Eichen-Hainbuchendominierter Mischwald bei Hassfurt

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 1.500 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von nobi_†.

  • Servus beinand',


    ich war letztes Wochenende bei Hassfurt in Unterfranken in einem wärmebegünstigten Mischwald unterwegs.

    Es war eigentlich viel zu heiß, trotzdem war der Untergrund noch ziemlich nass, sodass ich doch den ein oder anderen Fund machen konnte.

    Zu Beginn waren einige größere Kollektionen verschiedener Filzröhrlinge zu finden.

    Neben Hortiboletus engelii, die meist vom Goldschimmel befallen waren, diese schöne Gruppe vom Düsteren Filzröhrling, Xerocomellus porosporus.

    Sofort auffallend die weißen Risse in der Huthaut komplett ohne roter Subcutis, ferner der graudüstere Stiel mit allenfalls einer schmalen roten Zone im oberen Stielteil, weißliches Fleisch, im Stiel düster, wie außen, leicht blauend.



    Dann massenhaft Echte Ziegenlippen, Xerocomus subtomentosus, die im Gegensatz zu den anderen Filzern praktisch nicht vom Goldschimmel befallen waren.

    Schöner olivgrüner Hut, auffallend grellgelbe Poren, hellgelbliches Fleisch, in der unteren Stielhälfte rosalich. Auffallend auch das weiße Basismycel und die festfleischigen Fruchtkörper.



    Agrocybe erebia, Leberbrauner Ackerling zwischen dem Laub auf blanker Erde. Typisch der deutliche aufsteigende Ring und die dunklen Farben. Finde ich immer mal wieder, aber selten in so vielen Fruchtkörpern.



    Nicht weit davon entfernt eine Limacella, die ich wegen fehlender Orangetönen, das auf dem Foto jetzt leider gar ned so aussieht, gerne L. vinosorubescens nennen würde. Starker Mehlgeruch, der an Maischwammerl erinnert.



    Eine riesige Kollektion vom Riesenscheidenstreifling, Amanita ceciliae, in allen Entwicklungsstadien



    Ein jung dunkelbrauner eichenbegleitender Milchling, später etwas heller werdend, mit sehr wässriger namensgebender Milch, Lactarius subumbonatus, Wässriger Milchling.

    Deutlich hellere Aufsammlungen werden als L. serifluus bezeichnet, meist aber synonym zu obigen gestellt.



    Leccinellum pseudoscabrum, der Hainbuchenraufuß war dort auch in Massen vertreten.



    Eigentlich hatte ich gar keine Zeit mich auch großartig um Pilze auf Holz zu kümmern. Ein paar Ausnahmen gab's dann doch. Ich kann halt ned anders...

    An der Unterseite eines armdicken Salweidenstammes, Datronia mollis. Großporige Datronia. Bei frischen Fruchtkörpern ist tatsächlich ein feiner Aprikosenduft zu vernehmen. Am Ast am oberen Bildrand sind auch die Stromata von Diatrype bullata, dem Blasigen Eckenscheibchen zu erkennen.



    Diese auffällige orangefarbene Hypocrea hab ich nun schon ein paar mal gefunden, einmal an Birke, sonst an Buche.

    Nach Jacklitsch sollte das H. auranteffusum sein. Habt ihr die auch schon mal gehabt?





    Mehrmals fand ich diesen Scheidenstreifling, der noch unbestimmt ist. Auffallend die braunen einfarbigen Hüte, und der reinweiße schürfelige Stiel mit reinweißer Scheide.



    Ein stattlicher Täubling mit waschlederfarbenen Lamellen bei älterer Buche, dem ich vorerst den Arbeitsnamen R. curtipes gegeben hab.




    Natürlich gab's auch Sommersteinpilze, Boletus aestivalis.



    Der Fund des Tages lag aber auf dem Weg zurück zum Auto auf einmal vor meinen Füßen. Das Substrat war ein vermooster vor Kurzem herabgefallener Hainbuchenast auf dem ich auch Peniophora laeta antreffen konnte.

    Ist fast a bissl unfair, dass ausgerechnet ich, der mit Ascomyceten nicht viel zu tun hat, diese schöne Encoelia glaberrima findet durfte.









    Das alles soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass eigentlich, bezogen auf das Potential dieses Gebietes, nicht wirklich viel los war.

    Ich werde wieder berichten.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Hallo Werner,


    das sind doch schöne Funde. Von einigen wußte ich nicht einmal das sie existieren.

    nicht wirklich viel los war.

    Jetzt darf ich es endlich auch einmal schreiben. Das ist Jammern auf hohem Niveau. Sonst bekomme ja ich meistens diesen Spruch ab :D .


    Danke fürs Zeigen.


    VG Jörg

  • Lieber Werner

    Danke für Deinen tollen Bericht!
    Interessant finde ich die dunklen Frk von L. subumbonatus, die ich so noch nie gesehen habe. Ich finde immer nur L.serifluus falls es denn zwei Arten sind.
    Die Encoelia ist natürlich ein Kracher. Noch nie gesehen oder gehört und wahrscheinlich zunächst nicht mal auf die Gattung gekommen.

    LG Karl

  • Hi.

    Die Encoelia ist natürlich ein Kracher. Noch nie gesehen oder gehört und wahrscheinlich zunächst nicht mal auf die Gattung gekommen.

    Dem schließe ich mich an. Immer wenn man meint, man kennt mittlerweile vieles, kommt einem doch wieder was völlig Neues vor die Nase. Nie gehört, nie gesehen, Danke fürs Zeigen.

    L. serifluus und L. subumbonatus sollen wohl genetisch gleich sein, daher trenne ich die auch nicht mehr.


    LG.

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  • GriasDi lieber Werner


    So viel Neues durfte ich auf deiner „nicht viel los“-Runde kennen lernen.

    Danke dir herzlich fürs Mitnehmen.

    Beste Grüsse

    Corinne

    Hinweis: Mit meinen Beiträgen und Kommentaren kann ich keine Tipps/Empfehlungen zum Verzehr abgeben. Zur Pilzbestimmung für Speisezwecke den Pilzsachverständigen vor Ort konsultieren. Vielen Dank.

  • Wow Werner

    Das sind wieder sehr, sehr schöne Funde.

    H. auranteffusum noch nie gefunden, muss mal etwas mehr lesen über diese Art.

    Und der Ascomyceten im letzten Beitrag ist ja ein 6 im Lotto 😉.

    BG Andy


    Hier noch zum lesen -> Hypocrea

    Datei downloadbar.

    European species of Hypocrea part II: species with hyaline ascospores

    European species of Hypocrea part II: species with hyaline ascospores - Fungal Diversity
    To date 75 species of Hypocrea/Trichoderma forming teleomorphs are recognised in Europe. The 56 hyaline-spored species are here described in detail and…
    link.springer.com

  • Grias Di Werner


    Vielen Dank für diesen schönen Beitrag. Wirklich sehr schöne Fotos und was ich noch herausheben möchte, sind deine tollen Beschreibungen, die Lernenden, wie mich, dabei unterstützen etwas dazuzulernen. :daumen:


    LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Hallo Werner, da kann ich mich dem Benjamin nur anschließen. Du zeigst nicht nur seltene Pilze und ihre Namen, sondern erklärst ein bisschen was. Ich lerne durch deine Beiträge und dafür möchte ich mich hier auch einmal bedanken.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Toller, sehens- und lesenswerter Beitrag, Werner! :thumbup:

    Der Fund des Tages...

    Ist fast a bissl unfair, dass ausgerechnet ich, der mit Ascomyceten nicht viel zu tun hat, diese schöne Encoelia glaberrima findet durfte.

    "A bissl unfair" trifft es ganz gut! ;)

    Ich beschäftige mich nun seit Jahrzehnten vorrangig mit Ascomyceten und habe die Art noch nicht einmal von weitem gesehen! ?(

    Laut Pilze-Deutschland gerade einmal in drei Bundesländern nachgewiesen ist das in der Tat ein großartiger Fund!


    LG, Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72