie, dass in Ihrer abgegrenzten Forschungsfläche ein Mutterbaum 47 Verbindungen zu anderen Bäumen aufgewiesen hat. Dabei muss nicht immer der gleiche Mykorrhiza Pilz als Verbindung gedient haben.

    Denn Sie hat in dem Paper auch stehen, dass das größte Pilznetzwerk Verbindungen zu 19 Bäumen aufgezeigt hat. Dort wurde quasi an 19 Bäumen Myzel mit gleicher DNA festgestellt.

    Die Zahl "Baumpartner" kann bestimmt in einer anderen Umgebung mit abweichenden Umweltbedingungen auch anders ausfallen.

  • Na klar, beides ist möglich. Vielleicht ist auch der Buchtitel "Verwobenes Leben" für dich interessant. Aus diesem stammt wohl der eher weniger wissenschaftliche aber eingängige Begriff des Wood wide web in dem Pilze eine wichtige Rolle spielen.


    LG Sebastian

  • Hallo saveit,


    Sehr empfehlenswert ist zu dem Thema auch "verwobenes Leben" von Merlin Sheldrake (der Titel deutet schon an, wohin die Antwort auf deine Frage gehen dürfte ;) ist zwar populärwissenschaftlich, dafür schreibt er aber genau zu dem Thema aus erster Hand - nämlich seine eigene Forschung...


    Völlig ohne Belege denke ich mich zu erinnern, dass wohl auch Stoffe zwischen Pflanzen über Mykorrhizapilze getauscht werden, und parasitische Pflanzen wie der Fichtenspargel dies nutzen, um ihren Wirten über Pilze Nährstoffe zu entziehen.

    Da ich nicht vom Fach bin, nimm's als Rechercheanreiz ;) vielleicht kann mich auch jemand hier aus dem Forum korrigieren...


    Viele Grüße

    Michael


    PS: da war wohl jemand mit dem Tipp schneller, na egal ;)

  • Hallo,


    ich empfehle euch diesen Einstiegsartikel, den ich hier leider nicht zur Verfügung stellen kann.


    Positive citation bias and overinterpreted results lead to misinformation on common mycorrhizal networks in forests - Nature Ecology & Evolution
    In this Perspective, Karst et al. discuss how both the popular media and scientific literature have inflated the extent of evidence for various roles of…
    www.nature.com


    Alles mit Pilzen ist am Ende doch etwas kompliziert.


    Beste Grüße

    Stefan F.