Hallo Pilzfreunde,
ich durfte dieser Tage einen Pilzkurs bei Felix Hampe besuchen.
Wir waren in Thüringen, in der Nähe von Oberpörlitz, unterwegs. Ziel war hier ein Waldgebiet, durch welches ein kleiner Bach läuft, bzw. stellenweise Sickerwasser austritt.
Ebenso wurden wir an einem Waldweg fündig, wo es ebenfalls feucht war; hier fanden wir auf einem leergeräumten Holzlagerplatz noch eine sehr schöne Scutellinia.
Die hier gezeigten Feldphotos sind mit dem Smartphone oder meiner kleinen Canon-Kamera entstanden, ich wollte ganz bewusst bei der Witterung meine große Kamera nicht mitnehmen, was eine gute Entscheidung war.
Bei damals 36 °C begaben wir uns auf Exkursion…
Als erstes fanden wir Helvella ephippium, die Sattellorchel. Deutlich ist die namensgebende Form zu erkennen:
An einer kleinen Stelle mit Torfmoos, Sphagnum, fanden wir Galerina paludosa, den Weißflockigen Sumpf-Häubling.
Dieser Giftpilz zeigt den für die Galerina typischen, längsgemusterten Stiel. Das besondere dieser Art ist der sehr fein und hell beflockte Hut, welcher sie als Alleinstellungsmerkmal unter den Galerina besitzt:
Ebenfalls in diesem Torfmoos wuchs zusammen mit der Galerina paludosa auch Sphagnurus paluster, das Sumpf-Graublatt. Die Hüte sind hygrophan, trocken sind diese grau, im feuchten Zustand olivbraun.
Die Besonderheit, dieser Pilz ist ein Parasit. Sphagnurus paluster parasitiert lebende Torfmoose, indem er eine Art Penetrationszapfen bildet, welche in das Sphagnum eindringen.
Zerrieben riecht dieser Pilz mehlig, gurkig und erinnert an den Geruch von Calocybe gambosa, dem Mairitterling:
Auf einem dünnen Baumstamm fanden wir eine sehr schöne Gruppe Scutellinia scutellata, den Gewöhnlichen Schildborstling:
Gleich um die Ecke wuchs Xeromphalina campanella, der Glöckchennabeling, an einen morschen Stück Fichte. Immer wieder freut man sich, wenn man diesen schönen Pilz findet:
Am Waldrand an einer feuchten Stelle, hier trat Quellwasser aus einem Berghang aus, wuchsen im Gras auch diverse Binsen. An diesen Binsen hatte Felix vor wenigen Tagen bereits Mycena bulbosa, den Knolligen Binsenhelmling gefunden. Sein Fund ist der 4te für Thüringen.
Diesen Helmling konnten wir, sehr zu meiner Freude, nach kurzer Suche erneut finden. Ich mag solche kleinen Pilze sehr. Wir haben sie an den abgestorbenen Hüllblättern am Fuße der Binsenstängel gefunden. Die Binse konnte ich als Juncus acutiflorus, die Spitzblütige Binse identifizieren.
Die Hüte in den Bildern hatten max. 1,2 mm Durchmesser. Unten am Boden herrscht ein feuchtes Mikroklima. Diese Pilze diesem zu entnehmen und zu transportieren ist schon nicht ganz ohne. Ich schaffte es, 3 Proben mit zu mir Syrau zu nehmen, ohne dass sie Transportschäden erlitten haben oder vertrocknet sind. Letzteres ist das größte Problem.
Selbst für die Photos hatte ich im Lichtkasten nur 2 min Zeit. Dann konnte ich schon das Austrocknen beobachten und musste abbrechen. Zum Glück haben sich die Pilze über Nacht wieder mit Wasser vollgesogen und ich konnte die Photosession am nächsten Tag fortsetzten. Was macht man halt nicht alles…
Markant ist die „Scheibe“, welche am Substrat haftet und aus welcher der Stiel entspringt. In den Makros ist diese deutlich zu sehen:
An einem Holzlagerplatz fanden wir in einer Mischung aus Sägespänen und Erde Scutellinia nigrohirtula, den Rauhhaarigen Schildborstling.
Scutellinia gehören bei mir zu den sehr beliebten Pilzen, unter Lupe und im Makro präsentieren sie ihre volle Schönheit:
Felix fand am Waldrand auf nacktem Boden im mageren Gras einen kleinen, grauen Pilz. Leider waren diese teilweise schon mit Schimmel befallen. Ich konnte diesen Pilz, wenige Meter weiter, mit einem jüngeren Exemplar ebenfalls finden. Das Interesse war geweckt, was das für ein Pilz sein könnte.
Wenige Tage später hat mir Felix mitgeteilt, dass es sich hierbei um Arrhenia leucotricha, einen Adernmoosling, handelt, und dies der Erstfund dieser Art für Deutschland ist. Diese Art wurde erst 2020 beschrieben:
Am Bachlauf selbst haben wir an dessen Rändern auf Sand noch etliche kleine Becherlinge gefunden. Leider haben diese Kleinen den Transport nicht so gut überstanden. Wir haben noch 2 Arten Risspilze gefunden, von denen habe ich keine Photos gemacht, da ich diese im Vorjahr schon ablichten konnte.
Trotz Hitze und allgemeiner Trockenheit konnten wir sehr interessante und schöne Funde machen, mein herzlicher Dank geht an Felix Hampe.
Danke für‘s Ansehen und Lesen, ich hoffe wie immer, ihr hattet etwas Freude und Kurzweil beim Durchforsten des Beitrags,
Grüße,
Steffen