Röhrlingsexperten gefragt - Hortiboletus spec.

Es gibt 25 Antworten in diesem Thema, welches 3.154 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von MorchellaClancularius.

  • Liebe Freunde der größeren Pilze.


    Ich mag ja am liebsten die winzigen Pilze, nun ich weiß schon warum! ^^

    Ganz furchtbar finde ich die Filzröhrlinge, die man wohl nur noch nach der Verfärbung im Schnitt oder diversen karottenfarbenen Pünktchen in der Stielbasis unterscheiden kann.

    Oder gar nur noch genetisch. :(


    Bekomme ich solche Pilze zur Beratung vorgelegt, sage ich idR dass es sich um Filzröhrlinge im weitesten Sinn handelt. Was ja nicht falsch ist.

    OK. Den Blutroten, den Herbstrotfuß oder eine klassisch grün bis braun gefärbte Ziegenlippe traue ich mich schon zu unterscheiden.

    Ansonsten mache ich eher einen Bogen um diese Pilze, zumal ich sie lukullisch nicht gerade für herausragend halte.


    Gelegentlich kommt es jedoch vor, dass mich eine Aufsammlung interessiert, weil sie sich von den "Durchschnittsfilzern" unterscheidet.

    So geschehen gestern, als mir meine Frau einige freudig gefärbte Exemplare dieser Gruppe vorlegte,

    Gefunden am Rande eines Parkplatzes unter nicht näher bestimmten Laubbäumen. Hutdurchmesser bis 4 cm, noch nicht ausgereift.


    Auffällig war die satt rotbraune Farbe der runzeligen, feinfilzigen Hüte. Die Poren waren kräftig gelb und blauten bei Druck.

    Das Fleisch war im Schnitt goldgelb, im Hut leicht und im unteren Stielbereich deutlich blauend. Orange Pünktchen in der Stielbasis habe ich vergeblich gesucht.

    Leider gibt es keine Vor-Ort-Bilder, doch sind die Fotos trotz der Innenaufnahme dank Weißabgleich ziemlich farbecht!

    Doch seht selbst.








    Ich fange gar nicht erst an zu spekulieren, sondern bin auf eure Meinungen gespannt und freue mich über jeden Kommentar!

    LG, Nobi

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  • Hi Nobi.


    An dem würde ich auch grübeln und ich mag Filzröhrlinge so einigermaßen. Falls du Eisensulfat hast, schmier das mal auf die Hutoberfläche und auf die Stielbasis im Schnitt und guck, ob das dunkelgrün bis schwärzlich wird. Wenn nicht, wird's schwierig. Die flockigen Stiele finde ich arg ungewöhnlich. Komische Dinger.


    LG.

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  • Ahoj, Nobi,


    ein wirklich spannendes Rätsel.

    Ich wüsste nicht, was ich da in den Ring werfen sollte.


    LG

    Malone

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  • Hallo Nobi,

    eine rätselhafte Kollektion, die runzeligen Hüte kenne ich vom Eichenfilzröhrling und die Stielschuppen von der Ziegenlippe.

    Mir kam auch armeniacus oder persicolor in den Sinn. Am besten einen Beleg machen, vielleicht findet sich ja jemand der die untersuchen möchte,

    Viele Grüsse

    Matthias

  • Hallo Nobi,

    eine rätselhafte Kollektion, die runzeligen Hüte kenne ich vom Eichenfilzröhrling und die Stielschuppen von der Ziegenlippe.

    Mir kam auch armeniacus oder persicolor in den Sinn. Am besten einen Beleg machen, vielleicht findet sich ja jemand der die untersuchen möchte,

    Viele Grüsse

    Matthias

    Hallo,


    Armeniacus hatte ich schon mal, der sieht aber doch deutlich „bunter“ aus und hat (bei meinem Fund) einen leuchtend gelben Stiel gehabt und stärker geblaut…


    Ich schließe mich den Ratlosen an und bin gespannt!


    LG

  • Hallo Nobi,


    H. armeniacus würde im Stiel mit FeSO4 schnell schwarzgrünblau werden. An den Endhyphen der Huthaut sollten dann mit Kongorot sichtbare Placken/Auflagen zu sehen sein.


    Beste Grüße

    Stefan F.

  • Hallo Nobi,

    die sind in der Tat sehr interessant. Wenn du gestattest, könnte ich die Fotos auch mal in eine europäische Röhrlingsgruppe auf FB stellen falls sich hier nix weiter ergibt.

    Dort sind die renommiertesten Röhrlinngsexperten zugegen


    Grüsse Andre

  • Hallo Nobi,


    ich halte hier X. ripariellus für gut möglich, auch wenn der erste Eindruck hier eher in Richtung Arten wie engelii oder armeniacus gehen mag und der Standort wohl nicht in einer Uferzone gelegen hat. Ich erkenne hier aber einige makroskopische Übereinstimmungen zu der Aufsammlung, die seinerzeit hier publiziert war. Den Beleg sollte man sichern, evtl. auch sporenreifes Material vom selben Fundort nochmal mikroskopisch checken.


    Grüße, Jürgen

  • Hallo Nobi, hallo miteinander


    Sehr interessanter Fund, danke für's zeigen. Da hier gerade so viele Röhrlingsexperten anwesend sind und ich auch immer gerne etwas dazulernen möchte, hätte ich eine kurze Frage: Hier wurden ja einige mögliche Kandidaten genannt. Kann mir jemand sagen, weshalb Hortiboletus bubalinus hier nicht in Frage kommen kann.


    Vielen Dank im Voraus und LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Hallo Matthias


    Vielen Dank. Das habe ich mir gedacht, aber kann das nicht auch manchmal ziemlich schwach ausfallen? Ich habe einen Beitrag von Pablo (Beorn) gesehen, wo dieses rötliche meiner Meinung nach teilweise auch nicht so deutlich zu sehen ist (Beitrag #1 und #4): RE: Gartenröhrlinge

    Und ich meine oben auch so leichte rötliche Töne unter dem Hutrand zu sehen. Aber da habe ich wohl noch viel zu lernen. Vielen Dank, dass ihr mich immer wieder mit Tipps unterstützt.

    Edit: Jetzt habe ich gerade gesehen, dass beim Beitrag von Pablo zwar das Hutfleisch auch nicht so deutlich rötlich ist, aber auch lange nicht so gelblich wie bei den hier gezeigten Exemplaren, wie du schon geschrieben hast. Also darf das Hutfleisch bei H. bubalinus nie so gelblich sein, sondern rötlich-weisslich und im unteren Bereich etwas blauen, oder?


    LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Also darf das Hutfleisch bei H. bubalinus nie so gelblich sein, sondern rötlich-weisslich und im unteren Bereich etwas blauen, oder?

    Hallo Benjamin,

    es ist der Gesamteindruck verschiedener Merkmale und manche können auch mal schwach ausfallen. Wir beurteilen hier nur Bilder und da liegt man manchmal daneben,

    viele Grüsse

    Matthias

  • Hallo Matthias


    Das verstehe ich natürlich und mir ist bewusst, dass zu so einer Beurteilung jahrelange Erfahrung dazugehört und man nur nach Bildern selbst dann oft nur eine Vermutung äussern kann, vor allem bei so schwierigen Gattungen.


    Danke und LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Hallo Matthias


    Den Kibby habe ich hier und finde die Seite mit den Schnittbildern wirklich toll. Das Buch insgesamt finde ich sehr empfehlenswert, allerdings muss auch der Leser den Inhalt richtig interpretieren können und da mangelt es bei mir leider noch. Aber ich hoffe, dass ich mich weiterentwickle. :)


    LG und nochmal danke

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Vielen Dank erst einmal allen, die sich an der Diskussion zur Artenfindung beteiligt haben. :thumbup:

    Letztlich hat Jürgen, wie nicht anders zu erwarten, die Richtung aufgezeigt! :)

    ich halte hier X. ripariellus für gut möglich, auch wenn der erste Eindruck hier eher in Richtung Arten wie engelii oder armeniacus gehen mag und der Standort wohl nicht in einer Uferzone gelegen hat. Ich erkenne hier aber einige makroskopische Übereinstimmungen zu der Aufsammlung, die seinerzeit hier publiziert war.

    Bei der publizierten Arbeit, auf die Jürgen verweist, handelt es sich um einen Aufsatz von Th. Lehr & J. Schreiner zu X. cisalpinus (ZMykol. 72/2, 2006)

    Ein kurzer mikroskopischer Check ergab Sporen von 11-12(13) x 4-4,5(5) µm mit einem Q von 2,5 bis 2,9.

    Unter Immersion (1000-fach) konnte man eine feine Längsstreifung der Sporen erahnen. Das passt sowohl zu ripariellus als auch zu cisalpinus.

    Auch die rötlichen Stielflöckchen kommen bei allen beiden Arten vor.

    Betrachtet man das Blauen im Schnitt, so ähnelt sich auch das. Dieses Merkmal ist also auch eher unbrauchbar zur Unterscheidung.


    Meiner Meinung nach gibt es jedoch deutliche Unterschiede in der Hutdeckschicht.

    So sollen bei ripariellus die Endzellen der +/- zylindrischen Hyphen meist birnenförmig bis blasig anschwellen, während diese bei cisalpinus idR abgerundet-zylindrisch sind. Die mikroskopische Untersuchung der HDS zeigte keine angeschwollenen Endzellen sondern lediglich abgerundete. Diese entsprechen sehr gut den Abbildungen 6A und 7A des oben genannten Aufsatzes von 2006.


    Aus den genannten Gründen bin ich mir ziemlich sicher mit Xerocomellus cisalpinus!

    Natürlich ist es immer schwierig, wenn man nur junge Fruchtkörper vor sich hat. Gerade bei den Filzröhrlingen, von denen wir wissen wie sehr sie sich im Laufe ihrer Entwicklung verändern können.

    Wenn du gestattest, könnte ich die Fotos auch mal in eine europäische Röhrlingsgruppe auf FB stellen falls sich hier nix weiter ergibt.

    Ich habe nichts dagegen André und bin auf weitere Meinungen gespannt!


    LG, Nobi

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  • Hallo Nobi,


    ich kann hier zwar nichts Erhellendes beitragen aber ich staune das Du dich mit Filzröhrlingen abgibst. Ich dachte die hat deiner Meinung nach der Teufel gemacht :D .


    VG Jörg

  • Hallo Nobi,


    danke für das Update. Zunächst eine Korrektur: Mein Verweis bezieht nicht auf den Artikel von 2006 (cisalpinus), sondern auf den von 2000 (ripariellus). Der ist auch verlinkt, hier nochmal.


    Den Fotos nach waren das ja noch recht junge Fruchtkörper. Wenn Du da trotzdem schon mit dem Lichtmikroskop eine Sporenstreifung erkennen konntest, spricht das m.E. erst recht für ripariellus. Bei X. cisalpinus ist die Sporenstreifung selbst bei Vollreife viel schwächer ausgeprägt und praktisch nur mit dem REM erkennbar.


    Die HDS-Struktur variiert in Abhängigkeit vom Reifestadium. Wenn bei Deiner Kollektion keine blasig-angeschwollenen Endzellen ausgebildet waren, kann es einfach daran liegen, dass die Frkp. noch zu jung waren. Wie extrem hier die Variationsbreite ist, zeigen Ladurner & Simonini (2003) auf ihren Tafeln S. 253-258 eindrucksvoll auf.


    Grüße, Jürgen

  • Danke für die Ergänzungen, Jürgen!

    Die HDS-Struktur variiert in Abhängigkeit vom Reifestadium. Wenn bei Deiner Kollektion keine blasig-angeschwollenen Endzellen ausgebildet waren, kann es einfach daran liegen, dass die Frkp. noch zu jung waren. Wie extrem hier die Variationsbreite ist, zeigen Ladurner & Simonini (2003) auf ihren Tafeln S. 253-258 eindrucksvoll auf.

    In der Tat beeindruckend diese große Variabilität!

    Somit sehe ich mich allerdings nicht in der Lage, ripariellus und cisalpina in dem von mir vorgestellten Altersstadium sicher zu trennen.

    Wenngleich Fig. 220, S. 467 (Foto von X. ripariellus) des oben genannten Buches der hier gezeigten Aufsammlung ziemlich nahe kommt.

    Aus den genannten Gründen bin ich mir ziemlich sicher mit Xerocomellus cisalpinus!

    Ich habe schon gewusst, warum ich ziemlich sicher und nicht völlig sicher schrieb! :D

    Ich dachte die hat deiner Meinung nach der Teufel gemacht.

    Ja Jörg, es scheint tatsächlich so, dass der Teufel da seine Hand mit im Spiel hat! ==2

    Zukünftig werde ich mich lieber wieder "meinen" kleinen Pilzchen widmen, die Filzröhrlinge sind mir im wahrsten Sinne des Wortes einfach eine Nummer zu groß! ;)


    LG, Nobi

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  • Hallo Nobi,


    für entscheidend halte ich die Tatsache, dass Du die Längsstreifung der Sporen im Lichtmikroskop ohne größeren Aufwand sehen konntest. Das ist bei X. cisalpinus für Amateure kaum möglich, vgl. Kibby (2017: 126): "very finely longitudinally striated but this needs a very high quality microscope, prefereably with x1000 oil immersion objective and x15 eye pieces to stand a chance of seeing the striations".


    Da X. cisalpinus ungleich häufiger ist als ripariellus, kannst Du ja bei nächster sich bietender Gelegenheit mal den Quercheck bei den Sporen machen.


    Ich hätte - Stand jetzt - keine Probleme damit, den Fund als X. ripariellus einzutüten und ggf. zu kartieren.


    Grüße, Jürgen

  • Ich hätte - Stand jetzt - keine Probleme damit, den Fund als X. ripariellus einzutüten und ggf. zu kartieren.

    OK. Nun bin ich weitestgehend überzeugt.

    Abschließend ein Sporenfoto (1000fach in Wasser, unter Immersion).



    Hier kann man die Streifung zwar nur erahnen. Beim mikroskopieren und spielen mit der Schärfentiefe war diese um einiges deutlicher zu erkennen.


    LG, Nobi

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  • Hallo nobi_†


    Klar ist das das Schnittbild nicht viel mehr als X. ripariellus, cisalpinus oder fennicus zulässt.

    Nach dem ich deine Fotos und deine Mikrodaten (dein Sporenfoto kam etwas zu spät) in das europäische Facebookforum für Boleten gestellt habe, ist man ebenfalls einstimmig der Meinung das es X.ripariellus ist.


    Hier die Einschätzung von Giampaolo Simonini den ich sehr schätze:


    Wenn die Pileipellis runde Zellen aufweist, kommen nur Xerocomellus ripariellus oder X. intermedius (=X. fennicus) in Frage. Der zweite hat eine nördlichere Verbreitung und deutlich verkürzte Sporen, sodass die einzig mögliche Option X. ripariellus zu sein scheint, wie mein Freund Davide Puddu bereits sagte.

    Bitte überprüfen Sie die Sporenoberfläche: Sie sollte gestreift sein und auch mit optischer MS sichtbar sein.

    Die starke Blaufärbung an der Stielbasis passt auch zu X. ripariellus.


    Grüße Andre

  • Vielen Dank, Andre.

    Hier die Einschätzung von Giampaolo Simonini den ich sehr schätze.

    Na, wenn G. Simonini, immerhin Mitautor der Fungi Europaei 8 (Xerocomus s.l.) und Jürgen Schreiner sich mit Xerocomellus ripariellus einig sind, habe ich natürlich keine Zweifel mehr an der Bestimmung. Wieder etwas gelernt!


    LG, Nobi

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