Pilze!

Es gibt 24 Antworten in diesem Thema, welches 2.839 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Oehrling.

  • Hallo zusammen,

    Da ich zwei Bestimmungsanfragen drin habe, stelle ich meinen Bericht aus England mal in dieses Forum. Hier ists im Gegensatz zu Deutschland sehr feucht (fast 50l am Wochenende und auch einiges in den Wochen davor), aber recht kalt (fast nie über 22 grad im Juli). Von Freitag auf heute sind die Pilze hier buchstäblich aus dem Boden geschossen.

    1. Als erstes: Champis, Champis, Champis. Überall schießen verschiedenste Champignons aus dem Boden.

    a) Agaricus bitorquis ist der häufigste, aber die sind alle noch sehr klein.

    b) Recht kapitale, nach Anis riechende Champis auf einer Wiese neben ein paar Kiefern.

    c) Meine erste Bestimmungsanfrage. Ich hatte noch nie Karbolis und die hatten auch nicht die typisch chromgelbe Stielbasis, gilbten aber Gelb und rochen sicher nicht nach Anis sondern irgendwie chemisch, ein bisschen wie Pflaster. Wuchsen auf einer Wiese.

    Ich bin ehrlich gesagt fast versucht einen in die Pfanne zu hauen (und natürlich nicht zu essen), da soll der Geruch ja ungleich stärker werden. Seht ihr hier Karbolchampis?

    2. Dann gab es einen einzelnen, stinkenden Täubling unter Zerreiche.

    3. Hübsche Hainbuchenmilchlinge, leider ohne begleitende Röhrlinge.

    4. Rötliche Lacktrichterlinge in Massen

    5. Ebenfalls in Massen: Katrtoffelboviste, auf ziemlich feuchtem Boden direkt am See, was mich ein bisschen gewundert hat.

    6. Waldfreundrüblinge(?) unter Zerreiche

    7. Zwei mir unbekannte Risspilze, beide unter Pappel

    8.Kremplinge unter Pappel, könnte ganz eventuell P. validus sein

    9. Achtung Alliterationsattacke: Es gab von sehr schnellen Schnecken ziemlich zernagten, nagelneuen Netzhexennachwuchs, aufgrund wegen wochenendlichen rauschenden Regens fast fehlender Fliegen sogar meist madenfrei. (Irgendwelche Deutschlehrer hier? Passt das? :D)

    10. Und zum Schluss meine zweite Bestimmungsanfrage: Ich dachte hier zuerst an eine schnöde Ziegenlippe, aber das starke blauen und die karottenrote Färbung ganz in der Stielbasis machten mich etwas stutzig. Dann las ich, dass es in England einen X. sildwoodensis in Parkbiomen unter Pappel geben soll (was hier zutrifft, fairerweise war aber eine Buche auch in der Nähe). Zu dem finde ich fast nix im Netz, ist das einfach eine Ziegenlippe oder ganz was anderes?

    Hoffe euch hat mein kleiner Bericht gefallen, wenns dieses Wochenende nicht wieder in strömen regnet, schau ich mal was hier im Wald so geht.

    Viele Grüße

  • ... meine zweite Bestimmungsanfrage: Ich dachte hier zuerst an eine schnöde Ziegenlippe, aber das starke blauen und die karottenrote Färbung ganz in der Stielbasis machten mich etwas stutzig.

    Evtl. Imleria badia - Maronenröhrling, auch Blaupilz genannt...? :/

    »Experts do not exist,

    we all are beginners

    with greater or lesser knowledge.«

    Luis Alberto Parra Sánchez

  • Hortiboletus engelii

    ==Gnolm8

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    with greater or lesser knowledge.«

    Luis Alberto Parra Sánchez

  • Danke euch,

    An den hatte ich auch kurz gedacht, dachte aber irgendwie der hätte mehr rot an Hut und Stiel, passt aber sehr gut.

    Viele Grüße

    Hi,


    das wäre dann H. rubellus.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hallo Schrumz,

    der Täubling gehört in die Sektion Ingratulae, Untersektion Pectinatae. Um mit der Bestimmung weiterzukommen, müsste man wissen, wie er exakt geschmeckt hat (ganz scharf, wenig kratzend, mild).

    Die chemisch riechenden Champignons scheinen feine braune Hutschuppen zu haben. Dann ist das vielleicht der Rebhuhn-Egerling? Oder möglicherweise der so oft erwähnte, mir bisher aber ein Phantom gebliebene Agaricus pseudopratensis? Da lohnt sich das Weiterforschen sicher, z. B. mit dem KIBBY, The Genus Agaricus in Britain.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Manche Mykologen sind sich nicht sicher, ob Hortiboletus engelii und rubellus wirklich unterschiedliche Arten oder nur unterschiedlich gefärbte Variationen sind. Beiden gemeinsam sind jedenfalls die karottenroten Pünktchen in der äußersten Stielbasis sowie das Vorkommen unter Eiche..

    FG

    Oehrling

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  • Danke Oehrling , ich dachte bei denen sei eine Bestimmung ohne Mikro fast unmöglich (vor allem die foetens/subfoetens Geschichte) daher hab ich ihn nur fotografiert, da stehen aber noch ein paar also kann ich morgen noch eine Geschmacksprobe machen. Die Champis kann ich weiter beobachten, da stehen einige. Die hatten definituv dunkle Hutschuppen. Vielleicht mache ich auch das Pfannenexperiment, aber gelb gilbende, nicht nach Anis riechende Champis sollten immer zumindest zur Sektion Karbolegerlinge gehören oder?

    Viele Grüße

  • Sehr gut, dass du dich noch einmal dort hin bemühst. Schau bei dem Kammtäubling auch, ob an der Stielbasis rostbraune Flecken oder vielleicht auch ein gelber Filzüberzug vorhanden sind. Wenn du KOH20% Lösung dabei hast, kannst du davon etwas auf die Stielbasis schmieren, vielleicht gibt es eine feuerrote Reaktion. Und wie gesagt, die Geschmacksprobe nicht vergessen. Wir werden schon rauskriegen, was das genau ist.

    FG

    Oehrling

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  • Die chemisch riechenden Champignons scheinen feine braune Hutschuppen zu haben. Dann ist das vielleicht der Rebhuhn-Egerling?

    Hallo Öhrling,

    der passt ganz gut, kenne den ganz gut und der kann im Fleisch zweifarbig färben, gelb in der Stielbasis und rötlich im darüberliegenden Stiel- und Hutfleisch. Aber manchmal sieht man davon auch nichts,

    viele Grüsse

    Matthias

  • Hoppala. Dann wäre das ja ein Unterscheidungsmerkmal zwischen H. rubellus und rothütigen H. engelii. Bzw. dann waren meine bisherigen Funde alles rothütige H. engelii, und ich kenne den "echten" H. rubellus noch gar nicht.

    FG

    Oehrling

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  • Hoppala. Dann wäre das ja ein Unterscheidungsmerkmal zwischen H. rubellus und rothütigen H. engelii. Bzw. dann waren meine bisherigen Funde alles rothütige H. engelii, und ich kenne den "echten" H. rubellus noch gar nicht.

    Das habe ich nur bei meinen bisherigen Funden festgestellt, es kann natürlich auch anders sein

  • Hallo Schrumz,


    noch ein paar Bemerkungen zu Deinen Champignons:


    1. a) Hier wäre auch der Gegürtete Champignon Agaricus subperonata im Auge zu behalten. Ich glaube, auf Deinem Bild feine gelbbräunliche Schuppen zu erkennen – der Stadt-Champi ist allenfalls rau, hat aber keine Schuppen. Der Gegürtete kann im frühen Stadium, bevor er so richtig das Licht der Welt erblickt, noch sehr helle Schuppen haben, die später dunkel werden. Am Ring kann man die beiden Arten auch unterscheiden. Der Gegürtete ist dem Stadt-Champignon in vielem ähnlich: schiebt sich genauso massiv aus dem Gras heraus, kompakt – schwer = hohe Dichte, schnell vermadet, leicht rötend, gleiches Habitat.


           


    1. b) Das wichtigste Bestimmungsteil für den Karboli fehlt auf Deinen Bildern: die Stielbasis! Die chromgelbe Färbung wie auch den hier besonders starken Phenolgeruch findet man im letzten cm der Stielbasis am zuverlässigsten. Selbst der "Pfannentest" ist, wie ich selbst mit jungen Karbol-Frk. ausprobiert habe, nicht immer sicher = in diesem Fall kein penetranter Karbolgeruch! Die noch geschlossenen Exemplare hatte "obenrum" keinen spezifischen Geruch, die leichte Gelbfärbung beim Ärgen haben andere Arten auch – nur die Stielbasis war typisch, siehe oben, und verrieten A. xanthodermus. Die Hutoberfläche ist gerne ein wenig schuppig-rau, kann auch mehr oder weniger hell bräunlich sein, da sind die Karbolis variabel. Der Rebhuhn-Egerling hat eine deutlicher kakaobraune Mitte...


    Viele Grüße – Rika

  • Danke dir,

    Ja bitorquis und was ich eventuell für subperonatus halte wachsen hier tatsächlich bunt durcheinander. Direkt neben dem fotografierten wuchs ein astreiner Doppelring bitorquis, kann gut sein dass das andere subperonatus ist. Den folgenden hatte ich mit jörgs Hilfe als subperonatus bestimmt.

    Ich Versuch heute noch gute Bilder von den vermeintlichen Karbolis zu liefern.

    Viele Grüße

  • Hallo,


    zu1a: Am ählichen Standorten kann auch Agaricus bernardii vorkommen. Der hat manchmal in jungem Zustand auch solch eine leichte Schuppung und rötet ebenfals. Man kann ihn aber leicht durch seinen unangenehmen Geruch von Stadtchampignon unterscheiden.



    zu 1b: Wenn die einen flockigen/schuppigen Stiel unterhalb des Ringes besitzen könnte es sich bei deren Größe um Agaricus urinascens handeln. Der Fundort auf einer Wiese paßt schon einmal.


    Zu 1c: Das sollte schon Agaricus xanthodermus sein. Solch eine eher "rechteckige" Hutform kenne ich nur von dem.


    UmUlmHerum


    Hi Rika,


    wow, so hell habe ich A. subperonatus auch in diesem Alter noch nie gesehen. Die sind bei mir immer viel dunkler.



    VG Jörg

  • Hallo Jörg,


    der Salzwiesen-Champignon soll m.W.n. nur in Bereichen vorkommen, die auch tatsächlich "salzig" sind, z.B. durch Streusalz in Straßennähe. Hierzu eine interessante Beschreibung:

    Agaricus bernardii (Salzwiesen-Egerling) – Fundkorb


    Den Gegürteten beobachte ich seit nun 3 Jahren immer am selben Fundort, ein breiter grasiger Grünstreifen mit Linden in einem dörflichen Neubaugebiet. Alle Aufnahmen sind von dort, aber aus verschiedenen Jahren. Manchmal sind die Frk. heller, manchmal so dunkel wie Deine:

    13.6.2020:


    16.7.2021:


    5.9.2022:


    Viele Grüße – Rika

  • Hallo Rika,


    ich kenne drei Standorte welche alle in einem Wohngebiet in Chemnitz sind. Die sind keine 100 m voneinander entfernt und es ist immer eine Espe dabei. Der scheint Laubbäume zu mögen. Es ist gut möglich, daß die alle von einem einzelnen Myzel stammen. Sie suchen sich, wie der Stadtchampi, manchmal die komischsten Standorte aus aber sie waren immer braun geschuppt. Vielleicht stecken da doch mehrere Arten dahinter?



    Ich habe A. bernardii erwähnt weil Schrumz keine Angabe zum Fundort getätigt hat. Zumindest habe ich diesen und den Stadtchampignon schon auf dem selben Grünstreifen in der Mitte einer Straße gefunden.

    Den folgenden hatte ich mit jörgs Hilfe als subperonatus bestimmt.

    Wirklich bestimmt haben wir den nicht aber es spricht viel für A. subperonatus.



    VG Jörg

  • Hallo zusammen,

    Oehrling die Täublinge wurden leider gemeuchelt :( ich habe noch eine Geschmacksprobe von einem Hut nehmen können, den ich zum Sporen gelegt habe, konnte kein bisschen Schärfe auch nach längerem kauen feststellen. Geruch war süßlich tranig, eher unangenehm, ich erinnere mich an grau bräunlich verfärbtes Stielfleisch.

    Die Champis habe ich mir auch nochmal angeschaut.

    Die vermeintlichen Karbolier sind ordentlich gewachsen. Im frischen Schnittbild sieht man überall ganz leichtes, gelbes Gilben, der Geruch definitiv unangenehm chemisch.


    Die Anischampis waren auch dezimiert (die großen ganz weg, viele andere rausgetreten). Der hier war noch da, Geruch immer noch angenehm nach Anis.



    Frische vermeintliche subperonatus


    Den schönen Nelkenschwindlings-Hexenring kann ich auch noch zeigen.

    Viele Grüße

  • Hallo Schrumz,

    die neuen "vermeintlichen" subperonatus sehen doch sehr stark wie die von Jörg geposteten Pilze und damit in der Tat nach subperonatus aus.

    Zum Täubling: mit dem milden, aber unangenehmen Geschmack sind Arten wie R. pectinata, farinipes, amoenolens oder sororia raus, und es ist dann wahrscheinlich R. livescens/pectinatoides/praetervisa, der wie ich gehört habe auch schon wieder anders heißt.

    FG

    Oehrling

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  • Edit: recondita soll er nun heißen (bis zur nächsten Umbenennung!).

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