Tückische Täublinge

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.236 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wutzi.

  • Hallo zusammen,

    eigentlich will ich mich ja nicht mit Täublingen beschäftigen. Zumindest nicht intensiver. Denn am Ende steht regelmäßig Frust. Trotz eifriger Bemühungen bleiben Bestimmungsversuche regelmäßig ergebnislos.


    Hier im Forum werden häufig Täublingsanfragen gestellt und auch eifrig beantwortet. Ratsuchenden wird oft der Eindruck vermittelt, dass die eindeutige Bestimmung aufgrund einiger Fotos möglich wäre. Das kann bei wenigen Arten möglich sein, aber in der Regel klappt das nicht.


    Nach dem Regen in den letzten Wochen sprießen endlich die Pilze, auch Täublinge. Und weil es unter ihnen recht markante, große, kräftig gefärbt in rot, braun und grün gab, nahm ich sie entgegen aller guten Vorsätze mit, um sie zu bestimmen.


    Nach den üblichen Tests mit Guajak, Schwefeldioxid und Phenol nahm ich an, der grüne Täubling sei ein Grüner Speisetäubling. Zumindest bis zu dem Blick durchs Mikroskop.

    Doch da wollte die Sporengröße partout nicht passen. Glücklicherweise hat frau ja manchmal Glück und einen Joker im Ärmel. Der hieße diesmal Andreas Gminder - mollisia und führte gerade einen F2-Kurs in Oberhof durch, an dem einige Kollegen meiner Saalfelder Pilzgruppe teilnahmen. Andreas kommentierte meiner Erkundungen mit "integra". Die Ferndiagnose erwies sich als Volltreffer. Einige Tage und Wutanfälle später keimte die Erkenntnis, dass auch der rote und der braune Täubling denselben Namen tragen.


    Hier mal ein paar Fotos der Frust-Täublinge, die sich nach nervenzerfetzender Recherche alle! als Leder-Täublinge entpuppten.


    1. ocker mit Grünstich


    2. am Folgetag - der rotbraune und günliche Täubling hatten identische Chemiereaktionen


    3. Sporenfarbe war identisch


    4. Sporengröße ohne nennenswerte Abweichungen


    5. ocker mit heller Mitte


    6. weinrot


    7. völlig verschiedene Farben derselben Art: Russula Integra - Braunroter Ledertäubling


    Hätte ich vorher gewusst, wie sich diese Täublingsgeschichte entwickelt, wären die Fotos aussagekräftiger. Karl hat bessere Fotos dieser Art. Und er hat dieselbe Variabilität bei nicht nur bei Ledertäublingen sondern auch bei Heringstäublingen dokumentiert. Ich bin jedenfalls vorsichtig bei der Kommentierung von Täublingsanfragen.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo Claudia,

    die Doku ist doch sehr aussagekräftig und statt Frust und Wutanfällen solltest Du Dich freuen, dass Dir die Variabilität dieses Täublings jetzt bekannt ist. Ich habe früher selber schon 4 komplett unterscheidliche Kollektionen eingesammelt und war felsenfest davon überzeiugt, 4 verschidene Arten vor mir zu haben (leider nur Dias ). Im Lauf der Zeit läßt man sich dann nicht mehr so leicht täuschen, aber ich muss auch nach Jahren immer wieder Exemplare zur Überprüfung mitnehmen, besonders wenn sie nicht im reinen Fichtenwald stehen oder keine "normalen" Exemplare dabei sind wie hier. Möglicherweise möchte Bernd Miggel seine Tabelle noch ergänzen.

    Russula integra


    LG Karl

  • Hallo Claudia, hallo Karl,


    echt interessant. Die Tabelle würde ich natürlich gerne ergänzen. Welche Hutfarben würdet ihr nach eueren Erfahrungen zuordnen?:

    rotbraun, weinrot, braunrot, oliv, ocker ....???


    Viele Grüße

    Bernd

  • Hallo Bernd,

    ocker finde ich die Art nicht so selten. Die anderen Farben sind m. E. schon abgedeckt.

    LG Karl

  • Hallo Karl und Bernd,

    die Ledertäublinge fand ich alle im selben kleinen Tal. Einmal zwei Arten in unmittelbarer Nachbarschaft. Der eine sah dem von dir der Sammlung hinzugefügten Gruppe recht ähnlich aber eher ocker als rosa. Leider habe ich davon gar keine Fotos gemacht, sondern ihn nur spaßeshalber untersucht und die Reaktionen, sowie die Mikrobilder erfasst. Ich wollte nur mal so ein bisschen Täubling üben.

    Die dunkelbraune Variante konnte ich relativ schnell bestimmen - der Klassiker. Der ockergrünliche hat mir dann die Haare durch den Hut getrieben. Und ja, Karl, jetzt wo ich die Variabilität dieser Herzchen erlebt habe, bin ich natürlich froh über diesen Wissenszuwachs. Das ist für mich ein echter Täublingsquantensprung ;). Ich hatte ihn inzwischen in dunkelocker mit hellerer Mitte, dunkelbraun, mittelbraun, ockergrünlich und weinrot mit dunklerer Mitte. Ich bin gespannt, ob der noch mehr kann.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


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