abendlicher Fund...

Es gibt 28 Antworten in diesem Thema, welches 9.326 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Pete Longhorn.

  • guten tag pilzfreunde,


    spät von der arbeit kommend meinte ich, die stunde zwischen 19 und 20 uhr könne man noch gut zum pilzesuchen nutzen. schneller sonnenuntergang setzte dem aber bald ein ende.
    es ist nicht viel, für mich sollte es reichen.
    vielleicht könnt ihr mir bei den beiden täublingen eingrenzende hinweise geben.
    zuerst fand ich einen kleinen perlpilz, 2 schöne große hexen (netzstielig denke ich), einen älteren parasol und noch jede menge gefleckte rüblinge. durch ihren angenehmen geruch durften sie erstmal mit aufs pilzfoto, aber nach näherer bestimmung wurden sie aussortiert. schade, sie täuschen einem fast champignonähnliche gerüche vor, sind madenfrei aber eben doch bitter.


    die täublinge, einer leuchtend orangegelb, keine besonderen merkmale, der andere orangehellrot, nicht violett. geruch und geschmacksprobe nicht auffällig. wahrscheinlich gibt es zu viele ähnliche arten..


    vg
    thomas

  • Hallo Thomas,


    die Netzhexen hast du richtig bestimmt, aber bei den Täublingen musst du leider noch ein paar Details nachreichen:


    ---> Standort der beiden
    ---> Geschmack der beiden
    ---> Sporenpulverfarbe der beiden
    ---> Verfärbt sich der erste im Schnitt?
    ---> Ist der zweite im Still gekammert (Querschnitt)?


    Schöne Grüße
    Gernot

  • Hallo Gernot und Thomas,


    Zum Hexenröhrling: Ich bin der Meinung das es sich hierbei um den Flockenstieligen Hexenröhrling handelt :/ , denn auf Bild 2 sehe ich rote Pusteln auf dem Stiel.


    Thomas kannst du noch ein Detailbild vom Stiel liefern ?


    Bis dann...


    Andreas

  • Auch ich war heute mal wieder unterwegs. 8 Maronen und 2 (nicht madige) Perlpilze waren das Ergebnis.
    Die Maronen sind ganz schöne Latschen, also alle schon älter. Es war sehr trockener Waldboden und außer ein paar frisch sprießender Gallenröhrlinge war kein Nachwuchs zu sehen. Also sollte man die Schorfheide erst nach ausgiebigem :rain::rain::rain: wieder durchforsten.
    Die Motive waren heute nicht so überwältigend, habe daher nur einen Kartoffelbovist geknipst.


    LG Bird


  • Hallo zusammen,


    ich bezweifle dass im ersten Beitrag ein Parasol (Macrolepiota procera s. str.) gezeigt wird.


    - Bei dem "schön gelben" Täubling spekuliere ich in Richtung "Graustiel-Täubling" (Sektion Decolorantes).


    Grüße
    Gerd

  • Hallo Bird,


    Tja, mein heutiger Trip in den Busch war leider auch nicht so erfolgreich :( 1 Fichtensteinpilz (madig) und ein paar Pfifferlinge und das nach über 3 Stunden :cursing:


    Aber es kommen wieder die guten Zeiten :) Hoffendlich :/


    Bis dann...


    Andreas

  • hallo gernot,


    täubling gelb im gras unter fichten, in der nähe eichen, sonst nichts. geschmack recht neutral, vielleicht leicht nussartig. beim anschnitt bleibt er schneeweiss, wie der stiel auch aussen ist.


    täubling hellrot auf fichtennadelerde, umgebung fichten und einige nicht näher bestimmte laubbäume, sicher aber birken.
    geschmack wie gelb, nicht auffällig, durchgeschnitten ist der pilz festfleischig ohne auffälliges im stiel.


    zur sporenfarbenermittlung abgeschnittenen hut mit der unterseite auf einen teller legen, anklopfen, oder wie mache ich das?


    hallo andreas,


    der stiel bläut kaum, von flockenstieligen bin ich tintenblaue anschnitte nach 3 sekunden gewöhnt. ausserdem ist der hut hellrotbraun.


    vg
    thomas

  • Hallo Gerd,


    Zitat

    ich bezweifle dass im ersten Beitrag ein Parasol (Macrolepiota procera s. str.) gezeigt wird.


    diese Zweifel habe ich auch, man beachte die für einen M. procera ss. str. ziemlich untypische Hutschuppung (zu grob) und -farbe (Schuppen zu braun und Hut zu hell).
    Thomas: Hast du da noch Nahaufnahmen (vor allem vom Stiel)?


    Zitat

    - Bei dem "schön gelben" Täubling spekuliere ich in Richtung "Graustiel-Täubling" (Sektion Decolorantes).


    Auch da gebe ich dir recht, denn so einen intensiv gelben Hut hat sonst kaum ein Täubling. Darum auch meine Frage, ob sich das Fleisch im Schnitt verfärbt.


    Schöne Grüße
    Gernot

  • Hallo Thomas,


    danke für die neuen Bilder :thumbup:! Beim Netzstieligen Hexenröhrling kann man jetzt eigentlich recht gut erkennen, dass es ein solcher ist.


    Zitat

    täubling gelb im gras unter fichten, in der nähe eichen, sonst nichts. geschmack recht neutral, vielleicht leicht nussartig. beim anschnitt bleibt er schneeweiss, wie der stiel auch aussen ist.


    Hm...das passt jetzt gar nicht zu R. claroflava, da er erstens an Birke gebunden ist und sich zweitens im Schnitt rötlich und/oder grau verfärbt. Bist du wirklich sicher, dass keine einzige Birke im Umkreis von ca. 50m ist? Wie lange hast du denn nach dem Querschnitt gewartet (kann länger dauern, bis sich was verfärbt)?


    Zitat

    täubling hellrot auf fichtennadelerde, umgebung fichten und einige nicht näher bestimmte laubbäume, sicher aber birken.
    geschmack wie gelb, nicht auffällig, durchgeschnitten ist der pilz festfleischig ohne auffälliges im stiel.


    Da kommen die 2 einzigen milden, braunen Täublinge R. integra (Braunroter Leder-Täubling) und R. mustelina (Wieselfarbener Täubling) in Frage. Die beiden können sich sehr ähnlich sehen, sind aber gut durch die Ökologie des Bodens (R. integra auf basenhaltigen, alkalischen, frischen Böden, R. mustelina auf sauren) und der Sporenpulverfarbe (R. integra sehr dunkel ocker-orange, R. mustelina hell-ockerlich) zu unterscheiden. Womit wir schon beim nächsten Thema wären:


    Zitat

    zur sporenfarbenermittlung abgeschnittenen hut mit der unterseite auf einen teller legen, anklopfen, oder wie mache ich das?


    Mache es bitte wie folgt:


    ---> Hut vom Stiel trennen
    ---> Hut mit den Lamellen nach unten auf ein weisses Blatt Papier legen
    ---> Umgedrehtes Glas oder Schüssel drüber
    ---> Einige Stunden warten (am besten eine Nacht)


    Schöne Grüße
    Gernot

  • hallo gernot,


    danke für die hinweise. zur sporenfarbenermittlung dürfen nun beide getrennt voneinander auf weissem papier unter meinen weingläsern nächtigen :)
    zum gelben, eine birke ist in der nähe, da korrigiere ich mich. in wenigen metern entfernung ist auch die einzige pfifferlingstelle, die ich habe. sonst finde ich letztere auf unseren schweren böden nie.
    morgen früh wiess ich näher, ob der stiel sich verfärbt hat, da habe ich wieder natürliches licht....und wie die sporen gefärbt sind.
    zum hellroten noch, er ist fest im schnitt am stiel.
    habe heute auch einige spei-scharfe probiert, die waren eher wässerig weich im stiel.


    thomas

  • Hallo Thomas,


    da sich der Riesenschirmling rötlich verfärbt, kommt schon mal kein M. procera ss. str. in Frage, da sich dieser im Schnitt nicht verfärbt.


    Die rötenden Riesenschirmlinge sind:


    ---> Macrolepiota permixta (Rötender Riesenschirmling), welcher sich aber nur beim Verletzen der Stielrinde rötlich verfärbt, das Fleisch bleibt weiss. Weiters hat er einen genatterten Stiel. Er ist also auszuschließen.


    ---> M. puellaris (Jungfernschirmling), verfärbt sich nicht oder nur ganz schwach rötlich, außerdem passt da die Hutschuppung genau so wenig wie die Größe. Er ist also auch auszuschließen.


    ---> M. rachodes (=rhacodes) (Safranschirmling), hat in der Regel (vor allem bei Funden im Nadelwald) dunklere Hutschuppen und -farben. Er könnte zwar in Frage kommen, wäre dafür aber ziemlich untypisch.


    ---> M. rachodes var. hortensis (Garten-Riesenschirmling), für diesen würden die groben, braunen Hutschuppen auf hellem Grund gut passen, genau so wie für


    ---> M. venata (Gift-Riesenschirmling), welcher M. rachodes var. hortensis täuschend ähnlich sein kann.


    Frage:
    An welchem Standort kam er vor?


    Schöne Grüße
    Gernot

  • hallo gernot,


    der schirmling ausserhalb eines gartenzaunes auf gras unter überhängenden blaufichten.


    ihr habt recht, kein parasol, der doppelte ring und der rote anschnitt sprechen für den rötenden schirmling. nur riecht er deutlicher, als mein pilzbuch das angibt...

  • Hallo Thomas,


    Zitat

    zum gelben, eine birke ist in der nähe, da korrigiere ich mich.


    puhh...da bin ich ja beruhigt, dass R. claroflava doch noch in Frage kommt :). Warten wir aber besser auf morgen, dann können wir Verfärbungen des Fleisches und Sporenpulver betrachten, was die Sache natürlich leichter macht.


    Zitat

    warum könnte der rote eigentlich kein "orangeroter graustiel-täubling" sein ?
    hutfarbe und stiel in gedrungener form?


    Ich kann beim "Roten" eigentlich keine Rottöne ausmachen, was aber auch am Foto liegen kann. Wenn es ein Orangeroter Graustiel-Täubling (R. decolorans) ist, dann müsste sich das Fleisch im Schnitt (vor allem im Stiel) rasch grau-schwarz verfärben, das kannst du ja überprüfen.


    Zitat

    der schirmling ausserhalb eines gartenzaunes auf gras unter überhängenden blaufichten.


    Nachdem der Standort also +- Garten und nicht Wald war, könnte es sich um M. rachodes var. hortensis oder M. venata handeln, was natürlich bedeutet: Finger weg von diesem Pilz!!! Ersterer ist zwar nicht giftig, kann aber relativ leicht individuelle Unverträglichkeiten hervorrufen und zweiterer ist auf jeden Fall zu den stärkeren Giftpilzen zu zählen. Die Unterscheidung der 2 Arten ist aber sehr problematisch und sogar das Mikroskop schafft nicht immer Klarheit.


    Schöne Grüße
    Gernot

  • Hallo Gernot,


    Zitat von Pete Longhorn


    ---> Macrolepiota permixta (Rötender Riesenschirmling), welcher sich aber nur beim Verletzen der Stielrinde rötlich verfärbt, das Fleisch bleibt weiss. Weiters hat er einen genatterten Stiel. Er ist also auszuschließen.


    Da hast du m.E. M. fuliginosa mit M. permista verwechselt. Ich liste einmal die "Parasol"-Varietäten, die alle eine deutliche Stielnatterung aufweisen:


    - M. procera var. procera rötet nirgens.
    - M. procera var. fuliginosa rötet "schmutzig weinrötlich" in der Stielrinde, zur Basis hin etwas deutlicher.
    - M. procera var. permixta rötet im ganzen Basidiocarp +- deutlich.


    Ja, und dann gibt es noch die procera nahestehende Art M. konradii, die schwach bis kaum genattert ist.
    ------------------

    Zitat


    ---> M. rachodes var. hortensis (Garten-Riesenschirmling), für diesen würden die groben, braunen Hutschuppen auf hellem Grund gut passen, genau so wie für


    ---> M. venata (Gift-Riesenschirmling), welcher M. rachodes var. hortensis täuschend ähnlich sein kann.


    - Beide Sippen haben keine Natterung im Stiel und röten sehr stark.
    - Die makrospopische Unterscheidung ist deshalb so schwierig, da sie in der Literatur meist ziemlich uneinheitlich beschrieben und fehlinterpretiert werden. Was mir bei M. veneta immer wieder auffällt ist der recht kurze Stiel und der nicht verschiebbäre , hängende Ring, der sich ohne verletzung der Stielrinde nicht abziehen läßt.
    - Mikroskopisch sind beid eSippen kaum zu trennen: M. venenata hat keine Schnallen und Mrachodes hat nur wenige, nicht leicht zu findende Schnallen.


    Grüße
    Gerd


    PS.:
    - Ich kann den gezeigten Bildern nicht abgewinnen und spekuliere deshalb nicht weiter.
    - Wichtig zur Beurteilung wäre, einen kompletten Fruchtkörper zu zeigen und zusätzlich scharfe Aufnahmen des Rings (mit Sicht auf Unter- und Oberseite, des Stiels und der Stielbasis.

  • Hallo Gerd,


    Zitat

    Da hast du m.E. M. fuliginosa mit M. permista verwechselt.


    nein, ich habe die nicht verwechselt, sondern das ist das Gleiche: M. permixta wird von manchen Autoren lediglich als Varietät von M. procera (eben var. fuliginosa) gesehen.


    Schöne Grüße
    Gernot

  • Hallo liebe Pilzfreunde,


    kurz noch zur Info: Auch wir waren heute Abend (jetzt ja schon gestern) noch für ca. 2 Std. unterwegs. Die Ausbeute: ca. 2 kg Rotfußröhrlinge, Maronen und einige wenige, aber dafür sehr knackige und frische, Steinpilze. Die Pilze haben wir derzeit vorwiegend in den Moospolstern gefunden, der Waldboden ist trotz guter Regenfälle in den vergangenen Tagen immer noch ziemlich trocken.


    Wie Andreas es immer so schön sagt: ...die Suche geht weiter....


    Viele Grüße
    vonDribenriber

  • hallo zusammen,


    der gelbe täubling hat über nacht sporen abgeworfen, sie sind genau so sonnenblumengelb wie die hutoberseite.
    grossartige verfärbung des geschnittenen stiels kann ich nicht erkennen, wenn dann eine tendenz zu leichtem grau.
    der rotbraune täubling hat bis heute morgen keine sporen gezeigt.
    ich warte mal weiter. stielanschnitt wie beim gelben, nichts mit grau oder noch dunkler..

  • Hallo Thomas,


    Zitat von chickenheart


    der gelbe täubling hat über nacht sporen abgeworfen, sie sind genau so sonnenblumengelb wie die hutoberseite.
    grossartige verfärbung des geschnittenen stiels kann ich nicht erkennen, wenn dann eine tendenz zu leichtem grau.



    - Könnte man die "Farbe des Sporenstaubs auch ockergelb (50Y, 20M) bezeichnen. Sei's drum.


    Es bleibt aus meiner Sicht bei


    "Russula claroflava" (gelber Graustieltäubling).


    Grüße
    Gerd

  • Hallo zusammen,


    Zitat

    Es bleibt aus meiner Sicht bei


    "Russula claroflava" (gelber Graustieltäubling).


    ja, auch aus meiner Sicht wird das nichts anderes sein, die Grauverfärbung kann auch nur schwach ausgeprägt sein.


    Beim R. decolorans würde das aber schon anders aussehen, der verfärbt sich fast immer relativ intensiv. Also ist er auszuschließen, wo man wieder bei R. integra und R. mustelina wäre. Kannst du bitte noch nachreichen, ob der Boden eher alkalisch, basenhaltig und frisch oder sauer war?


    Schöne Grüße
    Gernot