Buellia ocellata, die "Augen-Schwarzpunktflechte"

  • Hallo!


    Beim Durchgehen der Krustenflechtenproben aus der Bretagne bin ich bei einer für mich interessanten Gattung angekommen, die in D durchaus vorkommt, mir aber bislang entgangen ist.


    Ein zusammengestürzter Dolmen, etwa 1 km im Landesinneren, zwischen Penmarch und Le Guilvinec, etwas abseits des Weges.

    Trotzdem schön vom Bewuchs freigehalten, sehr sonnig im Schehengestrüpp gelegen - die Felsen beherbergen natürlich diverse Krustenflechten.

    Bild 1 Ein verfallener Dolmen


    Bild 2 Krustenflechten auf Granit


    Bild 3 Ein schönes Hell-Dunkel-Mosaik; die hellen Thallusbereiche sind leicht gelbstichig!


    Bild 4 Ein ausgeprägter, schwarzer Vorthallus ist für diese Flechte typisch


    Bild 5 Zwei überwachsene Körner lassen sich aus der angewitterten Oberfläche von Hand lösen und wandern zur späteren Analyse mit.


    Unter der Lupe:

    Bild 6 Thallus bereift, areoliert, gelbstichig; gelegentlich gelbe Flecken (Verletzungen?). Apothecien jung in Thallusareolen eingesenkt


    Bild 7 Mittelalte Apothecien scheinen einen Thallusrand zu haben, tatsächlich sind sie in ihre Areole eingesenkt ("Thalluskragen"), und überwachsen diese im Alter, werden konvex ...


    Bild 8 ... und lösen sich von ihrem scheinbaren Thallusrand.


    Bild 9 Apothecien bis 400µm Durchmesser vorgefunden, Areolen ähnlich groß.


    Bild 10


    Bild 11 Im nassen Zustand sind die Scheiben erkennbar braun gefärbt


    Beim Tüpfeltest muss ich sparsam vorgehen, da die Proben sehr klein sind:

    Bild 12 KOH negativ, bestenfalls Grünfärbung durch die Algen in der Tiefe


    Bild 13 Pd+- ev. ganz schwach gelblich


    Bild 14 C+ deutlich gelb-orange!


    Im Mikroskop:

    Bild 15 Epihymenium braun, Hymenium farblos, Hypothecium sehr schwach bräunlich


    Bild 16 Sporen 2-zellig; jung grau, reif braun; Asci 8-sporig


    Bild 17 Asci


    Bild 18 Ascus, Paraphysen einfach, zum Ende hin leicht verzweigend; Sporengrößen 14,5-16,0 x 8,0-12,5 µm gemessen


    Bild 19 Paraphysen mit brauner Pigmentkappe (in Aufsicht)


    Mit dem Schlüssel der Flechten Deutschlands lande ich direkt bei Buellia ocellata, der "Augen-Schwarzpunktflechte".

    Sie kommt auf Silikatgestein vor, gilt als Pionierflechte auf wenig angewittertem Gesteinsoberflächen (Blockschutthalden), an Schräg- und Vertikalflächen vorkommend.

    Lichtreiche, warme Standorte werden bevorzugt, gilt in D als selten.


    Gegencheck auf der bretonischen Flechtenseite passt, sie kommt dort vor und gilt als nicht selten.

    Farbreaktionen der Flechtenart dort mit C+ orange, K-, P- angegeben, wie oben gezeigt.

    Sporen breit ellipsoid, 11-20 x 7-10 µm.

    Von der häufigeren Buellia aethalea u.a. durch die Reaktion C- und den gelbstichigen Thallus unterscheidbar!


    Ob man sich jetzt von dieser Flechte beobachtet fühlen muss?

    Ich weiß nicht recht - es braucht eine gehörige Portion Fantasie, um in den Apothecien kleine Äuglein zu sehen, geht aber. :gnicken:


    Kann und möchte vielleicht jemand die Bestimmung bestätigen oder korrigieren?

    Jeder Kommentar ist lehrreich und mir willkommen!


    LG, Martin

  • KaMaMa

    Hat den Titel des Themas von „Buellia ocellata, die "Augen-Schwazrpunktflechte"“ zu „Buellia ocellata, die "Augen-Schwarzpunktflechte"“ geändert.