Leptonia-Flut

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 942 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Clavaria.

  • Hallo zusammen


    Auf meinem letzten Ausflug wurde ich regelrecht bombardiert mit Rötlingen. Hier einige Kollektionen aus der Untergattung Cyanula, die ich versucht habe zu bestimmen.

    Diese kleinen Rötlinge sind einfach schön, deshalb sammele ich sie in einem eigenen Beitrag. Für die restlichen Funde folgt dann ein zweiter.

    Trotz aktueller Literatur ist die Bestimmung alles andere als einfach, vor allem kann man sich nicht so richtig auf die Farben verlassen.

    Also bitte korrigiert mich, wenn etwas nicht stimmt.


    Ich komme ich auf Entoloma lividocyanulum.

    Habitat: Rand einer Skipiste bei Fichten und Lärchen, ca. 1700m.


    Sporen recht klein, kaum länger als 9 µm. Basidien 4-sporig, keine Schnallen, keine Zystiden.


    HDS eine Kutis, im Zentrum mit Übergang zu einem Trichoderm. Braun intrazellulär pigmentiert.



    Gleiches Habitat, direkt neben dem vorherigen. Eine ziemliche Knacknuss.

    Ich ziehe E. linkii, E. pseudoturci und E. poryphrogriseum in die engere Auswahl.

    Aber keiner passt mir so richtig, vor allem ist der Hut immer zu faserig, kaum schuppig.

    Auffallend ist der gelbe Basalfilz, das finde ich bei keiner der drei Arten in der Literatur.


    Sporen wieder recht klein, selten länger als 10.5 µm. Basidien 4-sporig, keine Schnallen.


    Dieser hier hat eine sterile Lamellenschneide mit sehr vielen zylindrischen oder schwach keuligen, teils septierten Cheilozystiden.

    Das wäre wohl der carneogriseum- oder porphyrogriseum-Typ gemäss FE5b, wobei mit der Unterschied noch nicht ganz klar ist.


    HDS wieder gleich wie vorher, mit rein intrazellulärem Pigment.



    Die restlichen Kollektionen sind von einer Bergwiese auf ca. 2350m, mit Salix herbacea.


    Diese hier würde ich gerne Entoloma asprellum nennen.


    Sporen etwa 10.5-12.5 x 8-9 µm. Basidien 4-sporig, keine Zystiden, keine Schnallen.


    HDS - ihr ahnt es - wieder gleich, intrazellulär pigmentiert.



    Bei dem hier tappe ich noch völlig im Dunkeln. Vielleicht Entoloma ochromicaceum.


    Sporen wieder ähnlich, 11-12.5 x 7.5-8.5 µm. Basidien 4-sporig, keine Schnallen.


    Lamellenschneide steril, mit keuligen Zystiden.


    HDS wie immer...



    Zum letzten läuft noch eine Anfrage im DGfM-Forum (hier). Ich hoffe dass Kai Reschke dort mal rein schaut.

    Im Moment nenne ich es einfach mal Entoloma cf. nigroflavescens.


    Sporen heterodiametrisch, Ecken abgerundet, teils eher knotig als eckig. Etwa 10-12 x 7-9 µm.

    Basidien viersporig, keine Zystiden, keine Schnallen.


    HDS hymenidermal. Pigment kräftig braun, intrazellulär, oft unregelmässig klumpig verteilt.


    Gruss Raphael

  • Servus Raphael,


    schöne Funde und vA ein toller Bericht mit super Bildern!


    auch bei uns geht's inzwischen gut los mit den Rötlingen. Ich konnte sogar in Tallagen in den letzten Tagen schon einige schöne Kollektionen sammeln und übers Wochenende geht's für mich auch rauf ins Gebirge, da kommt dann sicher noch einiges dazu.

    Nächste Woche werd ich dann auch mal versuchen mir etwas Zeit zu nehmen um dazu einen Beitrag zu verfassen.


    Ich wünsch dir auf jeden Fall weiterhin viele erfolgreiche Gebirgsexkursionen und freu mich schon auf deine Berichte!


    Liebe Grüße

  • Servus Raphael,


    tja, Cyanula ist ein taxonomisches Minenfeld, und Kollektionen über 2000 m sind sicher besonders schwer zu knacken :gkopfkratz:

    Die neuen Schlüssel in FE5B habe ich noch nicht ausprobiert, deshalb kann ich nichts zu deinen Bestimmungen sagen.

    Die Stereotypie bei der HDS-Mikroskopie ist mir bei der Gruppe auch aufgefallen, deshalbe hatte ich in den letzten Jahren darauf verzichtet, zumal man bei Exsikkaten ja auch die möglicherweise vorhanden blauen Pigmente nicht mehr sieht.

    In diesem Jahr habe ich auch schon etliche Cyanula-Kollektionen eingesackt und bin gespannt, wie ich mit FE5B zurechtkomme im Winter.


    Beste Grüße

    Matthias

  • Hallo zusammen


    Noch ein kurzes Update hierzu:

    Das vermeintliche Entoloma ochromicaceum hat sich genetisch als Entoloma formosum herausgestellt.


    Entoloma nigroflavescens hat sich bestätigt, nachdem es morphologisch eigentlich nichts anderes sein konnte.

    Die Art wurde erst kürzlich beschrieben.

    Eigentlich noch spannend, die Art ist doch recht markant, ich frage mich ob die früher wirklich noch nie gefunden wurde.

    Fehlbestimmen kann man die kaum. Oder sie wurde als "unbestimmbar" verworfen.

    Das hier ist laut GBIF der dritte Beleg weltweit und der erste ausserhalb Frankreich (abgesehen von Bodenproben).


    Gruss Raphael